Newton 150/750 Schraubenlose Spiegelbefestigung mit Kugelmagneten, Magnetlagerung

  • Hallo liebe Astrofreunde,


    vor zig Jahren mal so ausgedacht und neulich an einem alten Celestron C6 (~ Vixen R150S) verwirklicht. Mir ging es darum, die Wärmeausdehung des Spiegels „ausrollen“ zu lassen und gleichzeitig auf Schrauben zur Befestigung verzichten zu können. Verwirklicht habe ich das über Kugelmagnete. Sie halten den Spiegel fest in der Rückwand, seitlich geführt durch die Stege.


    Am Spiegel ist eine Stahlronde mit doppelseitigen Klebeband befestigt. Darunter die Magnetkugel.

    Da der Träger aus Aluminium ist, ist eine zweite Stahlronde am Träger befestigt. Hier nicht sichtbar.

    Die Kugel liegt frei in einer Bohrung, kann also in alle Richtungen rollen.


    Vorteilhaft ist, dass der Spiegel nicht mehr durch Gummis und Klemmen gehalten werden muss und so „gezwickt“ werden könnte.


    Die Haltekräfte sind enorm. Der Spiegel kann durch axiales Verdrehen trotzdem von den Magneten genommen werden, etwa zur Reinigung.




    Detailansicht der Rückseite. Der Spiegel ist rückseitig poliert, daher spiegelt sich alles und das doppelseitig haftende Klebeband wird sichtbar.





    Die Trägerplatte hatte ich entlackt, schaut daher nicht so optimal aus.




    Hier die drei Ronden mit dem doppelseitig haftenden Klebeband und noch mit dessen Schutzfolie.




    Die drei Magnetkugeln liegen in der Bohrung und haften mit Magnetkraft an den drei Stahlronden, die an der Trägerplatte mit Expoxy-Kleber festgeklebt sind.




    Derart haften die drei Ronden an den Magnetkugeln. Der Spiegel wird von oben eingesetzt, die Stahlronden schmiegen sich an der Rückseite des Spiegels fest.

    Die Ronden können natürlich auch zuerst am Spiegel festgeklebt werden.




    Hier die drei Ronden mit den drei Magnetkugeln auf der geschwärzten Spiegelrückseite.





    … wollte die Idee einfach mal so in den Raum stellen.


    Und, ja, Temperierung, Sterntest und Ronchi zeigen, dass nichts zwickt und alles funktioniert, wie es soll.


    Viele Grüße und stets klaren Himmel, Reinhold


  • Hallo Reinhold,


    lustig, gewisse Ideen scheinen sich einfach anzubieten, umgesetzt zu werden.


    Ich bin zur Zeit an der Konstruktion des „Rohrs“ für meinen 6“ Spiegel und plane auch die einzelnen Baugruppen über NbFe Magnete trennbar zu machen.

    Die Idee mit den Kugeln für den Spiegel war mir bisher nicht in den Sinn gekommen.

    Könntest Du ein paar Angaben zu Massen (z.B. Rondellendurchmesser, -dicke, Kugeldurchmesser) machen? Das würde potentiellen Nachbauern sicher bei der Dimensionierung helfen.

    Gibt es (ausser sauberen Flächen) etwas beim Klebeband zu beachten?


    Ich bin immer wieder verblüfft, welche Ideen hier umgesetzt werden 8).


    Herzliche Grüsse und vielen Dank für diese Idee, Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Servus Reinhold,

    Vorteilhaft ist, dass der Spiegel nicht mehr durch Gummis und Klemmen gehalten werden muss und so „gezwickt“ werden könnte.


    Die Haltekräfte sind enorm. Der Spiegel kann durch axiales Verdrehen trotzdem von den Magneten genommen werden, etwa zur Reinigung.

    Nette Idee, aber eine vernünftgi gebaute Spiegelzelle "klemmt" den HS nicht. Die Halteklammern sollen lediglich ein nach vorne Herausfallen verhindern und liegen nicht auf dem Spiegel auf. Ebenso darf die seitliche Abstützung den FS nicht klemmen, da muss etwas Luft bleiben, der HS liegt dann schwimmend in der Zelle.


    Dazu kommt, mit nur 3 Auflagepunkten geht deine Lösung auch nur für kleine Spiegel, größere haben 9 oder noch deutlich mehr Auflagepunkte. Bei deiner Idee sollte die Magnetkugel auch möglichst mittig zur Stahlscheibe liegen. Außermittig drückt sonst das Spiegelgewicht gegen eine Seite der Stahlronde und da diese geklebt ist, zieht die Ronde auf der anderen Seite dann am Spiegel- das führt zwangsläufig zu unerwünschten Druckverhältnissen der Auflagestelle.


    Bezüglich Haltekraft und fehlende Halteklammern- bei liegendem Transport hätte ich da durchaus Bauchschmerzen :cat_with_wry_smile:


    Gruß

    Stefan

  • Hallo Reinhold,


    na endlich macht das auch mal jemand für den Hauptspiegel :) - schön gelöst!


    Bei meinem 150/750 ist der Fangspiegel mit Magneten befestigt, allerdings ohne die schöne Entkopplung der Ausdehnung. Und ich hatte mich damals noch nicht getraut, Magnete oder Kugel direkt auf den Spiegel zu kleben:



    Eine Idee war hier, zwischen verschiedenen Fangspiegelgrössen wechseln zu können, habe ich aber nie gemacht...


