NGC 4565 mit Kugelsternhaufen

  • Hallo zusammen,


    die Nadelgalaxie hat ja Saison und meine ist heute fertig geworden.

    Letztes Jahr konnte ich etwa 3 Stunden Luminanz aufnehmen; für die Farben hatte es nicht mehr gereicht. Es kamen jetzt 2 Stunden Luminanz und ausreichend RGB hinzu, und zwar mit der neuen QHY600. Hier sind es vielleicht noch nicht die optimalen Einstellungen gefunden. Jedenfalls hatte mich der größere Dynamikumfang bewogen, die Einzelbelichtungszeit auf 180 s für die Luminanz und 360 s für RGB zu verlängern.


    Anders als erwartet konnte eine Serie von experimentellen Kurzzeitbelichtungen mit 2,5 s nicht gewinnbringend verwendet werden. Mit einer knappen Stunde war davon einfach nicht genügend Material vorhanden. Im Zentrum zeigt sich eine ähnliche Auflösung wie in der Summe der Langzeitbelichtungen, jedoch fällt das Signal zu den Seiten hin schnell ab.


    Hier nochmal die Aufnahmedaten im Überblick (alles am AOM 160/1600 mit Reducer):

    3./26. April 2020 (ASI1600mmc): Luminanz = 43 x 90 + 124 x 60 sec

    3. April 2021 (QHY600): Luminanz = 40 x 180 sec

    19./20. April 2021 (QHY600): R / G / B = 12 / 12 / 15 x 360 sec


    Das größere Bildfeld der QHY600 war wegen der Vorgabe mit der ASI1600 nebensächlich.

    Mit dem Astropixelprozessor wurde alles gestackt. Die Schärfung geschah in Pixinsight mit Deconvolution. Die besten 124 lights habe ich extra addiert und damit die Schärfe in den hellen Partien noch leicht verbessern können. Von diesen 124 lights entfielen 95 auf die 60s-Belichtungen, 17 auf die 180 s und alle 12 vom Rotkanal zu je 360 s.


    Hier also das Ergebnis (in 33 %):


    NGC 4565


    Und größer bei astrobin:

    https://www.astrobin.com/uuksq…n&from_user=16731#c725179


    Bei der Ausrichtung des Bildes habe ich wegen der Begleitgalaxie auf die ursprünglich beabsichtigte waagerechte Lage der Nadel verzichtet. So passt auch der Galaxienhaufen rechts oben besser ins Bild.

    Am zentralen Bulge sieht man übrigens sehr deutlich, daß uns die nach Nordosten zeigende Seite näher ist - im Bild zeigt sie nach unten rechts. Hier absorbieren die Staubanteile das Licht stärker als auf der anderen Seite. Bei M31 verhält es sich ja ebenso.


    Der zahlreich besetzte Hintergrund lädt selbstverständlich wieder dazu ein, mit dem CDS-Portal zu schauen, ob sich ein paar Objekte identifizieren lassen.

    Ähnlich wie bei M51 gibt es einen auffälligen Quasar, katalogisiert unter QSO B1233+262 mit z = 2,09. Er ist mit 10,5 Mrd Jahren Lichtlaufzeit nicht ganz so weit entfernt wie sein Kollege nahe M51. Die V-Helligkeit beträgt 20,84 mag.


    Weiterhin lassen sich zwei Kugelsternhaufen erkennen mit B-Helligkeiten von 22,88 bzw. 23,09 mag.


    Auch der Galaxienhaufen [SPD2011]29244 südwestlich von NGC 4565 fällt ins Auge.

    Er ist etwa 2,3 Mrd a entfernt und ist damit das Pendant zu Zwick 6057 bei M51.

    Wie immer haben wir eine enorme Staffelung der Entfernungen vor uns.


    Dazu noch ein 100%-Ausschnitt mit Markierungen:


    NGC 4565 - Kugelsternhaufen


    Bei astrobin gibt es das gesamte Bild mit Kennzeichnung des Galaxienhaufens:

    https://www.astrobin.com/full/uuksqs/C/?real=&mod=



    Gruß Lars

  • Hallo Reinhard, hallo Ralf,


    besten Dank für das Feedback.


    Kürzlich hatte ich ja M51 vom 130er bearbeitet und dort die hellen Kerne mit Kurzzeitbelichtungen vom 160er verbessern können. Bei NGC4565 stellte ich mir das genauso vor. Um so größer war die Überraschung bei der Überlagerung mit der geschärften Luminanz der neuen Aufnahmen. Diese kann in der Auflösung mithalten und hat einfach mehr Signal. Eigentlich ist das auch kein Wunder, denn das Zentrum ist viel schwächer als das von M51 und es war ebenfalls nur eine Stunde in der Summe, zumal mit 2,5 Sekunden belichtet statt mit 3,5 Sekunden bei M51.

    Zum Vergleich hier noch die Luminanz aus 2018:


    NGC 4565 vs. Jupiter


    Auf den ersten Blick nicht übel, aber man erkennt wie "abgemagert" der Bulge ist und nach beiden Seiten lassen die Details stark nach.

    Also hier kommt man nur voran, wenn man wie Ralf ganz auf die Kurzzeitbelichtung setzt und die nötige Zeit sammelt - mit dem 16" bringt das tolle Ergebnisse wie wir ja sehen.

    (Übrigens: die beiden Kugelsternhaufen sind bei Ralf auch sichtbar, wenn das Bild etwas heller eingestellt wird.)


