Unitron-Montierung

  • Danke Klarinetto fuer den Hinweis. Ein schoenes Stueck. Schade nur, dass der Verkaeufer mit Informationen so knausert - ist es nun die Montierung fuer den 60er, 75er oder 100er Refraktor? Ich denke, die Information waere fuer potentielle Kaeufer schon hilfreich. Ich sehe das oft auf Ebay (hier in UK), dass mitunter elementare Informationen fehlen. Und dann wundern sich die Verkaeufer, dass sie ihre Ware nicht loswerden ...

  • Hallo,

    das ist eine sehr schöne, klassische Montierung. Ich vermute, dass die Montierung Gleitlager hat. Gleitlager wurden ja bei vielen älteren Montierungen verwendet. Auch Zeiss hat Montis mit Gleitlagern gebaut. Damit lassen sich sehr elegante Konstruktionen realisieren. Nachteilig ist hier sicher, dass die Fertigung aufwändiger ist. Ich habe jetzt auch einige Montierungen mit Gleitlagern gebaut (Bauberichte folgen auf meiner Seite, muss mich mal aufraffen, und Berichte dazu schreiben). Da ich mit meiner einfachen Werkstatt die erforderliche Präzision nicht hinbekomme, habe ich Lagerhülsen aus Bronze mit entsprechender Passung verwendet (die Lagerhülsen gibt es zum kleinen Preis bei eBay). In Kombination mit einer gehärteten Welle und entsprechendem Schmierstoff (ich verwende Brilliantfett, ist ein Schmierstoff auf Teflonbasis) laufen die Achsen hervorragend.

    Mal sehen, ob die bei eBay angebotene Montierung zu dem Preis gekauft wird. Während Preise für Zeiss-Geräte sich in astronomisch hohen Regionen bewegen, sind die Preise für andere Klassiker ja eher moderat.


    C.S.

  • Hallo Klarinetto und Frank,


    der Beruehrpunkt Eurer Antworten in der Meinigen ist das Gleitlager - die Rupp hat diese auch. Ungewoehnlich fuer eine so grosse Montierung (sie hat Wellen von 70 und 63mm Durchmesser), aber dann - Grossteleskope laufen auch auf Gleitlagern, allerdings unter Oeldruck. Beispielsweise Mt Palomar oder der 3.5m-Spiegel auf dem Calar Alto. Urspruenglich wurde mit Wasserdruck experimentiert (fruehe Phase des Crossley-Reflektors, noch im 19. Jahrhundert) und der Hookerspiegel auf Mt Wilson benutzte dann Quecksilber.

    Gleitlager sind, wenn gut ausgefuehrt, genauso gut geeignet wie gute Waelzlager. Eine hohe Rotationsgeschwindigkeit muss ja bei einer Montierung nicht erreicht werden. Ein Vorteil ist auch, dass sich die Montierung einfach in ihre Bestandteile zerlegen laesst. Das kam mir bei der immerhin 80 kg schweren Rupp schon ein paar Mal zugute. Das Wiedereinsetzen der Welle in das Gleitlager muss allerdings vorsichtig erfolgen, um Verkantungen zu vermeiden.

    Zurueck zum eigentlichen Thema: Bei den duennen Achsgehaeusen der Unitronmontierung tippe ich ebenfalls auf Gleitlager. Vom Bau her ist diese Montierung eigentlich nicht das Gelbe vom Ei. Eine gedrungenere Bauform waere vorteilhaft. Was gut ausgefuehrt wurde, sind die Klemmungen (Radial statt Axial - nicht eine Schraube, die ueber eine Scheibe auf die Achse drueckt, sondern eine gleichmaessige Klemmung rund um die Welle) und die Teilkreise, die sogar Nonien zur Ablesung verwenden. Polsucher oder GOTO-Option waren damals natuerlich noch Science Fiction.

    Ich koennte mir durchaus vorstellen, dass (falls die Montierung zum 100er Refraktor gehoert) sich fuer 450 Euro ein Liebhaber finden wird.

  • Hallo Jürgen,

    da hast Du absolut recht, die Montierung hätte man gedrungener ausführen können. Das sieht man bei alten Montis häufig, dass die unnötig lange Hebel haben, wobei die Unitron zwar nicht optimal, aber eher kein so schlechtes Beispiel ist. Die Staus-Montierungen sind da ja auch nicht optimal (der war ja wohl Prof. für Maschinenbau, da dürften seine Konstruktionen damals schon irgendwie "State of the art" gewesen sein). Wahrscheinlich hat man sich an Großmontierungen der alten Refraktoren orientiert (die meist hinsichtlich der Hebel auch nicht optimal waren, aufgrund ihrer schiere Größe aber sicher Biegesteifigkeiten und Massenträgheiten hatten, dass da nix schwingungsfähig war).

    Die Erkenntnisse in der Technik schreiten halt fort. Auch sind technische Entwicklungen besonders Kundengeschmack und Managermeinungen unterworfen. Unternehmen müssen halt so produzieren, dass sich die Produktion möglichst gut rentiert. Da halten sich dann überholte Lösungen lange. Klassisches Beispiel ist die Spiegelreflex. Da der Raum für den Spiegel frei bleiben muss, muss man für die Korrektur, besonders für Weitwinkelobjektive, mehr Klimmzüge machen. Das bedeutet aufwändige und teurere Optik. Trotzdem setzen sich die Spiegellosen jetzt erst langsam durch, Fotografen sind halt Spiegelreflex gewöhnt. Bestimmte "Ideologien" sind halt langlebig.

    Trotzdem ist die Unitron aber wunderschön. Wir sind ja Amateure, das muss Freude machen (was Spaß macht, entzieht sich ja aller Rationalität), da kann man auch Instrumente zum anschauen lieben.


    C.S. Frank

  • Unitronrefraktoren sind wie Segelschiffe, Dampflokomotiven oder Nadelauslegerkrane schoene Maschinen einer vergangenen Epoche. Nicht unbedingt praktisch und heute ueberholt, bestechen sie durch ihre Ausdrucksstaerke.

  • Hi Juergen und Hallo an Alle


    ja ,so ist es. Bei meinen Anfängen ( ca 1979) und später war ein C8 das NONPlusUltra. Vehrenberg hat damals Adresslisten auf Anfrage verschickt, von C8 Käufern. Ich bin 120km mit dem Zug gefahren, um bei einem pensionierten Studienrat in Sigmaringen durch sein C8 zu schauen. :)

    Heute fährt keiner mehr einen ganzen Tag mit Buss und Bahn, um durch einen 20" Dobson zu sehen?? Oder doch?


    So ändern sich die Zeiten.


    Übrigens gab es damals keine Diskussionen über Strehl etc. Man hat sich über sein geliefertes Scope gefreut und das war´s


    Das nur am Rande

    :)

    VG

    Klarinetto

  • Hallo,

    hier mal eine alte Montierung mit Gleitlagern. Das war die StandardMontierung von Busch-Rathenow für die Preisfernrohre. Die Montierung gab es in verschiedenen Ausführungen für Säule und Stativ. Es ist eine einfache, aber solide und präzis ausgeführte Montierung, die sehr steif ist, und bei visuellen Beobachtungen hervorragend funktioniert.


    C.S. Frank

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