Deep Sky Filter - Belichtungszeit?

  • Ein herzliches Hallo an alle,


    ich wohne in einer Kleinstadt in ländlicher Gegend und habe dort auch meine feste Sternwarte auf einer Anhöhe stehen. Leider habe ich nach Süden hin den widrigen Umstand , dass ausgerechnet in der Richtung auch der Lichtersmog der Siedlung sich in den Himmel erhebt.


    Ich bin jetzt am recherieren, ob bei der Fotografie mit meiner unmodifizierten EOS 600D nicht ein Deep Sky Filter den aufgehellten Himmelshintergund etwas unterdrückt. Gleichzeitig wird sich aber die Einzelbelichtung eines Bildes erhöhen. Momentan belichte ich zwischen zwei und vier Minuten, je nach Objekt. Ich mache mich mit meinem CG11 F:6,5 an lichtschwache Galaxien-(haufen) heran und wollte nun mal wissen wer von euch Erfahrung mit einem solchen Filter hat, bzw sich die Belichtungszeit in etwa verlängert.

    Macht es einen Sinn so ein Filter zu benutzen? Beworben werden sie (wie alles) ja sehr positiv...


    Gruß Hanswerner

  • Moin Hanswerner,


    gegen diese "Lichtverschmutzung" eignen sich 2 Filter: CLS (City Light Suspension) und UHC (Ultra High Contrast)

    Für Canon APS-C DSRL gibt es die sogar als Clip-Filter, die direkt vor dem Spiegel eingesetzt werden können.

    Wenn du direkt in Farbe fotografierst, bringen beide Farbstiche mit, erzeugen aber ein deutlich dunkleren Himmelshintergrund.

    Optimal sind sie bei der LRGB Fotografie mit einer Mono-CMOS Kamera, bei denen man über die Bild-Nachbearbeitung vieles noch optimieren kann.

    Das geht aber auch schon mit DSS oder Fitswork.


    VG & CS

    Peter

    Sky-Watcher NEQ-3 Pro SynScan

    Sky-Watcher Evostar ED 80/600

    Sky-Watcher Skymax MC 127/1500

    Sky-Watcher SAM

    Canon 60D

    Canon 1000Da

    ZWO ASi 120 MC-S

    ZWO ASi 30F4

  • Hallo Hanswerner,


    ich bin in der gleichen Situation wie Du: Kleinstadt, randnah, im Südosten der Ballungsraum Dresden. Da ist ohne Filter nicht viel zu machen. Anfangs habe ich den CLS Astronomik eingesetzt. Der bringt ordentlich Kontrastgewinn und unterdrückt den aufgehellten Himmelshintergrund, verfälscht aber die Sternfarben.


    Mittlerweile arbeite ich mit dem farblich deutlich besseren Hutech IDAS LPS-D1 und für sehr lichtschwache bzw. tief stehende Objekte mit dem Hutech IDAS LPS NB1. Vor allem mit dem D1 lassen sich im Vergleich zu CLS natürlichere Sternfarben erreichen.


    Ich habe bis vor zwei Jahren mit einer modifizierten Canon 6D gearbeitet und damit auch Clipfilter probiert, diese allerdings schnell wegen unbeherrschbarer Vignettierungen im Randbereich gegen 2“-Filter getauscht. Das war die richtige Entscheidung, auch, weil ich 2019 auf eine ASI 071 MC Pro umgestiegen bin. Mag sein, dass die Clipfilter an einer APS-C-DSLR keine Probleme machen, aber fürs Vollformat sind sie aus meiner Sicht ungeeignet.


    Belichtungszeiten sind mit dem D1 bei f5.6 bis 180 s möglich, mit dem NB1 bis 360 s. Im Erzgebirge auf 700 m über NN und mittlerem Landhimmel geht es auch länger, und bei gleicher Belichtungszeit ist das Signal-Rausch-Verhältnis günstiger. Aber selbst da bin ich eigentlich nie ohne Filter unterwegs, weil der Kontrastgewinn gegenüber ungefilterten Aufnahmen erheblich ist.