    Viele Grüße, Holger

  • Hallo Robert,


    Zitat

    Könntest Du ein paar Angaben zu Massen (z.B. Rondellendurchmesser, -dicke, Kugeldurchmesser) machen? Das würde potentiellen Nachbauern sicher bei der Dimensionierung helfen.


    Die Stahlronden sind 30mm x 3mm. Der Kugelmagnet - einer dieser ultrastarken - hat 10mm Durchmesser. Rein von der Haltekraft her gesehen, dürften die Stahlronden durchaus kleiner und dünner sein. Ich wollte aber die Krafteinleitung in den Spiegel nicht zu punktförmig haben.


    Zitat

    Gibt es (ausser sauberen Flächen) etwas beim Klebeband zu beachten?


    Ich habe hier das übliche Teppichklebeband genommen. Einfach, weil ich es hatte … ;) … und ja, es klebt ohne Ende …


    Viele Grüße, Reinhold

  • Hallo Stefan,


    Zitat

    Nette Idee, aber eine vernünftgi gebaute Spiegelzelle "klemmt" den HS nicht. Die Halteklammern sollen lediglich ein nach vorne Herausfallen verhindern und liegen nicht auf dem Spiegel auf. Ebenso darf die seitliche Abstützung den FS nicht klemmen, da muss etwas Luft bleiben, der HS liegt dann schwimmend in der Zelle.


    Dazu kommt, mit nur 3 Auflagepunkten geht deine Lösung auch nur für kleine Spiegel, größere haben 9 oder noch deutlich mehr Auflagepunkte. Bei deiner Idee sollte die Magnetkugel auch möglichst mittig zur Stahlscheibe liegen. Außermittig drückt sonst das Spiegelgewicht gegen eine Seite der Stahlronde und da diese geklebt ist, zieht die Ronde auf der anderen Seite dann am Spiegel- das führt zwangsläufig zu unerwünschten Druckverhältnissen der Auflagestelle.


    Auslöser meiner Überlegungen war, keine Klammern in der optisch wirksamen Fläche haben zu wollen und trotzdem den Spiegel halten zu können, wenn Merkur oder Venus am Horizont an der Reihe sind. Dass ein Spiegel in der Zelle schwimmen müsse, ist sicherlich eines der vielen Dogmen, denen man folgen kann, aber nicht folgen muss.


    Selbstverständlich kann ich mir auf der Rückseite des Spiegels mit Expoxidharzkleber beliebig viele aufgeklebte Haltepunkte vorstellen. Sagen wir 5mm Durchmesser Stahlronden oder Kugelpfannen DIN6319 und die angemessen verteilt. Ebenso viele Kugelmagnete auf Stellschrauben, die in einem Tragwerk sitzen. Fertig ist die statisch adaptive Spiegeloptik.


    Hyperbolid? Dünnen Spiegel genommen, an den richtigen Schrauben gedreht, und schon ist er da.

    Toroid für Yolos oder Kutter? Dünnen Spiegel genommen, an den richtigen Schrauben gedreht, und schon ist er da.

    Überkorrektur? Unterkorrektur? …. kleine Stellmotoren? … das kann man jetzt beliebig ausspinnen ….


    Die Magnetkugeln haben außen einen Nordpol und einen Südpol, der nicht beschriftet ist und den man nicht sieht. Das „spannungsfreie“ Positionieren der Kugeln braucht in der Tat etwas Fingerspitzengefühl. Den Bogen hat man aber schnell raus.


    Viele Grüße, Reinhold

  • Hallo Cleo,


    Zitat

    Bei meinem 150/750 ist der Fangspiegel mit Magneten befestigt ….


    … den hatte ich wiederum in Ruhe gelassen ;-). Idee von meiner Seite. Wenn du fangspiegelseitig sogenannte Kugelpfannen DIN6319 aufklebst und vorne auf die Stellschrauben jeweils eine Magnetkugel?


    Viele Grüße, Reinhold

  • Hi Reinhold,

    Selbstverständlich kann ich mir auf der Rückseite des Spiegels mit Expoxidharzkleber beliebig viele aufgeklebte Haltepunkte vorstellen. Sagen wir 5mm Durchmesser Stahlronden und die angemessen verteilt. Ebenso viele Kugelmagnete auf Stellschrauben, die in einem Tragwerk sitzen. Fertig ist die statisch adaptive Spiegeloptik.

    Weshalb wohl werden bei Spiegelzellen die Auflagepunkte mit Wippen ausgelegt und nicht als starre (statische) Auflagen?

    Dass ein Spiegel in der Zelle schwimmen müsse, ist sicherlich eines der vielen Dogmen, denen man folgen kann, aber nicht folgen muss.

    Entweder ist er seitlich geklemmt, was keiner will, oder er ist es nicht- und damit liegt er schwimmend. Außer du klebst ihn von der Rückseite her an seinen Auflagepunkten an. Das sollte aber auch elastisch ausgeführt sein und nicht starr.

