Merkur & Venus am 28. Mai 2021 beobachtet

  • Hallo,


    wie schon gestern Nacht im Beobachtungshinweis zur Begegnung von Merkur und Venus angekündigt, konnte ich das Planetenduo in Wolkenlücken fotografieren. Hier mal ein Beispiel aus der späteren Dämmerung, das ich ausgewählt habe, weil der nur +2,2 mag helle Merkur da am deutlichsten zu erkennen ist:



    Merkur ist aber auch schon auf den früheren Aufnahmen bei deutlich hellerem Himmel abgebildet, nur hätte ich ihn da selektiv hervorheben müssen, damit er hier mühelos zu sehen ist.


    Während der fotografische Nachweis Merkurs zwischen 21.25 und 22.25 MESZ ausnahmslos bei jeder Belichtungszeit (1/500 bis 1/15 s) gelang, konnte ich ihn visuell überhaupt nicht sehen. Ich suchte immer wieder mit dem Nikon 8x32 EDG, aber keine Chance, Merkur blieb verborgen.


    CS, Jörg

  • Hallo Jörg,


    Das ist eigentlich schon ein stimmungsvolles Bild mit den beiden Planeten zwischen den Wolkenlücken. Merkur ist mit 2m2 in der Tat sehr schwach und am aufgehellten Dämmerungshimmel hebt er sich kaum noch vorm Hintergrund ab.

    Meinem Glückwunsch zum erfolgreichen Ablichten von Venus und Merkur.


    Viele Grüße

    Gerd

  • Hallo Jörg,


    dafür, dass das so schwierig mit dem Aufsuchen war, ist das ein perfekter Schuß - der Busch als Gleichnis zur Wolke und dann Venus und Merkur leicht hervorlugend aus der Wolkenlücke...


    Sternklare Grüße - Alko

  • Hallo Gerd, Hallo Alko,


    danke für Eure freundlichen Kommentare. Das mit der visuellen Unsichtbarkeit Merkurs hat mir keine Ruhe gelassen. Deshalb habe ich heute 21.20 MESZ nochmal mit dem 120er SD-Bino bei 53x nach ihm geschaut. Aber an der Stelle, an der er gewesen sein müsste, war absolut nichts. Später schauen konnte ich leider nicht, weil Venus und Merkur da schon vom Balkon aus hinter Bäumen standen.


    Merkur bekommt dank seiner Sonnennähe zwar deutlich mehr Licht als der Erdmond, aber das fällt bei schmaler Merkursichel sehr flach auf die terminatornahe Oberfläche. Dies führt in Verbindung mit dem geringen Albedowert von 14% zu der aktuell bescheidenen Gesamthelligkeit und zu geringem Kontrast. Heute war nun auch die Transparenz deutlich schlechter als gestern Abend. Also war es folgerichtig, ihn nicht zu finden. Auch mit dem größeren Instrument nicht.


    CS, Jörg

  • Hallo,


    Ich bin gerade draussen.

    Venus konnte ich gut sehen, Merkur war im 10" Cassegrain sehr schwach im Okular. Er hob sich gerade noch vorm Hintergrund ab.


    Ich konnte beide erst spät sehen, da eine Wolkenbank beide Planeten lange bedeckte.


    Viele Grüße

    Gerd

  • Jörg,


    da möchte ich gerne den anderen beipflichten und Dir zu dem gelungenen Foto gratulieren, besonders wie die beiden Planeten in die terrestrische Umgebung eingebettet sind.


    Gruß,

    Manfred

  • Hallo zusammen,


    gestern (Samstag) habe ich nochmal beide Planeten zusammen um ca. 22 Uhr beobachten können, Merkur war DEUTLICH schwächer als am Freitag im 15x50 Fernglas zu sehen. Ich befürchte, dass er heute (Sonntag) nicht mehr visuell zu erkennen sein wird. Fotografisch sollte noch mal etwas gehen, am Montag wird wohl auch das nicht mehr möglich sein. Fotos folgen noch...


    Schöne Grüße!


