15cm f8 Solar-Newton / Nur-Newton

  • Guten Abend,


    Dieses Teleskop hat für mich eine lange Vorgeschichte. Es war mein Erstgerät und wurde x-mal umgebaut. Von der Bügelbrettmontage bis hin zum Gittertubus. Als Werkstatt musste die Küche herhalten. Als Student hatte man viel Wichtigeres im Kopf als Basteln und deshalb fackelte ich meistens nicht lange und bohrte und sägte wie es gerade kam. – Der Spiegel machte dermassen Probleme, (Rille am Rand) dass ich für mindestens 15 Jahre den Schnauz voll hatte vom Spiegelschleifen.


    A) Solar-Newton


    Zuletzt machte ich ein Sonnenteleskop daraus mit unverspiegelter Optik. Die Rückseite wurde ebenfalls konkav geschliffen und anpoliert um die Reflexe wegzulenken. Das Sonnenbild ist sehr kontrastreich, braucht aber zusätzlich starke Abschwächung. Ich benutze 2 Polarisationsfilter von Baader, die ins Okular geschraubt werden. Und da lauert die Gefahr: Beim Okularwechsel vergisst man das Filter. Das ist nur eine Frage der Zeit, bis es passiert…. Deshalb nehme ich nur 1 Oki mit und gehe extra ins Haus, um ein anderes zu holen. Diesen Gang sind mir die Augen wert.



    B) Nur-Newton


    Anfänglich benutzte ich einen schweren Dobson als Monti und habe die jetzt entsorgt und ersetzt . Die beiden Hauptvorteile sind: Bessere Stabilität und Unabhängigkeit vom Untergrund. Es ist kein Unterschied, ob er ins weiche Gras gestellt wird oder auf festem Untergrund steht. Bei Sonnenauf-oder Untergang hat man ein Nachführproblem. Deshalb habe ich einen simplen Feintrieb eingebaut. Bastelzeit ca. ½ h. Um das horizontale Wegrutschen auszuschalten besteht ein Fuss aus einer Kugel (Möbelgriff), welche in einer Vertiefung ruht. Das Beobachten geht sehr sehr feinfühlig bei jeder Vergrösserung. Es macht Freude. Wichtig ist dass man den Nur-Newton etwas DELUXE baut und düftelt. Ich verwende Dieter Martini Laminat und oben an der Stange ist ein breiter Teflon-Streifen aufgeschraubt. Die Verstellenden haben Sperren etc .etc..


    Sorry für die komischen Bildgrössen.




    C)





    Ausblick


    Es schwebt mir ein 30cm f 6 Nur-Newton als Reisefernrohr vor. 3- teiliges 40mm Quadratrohr mit einem spannbaren Velobremskabel im Rohrinnern zusammengehalten. Am unteren Rohrende würde der Spiegel in der spartanischen Transpotkiste direkt angeschraubt. Und dann fehlte nicht mehr viel zum Beobachten. - Gutes Bild bei f6, wenig Gewicht, geringe Transportmasse und minimaler Bastelaufwand.


    Schönen Abend

    Emil

  • Hallo Emil,


    das ist ja mal ‚ne heiße Konstruktion 8) Rein nach den Bilder kann ich es mir kaum vorstellen, dass sich das Teleskop feinfühlig nachführen läßt, aber wenn Du es sagst wird schon stimmen. Auf jeden Fall läßt es mein Bastlerherz höher schlagen. Die ausgefallene und außerordentlich nonkonformistische Art des Aufbaus macht Lust die Konstruktion auf Elemente zu prüfen, die zu ‚übernehmen‘ Sinn ergeben könnte.


    Viele Grüße

    Michael


    PS.: Sonnenmilch als Gleitmittel? Oder gegen Teleskop-Sonnenbrand?

  • Hallo Michael


    Weder noch: Sonnenmilch zum Grössenvergleich. Hab einfach genommen, was gerade herumlag.


    Zum Thema Stabilität: Das Bild ist bereits veraltet. Musste die Gleitstange kürzer machen. Das erzeugte Schwingungen. Ein kritischer Punkt ist die Stütze. Muss ausreichend dick sein. Das schwächste Glied ist jetzt der Gittertubus. Aber ich bin jetzt sehr zufrieden. Vorher schaukelte und zappelte das Rohr auf einer Losmandy G11. Bare Katastrophe.

    Gruss Emil

  • Hallo Emil!


    Ok, dann ist‘s klar ;) Ein Newton mit f8 ist ja auch ziemlich lang. Dafür brauchst Du nur einen kleinen Fangspiegel. Darf ich fragen wie groß der ist? Die Obstruktion ist dann wohl eher klein und der Kontrast entsprechend groß. Wenn das Teil verspiegelt währe würde er sich doch auch am Planeten gut machen, denke ich.


    Wie lange kommst Du mit dieser Konstruktion beobachten bevor Du ihn wieder umsetzen musst?


    Viele Grüße

    Michael

  • Hallo Michael,


    Der Fangspiegel der Firma Spectros hat 25mm. Früher war es ein Planetenteleskop. Ich hatte damals Zugang zu einem 15cm f15 Achromaten der Firma Merz und beobachtete auch an einem 30cm Cassegrain der Firma Aeppli und zwar viele Mal, eine ganze Marsopposition hindurch. Der Refraktor zeigte noch eine Spur mehr als der Cassegrain am Planeten. Aber ziemlich gleichwertig. Mit diesem 15cm Newton sah ich deutlich weniger, das Zeichnen war einfacher. - Aber der Kontrast auch an den Nebeln ist deutlich besser, wenn man eine kleine Obstruktion hat.


