Frühjahr-NAFT 2021: Tagungsbericht

  • Zum 2. digitalen NAFT hier mein Tagungsbericht:


    Das NAFT begann um 13 Uhr nach der Begrüßung der Teilnehmer:innen durch Hartwig Lüthen, der das Treffen per Zoom auch organisiert hatte, mit seinem Vortrag zum Thema „Rauschen bis zur Kotzgrenze“. Darin ging es hauptsächlich um das Rauschverhalten von ASI-ZWO-Kameras bei „kurzbelichteten“ Deep Sky-Aufnahmen. Neben der von ihm verwendeten 1600 MM, sind aktuell die Farbkameras vom Typ 2600 mc pro color und die 6200 mc pro color bei vielen Sternfreund:innen im Einsatz. Er berichtete von einem Anstieg des Rauschens bei 2x2 Binning, nahm mit Fitswork eine Rauschanalyse vor und zeigte anhand von Schmalband-Aufnahmen sowie vom Leo-Triplett die Auswirkungen des Rauschens.


    In die gleiche Richtung ging der Vortrag von Peter Bresseler, der an einem neuen Standort in Hamburg unter Vororthimmel und lichtverschmutzenden Nachbarn seine Aufnahmen macht. Dabei ging auch er auf den mathematischen Hintergrund und das Drizzeling ein, um die Auflösung zu verbessern: als Beispiel dienst Arp 316/NGC 3167/HCG 44 im Löwen. Ein weiteres Thema war EAA: Electronic Assistet Astronomy und wie man das umsetzt. Diese Art der „just-in-time-“ Vorführung des Live-Stacking mit der Software Sharp Cap Pro und der Bildbearbeitung von Deep-Sky-Objekten ist gut geeignet für öffentliche Führungen. Man kann so nebenbei auch eigene Bilder machen.


    Danach gab es eine rund 15 minütige Pause für NAFT-Würstchen mit Brot und Kaffee. Mathias Levens berichtete danach über verschiedene astronomische Arbeiten in Zeiten von Pandemie und Ausgangssperren. Neben online-Lehrgängen an der Sternwarte Hannover nutzte er die Zeit für Geräteumbau und konnte Aufnahmen aus dem heimischen Garten heraus gewinnen. Die neue Typ 1a-Supernova SN 2021 hiz in der edge-on Galaxie UGC 7513 im Virgohaufen, der Medusa-Nebel Abell 21/Sh 2-274, ein Planetarischer Nebel in den Zwillingen (mit H-alpha und O3-Schmalbandfiltern), die HII-Region Sh 2-101 im Schwan (ebenfalls mit den genannten Filtern), M45 und der Reflexionsnebel NGC 6914 im Schwan zeigten nicht nur die Schönheit dieser Objekte, sondern auch jede Menge Details. Die Aufnahmen entstanden mit einer Atik 460-CCD-Kamera und wurden mit PixInsight bearbeitet.


    Da es beim NAFT kein vorgefertigtes Programm gibt, sondern dieses sich erst vor Ort bzw. online materialisiert, konnte der nächste Vortrag kurzfristig eingeschoben werden: Bernd Christensen aus Wertheim hatte seinen Beitrag kurzfristig angekündigt, was bei NAFT noch nie ein Problem war. Unter der Überschrift „Hyperstar“ berichtete er über seine Motivation und Erfahrungen mit diesem Korrektursystem für Schmidt-Cassegrains. Hauptgrund für die Anschaffung war, die wenigen klaren Nächte optimal ausnutzen zu können. Als Bildbeispiele zeigte er verschiedene Objekte wie M 42, M 8 und M 20, den Snake-Nebel B72 und die Gegend um Al Nasl, einem K-Riesen im Schützen, NGC 6946, NGC 1499 M81/82 Jones 1 und NGC 7000. Die Aufnahmen entstanden mit verschiedenen CCD-Kameras, der AlCCD6c und der QHY268C, die er auch an einem C11 einsetzte. Trotz einer gewissen mechanischen Empfindlichkeit des Hyperstars kann dieser den Vergleich mit anderen „schnellen“ Teleskoptypen Stand halten.