    Auslöser meiner Überlegungen war, keine Klammern in der optisch wirksamen Fläche haben zu wollen und trotzdem den Spiegel halten zu können, wenn Merkur oder Venus am Horizont an der Reihe sind

    Dazu genügt es doch, wenn die "Klammer" oder besser Kippsicherung nur den Bereich der Fase überdeckt, die Klammer muss doch nicht in die Spiegelfläche überstehen. Es gibt auch Lösungen, bei denen die Kippsicherung zum Beobachten weggeschwenkt werden kann und nur zum Transport den Spiegel sichert.


    Gruß

    Stefan

  • Hi Stefan,


    entweder es gelingt, den Spiegel im Rahmen seiner Beobachtungsbestimmung und Beobachtungstoleranzen ordentlich verwindungssteif zu machen (z.B. mit rückseitig fest (!) verbundener Wabenstruktur)moder man muss die negativen Auswirkungen der Schwerkraft mit einer Unterstützungsmechanik minimieren.


    Die Wippenmechanik ist so eine Unterstützungsmechanik. Mit all ihren (bekannten) Vor- und Nachteilen.


    Mit neuen Werkstoffen und vor allem neuen Klebetechniken stehen uns Amateuren heute Möglichkeiten zur Verfügung als vor vierzig Jahren. Die ultrastarken Magnete und auch Glaskleber gehören dazu. Oder Aluminiumlöttechnik. Es gilt, die neuen Möglichkeiten im Apparatebau auszuloten.


    Und gerade im adaptiven Bereich ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten, weil Klebstoffe und Magnete auch Zugkräfte übernehmen können, was der üblichen Wippenmechanik nun nicht gelingt.


    Ob eine Magnetlagerungstechnik in dieser oder anderer Ausprägung bei den grossen Spiegeln ab 200…250mm nutzbringend eingesetzt werden kann, wird die Zukunft zeigen.


    Ich selbst plane meinen zweiten 150er Spiegel mit drei Kugelpfannen zu bekleben, und ihn gleich auf drei Stellschrauben mit Kugelmagneten zu befestigen. Die dienen dann gleichzeitig als Justageschrauben, wie bei Holgers Fangspiegel.


    Für den Transport mit der Kutsche auf Pflasterstraße gibts dann eine Transportsicherung wie bei der Waschmaschine … ;)


    Probiere es aus, es ist unglaublich, was die neuen Magnete für Kräfte entwickeln können.


    Viele Grüße, Reinhold

  • Hallo Reinhold,


    Ich fand's etwas knifflig, die Kugel-Magnet-Kombination entwickelt doch etwas Querkräfte, wenn nicht alles exakt zentriert zueinander ist. Sollte aber zu verkraften sein.


    Du könntest die Laterallagerung übrigens auf die gleiche Weise ausführen.


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Holger,


    ja, ich wollte Magnete nicht um ihrer selbst Willen einsetzen. Für Fangspiegel gibt es super Befestigungsmethoden ohne Magnete.


    Bei meinem Hauptspiegel übernehmen die ohnehin vorhandenen drei Stege zusammen mit etwas Filz die laterale Führung. Jede Konstruktion so simpel wie möglich halten, ist meine Devise.


    Viele Grüße, Reinhold

  • Hallo zusammen,


    Da tobt ja schon eine rege Diskussion :face_with_tongue: .


    Besten Dank an Reinhold für die Details.


    Ich denke, Stefan hat grundsätzlich schon recht. Eine nicht zu Ende gedachte Spiegellagerung schreit bei grösseren und dann meist auch dünnen Spiegeln geradezu nach Problemen. Die 30mm Durchmesser der Rondellen z.B. halte ich für zu gross.

    Dein Spiegel, Reinhold, ist wie meiner klein und relativ dick. Damit dürfte er schlechtes Design relativ locker wegstecken. Bei einer dünnen Flade, wie sie Stathis und andere herstellen, schlägt sich sowas aber gnadenlos nieder.


    Die Idee ist grundsätzlich gut, bei der Umsetzung mache ich aber ein paar Fragezeichen:

    - einen 150mm Spiegel kann man problemlos auch mit drei Silikonblobs kleben. Stathis hat das bei einer 6-Punktlagerung mit vergleichsweise dünnen Spiegeln gemacht, Albert Highe hat dies für einen 10“ Spiegel in einem seiner Bücher ebenfalls vorgestellt. Damit sind Axial-und Laterallagerung in einem erschlagen. Bei grossen Spiegeln geht das aber nicht mehr.

    - die Kugeln sind lateral grundsätzlich instabil, da es keine definierte Rückstellkraft gibt. Es dürfte also sehr wahrscheinlich sein, dass der Spiegel an einem der seitlichen Blöcke anliegt und allenfalls deformiert wird.

    - dasselbe gilt für die Rotation des Spiegels. „Springen“ die Rondellen, da sich der Spiegel weshalb auch immer dreht, von den Magnetkugeln weg, dann wird der Spiegel nicht mehr gehalten. Reinhold nutzt das ja sogar bewusst, um den Spiegel von der Zelle trennen zu können.

    - Kugelpfannen könnten helfen, auch hier dürfte es aber schwierig sein, eine stabile Lagerung ohne asymmetrische Kräfte hinzukriegen.


    Die Phantasien mit adaptiver Optik lassen wir mal aussen vor. Sowas mit Amateurmitteln hinzukriegen, dürfte noch eine ganze Weile dauern (wir sprechen hier von Aktoren, die auf wenige nm genau über einige Mikrometer erhebliche Kräfte aufbringen können. Um die dazu notwenige dünne Schlabberscheibe in die gewünschte Form zu bringen, braucht es ein paar Dutzend solcher Aktoren. Preis: ein paar k€ - pro Stück.