    Was den Hintergrund angeht, so wird für mich das Bild erst richtig interessant. Ich meine wir haben die Objekte unserer Galaxis vor Augen und können sie im Fernrohr unterscheiden. Dazu gehören die Kugelsternhaufen und als solcher ist M13 im 12" Dobson auch für Laien an der Sternwarte erkennbar. Wenn es sich ergibt, kann man das weiterführen und ein Bild von Mayall II, dem hellen Kugelsternhaufen bei M31, zeigen oder eben solche schwachen bei NGC4565, die für unsere Amateurinstrumente gerade noch erreichbar sind. Die Gleichheit der Strukur hier wie dort wird dadurch bewusst.


    Von NGC4565 gibt es auch eine Aufnahme um 1910 vom 1,5 m - Spiegel auf dem Mt. Wilson. Das beweist gleich noch den technischen Fortschritt auf der Empfängerseite, und so ergibt alles zusammen eine Geschichte, mit der man die Leute begeistern kann.


    Gruß Lars

  • Hallo Lars

    Insgesamt eine tolle Arbeit.

    Die Galaxie und auch die Details im Hintergrund sind echt sehenswert.

    Ich finde es auch immer wieder Spannend wenn man sich etwas in die Bilder rein arbeitet, und dabei sieht wie tief man doch gekommen ist.

    Da taucht doch manch tolles Objekt aus dem Hintergrund auf.

    Auch die Farbgebung des Bildes finde ich sehr gelungen...:thumbup:

    Beste Grüße

    Andreas

  • Hallo Ralf,

    der Vergleich mit Jupiter war mir bei den Versuchen mit Kurzbelichtungen (wenige Sekunden) eine große Hilfe um überhaupt die Auflösung einschätzen zu können. Ohne Guiding hatte ich ja keine andere Möglichkeit und die Ergebnisse an M51 und NGC4565 hatten mich ganz optimistisch gestimmt. Bei astrobin habe ich im Laufe der Zeit Aufnahmen gesehen, die auch mit längeren Zeiten diese Schärfe brachten und das war etwas ernüchternd. Letztlich ist mir klargeworden, daß erst ab etwa 1 Sekunde abwärts wirklich mehr zu holen ist. Das zeigte sich an M57, am Eskimonebel, an M42 - also Objekten mit hoher Flächenhelligkeit. In der Regel geht bei vielen Objekten mit kleinen Teleskopen aber schnell das Licht aus.

    Um so mehr gefällt mir Deine Konsequenz, mit dem Schritt zu 16" Öffnung auch bei den Galaxien die ganz kurzen Zeiten verwenden zu können und die Auflösung eben noch zu steigern.


    Hallo Andreas,

    auch Dir vielen Dank ! Auf die Farben habe ich diesmal besonders geachtet. Das ging schon mit langen Einzelbelichtungen für die Kanäle los, um einigermaßen tief zu kommen. Bei der Bearbeitung war die Kontrolle mit der Pipette ganz wichtig - das wird jeder kennen, der eine Rot-Grün-Schwäche hat...


    Ansonsten hat es mich sehr gefreut, daß die Aufnahme vorgestern bei astrobin Bild des Tages war. Also man ruft die Seite auf und oben wird man von einem Bild angeschaut, das einem sehr bekannt vorkommt....


    Zur Inspiration möchte ich noch auf zwei schöne Aufnahmen aufmerksam machen:

    Einerseits ein Bild von Detlef Hartmann, der ja durch seine Krebsnebel-Animation bekannt ist. Er hat besonders tief belichtet und eine unglaubliche Fülle von Hintergrundgalaxien erreicht:

    https://www.astrobin.com/full/90407/0/


    Gleichfalls sehr beeindruckend ist diese Aufnahme mit dem 4,3 m - Discovery-Channel-Telescope:

    https://www.astrobin.com/410359/?nc=user

    Hier kann man sich in die Formen der Hintergrundgalaxien vertiefen und natürlich sind die Details in der Nadelgalaxie faszinierend.


    Gruß Lars

  • Hallo Lars,


    Ein tolles Objekt sehr schön in Szene gesetzt, aufgenommen und bearbeitet! Die Kugelsternhaufen und der Quasar runden das Gesamtbild toll ab. Das Problem mit den schwachen Details im Randbereich kenne ich. Wie hast Du denn die kurzbelichteten Aufnahmen gestackt/bearbeitet? Zumindest in der Vorschau wirkt das Bild etwas beschnitten.

    Beste Grüße

    Julian

  • Danke Julian!

    Damals 2018 habe ich mit dem Deepskystacker gearbeitet und die Rohbilder in ungefähr 12 Blöcke eingeteilt, deren Summenbilder wiederum gestackt wurden. Ein paar Hundert frames am Stück hat DSS nicht verkraftet im Format der ASI1600, da wurde das Programm immer langsamer... Die Methode verschlechtert natürlich die ganze Statistik, aber anders war es nicht zu machen. Für die Schärfung und Rauschminderung kam Fitswork zum Einsatz, also die PSF-Schärfung und das Wavelet-Rauschfilter.


    Mit APP habe ich testweise aus Anlass der aktuellen Bearbeitung einen Stack mit etwa 1.500 der kurzbelichteten frames gemacht. Das hat einige Stunden gedauert und viel freie Festplattenkapazität erfordert. Am Ergebnis hat sich aber nichts grundsätzliches geändert. Nur der unmittelbare Kern ist hell genug und schärfungsfähig, nach außen wird es dünn. Daher hatte ich das Bild auch beschnitten und für die gemeinsame Darstellung mit Jupiter war das in Schwarzweiß allemal geeignet, weil es ja nur die Winkelgrößen zeigen sollte.


    Gruss Lars

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