Objektiv 68/790 der Emil Busch A-G, Rathenow

  • Hallo,

    letztens konnte ich ein ziemlich ramponiertes Fernrohr der Emil Busch A-G erwerben. Busch hatte bis zum zweiten Weltkrieg Amateurfernrohre unter der Bezeichnung "Preisfernrohr" hergestellt. Die optische und mechanische Qualität der Objektive war bei diesen Fernrohren meiner Meinung nach auf Zeissniveau. Busch hat dabei einen Markt preiswerterer Fernrohre als Zeiss bedient. Busch hatte auch nicht das umfangreiche Zubehörangebot von Zeiss im Programm.

    Bei meinem Fernrohr war das Objektiv der Größe 68/790 einmal laienhaft geöffnet worden. Die Linsen waren falsch herum eingebaut worden, von den Abstandsplättchen war nur noch eines vorhanden. Das erste Bild zeigt das auseinander genommene Objektiv. Über die Jahre war die Oberfläche der im falsch zusammengebauten Objektiv außen liegende Fläche der Flintglaslinse (im richtig zusammengesetzten Objektiv liegt die Fläche innen) schon etwas korrodiert. Ich habe überlegt, ob ich diese Fläche überpoliere, habe das aus Gründen der zu erhaltenen Originalität dann aber nicht gemacht. Der Schaden ist in der Durchsicht auch kam merklich, nur im Lampentest, in der Draufsicht deutlich.

    Die beiden fehlenden Abstandsplättchen aus Zinn habe ich nachgefertigt, und mit einem Schraubenmikrometer (die Dinger gibt es gebraucht billig) auf die richtige Dicke gedrückt.

    Das fertige Objektiv habe ich dann am Stern etwas nachjustiert. Einen vollständigen Bericht zum Fernrohr werde ich in nächster Zeit auf meiner Seite veröffentlichen. Auf jeden Fall ist das Fernrohr ein schönes Stück Technikgeschichte.


    C.S. Frank

  • Hallo Frank,

    ich hab das selbe Fernrohr von Busch und bei mir fehlt 1 Abstandsplättchen zwischen den Linsen.

    Jürgen Kost hat mir den Tip gegeben altes Lametta zu kaufen, das aus 0,1mm starker Zinnfolie besteht,

    und kann auch als Abstandsplättchen verwendet werden kann.

    Meine Instandsetzung steht noch bevor.

    Im Moment steht der Busch Tubus auf einer alten Kosmos Montierung Modell A bei mir als Dekorationsobjekt im Wohnzimmer

    Danke für Deinen Vorschlag zur Problemlösung!

    Ich werde über meine Fortschritte berichten, wenn es soweit ist.

    Vielleicht bring ich das Instrument zum HTT mit 8) :)

    Das Busch Preisfernohr auf Kosmos Montierung A von Tremel

  • Hallo Gerd,

    Dein Fernrohr ist früher als mein Fernrohr gebaut worden. Prüfe nochmal die genaue Dicke der vorhandenen Abstandsplättchen, die Dicke muss genau stimmen (einzelne Glasschmelzen unterscheiden sich geringfügig im Brechungsindex, das wird über den Abstand korrigiert). Ich habe die Zinnplättchen hergestellt, indem ich auf einer Steinplatte etwas Lötzinn erhitzt habe. Dann habe ich auf den Schmelztropfen eine zweit Platte gedrückt. Nach einigen Versuchen hatte ich ein Stück Zinn mit fast richtiger Stärke, aus dem ich die Plättchen schneiden konnte. Das alte Lametta hatte hohen Bleianteil (damit es schwerer ist). Blei geht sicher auch, es ist aber etwas weich.


    C.S. Frank

  • Moinsen Frank & Gerd & all,


    mal ne Frage zu den Abstandsplättchen: MÜSSEN die aus Zinn bestehen? Letztlich geht es doch nur um die Dicke - da müsste doch einfache Alu-Folie auch genügen- Oder sogar Papier/Pappe. Frage das auch deshalb, da ich letzte Woche einen alten Refraktor mit einem 152/2250mm Jaegers-Objektiv anlanden konnte (ja das Objektiv mit den sechs Plättchen!). Dieses Objektiv musse ich reinigen (leichter Pilz und Siff) und dabei eben auseinanderbauen. Und hier sind mir diese Plättchen aufgefallen, die m.M.n. eben NICHT aus Zinn bestehen ...