    Und das waren erst die Aktoren.


    Ich habe den Eindruck, dass die Idee von Reinhold so mehr Probleme schafft, als sie löst. Das heisst aber nicht, dass sie grundsätzlich schlecht ist. Sie ist es auf jeden Fall Wert, sich ein paar Gedanken darüber zu machen, wo eine solche Magnetlagerung Sinn machen kann.


    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

    Einmal editiert, zuletzt von Robert Ganter ()

  • Hallo zusammen,


    ein Weitung der Grundidee auf grosse Spiegel will selbstverständlich gründlichst konstruktiv durchdacht werden. Da wollte ich selbst mich jetzt etwas zurückhalten, weil ich keinen großen Spiegel habe, an dem ich Ideen entwickeln und deren Funktionsfähigkeit prüfen könnte.


    Lange Rede, kurzer Sinn. Ich war vorhin mit dem 150/750 Magnetgelagerten zwei Stunden draussen zum Beobachten. Gleich mit Beginn der Temperierphase beobachtet und immer wieder Sterntest. Keine Verspannung, nichts.


    Aus Konstruktionssicht kann man sagen, da wo (auch) Zugkräfte übertragen werden, werden sollen, können, müssen - können Magnete ein Lösungsangebot sein. In meiner Idee eine aufwandsarm lösbare Verbindung, nämlich axiales Drehen.


    Wer die Spiegelfixierung lieber Schrauben, Klammern, allein schon wegen ihrer Vertrauheit, Klappmechaniken und was es sonst noch an Kontruktionselementen gibt, anvertraut, braucht keine solche Innovation. „Never touch a running system“ war eine der Losungen im Service. Ich kann das bestens nachvollziehen und will da auch nichts argumentativ aufdrängen.


    Nein, ich selbst brauchte die Innovation auch nicht. Aber die Lösung mit drei Kugeln sehe ich in dem Umfeld (kleiner Spiegel) als konstruktiv galante Lösung. Befestigung und Lagerung minimalinvasiv in einem Aufwasch.


    Die „kleinen“ relativ „dicken“ Spiegel sind im Rahmen der Beobachtungstoleranzen selbsttragend und verwindungssteif genug. Da gehts mehr um die Temperierphase, die man als Beobachter wahrnehmen kann. Ansonsten muss man schon grob Hand anlegen, um die so zu zwicken, dass man es im Bild sieht.


    Die „großen“ relativ „dünnen“ Spiegel sind nicht mehr im Rahmen der Beobachtungstoleranzen selbsttragend und verwindungssteif. Da braucht es Hilfe von der Rückseite her. Die Wippenkonstruktionen sind, mit Verlaub, aufwändig. Und daher teuer. Da biegen sich mit Sicherheit einige unter ihrer eigenen Last mehr durch, als wir es dem Spiegel erlauben würden. Das schreit förmlich nach galanteren Lösungen.


    Am Rande, ich meinte eine „statisch adaptive Optik“. Heisst, der Spiegel wird gegen ein verwindungssteifes Tragwerk montiert und einmalig über mehrere Haltepunkte verschraubt. Der Spiegel bildet dann mit dem Tragwerk eine durchbiegungsarme verwindungssteife aber spannungsfrei wärmeausdehnungsfähige Konstruktion wie ein „dicker“ Spiegel, nur halt relativ gesehen nicht so schwer. Das Hale Teleskop ist, nach den Unterlagen, die ich so sehen konnte, derart durchkonstruiert. Abgucken ist erlaubt ;)


    Eine „dynamisch adaptive Optik“ dürfte außerhalb unserer Reichweite sein.


    Kauft euch mal so zwei Ronden, eine Magnetkugel und spielt und experimentiert damit. In dem Falle gilt, probieren geht über studieren. Ich war selbst überrascht von der Funktionaliät der Idee. Heute Mittag hatte ich den Spiegel in einen anderen Tubus mit anderem Okularauszug umgesetzt und aus dem Anlass entnommen und gereinigt. Ein Dreh, und das Teil ist raus. Einsetzen genau so einfach. Macht richtig Laune. Und wenn man die Haltekräfte spürt, entwickelt man auch Vertrauen in dieselben bei etwas gröberer Tubusbehandlung.


    Ist jetzt spät geworden, einstweilen noch einen schönen Abend, Reinhold

  • Hallo Robert,


    ich habe hier an einem 150er Spiegel eine Machbarkeitsstudie über eine neue Art zur Spiegelbefestigung angefertigt. Und ja, sie funktioniert wie sie soll. Insoweit will ich Mut zum Einsatz der Magnetkraft machen, zu eigenen Versuchen und Neuerungen anregen, und ja, daher doch auf Punkte aus deinen aufgeworfen Fragen eingehen.


    Zitat

    - einen 150mm Spiegel kann man problemlos auch mit drei Silikonblobs kleben. …

    Klar, ich hätte auch kleben können, aber Kleben widerspricht dem Designziel, genauso wie Schrauben.


    Zitat

    - die Kugeln sind lateral grundsätzlich instabil, da es keine definierte Rückstellkraft gibt.

