Der Start ins Astrojahr 2021 - M63, M3 und NGC 5688

  • Hallo zusammen!


    Nach langer Zeit der Inaktivität in diesem Forum möchte ich auch mal wieder ein paar Bilder, die in den letzten Monaten entstanden sind teilen ^^

    Zusammen mit der Astrofotogruppe Heidelberg "Distant Luminosity" konnten wir aus den doch sehr wenigen klaren Nächten dieses Frühjahrs noch ein paar Bilder herausholen. Dabei wurden um die Zeit effektiver zu nutzen bis zu 3 Teleskope parallel genutzt und die Daten miteinander kombiniert. Für die Mondnächte mussten "einfachere" Objekte mit hoher Flächenhelligkeit her, Messier 3 und NGC 5688 (M102) eigneten sich dafür perfekt, da ja kaum Schmalbandobjekte in dieser Zeit verfübar waren. Unser Vorzeigeprojekt war die Sonnenblumengalaxie Messier 63, dessen sehr schwache Sternströme und feinen Details in den Spiralarmen in einem Bild eine große Herausforderung sind. Durch einen Standortwechsel wurde das sonst immer sehr katastrophale Seeing von 4-5" deutlich besser. Am neuen Standort komme ich mit meinem 10" f/4 Newton jetzt auf eine Halbwertsbreite von ca. 2-2.5" herunter bei langen geguideten Belichtungen. Durch das deutlich bessere Seeing wurden so auch Kurzbelichtungen nach der Technik von 03sec wieder interessant. Mithilfe einer uralten DMK 21AU.618.AS wurde am Skywatcher 10" f/4 Newton bei gutem Seeing und kurzen Belichtungen 500-1200ms eine Detailaufnahme der Objekte erstellt und für das "Nachschärfen" der langbelichteten Aufnahmen verwendet, der Zuwachs an Detail bei dieser Methode ist enorm, kostet aber einiges an Arbeitsaufwand. Die langbelichteten Aufnahmen entstanden aus LRGB Kombinationen der beiden Newtons und des RC's. Nun zu den Bildern:


    Verwendetes Equipment:

    2*Skywatcher 10" f/4 Carbon Photonewton

    auf 2*Skywatcher EQ-6(R)

    mit ZWO ASI071mc pro / QHY-9S CCD / DMK 21AU.618.AS


    TS Optics RC 8" f/8

    auf Skywatcher hEQ-5

    mit ATIK ONE 6.0 mono CCD


    Messier 63 - Sonnenblumengalaxie

    Messier63.jpg

    Gesamtbelichtungszeit: 21 Stunden unter sehr gutem Himmel (Bortle 3/4)

    Hier lohnt es sich bestimmt das Bild mal auf unserer Website in voller Auflösung und mit Annotation anzuschauen: https://distant-luminosity.de/m63.html M63

    Es sind einige Galaxienhaufen und dSph Galaxien zu erkennen, auch wenn das Bild nicht so wirklich an das Meisterwerk von Fabian Neyer herankommt.


    Messier 3 - Kugelsternhaufen in Canes Venatici

    M3.jpg

    Gesamtbelichtungszeit: 18 Stunden während einer Vollmondphase (Bortle 7/8) , Volle Auflösung: M3 https://distant-luminosity.de/m3.html

    Hier hat die Kurzeblichtungstechnik einen großen Vorteil bei der Darstellung des Zentrums gebracht, es sollte vollständig aufgelöst sein. FWHM in den Kurbelichtungen war ca. 1.5 " wobei die Auflösung sichtbar durch das an der DMK Kamera entstehende undersampling limitiert war. Wenn es interessant ist, kann ich die DMK Aufnahme ebenfalls zeigen.


    NGC 5688 - Spindelgalaxie

    M102_final.jpg

    Gesamtbelichtungszeit: 14,4 Stunden bei Mond und Saharahstaub, volle Auflösung: https://distant-luminosity.de/m102.html NGC 5688

    Hier könnte man vielleicht noch etwas in Sachen Sterngröße und Farbsättigung ausbessern, aber ansonsten ist das Bild denke ich am Limit von dem was man bei den Bedingungen erwarten kann, das Staubband zeigt bei voller Auflösung ein paar kleine Details, Seeing war ungefähr bei 1,8" FWHM während der Kurzbelichtungen.

    Viel Spass beim Anschauen! :D


    Die Bildbearbeitung war bei diesen Bildern zu komplex um sie sinnvoll detailliert genug in einem Forumsbeitrag beschreiben zu können. Daten von mehreren Teleskopen mit unterschiedlichen Kameras und Auflösungen zusammenzufügen und einzeln zu bearbeiten ist eine ziemlich zeitaufwendige Arbeit. Für den Großteil der Bildbearbeitung wurde Pixinsight benutzt, vor allem die Deconvolution war ein sehr aufwendiger Prozess. Ist meiner Ansicht nach, allerdings der einfacheren Methode "PSF-Schärfen" in Fitswork sichtbar überlegen, da dort deutlich mehr Freiheiten zum Einstellen von Parametern gegeben sind. Rauschreduzierung wurde in der Luminanz nur minimal verwendet, im Farbkanal war ich etwas großzügiger. Um die Sternströme in M63 herauszuarbeiten wurde die "Screen-Mask-Invert" Methode verwendet.