    Stefan

  • Hallo,


    Auf meinen Fotos von gestern Abend konnte ich tatsächlich beide Planeten zusammen ablichten. Auf dem Monitor der Kamera konnte ich immer nur die Venus sehen.

    Die Fotos reiche ich nach, sobald ich Zeit dazu habe.


    Viele Grüße

    Gerd

  • Hier nun meine Bilder der letzten beiden Tage:


    28.05.2021, 7DII mit 1120 mm, die Sichelform von Merkur ist selbst bei der Brennweite noch nicht zu erkennen



    28.05.2021, 7DII und 400 mm


    28.05.2021, 7DII und 220 mm


    29.05.2021, Merkur schwach unterhalb des Kondensstreifens zu erkennen, Ausschnitt aus einem Bild mit der 7DII und 400 mm


    Alle Bilder sind kontrastverstärkt worden, um Merkur besser sichtbar zu machen.



    Schöne Grüße!


    Stefan

  • Hallo,


    schön, dass nun doch noch einige mehr die enge Begegnung von Merkur und Venus fotografieren und teilweise sogar sehen konnten. Die Ergebnisse sind ja auf drei Threads verteilt.


    Im Nachhinein hätte ich das Ereignis wohl besser am Taghimmel mit der ASI statt mit der DSLR aufnehmen sollen. Phensri hat in ihrem Thread gezeigt, dass man die schmale Merkursichel trotz ihrer geringen Helligkeit gut videografieren konnte. Zwei Videos mit passenden Belichtungszeiten für Merkur bzw. für Venus kurz hintereinander aufnehmen und die Summenbilder kombinieren – das wär‘s gewesen. Aber ja, hinterher ist man immer schlauer...


    CS, Jörg

  • Hallo allerseits,


    gestern Abend war der Abendhmmel so blau, dass es doch noch einmal versucht werden musste, die beiden Planeten einzufangen, auch wenn es bei der Betrachtung die bisherigen Berichte und Fotos hier ziemlich aussichtslos erschien. Und letzteres sollte sich dann auch zu bestätigen - wie sollte man auch den orangefarbenen Merkur in der rötlichen Abenddämmerung ausfindig machen - beste Tarnung.

    Aber Probieren geht über Studieren, und so entstand u.a. dieses Foto mit 200mm an der EOS 600D um 22:18 MESZ:







    Es ist hier so eingestellt, wie es auch aus der Kamera kam, nur forengerecht herunterskaliert. Zu dem Zeitpunkt stand Venus ca. 5°30' und Merkur 3°42' über dem Horizont - sagt Stellarium. Die Suche nach Merkur erwies sich am Monitor als ziemlich zwecklos, er schien im Rauschen unterzugehen, und irgendwann wurde jedes helle Pixelrauschen plötzlich ein Merkur, um gleich darauf wieder zu verschwinden.


    Deshalb habe ich die Koordinaten beider Planeten für Azimut und Höhe in Pixelwerte umgerechnet, um den Bereich einzugrenzen, in dem Merkur überhaupt zu finden sein müsste und dort bei hoher Vergrößerung gesucht.


    Die berechneten Werte für Merkur waren dann horizontal 2318px und vertikal 2136px ( bei 0/0 links oben) im Originalfoto, das hier zu finden ist:


    https://www.dropbox.com/s/l77enze0yjmfsmx/IMG_8880.JPG?dl=1


    Und wirklich zeigte sich am Ort 2350px / 2088px, also ganz dicht in der Nähe, ein Fleckchen, von dem ich mir einbilde, es wäre doch etwas heller als die verrauschte Umgebung. Im folgenden Ausschnitt mit 200px x 150px sitzt dieser Fleck genau in der Bildmitte:








    Das kann jetzt von denen, die es möchten, auch am Original überprüft werden. Da würde mich schon interessieren, ob meine Vermutung bestätigt werden kann, wobei meine Vermutung auch letzten Endes sehr, sehr vage ist.


    Eines möchte ich noch ergänzen, nämlich die Atmosphäre drumherum mit quakenden Fröschen, den letzten Rufen von Widvögeln, dem Brummen von Maikäfern und nicht zuletzt das Stampfen einer zeitweise galoppierenden Herde von Pferden, die visuell kaum noch wahrnehmbar waren, aber man hat ja höhere ISO-Zahlen zur Verfügung:








    Vielleicht hört ja eines davon auf den Namen "Merkur" ....