    Das trifft doppelt nicht zu. Die Kugeln haben zwei ausgeprägte Pole, wie die Erde. Auf einer ebenen magnetisierbaren Fläche nimmt die Kugel sofort ein definierte Stellung ein, die sie kraft ihrer Magnetkraft beibehält. Einem Wegrollen widersetzt sie sich! Ein aufsitzender Spiegel mit weiterer magnetisierbarer Fläche kann lateral nicht (!) selbständig wegrollen. Die Kugeln sind grundsätzlich lateral stabil, weil die Magnetkräfte sie halten. Es gibt eine definierte Rückstellkraft, es ist die Magnetkraft. Die ist verglichen mit der Haftkraft am Auflagepunkt geringer, aber vorhanden.


    Zitat

    Es dürfte also sehr wahrscheinlich sein, dass der Spiegel an einem der seitlichen Blöcke anliegt und allenfalls deformiert wird.

    Der Spiegel wird lateral von den drei mit Filz belegten Stegen nahezu drucklos zentriert geführt. Ja, er liegt an. Der schlimmste Fall tritt in der Horizontalbeobachtung ein … aber da geht es allen Spiegeln gleich. Und, hätte ich einen 400er Spiegel, hätte ich keine drei Stege aussen.


    Zitat

    - dasselbe gilt für die Rotation des Spiegels. „Springen“ die Rondellen, da sich der Spiegel weshalb auch immer dreht, von den Magnetkugeln weg, dann wird der Spiegel nicht mehr gehalten.

    Wie könnte ein rotationssymmetrischer Spiegel von alleine das Rotieren anfangen? Und selbst wenn er das versuchte, die Magnetkräfte würden ihn davon abhalten.


    Zitat

    - Kugelpfannen könnten helfen, auch hier dürfte es aber schwierig sein, eine stabile Lagerung ohne asymmetrische Kräfte hinzukriegen.

    Kugelpfannen sind in diesem obigen Konzept (Designziel) kontraproduktiv, da die Magnetkugel sich in der Pfanne nicht um sich selbst drehen kann. Die Reibkräfte sind zu hoch. Sie würde dann auf der Gegenseite „rutschen“. Genau das wollte ich wegen der hohen Reibkräfte durch Zulassen von „Abrollen“ vermeiden (Designziel).



    Kugelpfannen und Kugelmagnete können zusammen ein Kugelgelenk bilden. Andererseits, mit jeweils zwei Pfannen und einer Kugel kann man sich schnell mal eine zerlegbare Gitterrohrkonstruktion hinzaubern … ;) … für die kleine Reise zwischendurch. Wenn einen die doch deftigen Magnetkräfte nicht stören.


    Ich freue mich über weitere Ideen, Gedanken, Nachrichten …


    Viele Grüße, Reinhold

  • Hallo Reinold, hallo Bastelgemeinde,


    danke für Deine Ausführungen.


    Erst mal die kurze Fassung:


    Jaaa, Du hast recht, nein, ich war auf dem Holzweg. Ich hoffe, ich kapere Deinen Thread nicht, wenn ich hier zeige, weshalb.


    Nun etwas länger.

    Mein Irrtum lag in der nicht zu Ende gedachten Vorstellung, dass die Magnetkugeln ein Magnetfeld wie die Erde aufweisen.

    Sowas kann man schön mit einem Finite Elemente Tool wie FEMM grafisch zeigen:



    Hier habe ich eine von Luft umgebene Magnetkugel aus N40 Material modelliert. Sieht soweit vertraut aus.


    Nur, das entspricht nicht dem, was Du gebaut hast. Da ist die Kugel zwischen zwei Eisenrondellen eingeklemmt und dann sieht das so aus (N-S sagittal zu den Eisenrondellen, jeweils 50um zwischen Magnetkugel und Eisen, Modelldicke 5mm, das entspricht ungefähr dem magnetisch relevanten Teil der Konstruktion):



    Die Eisenrondellen werden natürlich *immer* angezogen, egal wie die Kugel ausgerichtet ist (das war mein grosser Denkfehler).

    Die Magnetisierung des Eisens beträgt so um 1.4T, was durchaus noch ok ist (bei Baustahl geht man von einer Sättigung bei 1.8-2T aus).

    Auf die obere grün eingefärbte Rondelle wirken Kräfte, die im weissen Fenster rechts angezeigt werden. Man sieht, dass ausschliesslich eine Kraft in Y-Richtung vorherrscht. 15N ist durchaus respektabel. Mal 3 ergibt 45N, das reicht für einen 150mm Spiegel.

    So, nun drehen wir die Kugel mal um 45Grad. Dann sieht es so aus:



    Die Feldlinien sind verbogen, Seitenkräfte haben wir aber immer noch nicht. Das ist natürlich falsch und ein Modellierungsproblem. Lässt man eine Eisenrondelle weg, steigt die Querkraft auf das dreifache. Gross ist diese Kraft mit 0.17N aber immer noch nicht. Ev. müsste man sich hier Gedanken machen, wie eine korrekte Modellierung aussehen muss.


    Bei Null Grad ist das Bild nochmals etwas anders:



    Da nun die N-S Richtung tangential ist, ist der Luftspalt auch kürzer und die maximale Feldstärke im Eisen etwas höher. Aber wieder: keine Querkräfte, hier wegen der Symmetrie zu erwarten.