    Ich freue mich immer über Kommentare und Kritik zu den Bildern, vor allem zur Bildbearbeitung und den Details in den Objekten, da ich den größten Teil der Bildbearbeitung sowie die Kurzbelichtungen und Luminanzaufnahmen übernommen habe ^^ Natürloch lade ich euch gerne ein, unsere neue Website zu besuchen: https://distant-luminosity.de/home.html


    Viele Grüße und Clear Skies,

    Jan

  • Hallo Jan und Team,

    puh, da muss ich erst mal Luft holen. Diese Bilder sind aus meiner Sicht nahezu perfekt und das "nahezu" schreibe ich nur dazu, weil ich Absolutheiten vermeiden will. Sehen kann ich da kein Haar in der Suppe. Da sieht man mal, was man mit vergleichsweise einfachem Gerät aber mit viel Sachverstand erreichen kann. Besonders angetan bin ich von M102 und da ganz besonders von den "weichen Flecken" drum herum. Ich denke da sind einige Zwerggalaxien dabei. diese solltet ihr mal identifizieren. Gut möglich, dass da die ein oder andere noch nicht klassifiziert ist. Es gibt auch ein Amateurprojekt (zusammen mit einem Profi) die sich ganz besonders um diese Objekte kümmern, ich kann euch da gerne weiter vermitteln.

    Also noch mal: Wow!!

    Und grüße an das Team von,

    ralf

  • Hallo Jan und Kollegen,


    wow, ich bin schwer beeindruckt. Da stimmt so ziemlich alles von den Bildern über die Bildbearbeitung bis hin zur Präsentation. Sagte ich schon, dass ich neidisch bin auf eure Homepage? :) Wirklich große Klasse!

    M63 ist hier natürlich das Paradestück aber auch die anderen Bilder sind super! Auf den Punkt bearbeitet.
    Fabians Bild habe ich mir nochmal angeschaut, und ja, das ist schon ein Meisterwerk erster Güte. Aber euer Bild ist auch ziemlich gut. Die Balance aus Details im Zentrum und den Streamern finde ich wunderbar dargestellt.
    Deconvolution in PI ist ein bisschen nervig. Mit dem PSF Script kann man sich etwas Arbeit sparen. Ich habe zuletzt die Erfahrung gemacht, dass man bei der Halo Bekämpfung auch mal fünfe gerade sein lassen kann, sprich ein leichtes dunkles Halo mal in Kauf nimmt. Sonst fummelt man sich ja blöd an den Einstellungen. Im Stretch sieht man das u U nicht mehr so stark wie in der Vorschau.

    Tja was fällt mir noch ein? Vielleicht sollte ich mal Kurzbelichtungen probieren. Mir war das zu viel Aufwand bisher.
    Weiter so und liebe Grüße.

    CS Frank

  • Jetzt muss ich nach langer inaktiver Zeit doch mal wieder ein paar Worte schreiben.

    Vielen Dank für die netten Rückmeldungen! Dass Euch das Ergebnis von M63 gefällt freut mich wirklich sehr. Wir hatten uns lange überlegt, wie wir die Bearbeitung angehen wollen. Die Gezeitenströme hatten wir bewusst eher schwach herausgearbeitet, da es in den letzten Monaten eine Vielzahl an (meiner Meinung nach) "überbearbeiteten" Aufnahmen von M63 gab.

    Frank Also ich kann es nur empfehlen! Der Detailgewinn ist schon enorm. Da sich die meisten doch irgendwann eher auf Schmalband konzentrieren, ist bei der Methode (die ja eher selten genutzt wird) noch viel Platz zum experimentieren (wie Ralf nebenbei erwähnt mit seiner exzellenten M51 Aufnahme gezeigt hat).


    Beste Grüße und CS
    Julian

  • Auch von mir ein großes Dankeschön für die großartigen Rückmeldungen! Dass Euch die Ergebnisse aus dem eigentlich sehr ausbaufähigem Frühjar gefallen, freut mich sehr.

    Dass Du 03sec solche Worte wählst, wobei du uns diese Methode erst nahegebracht hast, ist natürlich sehr toll und motiviert uns in Zukunft die Beobachtungen weiter zu optimieren. Wir glauben, dass man auch wahrscheinlich aus unserem Equipment mit einer anderen Kamera und kleineren Modifikationen des Newtons noch mehr herausholen kann.

    Das M51 Bild finde ich absolute Spitze, es gab neulich ein M51 vom 1m Teleskop in Salzburg, da waren kaum mehr Details zu sehen, gratulation zu dem Bild!

    frasax lohnt sich definitv und der Aufwand ist eigentlich nicht so schlimm finde ich. Es wäre auf jeden Fall interessant zu sehen wie du die Methode erarbeiten und präsentieren wirst (vielleicht ist das Capella im Primärfokus dafür verfügbar?) :) , ich denke da gibt es viel Potential in der Community, vor allem auch für Einsteiger... gebrauchte guiding cam für 100€ und nen billigen LRGB 1.25" Filtersatz für 150€ an den Newton, den man vom visuellen Beobachten schon hat dran und los gehts.

    pete_xl Danke ! Genau, die haben wir dafür verwendet. Finde aber man muss wirklich sehr aufpassen, dass man danach noch halbwegs realistische Helligkeitsverhältnisse im Bild hat.


