IR-empfindliche Kamera bei Deep Sky Objekte lieber mit IR-Sperrfilter verwenden?

  • Hallo Astrogemeinde,


    mal wieder ein Frage von mir. Ich habe eine ASI 294 MC, die keinen IR-Sperrfilter hat. Sie nimmt also automatisch auch das infrarote Spektrum mit auf.


    1) Würdet ihr bei Deep Sky Objekten einen IR-Sperrfilter vorsetzen?

    2) Wenn man ohne einen solchen Filter arbeitet, bekommt man die Bilder dann noch farbig, oder überlagert das IR-Bild dann alles, und es ist schwarz-weiß?

    (Hab bis jetzt noch kein DSO fotografiert. Mir ist es nur bei der Sonneaufnahme aufgefallen, dass alles grau war. Erst mit UV/IR-Sperrfilter und Orangefilter drauf gab es ein farbiges BIld, was ja auch einleuchtend ist.

    Und eigentlich ist ja die Sonne auch weiß und nicht gelb.)

    3) Für Planeten habe ich eine ASI 462 MC. Auch IR-empfindlich. Empfehlt ihr hier auch Farbaufnahmen mit IR-Sperrfilter und anschließend reine IR-Aufnahmen mit einem IR-Passfilter?


    Viele Grüße


    Sebastian

    iOptron CEM70G Montierung

    Meade LX85 GoTo Montierung

    Lacerta Carbon Fotonewton 250/1000

    Meade Teleskop ACF-SC 203/2032 UHTC

    TS Optics Apochromatischer Refraktor AP 80/480 ED Triplet Photoline

    Nikon 2216 AF-S DX 18-300 mm Telezoomobjektiv

    Zwo ASI 294MM Pro, Zwo ASI 294MC Pro, Zwo ASI 290MM, Zwo ASI 462MC


    www.astrobasics.de

  • Hallo Sebastian,


    ja, ich würde Dir empfehlen, einen IR Filter zu verwenden, außer Du möchtest ganz gezielt im IR Spektralbereich aufnehmen (Brennebene für NIR ist verschoben und die Bayer-Matrix in Deiner Farbkamera ist auf den VIS Bereich ausgelegt).


    Grüße und CS - Oliver

  • Hallo zusammen,

    Sebastians Frage wollte ich auch gerade hier im Forum posten. Ich verwende seit kurzem eine ZWO533MC-Farbkamera an einem APO - bislang ohne Sperrfilter - und bin am Rätseln, was der IR-Anteil für Auswirkungen hat. Einmal sicherlich eine gewisse Unschärfe, aber kann es auch zu Farbabweichungen (die man vielleicht noch in der Nachbearbeitung ganz gut ausgleichen könnte) oder schlechter Farbsättigung (bei der es dann vielleicht schon schwieriger wäre) kommen? Wie sind eure Erfahrungen damit, vielleicht sogar im direkten Vergleich?

    Viele Grüße, Karl

  • Hallo allerseits,


    Die Bildsensoren mit Farbmatrix sind praktisch alle so ausgelegt, dass ein zusätzliches UV+IR Sperrfilter benötigt wird. Lässt man das weg, arbeitet der Bildsensor nicht wie vom Hersteller vorgesehen. Zumindest für Planetenaufnahmen würde ich eine Kamera mit Farbmatrix immer mit Filter betreiben.


    Die obere Grenzwellenlänge muss nicht zwingend da liegen, wo sie für "normale" Videoanwendungen liegt. Normale Handykameras oder auch Systemkameras sind von der Optik her typischerweise nur für den Bereich ca. 470nm-650nm ausgelegt und die Filter werden dann dazu passend dimensioniert. Der volle visuelle Bereich von 400-700nm würde die Optiken teurer machen, ohne das Bildergebnis nennenswert zu verbessern. Die Bayermatrix "verträgt" dagegen meist einen Durchlassfilter 400-700nm. ohne dass zu viel IR-Licht die "grünen" und "blauen" Pixel anregt.

    Das ist vorteilhaft, denn für Astro-Farbaufnahmen ist es sinnvoll, bei den langen Wellenlängen zumindest die 657 nm Wasserstofflinie noch mitzunehmen, und wir freuen uns über jedes zusätzliche Photon, das zum Bild beiträgt.


    Falls zusätzlich reine IR-Astroaufnahmen gewünscht sind, ist ein IR-Durchlassfilter mit einer Kante im Bereich 640-700nm sinnvoll.

    Das ergibt dann praktisch S/W Aufnahmen mit Signal in allen 3 Farbauszügen. Ein reiner S/W Bildsensor wäre hier aber in vielen Fällen besser.


    Selbst ein APO-Refraktor bildet nicht immer auch IR im selben Fokus ab wie die sichtbaren Wellenlängen. Nur ein reines Spiegelteleskop ohne Linsen im Strahlengang wäre hier völlig unkritisch. Deshalb gibt es ohne geeignete Filterung in vielen Fällen unscharf überlagerte Bilder, d.h. es gibt einen unscharfen Lichtsaum um eigentlich gut fokussierte Strukturen.


    Alle Farben der Bayermaske sind relativ gut IR-durchlässig, aber nicht alle exakt gleich. Daher werden ohne Filter die Farben blasser und es gibt zusätzlich eine Farbverschiebung, die sich in der Nachbearbeitung je nach Motiv nicht immer zu 100% korrigieren lässt.


    Gruß,

    Martin

  • Hallo Martin, vielen Dank, Du bestätigst meine Vermutungen - die nächsten Aufnahmen mache ich mal mit einem Sperrfilter. Irgendwann, wenn es aufhört zu regnen und wenn die Zeit der hellen Nächte vorbei ist, hoffentlich nach einem tollen Sommer. Viele Grüße, Karl

  • Hallo


    Da sollte man sich die Filterkurven ansehen, es gibt zwar Austauschgläser für das Fenster der Asi Kameras, aber für Planeten ist IR Pass von Vorteil.

    Da würde ich einen Filter vorsetzen, eventuell auch eine Luminanz Filter der sonst bei LRGB Verwendung findet, Kurven vergleichen und bestes Filter raussuchen.

    Nicht nur beim Apo reißt es im IR und UV aus, auch bei Komakorrektor oder Flatner oder Reducer


    Gruß Frank

  • Hallo Astrogemeinde,


    vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Das ist sehr hilfreich.

    Ich fasse noch einmal zusammen:


    Sowohl für Planetenaufnahmen, als auch für Deep Sky Objekte sollte man einen Sperrfilter verwenden. Ich habe mir zum Beispiel diesen besorgt:

    https://www.teleskop-express.d…lter---1-25--gefasst.html


    Er hat einen Durchlass von 420nm bis 680nm und man kann die Wasserstofflinien bei 657nm noch mitnehmen


    Bei Planetenaufnahmen kann man noch zusätzlich einen reinen IR Passfilter verwenden um den Kontrast der Planeten bei der Bildbearbeitung anzuheben.

    Hier habe ich mir diesen zugelegt:

    https://www.teleskop-express.d…e-Planetenfotografie.html


    Der Durchlass beginnt bei 685nm.


    Gibt es denn Deep Sky Objekte wo zusätzliche IR-Aufnahmen vorteilhaft sind?


    Viele Grüße und CS


    Sebastian

    iOptron CEM70G Montierung

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