    Zwischenfazit: die drei Magnetkugeln reichen *bei weitem*, um einen 150mm Spiegel in Richtung Spiegelzelle zu ziehen und zu halten. Quer-(Rotations-)kräfte hingegen sind eher schwach ausgeprägt. Bei Dir funktioniert das, weil die Kugeln in Bohrungen "gefangen" sind und so in ihrer Bewegungsfreiheit beschränkt sind. Diese erwünschte Beschränkung sollte man bei der Konstruktion berücksichtigen. Meiner Meinung nach sollten sich die Kugeln weiter bewegen können, als der Spiegel zwischen den Seitenstegen.

    Und damit ist mein Einwand mit dem rotierenden Spiegel ebenfalls obsolet. Solange die Haftreibung zwischen Rondelle und Kugel ausreichend wird, bleibt der Spiegel, wo er hingehört ;) .


    Interessant wäre nun noch, wie gross die Kräfte beim Wegdrehen des Spiegels (und damit jeweils einer Rondelle) sind und ab wann sie zusammenbrechen.

    Ich habe dazu die obere Rondelle erst um 18mm und dann um 30mm verschoben. Die Kugel wurde um 45Grad gedreht (vermutlich irrelevant). Das sieht dann so aus:


    18mm:


    Die Kraft ist nur noch halb so gross, aber immer noch zu gross, um den Spiegel einfach abziehen zu können.


    30mm:


    Jetzt haben wir nur noch kleine Querkräfte, die obere Rondelle ist ansonsten frei. Einmal abgesehen von Reibung zwischen Magnetkugel und Eisenrondelle und dadurch allfälliger Überlastung der Nickelschicht(en) ist das also eine sehr pfiffige Lösung, um den Spiegel einfach ein- und auszubauen.


    Bleibt noch das Problem mit den Lateralkräften, da der Spiegel ja nun fast reibungslos auf den Kugeln rollen kann. Du hast das so gelöst, dass der Spiegel eben an den Seitenstegen (über Filz weich gelagert) anliegt. Auch hier: bei 150mm ok, bei einem grösseren Spiegel sehe ich diverse Probleme. Üblicherweise liegen Spiegel ja auf Teflonpads, die eine kleine Friktion ins Spiel bringen und im Gegensatz zu den Magnetkugeln sprunghafte Bewegungen fast ausschliessen (NbFe Magnete sind üblichwerweise vernickelt. Diese Schicht ist *bei weitem* nicht so glatt wie bei Stahlkugeln für Kugellager).


    Hier wäre es vielleicht interessant, das ganze ebenfalls magnetisch zu lagern. Dazu könnte man den Spiegel seitlich mit Scheiben- oder Quadermagneten bekleben (alle z.B. mit S nach aussen) und auf einem Rahmen ebenfalls solche Magnete (mit S nach innen) ankleben. Da sich nun diese Magnete gegenseitig abstossen, stellt sich ein Gleichgewicht ein. Ist diese Kraft echt grösser, als die Gewichtskraft des Spiegels, dann wird sich da nicht viel bewegen.

    Was noch bleibt: diese friktionslose Lagerung wird bei der geringsten Störung schwingen und muss bedämpft werden. Das könnte mit Schaumstoffstreifen geschehen, die zwar keine grossen Kräfte halten können, aber durch innere Reibung Schwingungen stark dämpfen. Vielleicht experimentiere ich da mal mit der zur Zeit arbeitslosen Schleifschale.


    Zu den Kugelgelenken mit Kugelpfannen habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, das klingt aber auch interessant. Ich wollte das mit Topfmagneten lösen (grosse Kraft bei rel. kleinem Durchmesser), aber vielleicht wäre das auch ein Ansatz.


    Gesamtfazit: ja, Dein Konzept scheint zu funktionieren. Der Teufel steckt aber wie immer im Detail und bei grösseren und/oder dünneren Spiegeln wird es ev. zu aufwändig.

    Für ein kleines Reiseteleskop finde ich die Idee aber interessant.


    Herzliche Grüsse


    Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo Robert,


    sehr spannend, was Du da machst. Sehe ich das richtig, dass die Querkräfte klein bleiben, weil der Durchmesser der Eisenplättchen im Vergleich zur Kugel relativ groß ist? Dann ist das ein wichtiger Punkt für die Auslegung. Bei der von mir gewählten Variante war ja der Magnet groß im Vergleich zur kleinen Stahlkugel, dann wird diese natürlich in die Mitte des Magnetfelds gezogen.


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Robert,


    professioneller Beitrag, wenn ich das mal so sagen darf. Eine professionelle Untermauerung dessen, was man spürt, wenn man die zwei Ronden mit der Magnetkugel dazwischen, zwischen Daumen und Zeigefinger rollt. Großartig!




    Aus den Magnetfeldlinien in den Bildern oben und meiner Erfahrung schließe ich für zukünftige Anwendungen an (kleineren) Spiegeln, dass es völlig ausreicht, wenn die Ronde einen halben Kugeldurchmesser hat. Die Verklebung der Ronde mit dem Spiegel muss dann allerdings eine angemessene Qualität haben. Wenn das Konstrukt sinnhaft und galant bleiben soll, sind Klemmen und Klammern, Sicherungsklammern und Schrauben entbehrlich. Nicht zwickende Stege führen den Spiegel mittig.