    Viele Grüße

    Manfred

  • Hallo Manfred,


    vielen Dank für Deinen sehr interessanten und auch sehr stimmungsvollen Beitrag. Genau das ist ja das Besondere an unserer Leidenschaft: Die Möglichkeit, exakte Wissenschaft und Naturerlebnis, sprich Verstand und Gefühl, mit einander zu verbinden. Darüber hinaus freue ich mich natürlich über und mit jedem, der nicht nur auf den Auslöser drückt, um ein schönes Foto zu machen, sondern hinterfragt, was er da aufgenommen hat und ein bisschen rechnet, um es zu verifizieren.


    Ohne Deine Berechnung im Detail überprüft zu haben, halte ich es durchaus für plausibel, dass Du tatsächlich Merkur erwischt hast. Und das ist doch ein schöner Erfolg angesichts der von Tag zu Tag schwieriger werdenden Bedingungen.


    CS, Jörg

  • Hallo Manfred,


    vielen Dank für die Bilder und die Infos, wenn ich recht verstehe stand gestern Merkur etwa 2 Grad unterhalb Venus. Visuell habe ich ihn nicht gesehen, weder mit einem 10x42 noch mit einem 20x70 Glas. Venus dagegen war mit dem bloßen Auge schon nicht zu übersehen. Das wundert mich etwas, hast du visuell Merkur sehen können? Wenn morgen das Wetter mitspielt hast du einen Tipp?


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Manfred,


    ich habe mir mal Dein Bild angeschaut, das könnte tatsächlich Merkur sein, obwohl ich mir auch nicht sicher bin. Jedenfalls finde ich ebenfalls diesen Punkt, wenn ich an den Reglern drehe.


    Thomas, den Merkur wirst Du heute nicht mehr finden. Er steht nun zu nah an der Sonne, die Helligkeit ist im Vergleich zu meiner letzten Sichtung am Sonntag

    (nur auf dem Kameradisplay - nicht mehr mit meinem 15x50 - Fernglas!) nochmal deutlich gesunken. Da wird auch dein 20x70 keinen Vorteil mehr bringen.

    Aber das macht ja nichts, die Venus steht ja trotzdem noch schön in der Abenddämmerung. Da lohnt sich eine Beobachtung auch ohne Merkur :)


    Schöne Grüße!


    Stefan

  • Hallo Jörg, Thomas und Stefan,



    vielen Dank für eure Rückmeldungen, sie haben mich sehr gefreut, und sie sind bestimmt ein Ansporn dafür, auch das nächste Mal etwas zu probieren, selbst wenn die Aussichten nicht viel versprechend sind.


    Jörg: bezüglich der Bildanalyse - vielleicht ein wenig hochtrabend der Begriff, aber im Prinzip ist es so gemeint, wie Du es formuliert hast - die Hoffnuung bestand ja darin, den Planeten eventuell doch noch im Foto zu finden, und da war das Rechnen halt ein Weg dafür. Aber grundsätzlich versuche ich, Fotos in allen Einzelheiten zu betrachten, weil sie manchmal doch unerwartete Überraschungen bieten, oder es tauchen Aspekte auf, wo man sich neugierig fragt, was und wie das sein kann.

    Und weil der Rechenweg vielleicht doch auch für andere interessant ist, habe ich ihn eben abfotografiert und mit Kommentaren ergänzt, damit man den Gedankengang leichter verfolgen kann:







    Die Klaue bitte ich zu entschuldigen, da machte sich nach dem längeren vergeblichen Suchen der Frust schon etwas stärker bemerkbar .....