    Andreas Zirke berichtete kurz vom Stand einer schweren Selbstbaumontierung, an der er arbeitet, bevor ich selbst mit einem kleinen Beitrag einige Bilder von der Jupiter-Saturn-Konjunktion, Leuchtenden Nachtwolken von 2020, schmalen Mondsicheln mit und ohne aschgrauem Licht und Halos und Nebensonnen präsentieren konnte. Als nächstes führte uns Heinz-Günter Vollmers aus Handeloh ein Video vor mit Aufnahmen, die auf der GvA-Außensternwarte entstanden waren.


    Der nächste Vortragsblock behandelte das Thema Meteore: Jost Jahn stellte die bei ihm installierte Meteorkamera, die zum sogenannten Feuerkugelnetz gehört sowie einige erfolgreiche Sichtungen vor. Er ging auch auf das schwierige Thema der Fehldetektionen ein, die die unterschiedlichsten „natürlichen“ Ursachen haben können. Ergänzend dazu widmete Jörg Strunk seinenVortrag der Vorstellung des Feuerkugelnetzes, einiger Bildbeispiele und wie man damit Orbits von Meteoren berechnen kann.


    Konstantin von Poschinger schob einen kurzen Beitrag ein über Aufnahmen aus dem lichtverseuchten Hamburg mit dem H-alpha-Schmalbandfilter und dem sogenannten Annotieren mit PixInsight – damit ist die Beschriftung von Objekten über ein spezielles Script gemeint, mit dem man Objektbezeichnungen und einiges mehr anzeigen lassen kann. Die Bilder wurden mit der ASI 6200 MM an verschiedenen Optiken aufgenommen. Anhand der Bilder von Barnards Loop (Emissionsnebel im Orion), NGC 7000, NGC 405/410, den Californianebel (NGC 1499), der Gegend rund um den Rosettennebel (NGC 2244) sowie dem Cavenebel (Sh 2-155) demonstrierten eindrucksvoll, was unter völlig lichtverschmutzem Himmel möglich ist.


    Im vorletzten Vortrag berichtete Michael Schomann über das STATT 2020, dem St. Andreasberger Teleskoptreffen unter Coronabedingungen, das gar nicht in dem genannten Ort, sondern an einem günstiger gelegenen Standort stattfand. Ein weiteres Thema waren Zeitrafferaufnahmen mit 8mm-Canon Fisheye, die er für Full-Dome-Präsentationen im Planetarium Wolfsburg verwendet.


    Carsten Reese berichtete mit dem Thema „Astrofotografie am Limit, tief belichtete Galaxien (TBG)“ im das NAFT abschließenden Treffen über dieses von der VdS-Fachgruppe Astrofotografie iniitierte Projekt. Hintergrund ist der Nachweis von Wechselwirkungen zwischen einzelnen Galaxien. Dafür gibt es eine Liste, die abgearbeitet werden soll, an die man sich aber nicht halten muss. So wurden hier die Holm 218-Gruppe rund um NGC 3414/arp 162 im Kleinen Löwen, NGC 4088/85/Arp 18 sowie NGC 3079 im Großen Bärem analysiert und zumindest bei NGC 4088/85 scheinen sich wechselwirkende Strukturen anzudeuten.


    Gegen 19 Uhr wurde das zweite digitale NAFT beendet. Man sprach sich dafür aus, dass es schön wäre, mal wieder ein reales NAFT, vielleicht im Herbst, zu organisieren. Allerdings müsste dieses zwingend eine Hybrid-Veranstaltung sein, damit man nicht auf den offline-Status der Vor-Corona-Zeit zurückfällt. Inzwischen wurden gute Erfahrungen mit online-Veranstaltungen gesammelt und diese sollten nicht umsonst gewesen sein, zumal dadurch viele Teilnehmer:innen dem Treffen beiwohnen und Vorträge präsentieren können, die sonst niemals zu einem NAFT fahren würden!


    Viele Grüße


    Manfred

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