    Die Weitung der Überlegungen auf große Spiegel, die üblicherweise mit den Dreipunktwippen gelagert werden, ist nicht unbedingt in meinem Radius, weil ich solch große Spiegel nicht habe und auch nicht plane einzusetzen. Dennoch, es hat mich natürlich gejuckt, drüber nachzudenken. Dazu ein paar Gedanken von meiner Seite - für große Spiegel.


    - Ich würde Magnete in unserem Kontext nur dann einsetzen, wenn es gilt, Schrauben, Klammern und solch Gedöns zu ersetzen.

    - Der Ersatz muss auch sinnvoll sein. Magnettechnik um ihrer selbst willen ist nicht sinnhaft.


    Einen sechspunkt wippengelagerten Spiegel würde ich gedanklich so umrüsten.


    - sechs Ronden an den konzeptionell vorgesehenen Punkten am Spiegel aufkleben.

    - die drei Wippen spiegelseitig mit jeweils zwei Ronden bekleben

    - die drei Wippen rückseitig mit einem Magnetkugelgelenk versehen

    - das Magnetkugelgelenk würde ich verkleben, zwei Kugelpfannen, eine rückseitig an der Wippe, eine auf das Tragwerk und die Kugel dazwischen.


    Damit würden alle Maßnahmen entbehrlich, die bis dahin den Spiegel in der Fassung festhielten, damit er nicht „rausfällt“. Oder, wenn der Spiegel bis dahin diese Eigenschaft nicht hatte, dann hätte er sie damit bekommen ;)

    Die seitliche Führungen, die den Spiegel bis dahin in der Mitte hielten, würde ich nicht ändern wollen. Und wenn doch, dann würde ich rückseitig in die Mitte des Spiegels eine Ronde kleben … und keine Magnetkugel sondern …. undsoweiter


    Die Konstruktion von Tragwerken für Spiegel ist blanker Maschinenbau, wenn auch bei uns im Kleinen. Da kann man viel richtig, aber auch viel falsch machen. Das wäre glaube ich ein eigenes Thema.


    Viele Grüße, Reinhold

  • Hallo Holger,

    Hallo Robert,


    sehr spannend, was Du da machst. Sehe ich das richtig, dass die Querkräfte klein bleiben, weil der Durchmesser der Eisenplättchen im Vergleich zur Kugel relativ groß ist? Dann ist das ein wichtiger Punkt für die Auslegung. Bei der von mir gewählten Variante war ja der Magnet groß im Vergleich zur kleinen Stahlkugel, dann wird diese natürlich in die Mitte des Magnetfelds gezogen.

    Antwort von Radio Eriwan: im Prinzip ja, aber :beaming_face_with_smiling_eyes:


    Ich habe heute mal kurz mit der Rondellengrösse und -dicke gespielt und habe eine teilweise Bestätigung Deiner Annahme erhalten.

    Im Prinzip kann man geometrisch und ohne rechnen verstehen:

    • Ein Eisenstück wird von einem Magneten selbst magnetisiert und angezogen (ganz vereinfacht gesagt…).
    • Je dichter die Feldlinien liegen, desto stärker ist diese Kraft.
    • Je mehr Feldlinien das Eisenstück „einfängt“, üblicherweise je grösser seine Fläche, desto grösser die Kraft. Verkleinert man die Eisenfläche, verstärkt sich die Rückstellkraft, die sagittale Anziehungskraft sinkt aber.
    • Je grösser die Projektionsfläche des Eisens auf dem Magneten ist, desto kleiner wird der Kraftunterschied bei Verschieben sein.


    Insbesondere der letzte Punkt widerspricht erst mal der Erfahrung von Reinhold. Das fundamentale Prinzip, dass jedes System versucht, den Zustand kleinster Energie zu erreichen gilt auch hier. Dieser Zustand ist für die Magnetkugel bei sagittaler Ausrichtung der N-S Achse erreicht. Sie wird sich also ohne äussere Krafteinwirkung aufstellen. Und das hilft dann (ausreichende Haftreibung vorausgesetzt), die Rondelle ebenfalls wieder zurück zu ziehen.


    Dieses Moment konnte ich mit FEMM nicht berechnen, was aber nicht am Tool liegt, sondern an meiner fehlenden Erfahrung damit. Da muss ich mir noch ein paar Gedanken machen.



    In Deinem Fall sind die Verhältnisse nochmals anders. Du hast eine im Verhältnis zur Fläche des Eisens sehr grosse Luftspaltfläche. D.h das Energieminimum ist geometrisch auf einen kleinen Bereich beschränkt.


    Wenn ich dazu komme, modellier ich das mal.


    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo zusammen,


    Ich bin mit dem modellieren nicht wirklich weiter gekommen.

    Da werde ich nach dem Motto „Versuch macht Kluch“ weitermachen müssen.

    Die Idee ist, die Schleifschale ähnlich wie Reinhold mit drei Sandwiches Eisenrodelle - Kugelmagnet - Eisenrondelle auf einer Grundplatte zu montieren.

    Nun sollte man relativ einfach durch neigen (schiefe Ebene) die maximale Seitenkraft der Kugelmagnete feststellen können.

    Daraus lässt sich dann die Plausibilität der Simulationsergebnisse ableiten.


    Das kann aber noch etwas dauern.


