Hallo Zusammen,
das ist mein erster Bericht, meine erste Zeichnungen und mein erstes mal Deepsky. Seid nicht zu streng.
Nach viel Recherche habe ich mir vor ca. einem Monat ein einigermaßen nacktes (im Sinne von Zubehörlos) 8" Dobson von Omegon gekauft und mir teilweise hier, auf kleinanzeigen und den einschlägigen Shops alles nötige besorgt um von meiner Leverkusener Dachterrasse beobachten zu können. Leider haben wir hier unmengen an Licht und sind an der Grenze zwischen Bortle Class 5 und 6. Meine größte Hoffnung bei Zusammenstellung meiner Ausrüstung war zumindest die hellen Deepsky-Objekte ein wenig beobachten zu können. Angefangen habe ich in den klaren Nächten des letztens Monats aber erstmal mit Mond, Mars und viel Konstellationen lernen und Starhopping, damit ich Himmel und Teleskop kennenlerne.
Gestern, am 7.5.21, hatten wir hier ab ca. 23 Uhr ziemlich gute Bedingungen, also mit Dobson, einem Glas Single Malt, dick eingepackt in Mantel und Mütze raus in die Kälte der Dachterrasse. Ich habe erstmal den Himmel studiert bis das Newton auf Temperatur war und die Augen sich angepasst hatten. Während der Adaptionszeit dann eine kleine Überraschung: Eine Perlenkette von sicher 50 Objekten, die zügig über den Himmel zogen. Zu sehr in Formation als dass es einfach viel Weltraumschrott hätte sein können. Eine nachträgliche Recherche hat schnell ergeben, dass ich wohl die Starlink-Satelliten gesehen habe. Schön anzusehen, aber gleichzeitig etwas befremdlich, dass ein einzelner Typ so viel Zeug in den Orbit schießen kann. Wie auch immer, nach einer guten halben Stunde gings dann los.
Im Stellarium habe ich mir vorab 3 +1 Objekte ausgeguckt:
- Den Kugelsternhaufen im Herkules (M13)
- Die Whirlpool Galaxie (M51)
- Bode's und Cigar Galaxien (M81/M82)
- Den Katzenaugennebel (NGC 6543), allerdings mit wenig Hoffnung den zu sehen: Ich hatte die Woche online zwar endlich einen OIII Filter entdeckt, aber der kam nicht rechtzeitig an.
Ich habe mit M13 begonnen, den Sucher auf den hellen Eckstern vom Trapez im Herkules gerichtet und mich dann mit dem 32mm SWA von Omegon auf die Suche gemacht. Es hat keine 2min gedauert, da hatte ich M13 im Okular. Erst als heller Fleck, ohne Struktur. Nach etwas Beobachtung und Wechsel auf 15mm dann tatsächlich mit körniger Struktur in der Mitte, die nach außen hin zu einem Schein ausgelaufen ist. Ich konnte deutlich mehr erkennen als ich befürchtet hatte. Das hat natürlich für Freude gesorgt. Umso länger ich geschaut habe, desto mehr Details konnte ich erkennen. Dann habe ich mit Bleistift in einem Skizzenbuch versucht wiederzugeben was ich sehe. Allerdings ist das im Dunklen ein ziemlicher Blindflug – wie macht ihr das denn? Ich hab es mir grob skizziert und nach der Session die Skizze nochmal in Ruhe und bei gutem Licht sauber nachgezeichnet.
Hier das Ergebnis:
Ich habe die Zeichnung abgescannt, invertiert und betextet. Ich muss gestehen ich habe noch nicht ganz verstanden wie ihr die Himmelsrichtungen an euren Skizzen bestimmt. Vor allem in Zenitnähe, wenn das Teleskop fast senkrecht steht, komme ich da durcheinander was denn nun Norden und Süden sein soll. Und wundert euch nicht über die wenigen eingezeichneten Sterne: Ich habe nur die markantesten festgehalten, für jeden einzelnen hat mir dann doch die Muse gefehlt.
Im Anschluss ging es an M51. Da war ich etwas unsicher, ob ich die mit meinen Lichtverhältnissen überhaupt finden kann. Also per Sucher den Schwanz vom großen Bären anvisiert, ein Dreieck mit den letzen beiden hellen Sternen vom Sternbild gebildet und dann wieder mit den 32mm rein. Ich habe sicher 15-20min rumgerührt und konnte sie einfach nicht finden. Entweder hat mir da jede Orientierung gefehlt oder meine Befürchtung hat sich bestätigt und in Leverkusen gibt's halt keine M51 zu sehen. Etwas enttäuscht gings weiter in der Liste: Zu M81/82. Orientiert habe ich mich wieder am großen Bären, mit dem komme ich gut klar und siehe da: Nach ca. 5min Suche am vermuteten Ort hab ich zwei sehr unscheinbare helle "Wölkchen" entdeckt. Sie sind immer mal wieder verschwunden, aber peripher geguckt waren sie deutlich zu erkennen, mit der Zeit sind sie auch beim direkt drauf schauen geblieben und gefühlt immer deutlicher geworden. Ich bin auch hier mit den 15mm etwas näher ran, aber Strukturen waren beim besten Willen keine zu erkennen. Gefreut habe ich mich trotzdem und ich habe sie auch lange beobachtet bevor ich gezeichnet habe – schon beeindruckend, dass ich da rund 11.5 Millionen Jahre in die Vergangenheit schaue.
Hier ungefähr was ich gesehen habe:
Zu guter Letzt der Katzenaugennebel – zu dem Zeitpunkt war ich schon ordentlich durchgefroren, besonders die Hände. Mit einer schon schlechten Vorahnung habe ich mich anhand des kleinen Bären und Drachen an den ungefähren Punkt von NGC6543 navigiert. Dann mit dem 32mm wieder gerührt und gerührt, aber keine Chance: Ich habe nichts gefunden ODER ich habe es übersehen und für einen Stern gehalten. Wie gesagt, war der OIII Filter noch nicht da, das nächste mal versuche ich es nochmal damit, vielleicht gibt der ein oder andere Nebel ein paar Details preis. Jedenfalls habe ich die Suche auch nicht lange ausgehalten, weil es dann wirklich kalt wurde. Ich habe den Abend dann gegen 1:30 beendet.
Für Beobachtungen aus so heller Umgebung heraus bin ich doch recht zufrieden und bin sehr gespannt wieviel mir der OIII-Filter am Ende bringt. Ich habe große Lust auf Nebel beobachten. Die Galaxien haben mich auch angefixt, aber ich schätze um die vernünftig beobachten zu können muss ich noch etwas näher rankommen und raus aus der Lichtberschmutzung – also Okular-Set erweitern und raus aufs Land, Bortle Class 4 ist 30min weit weg.
Der Bericht wurde nun doch länger als erwartet, ich hoffe es erfreut den ein oder anderen oder hilft sogar manch einem bei der Entscheidung für dieses Hobby, trotz eher schlechter Lichtverhältnisse.
Lg, Martin