    Jetzt zum Verstellbereich:

    a)das Bodenbrett reicht für 3-4h Beobachtung. Aber man kann es ja auch grösser machen, Halbkreis oder noch mehr.

    b)Die Stütze reicht im schlechtesten Fall im Meridian für etwa 30min. Die Neusetzung der Stütze ist aber nicht schwierig, man verliert das Objekt nicht, weil der Newton mit 2 Füssen am Boden ist: Newton anheben, Stütze seitlich verschieben, Teleskop auflegen und Stütze entlang der Laufschiene neigen, bis das Objekt wieder auftaucht im Okular. Geht schneller als beschrieben.

    c) Höhenverstellung mit Feintrieb : im schlechtesten Fall, wenn das Objekt auf- oder untergeht ca. 5 min.


    Also besser keine Objekte beobachten, die tief im Osten oder Westen sind. Da geht die Höhenverstellung eben prinzipiell nur mit dem Feintrieb. Ansonsten verstellt man die Höhenlage durch neigen der Stütze entlang der Laufschiene. Man hat da eine leichte Untersetzung gegenüber dem Dobson, was das Nachschubsen besonders feinfühlig macht. In der Nähe des Meridians macht einem das Nachschubsen mehr Freude als das Beobachten des Objektes. :)


    Viele Grüsse Emil

  • Guten Abend Emil,


    eine verwindungsteifes und durchbiegungsteifes Tragwerk. Perfekt, so soll es sein. Aus welchem Material hast du es gemacht? Durchweg verschraubt, oder gelötet?


    Grüße zum Abend, Reinhold

  • Hallo Reinhold,

    Es sind Aluwinkelprofile 20/20/1.5 und 10/10/1 . Sie wurden verschraubt und zusätzlich mit 2-Komponentenkleber fixiert.

    Der Tubus wird so extrem steif, aber er zeigt Schwingungen. (Letzteres hat mich negativ überracht.)

    Die schwarze Farbe hätte ich mir sparen können , stammt noch aus der Planetenzeit. Ein Solar-Newton muss weiss oder silbrig aussehen.


    Grüsse Emil

  • Hallo Guntram,

    Ich habe Araldit classic verwendet. Man sollte die Oberflächen etwas rau machen bei Aluminium. Die Verbindung ist etwas unberechenbar. Aber die auftretenden Kräfte sind hier gering. Es hat auf jeden Fall noch nie etwas geknackst ....

    Heute würde ich vielleicht Blindnieten setzen.

    Gruss Emil

  • Hallo Emil,


    Zitat von Emil Nietlispach

    „Heute würde …“

    … ich nicht eloxiertes Auminium nehmen und weichlöten. Ich habe das mal ins Auge gefaßt, nachdem ich mir bei youtube ein paar Vorführungen mit modernen Aluloten angeschaut habe. Im Stil des Pretoria Teleskops (1918) wäre so etwas … auch fürs Auge ;)


    Die Hürde beim Alukleben ist die Oxidationsschicht, die sich sehr schnell an der Luft bildet. Eine durch Eloxieren künstlich vertiefte Oxidationsschicht machts richtig schwierig. Nicht künstlich eloxiertes Aluminium mit feinem Schleifpapier anrauhen, wie du bereits schreibst und wenige Sekunden später mit Expoxidharzkleber benetzen. Das verhindert die schnelle Neuoxidation. Das mit beiden Teilen machen und danach zusammenfügen. Hält bombenfest.


    Die Blindnietverbindung ist natürlich auch top. Eher ein Gefühlsthema, mag ich Niete sehen wollen oder nicht. Ich halte das auch für eine erstklassige Methode Teile zu verbinden. Die Kontaktflächen können zusätzlich mit Epoxidkleber zur Verdrehsicherung benetzt werden. Da am Ende eine Reihe von Niete zusammenkommen, würde ich zur Gewichtsersparnis nach dem Nieten (und Aushärten) den Zugstangenstummel rausdrücken.


    Stumpf löten dürfte in unserem Konstruktionsumfeld die gewichtsleichteste Verbindung sein und Blindnieten die schnellste.


    Viele Grüße, Reinhold

  • Hallo Reinhold

    Ja, es gibt da einige Wege nach Rom. Blindnieten sind zuverlässig und halten einiges an Beobachterfrustschlägen aus beim Zusammenpacken. Die Optik ist da deutlich weniger robust.


    Falls du an einem Gittertubus interessiert bist, hier die Warnung: Das funktioniert nicht auf dem Balkon, nur im kühlen Gras. Die Bodenthermik kann alles zerstören. Musste früher den Tubus auskleiden und Luft absaugen mit einem Kaltföhn beim Balkoneinsatz. Das seeing der unmittelbaren Umgebung ist bei der Sonnenbeobachtung extrem wichtig.


    Grüsse Emil

  • Hallo Emil,


    danke, den Hinweis mit dem lokalen Seeing nehme ich sehr ernst. Bei mir stünde die Gewichtsersparnis durch Gitterkonstruktion im Vordergrund. Und die Rohrschellen sind ein überflüssiger Gewichtsbringer. Die Prismenschiene gehört für mich direkt an das Teleskop, welches bereits in sich verwindungssteif konstruiert wäre. Im Falle eines Gitterrohr-Solar-Newton bekäme der von mir ein weißes Spannbettuch außen rum und ein gutes Gebläse zum Zerstören von Luftschlieren.


    Viele Grüße, Reinhold

  • Hallo Reinhold,


    Meinen ersten Newton habe ich gelötet. Ist nicht so einfach die Temperatur vor allem bei großen Teilen zu halten. Ist sie zu hoch, dann ist das Alu gleich weg. Oder es gehen andere Verbindungen wieder auf. Den Stress würde ich mir nicht nochmal antun. Es gehört viel Übung dazu.


    Gruß,

    Martin

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