James-Webb-Weltraumteleskop: Letzte Öffnung des Spiegels vor dem Start

  • Hallo zusammen,


    kann ich hier jemand in einfachen Worten erklären, was genau der Grund bzw. die Vorteile einer im Goldton verspiegelten Optik ist? Wirkt sich diese Goldoberfläche nicht nachteilig auf die Farbdarstellung bei Aufnahmen im visuell sichtbaren Spektrum aus?


    Danke und Grüße.

    Peter Maier

  • Servus Peter,

    kann ich hier jemand in einfachen Worten erklären, was genau der Grund bzw. die Vorteile einer im Goldton verspiegelten Optik ist? Wirkt sich diese Goldoberfläche nicht nachteilig auf die Farbdarstellung bei Aufnahmen im visuell sichtbaren Spektrum aus?

    Das ist nicht für den visuell sichtbaren Bereich gedacht. Das JWST ist für Wellenlängen von 0,6–28 µm im Frequenzspektrum des infraroten

    Lichtes gebaut, die Spiegel bestehen aus Beryllium. Das hat eine sehr geringe Dichte bei zugleich hoher Festigkeit und wurden mit Gold bedampft, da das auch im Infrarotbereich sehr gut reflektiert.


    Gruß

    Stefan

  • Hallo Stefan,

    danke für die Erklärung!
    Offen gesagt finde ich das ziemlich schade, weil ja das JWT ja über die Jahre immer als "Nachfolger" des HST kommuniziert wurde. Wenn es also gar nicht im visuell sichtabren Spektrum operiert, dann ist es nur ein weiteres, neues Weltraumteleskop, aber kaum ein Ersatz für das HST. Es werden ja dann keine Bilder in der Art von Hubble zu erwarten sein. Oder sehe ich das falsch?


    Grüße,

    Peter

  • Hallo,


    lang, lang ist es her, dass das 1:1 Modell vom JWST hier in München zur Besichtigung am Eingang des Deuschen Museum aufgebaut wurde.

    Meines Wissens gab es das nur in Washington DC, Montreal und München die dafür von der Nasa den Zuschlag bekamen.

    Und wir hatten bei der Besichtigung noch ein Highlight, da nämlich der Mann der den Spektrographen entwickelt, gerechnet oder

    mitgebaut hat, bei unserem Stammtisch dabei ist, wenn es ihm nausgeht. Der faltbare Wabenspiegel hat eine Durchmesser von 6 Meter

    und die gefalteten Sonnensegel unter dem Spiegel haben in etwa die Größe eines Tennisplatzes.


    Viele Grüße Marwin

  • Hallo Peter,


    Ich denke, Bilder im visuellen Spektrum zu erzeugen war auch beim Hubble-Teleskop kein primäres Designziel. Das ergab sich eher so nebenbei, unter anderem durch den Entwicklungsstand der Halbleiter-Sensortechnik während der Entwicklung des Teleskops.

    Auch das Hubble-Teleskop hat keine speziellen RGB-Farbkanäle, die dem menschlichen Sehen nachempfunden sind. Die veröffentlichten Bilder werden aus den zur Verfügung stehenden Wellenlängenbereichen zusammen gesetzt. Sie werden weitgehend außerhalb der wissenschaftlichen Arbeit erstellt, hauptsächlich um eine publikumswirksame positive Darstellung des Projekts zu fördern.


    Das JWST wurde für die Untersuchung der Vorgänge im frühen Universum und für Forschung zur Planetenentstehung entwickelt. Sichtbare Wellenlängen bringen da kaum zusätzliche Erkenntnisse.


    Licht aus dem frühen Universum ist mehr oder weniger rot verschoben, daher detektieren die Beobachtungen im Infrarot letztlich Vorgänge, die "vor Ort" zum Teil im Sichtbaren oder sogar im UV stattgefunden haben.

    Planetenentstehung findet in stellaren Staubscheiben statt, da sieht man im Sichtbaren kaum etwas von den interessanten Vorgängen.


    Das Projekt ist eh schon extrem komplex, da hat man wohl auch aus Aufwandgründen letztlich auf Kameratechnik unter 600 nm verzichtet. Die Goldbeschichtung ist oberhalb 600 nm das Beste, was es gibt. Hätte man die Spiegel fürs gesamte sichtbare Spektrum auslegen wollen, hätte das im mittleren und langwelligen Infrarot zumindest deutliche Nachteile gehabt.


    Übrigens, falls ich jemals in die Astrofotografie einsteigen sollte, werde ich mich ganz bestimmt nicht auf sichtbares Licht beschränken und habe auch kein Ihteresse an einer "naturgetreuen" Darstellung. Das empfände ich als unsinnige Einschränkung.

    Als vorwiegend visueller Beobachter muss ich halt mit den Beschränkungen meines eigenen mickrigen Sehapparats leben. Wenn ich mir Bilder ansehe, finde ich dagegen gerade die interessent, die mehr zeigen als unsere Augen wahrnehmen können.


    Gruß,

    Martin

  • Hallo Martin!

    Vielen Dank für die Erklärungen!
    Das ist natürlich einleuchtend.

    Übrigens, falls ich jemals in die Astrofotografie einsteigen sollte, werde ich mich ganz bestimmt nicht auf sichtbares Licht beschränken und habe auch kein Ihteresse an einer "naturgetreuen" Darstellung. Das empfände ich als unsinnige Einschränkung.

    Als vorwiegend visueller Beobachter muss ich halt mit den Beschränkungen meines eigenen mickrigen Sehapparats leben. Wenn ich mir Bilder ansehe, finde ich dagegen gerade die interessent, die mehr zeigen als unsere Augen wahrnehmen können

    Sehr interessanter Aspekt!
    So hab ich das noch nicht genau gesehen... in Sachen Astrofotografie war für mich bislang tatsächlich die menschliche Wahrnehmung eine Referenz. Natürlich mit etwas mehr "Licht" und Farbe - klar - aber schon eine Abbildung, die sich im "real wahrnehmbaren" Licht abspielt.

    Viele Grüße,

    Peter

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