    Greetzle Hannes

  • Hallo Hannes,

    die müssen nicht aus Zinn bestehen. Zinn hat nur den Vorteil, dass es weich ist. Da kann man auf dem Kollimator, evtl. noch bestehende letzte Unsymmetrien wegdrücken. Das wurde, zumindest früher bei Premiumoptiken, auch tatsächlich mit Hilfe eines Fensterleders so gemacht.

    Die mir bekannten Jaegers Objektive haben einen relativ großen Abstand. Da dürfte Zinn problematisch sein, da sich dicke Plättchen leicht verformen. Ich hatte mir bei einem Surplushandel mal günstig Restbestände dieser Objektive gekauft. Da waren auch Abstandsplättchen aus Plaste - oder so was (genau kann ich das nicht mehr sagen, da ich die weggeschmissen habe) dabei. Nach Angaben des Händlers sollten die die richtige Dicke haben - hatten die aber nicht. Bisher habe ich davon ein 4"f15 Objektiv neu gefasst. Der richtige Abstand dort war etwas über einem mm. Ich habe das Objektiv dann so gefasst, dass ich die Einzellinsen jeweils getrennt gefasst habe, die Kronglaslinse ist in ihrer Fassung zentrierbar, die gesamte Kronglasfassung kann abstandsmäßig zur Flintglasfassung justiert werden (unten Bilder fertiges Objektiv, Skizze der Fassung). Ich hatte Bedenken, dass diese Alukonstruktion (man hätte das besser aus Stahl machen sollen, als Heimwerker war mir der Aufwand dann aber doch zu hoch) nicht über die Zeit die Präzision hält. Ich habe das Fernrohr jetzt drei Jahre, und musste es nur einmal, nach etwa einem halben Jahr nachjustieren (Alu "fliest" ja unter Druck etwas, kommt aber wohl zur Ruhe).

    Es ist mir schleierhaft, warum Jaegers seine Objektive mit so großen, für die Fassung ungünstigen Linsenabständen korrigiert hat, wofür es keinen sachlichen Grund gibt. Die größeren amerikanischen Refraktoren hat man mit größeren Linsenabständen korrigiert. Der Grund soll wohl gewesen sein, dass man sich vor Belägen zwischen den Linsen fürchtete, man hat deshalb zwischen den Objektiven eine Reinigungsklappe angebracht. Vielleicht hat das die Korrektur beeinflusst. Auch könnte es sein, dass man sich vor größeren Schmelzdifferenzen der Gläser fürchtete, und man eine größere Freiheit zur Abstandskorrektur haben wollte.

    Es ist aber immer eine Frage, mit was man zufrieden ist. Wenn die 6 Plättchen die richtige Dicke haben, kannst du diese nehmen. Eventuelle Unsymmetrien kann man versuchen, durch Austausch der Plättchen zu optimieren - vielleicht ist das Objektiv auch auf Anhieb o.k.

    Noch eine Bemerkung zur Abstandsoptimierung. Auch das ist eine Frage, ob man das macht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob Busch das gemacht hat. Die Preisfernrohre waren ja als Schulfernrohre, bzw. für den einfachen Amateurbereich gedacht. Da ist ein Restöffnungsfehler wahrscheinlich nicht aufgefallen. Mich macht die genaue Dicke des Abstandsplättchens von 0,1mm schon stutzig, kann natürlich Zufall sein. Die Busch-Optik hatte zwar eine sehr hohe Qualität, ein ordentlicher Kaufmann stellt sich aber immer die Frage, welchen Aufwand er treibt, und was seine Kundschaft toleriert. Auch muss er sich überlegen, welche Fachleute er zu welchem Preis einstellt. Man muss sich von der Vorstellung lösen, dass Industrieprodukte immer optimal sind, das sind eben Produkte, von denen die Manager erwarten, dass sie diese zu möglichst hohen Preisen der Kundschaft andrehen können.


    C.S. Frank

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