    Viele Grüße und CS

    Jan

  • Jetzt muss ich nach langer inaktiver Zeit doch mal wieder ein paar Worte schreiben.

    Vielen Dank für die netten Rückmeldungen! Dass Euch das Ergebnis von M63 gefällt freut mich wirklich sehr. Wir hatten uns lange überlegt, wie wir die Bearbeitung angehen wollen. Die Gezeitenströme hatten wir bewusst eher schwach herausgearbeitet, da es in den letzten Monaten eine Vielzahl an (meiner Meinung nach) "überbearbeiteten" Aufnahmen von M63 gab....


    Beste Grüße und CS
    Julian


    ... pete_xl Danke ! Genau, die haben wir dafür verwendet. Finde aber man muss wirklich sehr aufpassen, dass man danach noch halbwegs realistische Helligkeitsverhältnisse im Bild hat...


    Viele Grüße und CS

    Jan

    Hallo Julian, hallo Jan,


    so viele Aufnahmen von M 63 mit ihren Gezeitenströmen habe ich in der letzten Zeit gar nicht gesehen. Diejenigen, die ich gesehen habe, waren sich in Bezug auf die Helligkeitsverteilung relativ ähnlich, wobei ich eure Version hier nicht ausnehme. Es ist meiner Meinung nach ein Paradoxon, zwischen den aus dem finstersten Dunkel hervorgeholten Gezeitenströmen und der hellen Galaxie "realistische" Helligkeitsverhältnisse darstellen zu wollen. Das kann nicht funktionieren, so dass es hier eigentlich nur auf mehr oder weniger "gefällige" Ausarbeitungen hinauslaufen kann. Ich hatte bei meiner Version von M 63 das gleiche Problem und auch in eurem Bild ist das umgebende Halo im Verhältnis zur Galaxie und dem sternlosen Hintergrund natürlich viel zu hell. Das lässt sich nach meinen Erfahrungen an M 63 auch nicht vermeiden, wenn man auch die äußeren Bereiche der Sternströme darstellen will. Versteht das also bitte nicht als Negativkritik an eurer sehr schönen Interpretation der Daten, sondern lediglich als relativierende Antwort auf die oben zitierten Aussagen.


    Viele Grüße und CS

    Peter

  • Hallo Peter,


    da hast Du natürlich vollkommen recht. Ich habe mich auf einige Aufnahmen aus dem amerikanischen Raum bezogen, bzw. ein paar kamen glaube ich auch aus Deutschland (auch mit einer eher amerikanischen Bearbeitungsweise). Realistisch ist unsere Aufnahme natürlich auch nicht - wie eigentlich nahezu jedes Astrofoto. Ich glaube Jan meinte mit "halbwegs realistisch" eher eine konservative Bearbeitungsweise, sprich Verzicht auf starke HDR/Sättigungseffekte usw..

    Beste Grüße

    Julian

  • Hallo Julian,


    danke dir für das Feed Back auf meinen Kommentar. Mit den immer empfindlicheren Sensoren hat man tatsächlich zunehmend das Problem zu entscheiden, wie weit oder tief man geht. Auch starnet++ hat dazu beigetragen, dass man den tiefen Hintergrund weiter strecken kann als zuvor. Das gilt besonders auch für Schmalbandaufnahmen, in denen man sich so richtig austoben kann, wenn die Sterne erstmal auf dem Weg sind....


    Was gefällt oder nicht hängt sehr von der persönlichen Entwicklungsgeschichte in diesem Hobby, aber auch von der regional in Geschmacks- und Modefragen stark streuenden "Sozialkontrolle" in den Foren ab. Die Variantionsbreite, die dadurch bei den Aufnahmen entsteht, ist aber auch ein Katalysator für die Neu- und Weiterentwicklung von Bearbeitungstechniken, was ich wichtig finde.


    Euch weiter viel Erfolg mit tollen Bildern!


    Viele Grüße

    Peter

  • Moin aus Hamburg,


    Ich freue mich immer über Kommentare und Kritik zu den Bildern, vor allem zur Bildbearbeitung und den Details in den Objekten, da ich den größten Teil der Bildbearbeitung sowie die Kurzbelichtungen und Luminanzaufnahmen übernommen habe

    ich habe das Aufnahmen-Set fast übersehen ... mir gefällt vor allem die Klarheit in den Aufnahmen und der natürlich wirkende Hintergrund und Sternfarben. Daran feile ich auch ständig. Auch die Tiefe ist sehr gut, viel "Kleinkram" im Hintergrund, fast wie Rauschen wirkend, und das macht eine wirklich gut Deep Sky Aufnahme aus. Prima, ich freue mich auf weitere Aufnahmen!

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