    Thomas: aus der Rechnung kannst Du ersehen, dass die 2° unterhalb von Venus, die Du genannt hast, gut passen. Vor Ort hatte ich auch versucht, Venus im Zeiss 10 x 50 Jenoptem und im Vixen 8 x 42 Vixen Atrek zu finden - völlig aussichtslos, auch wenn ich genau wusste, wo ich suchen musste. Dazzu hat Stefan ja auch etwas geschrieben. Vorgestern hatte Merkur nur noch eine Helligkeit von 2,7mag (reduziert auf 4,4mag durch Luftmassen, sagt Stellarium) , da ist schon jedes Schleierwölkchen wie ein undurchsichtiger Vorhang.


    Einen Tipp für heute Abend oder auch sonst? Ähnlich wie Stefan: genieße den Anblick von Venus, ihre Annäherung an den Horizont und ihr Verschwinden dahinter, ihr Farbenspiel in Horizontnähe. Vorher, unmittelbar nach Sonnenuntergang, kannst Du am Horizont gegenüber im Südosten den Erdschatten aufsteigen sehen, wie er sich in einem flachen Bogen vom Nordosten bis in den Süden hinein erstreckt. Das fällt mir dazu als erstes ein. Andere, erdgebundene Dinge habe ich ja schon erwähnt. Und an manchen Orten vielleicht ganz oben auf der Prioritätenliste - Mückenöl. Die Biester wurden schon heute morgen lästig, und ich erinnere mich an Ausflüge in die Natur, die ich nur tief verschleiert und mit einem kleinen Sehschlitz vorne überstanden habe, weil sie wirklich überall waren....


    Beste Grüße

    Manfred

  • Hallo Manfred,


    vielen Dank für die Infos, mir war gar nicht klar, dass Stallarium auch die Position und Helligkeit angibt, dann hätte ich auch selbst drauf kommen, dass Merkur sehr schwer zu sehen sein wird. Ich hätte nicht erwartet, dass das Merkur am 31.5. fast 7 Größenklassen schwächer als Venus war.


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Manfred,


    danke für den detaillierten Rechengang. Ja, so kann man das machen. Die Abweichung am Ende ist wohl nur einer eventuell möglichen leichten Verkippung der Kamera gegenüber dem Horizont und – mit sehr kleiner Auswirkung – der Verebnung sphärischer Koordinaten in die Fläche geschuldet. Um es zu verfizieren, könntest Du auf einem zweiten und evtl. dritten Bild nachsehen, ob an der – ausgehend von den jeweiligen Venus-Pixelkoordinaten – neu gerechneten Stelle der gleiche schwache Merkur ist. Wenn ja: Heureka!


    Apropos Mücken: In unseren Breiten halten permethrinbehandelte Klamotten (vom Outdoorausstatter) die Plagegeister recht gut in Schach. Ich hab so ein Hemd, wenn ich das beim Beobachten anziehe, bleiben sie auf Abstand. Zumindest in unseren Breiten. Wie es mit den skandinavischen Hardcore-Mücken ist, weiß ich nicht. Und in Australien hab ich mal bei einer Mondfinsternis mit Handschuhen und Moskitonetz über dem Hut beobachtet. Trotz feinmaschig vergitterten Okularblicks hatte ich irgendwann doch eine darunter. Die war da im Dunkeln nicht mal rauszubekommen. Zum Glück hat das Permethrin sie ziemlich schnell gekillt.


    CS, Jörg

  • Jörg,


    "Heureka! " muss warten. Das von mir eingestellte Foto ist das früheste einer Serie, und da ist dieser helle Fleck ja auch nur mit großer Mühe zu erkennen. Ich habe es noch mit zwei späteren Fotos probiert, indem ich einfach im obigen Foto den "hellen Fleck" markiert und das nächste Foto so darüber gelegt habe, dass Venus jedesmal an derselben Stelle stand. Wenn ich dann zwischen beiden Ebenen hin- und hergeschaltet habe, dann war da nichts als Rauschen im rötlichen Gewölk. Da die Brennweite bei allen Fotos gleich und die Kamera auf dem Tracker positioniert war, sollte nauch der Himmelsausschnitt gleich gewesen sein.

    Ein blauer Dämmerungshimmel bis hinunter zum Horizont ist hier halt auch etwas Seltenes. Aber eine nächste Gelegenheit wird es bestimmt noch einmal geben ....


    Gruß,

    Manfred

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