Solar-Newton 150/750, Verbesserung der Kontrastübertragung eines entspiegelten Hauptspiegels

  • Hallo Gerhard,


    Zitat von Gerhard_S

    Die polierte, plane Rückseite wirft das Licht wieder nach vorn zurück und wird auch noch aufgeweitet. Der Fangspiegel selbst sieht seinen eigenen Schatten. Da sollte bei einer polierten, rückseitigen Fläche kein Streulicht zu erwarten sein. Aber ja, man sieht den Hintergrund/Boden/Spiegelzelle. Glaube nicht, dass das stört, da die Lichtintenistäten sehr unterschiedlich sind in diesem Fall.


    wie an anderer Stelle gesagt, stellt sich mir die Debatte poliert-mattiert diskussionstechnisch nicht als Thema dar. Ich habe hier einen rückseitig polierten Spiegel, den ich auch hätte entspiegeln können. Das was du schreibst, kann ich nur bejahen. Aber da ist ein Aspekt, der nicht auftaucht, den ich versuche zu beschreiben. Es ist die Art der (Stör-) Strahlungsquelle die auf den Fangspiegel und damit ins Okular trifft.


    Die obstruierte Fläche ist in der Mitte des rückseitig mattierten Spiegels ist genau so unwirksam wie bei einem rückseitig polierten. Man könnte die Mitte mit schwarzem Vlies abdecken und sie wäre damit weitestgehend aus den Überlegungen raus. Ihr Durchmesser darf aber auch (gedanklich) nicht zu groß werden, damit sie selbst nicht zu einer Vignettierung beiträgt.


    -> Das Fehllicht der mattierten Oberfläche stellt eine diffuse und zudem relativ schwache Lichtquelle dar.

    -> Das Fehllicht der gespiegelten Sonne stellt ein scharfe und zudem relativ konzentrierte Lichtquelle dar.


    Ich stelle mir die zweite Fehllichtart als die unangenehmere für das Kontrastverhalten vor.


    Und es liesse sich leicht nachweisen. Man nehme einen Tubus ohne Spiegel. Man setzt hinten eine schwache diffuse Lichtquelle ein, oder einen relativ dazu stärkeren Scheinwerfer mit etwas geöffnetem Lichtbündel. Die derart fehlende Obstruktion ersetzt man durch eine undurchsichtige Scheibe in der Mitte, die zum Rand hin durchsichtiger wird. Und bewertet anschließend im Okularauszug, wie sich das im Bild auswirken könnte.


    Ich bin mir ziemlich sicher, dass der schwach leuchtende diffuse Ring weniger Auswirkung auf das spätere Kontrastverhalten hat, als der konzentriertere und hellere Ring.


    Gleichgültig ob mattiert oder poliert, die obstruierte Mitte des Spiegels empfiehlt es sich beide Male mit schwarzem Vlies abzudecken. Mit einem noch gerade so optisch noch erträglichen maximal möglichen Durchmesser.


    Der rückseitig schwarz mattierte Spiegel benötigt das nicht …


    Viele Grüße, Reinhold

  • Hallo Emil,


    Zitat von Emil

    […] ohne dass du es weisst […]

    Emil, das ist eine Vermutung *schmunzel*


    … das war mir tatsächlich zu dem Zeitpunkt klar, als ich die Wirkung dünnflüssiger schwarz pigmentierter Farben auf mattierten Glasoberflächen beobachtete. Sowohl die Art der Farbe als auch die Art der Matterierung stehen in optischer Wechselwirkung.


    … diese Tests lassen sich weiten. Ich habe hier Prismen und so weiter partiell mit dem ALDI-Stift geschwärzt und geschaut, was da passiert. Klar, die Schwärzung, sprich Anhaftung steht in Wechselwirkung mit der Qualität der Oberfläche.


    .., man könnte fast vermuten, je glatter die Oberfläche, desto weniger bleibt haften.


    … zurück zum Fangspiegel. Ich wollte ihn heute Abend bereits in Eisen(III)-chlorid baden … morgen soll sich die Wolkendecke punktuell aufreissen … da teste ich zunächst weiter in der bisherigen Kombi mit meiner Schwarzen Schönheit … morgen Abend ist der Fangspiegel dran … das Strippen des Fangspiegels hat einfach den Vorteil, dass ich mit einem einzigen zusätzlichen optischen Element klarkomme, dem Einzelpolfilter.


    Schönen Abend noch, Reinhold

  • Hallo zusammen,


    ich wollte noch Viladrich richtig zitiert haben, als es um die Empfehlung ging, warum ich keinen rückseitig polierten nähme.


    Viladrich (und Kollegen) benutzt selbst einen rückseitig mattierten. Er widmet in seinem Buch dem Thema Poliert-Mattiert drei Seiten. Er kommt zu dem Schluß, dass es schwierig ist, und es mit mattierten es keine Probleme gibt. Ich zitiere seine Bilanz



    „9.4.5. Face arrière du mirroir polie ou dépolie?