    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo Holger,


    Ich vermute, dass die Seitenstabilität an den Magneten in erster Linie durch die Friktion zwischen Magnet und Kugel zustande kommt. Oder zieht es den Spiegel zurück, wenn Du ihn verschiebst?

    Ich konnte jedenfalls bei einer Simulation mit FEMM keine ausreichenden Seitenkräfte feststellen. Es spielt kaum eine Rolle, wo die Stahlkugel auf dem Magneten liegt.


    Wie ist da Deine praktische Erfahrung?


    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo Robert


    Das die seitlichen Kräfte so gering sein sollen hat mich zunächst auch überrascht !


    Allerdings woher soll die Verschiebearbeit (Kraft x Weg oder Drehmoment x Drehwinkel) kommen ?

    Das Volumen des Magnetfeldes ändert sich bei kleinen Verschiebeweg nur sehr wenig und die Energiedichte

    ändert sich auch kaum . Die Feldstärke des Magneten ändert sich nicht und der magnetische Widerstand der

    hauptsächlich durch den Luftspalt bestimmt wird ändert sich auch nicht wesentlich .

    Wenn nun die Änderung der magnetischen Energie (magnetische Energiedichte x Feldvolumen) gering ist

    muß auch das mechanische Produkt Drehmoment x Drehwinkel klein sein .


    Gruß Rainer

  • Hallo Holger,

    Hallo Robert,


    als Ergänzung füge ich einen kleines Video ein. Die Botschaft: Ohne seitliche Stege oder sonstige Bewgungsdämpfung ist das System lateral schwingfähig. Das Video zeigt aber auch, dass die Wärmeausdehung des Glases bequem „abgerollt“ werden kann, ohne dass es zu einer dadurch bedingten Verbiegung des Glases kommen kann. Die Lateralkräfte sind einfach viel zu klein.


    In meinem Konstrukt sind die Bohrungen im Durchmesser 2mm größer als der Kugeldurchmesser. Liegen also nicht an.



    Für diese Demo habe ich die Fassung umgedreht, und die Magnetkugeln mittig platziert.



    Darauf habe ich den Spiegel abgesenkt, und dabei hat er sich die bequemste Position ausgesucht. Er war ja bei dem Absenkvorgang nicht lateral geführt und meine Hände konnten das nicht auf den Millimeter genau halten.


    Hier im Video drücke ich mit dem Finger den Spiegel nicht besonders kräftig seitlich weg.




    Viele Grüße, Reinhold

  • Hallo Reinhold,


    so habe ich das erwartet: ein Wackelpudding :P

    Ich werde mal ein paar Magnetkugeln und Rondellen bestellen und versuchen, die maximalen Seitenkräfte experimentell zu bestimmen.

    Wenn ich mir Deinen Film so anschaue, bleibe ich vorerst dabei: der Spiegel wird mit mehr als ausreichender Kraft an die Spiegelzelle gezogen, seitlich wird es aber ohne dämpfende Abstützung nicht gehen.

    Beim Transport (wo durchaus mal impulsförmige Kräfte auftreten können) sehe ich es wie Stefan: wenn sich die Magnete mal gelöst haben, dann wars das mit dem Spiegel. Ohne zusätzlichen Schutz für den Transport könnte ich nicht gut schlafen.


    Herzliche Grüsse


    Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo Rainer,


    Danke für Deine Überlegungen. Ja, das mach Sinn, es ist die Änderung (Gradient) des Feldvolumens, das für die (Rückstell)-Kraft sorgt.

    Zusammen mit dem Filmchen von Reinhold denke ich, dass die in FEMM berechneten Kräfte realistisch (tief) sind.


    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo Robert,


    ja, so ist es. Nach dem Motto ‚Keep it simple‘ übernehmen bei mir die drei Stege die seitliche Führung, dazwischen gelegter Filz wirkt als kleine Dämpfung und gegen die Bewegungsfreiheit. Da ist noch Freiraum für Forschung und Experiment. Die seitliche Führung würde man im Falle richtig schwerer Spiegel vermutlich anders gestalten wollen.


    Vor dem Hintergrud der gefährdeten Nachruhe will ich noch eine interessante Erfahrung nachreichen. Ich habe natürlich auch gedacht, ojeminee, wenn der rausfällt. Ich habe nun beim Testen bemerkt, dass sich die Magnete nicht exakt gleichzeitig lösen. Da ist immer ein Magnet zuerst dran. Das führt für einen kurzen Moment zu einer minimalsten Schräglage und der Spiegel „verkantet“ in der Führung. Wie eine dicke Linse in einer passgenauen Fassung, die fällt auch nicht raus. Lässt der Impuls nach, ziehen die Magnete den Spiegel zurück auf die Auflage. Aber ja, wenn ich das Teleskop im Paket versenden wollte, würde ich auch an eine Transportsicherung denken mögen.


    Viele Grüße


    Reinhold


    (P.S. … auf den ersten Fotos geht der Steg nur einige Millimeter hoch. Das ist eine Studie. Tatsächlich säße (und sitzt bei mir in anderen Fassung) der Spiegel am Boden, so dass vorhandene Stege bis an die Spiegeloberkante reichen. Könnte ich die Fassung selbst gestalten - es geht nach wie vor um einen 150er Spiegel - wäre es ein umlaufender Steg , wie in einer Linsenfassung.)

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