    […]


    Au bilan, il est assez difficile de trancher en faveur de l‘une ou l‘autre des deux options. Les images obtenues avec le télescope montrent qu‘un mirror avec face arrìere dépolie fonctionne très bien. L‘observation du bord du Soleil ne montre pas un niveau de diffusion de lumière anormale. Si on mouille la face arrière du mirroir pour la rendre transparente, le niveau de lumière diffuse reste le même.“




    Dies nachgereicht, viele Grüße, Reinhold

  • Hallo Reinhold,


    übersetzt heißt das: mattiert tut's, und poliert (bzw. mit Wasser benetzt) war auch ok...


    Da hätte ich mir etwas mehr erwartet. Ist Viladrich an der Stelle reiner Empiriker?


    Danke und Gruß, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

    Einmal editiert, zuletzt von Cleo ()

  • Reflexionen an der Rückseite kann man mit üblicher MGF2 Beschichtung dämpfen, dann geht auch die Wärmestrahlung hinten raus, und dann einen Deckel mit schwarzem Velours und Lüfter, wieso eigentlich Deckel? Eine Blende mit Abstand würde die Warmeentwicklung auch vom optischem System fernhalten.

    Wenn man will könnte man die Entspiegelung der gewünschten Wellenlänge anpassen, wird ja meist im Weißlicht mit grünfilter gearbeitet, am Dobson mit Sonnenfilterfolie brachte ein O3 Filter beste Sichtbarkeit der Granulation.

    Ob man einen Solarnewton auch mit Ha Filter nutzt ist mir nicht klar, ist von den Herstellern nicht empfohlen.

    Eigentlich bes heint die Sonne auch die schwarze Tubus Wand und produziert dadurch Seeing, daß läuft wenn man bis auf letzte optimiert auf Frontfilter oder offenen Tubus hinaus, letzterer macht aus meiner Sicht Halpha noch unmöglicher.


    Gruß Frank

  • hallo Frank


    Zitat

    Reflexionen an der Rückseite kann man mit üblicher MGF2 Beschichtung dämpfen, dann geht auch die Wärmestrahlung hinten raus, und dann einen Deckel mit

    schön und gut. Nur das kostet. Man hat ja schon seine lieben Sorgen jemanden zu finden, der einem ein Stück Glas verspiegelt hierzulande.

    Für mich ist der Solar-Newton attraktiv, weil er *einfach* realisierbar ist und nachweislich ein schärferesBild liefert, als die Folie.

    Grüsse Emil

  • Hallo Emil


    Wenn es um billigste Lösung geht braucht man nicht nach der besten Lösung zu suchen.

    Aber Einen hab ich noch,

    Wenn man jetzt einen Sonne Filter aus Rußbedamptem Glas betrachtet, der spiegelt gar nicht, an der Glas Rußschicht vielleicht schon, egal macht Farbe auch, aber er lässt sich so dünn machen das er das langweile IR durchlässt.

    Ob da mal paar kleine Macken in die Rußschicht kommen ist nicht so wichtig, es kostet noch weniger wie ein Topf Farbe, wäre mal ein Experiment wert.

    Aber im Prinzip hast du erst mal fertig.

    Befort Wetzlar fürt unter optische Beschichtungen auch Entspiegelung auf, aber falls ich die Tabellen so flüchtig verstanden habe auch nicht das Tollste, blieben noch 2%😞 sich ginge es für definierte Wellenlänge besser, das es nicht gibt in Deutschland ist wohl nicht so. Eigentlich kommen alle in Frage die auch vergütet Linsen herstellen, aber ja, ob man mit seinem Anliegen an der Sekretärin vorbeikommt ist in Servicewüste Deutschland fraglich.


    Gruß Frank

  • Hallo Frank

    Es muss nicht die billigste Lösung sein, es soll nur nicht unnötig kosten.

    A)Man hat keine Reflexe , wenn man die Rückseite konkav macht und anpoliert. Das sollte man aber nicht nachträglich tun.

    B)Reinholds Lösung mit dem Filzstift, wenn ein vorhandener Spiegel schon gegeben ist. Er hat ja Temperaturmessungen gemacht.

    C) Auch die raue Oberfläche ergibt Spitzenresultate. Vor gut 10 Jahren hat ein Kanadier mit einem 20cm Gitter-Newton mit rauer Oberfläche die besten hochauflösenden Videoaufnahmen gemacht von der Granulation. Leider finde ich die homepage nicht mehr.

    Was soll man da noch beschichten lassen.

    Gruss Emil

    Ps: bei Befort hat der Wind gekehrt. Schluss mit Amateur-Service.

  • Hallo Emil


    Unbedingt Video Aufnahmen nicht mit visuell vergleichen!

    Ich kann dir mit EBV eine Menge sicbtbar machen was eigentlich mehr wie 1000x schwächer ist, dir bunte kontrastreichche Bilder machen wo du visuell nur einen grauen Matsch Fleck siehst.


    Gruß Frank

  • Hallo zusammen,


    ich denke, hier muss man unterscheiden zwischen demjenigen, der selbst Spiegel herstellen kann oder nach Designspezifikation herstellen lassen kann, und demjenigen, der fertige Spiegel nur aus dem Regal kaufen kann.


    Ich gehöre zu den Letzteren. Zufälligerweise standen mir ein 150/750 Vixen R150S mit polierter Rückseite und ein 150/750 ‚Big Eye‘ mit mattierter Rückseite zur Verfügung. Ich stand vor der Entscheidung, wen entspiegele ich.


    Nach den Tests will ich mir einen 1/10PV von Orion UK kaufen. Andere habe ich nicht gefunden, insofern muss ich den Spiegel so nehmen, wie die ihn liefern, mattiert oder poliert. Das habe ich noch nicht geklärt. Alles, was ich bislang an Spiegeln so gesehen habe, mit obiger Ausnahme, sind die Rückseiten mattiert. Was ich nachvollziehen kann, warum sollte ein Hersteller Zeit und Geld einsetzen, um die Rückseite zu polieren.


    Viladrich geht es an dem Punkt wie mir, er hat seine Optik nachweislich gekauft. Gedanken hat er sich natürlich gemacht, weil hier eine helle Fläche das Nutzsignal überlagert, was zu einer Kontrastminderung führen muss. Die Frage war, wie sichtbar ist die.


    Ich hatte mir natürlich überlegt, obigen Vixen-Spiegel mit polierter Rückseite zu entspiegeln. Der hätte zudem die vermutbar bessere PV-Qualität. Mal sehen, vielleicht hole ich das noch nach. Das wäre dann ein Test für uns Astrofreunde. Das Ergebnis wäre nur wenig hilfreich, wenn Orion UK mir nur mattiert liefert. Mal schauen.


    Das Temperaturmanagement ist mir das A und O beim Solar-Newton. Sowohl im Spiegel selbst, als auch drum herum. Ich denke da beispielsweise an Lagerpunkte, die sich bei poliertem Spiegel im Sonnenlicht erhitzen und so weiter. Das ist dann ein eigenes Thema wert.


    Ich darf mich wieder melden, der Fangspiegel hat heute Nacht sein Aluminium im Bad gelassen … und will nachher an die Sonne ;)


    Viele Grüße, Reinhold




  • Hallo


    Die Spiegel sind nicht mattiert oder poliert, entweder es ist Flotglas das nicht poliert werden muß wie unsere Fensterscheiben, oder es wurde Plan geschliffenn weil ohne plane Rückseite man nicht wirklich eine gute Vorderseite polieren kann ;)


    Gruß Frank

  • stimmt, ein sprachlich semantisches Problem, was ich da mit den Begriffen „mattiert“ und „poliert“ eingeführt habe. Das insinuiert einen möglicherweise dahinter stehenden Herstellungsvorgang. Besser wäre in diesem Zusammenhang gewesen „durchsichtig“ und „matt geschliffen“ …

  • Hallo


    Die Rückseite lässt etwas auf die Vorderseite schließen, unbearbeitet ist sie mehrere lambda krumm, da bekommt man kaum eine gute Vorderseite hin.

    Beim FS macht es beim Prüfen der Qualität zusätzlich Probleme da wegen der gleichen Radien die Rückseite mit der Vorderseite interferiert kann man schlecht ein Interferogramm zur Auswertung machen

    Also Augen auf beim Spiegelkauf


    Gruß Frank

  • … sehr interessant.


    Hallo Frank,


    der zweite 150/750 stammt aus einem Vixen R150S der ersten Baureihe. Der wäre in der Serie 1/8PV, so habe ich das aus irgendeinem Forum in Erinnerung, und irgendwo in cloudynights hat jemand 1/6+PV gemutmaßt. Ich kann es nicht prüfen. Dessen Rückseite ist durchsichtig und schaut aus wie poliert. Ich mag mir nicht vorstellen, dass das Float-Oberfläche ist. Deine Meinung?


    Dann habe ich mir einen kleinen Elipsoiden, 25mm kleine Achse, gekauft, just vor fun, er sei von Carl Zeiss Jena. Bereits von der Haptik her kein Gelump. Dessen Rückseite - auf deine Nachricht hin habe ich mir das angeschaut - ist allerfeinst geschliffen, feiner als mein in dem anderen Thema entspiegelter. Wäre das jetzt ein Indikator, dass zumindest von der Fertigungsabsicht her, sich da einer in Richtung Qualität was gedacht hat?


    Gruß Reinhold

  • Hallo Reinold


    Die Foatglasflächen sind wie poliert aussehend, wenn man zwei aufeinanderlegt kann man unter Neonlampe die Interferenzstreifen sehen, müssten bei Planspiegel gerade sein.

    Bei 25mm FS ist gut möglich das sie direkt im 45 Gradwinkel von einer Stange geschnitten wurden.

    Was an Planoptik nicht von Hand poliert wird, wird in großer Stückzahl auf einen Träger aufgekittet, das Kitt gleicht Fehler der Rückseite aus, erst bei großen Spiegeln macht man es eventuell anders.

    Ich gehe da immer zu sehr von ATM Spiegelschleifen aus.

    Bei Vixen hat man mal gemunkelt das die parabolform erst durch die Bedampfung des sphärischen Spieglträgers entstanden ist, glaube ich aber eher nicht, das wäre auch eine Katastrophe für dein Projekt


    Gruß Frank

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