    CS, Jörg

  • Hallo Jörg,


    deine Erfahrungen mit dem IDAS LPS NB1 hören sich sehr vielvesprechend an. Was verstehst du unter "sehr lichtschwache Objekte". Die Galaxien die ablichte sind meist 14m und weniger und dazu sehr klein...


    Mein Schwerpunkt liegt seit geraumer Zeit bei Galaxien aus dem Arp-Katalog.


    Gruß und Danke für deine Erfahrungen


    Hanswerner

  • Hallo Hanswerner,


    das NB1 ist aus meiner Sicht eher für Nebel mit geringer Flächenhelligkeit geeignet, die bei mittlerer Lichtverschmutzung von dieser bereits überstrahlt werden. Sehr kleine Galaxien von 14 mag, die ja mit der heutigen Kameratechnik schon mit 60 mm Öffnung zu holen sind, können durchaus eine ordentliche Flächenhelligkeit haben, weshalb für sie das D1 genügt, auch um Belichtungszeit zu sparen.


    CS, Jörg

  • servus Hanswerner,

    ich verwende mit großer Begeisterung den Astronomik CLS-Filter an meinem RC f/8. Und zwar in der Version "Einschraub-Filter" im Wide-T-Adapter.

    Ich habe möglicherweise bessere Bedingungen als Du, was die Lichtverschmutzung angeht, und zwar sowohl bei mir zuhause als auch im höher gelegenen Bereich.

    Dabei hat sich in etwa folgender Zusammenhang bei der maximalen Belichtungszeit ergeben:

    - Bel.zeit lichtverschmutzte Umgebung + CLS-Filter = Bel.zeit ländliche Umgebung ohne Filter

    - Bel.Zeit Bel.zeit ländliche Umgebung +CLS-Filter = Bel.zeit Gebirge ohne Filter

    - Bel.zeit Gebirge + CLS = BelZeit Super-Himmel (z.B. Spanien) ohne Filter.


    Verwendet man eben keinen reinen Linienfilter, sondern den CLS-Filter, kommt genügend Licht insbes. bei Sternhaufen und Galaxien durch. Schmalbandigere Filter nützen also oft nur bei Gas- und planetarischen Nebeln, und sind weniger geeignet für Galaxien.

    Ein weiterer Vorteil des CLS: er nimmt etliches vom gelben Spektrum weg, wodurch die Galaxienkerne nicht so schnell ausbrennen.

    Somit verbessert der CLS-Filter nach meiner Erfahrung das S/N-Verhältnis deutlich.

    Ein weiterer Vorteil: mit dem CLS kommen die HII-Regionen in den Spiralarmen viel besser heraus. Das funktioniert aber natürlich nur richtig, wenn Du eine modifizierte DSLR einsetzt. Das wäre mein unbedingter Rat: Kamera modifizieren lassen!



    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Jörg,


    das hört sich echt gut an. Der Hutech IDAS LPS-D1 ist , wie ich eben nachgelesen habe, der vielseit gere Filter der NB1 bis NB3 Serie. Noch dazu ist er ein wenig günstiger zu haben als der IDAS NB1.


    Hallo Stefan,


    auch nicht schlecht, aber hast du wie Jörg festgestellt hat, auch verfälschte Sternfarben auf deinen Bildern gehabt? Astro-Shop schreibt zu dem Astronomik CLS CCD-Filter

    fogendes: "DSLR Astrofotografie (unmodifiziert): Gut, farbverschoben, aber verbesserter Kontrast".


    Da ich die Kamera auch tagsüber benutze, will ich sie auch nicht modifizieren lassen. Der Filter wäre ja nochmal günstiger als der Hutech IDAS LPS-D1, wenn aber dadurch verfälschte Sternfarben entstehen, ist es meiner Meinung nach die Differenz nicht wert...


    Habt ihr beide eventuell unbearbeite Bilder, mit den entsprechenden Filtern gemacht, die ihr mir mal zeigen könntet? Das würde mir zur Entscheidungsfindung recht weiterhelfen :)


    Vielen Dank und liebe Grüße an Euch, Hanswerner

  • Hallo Hanswerner,


    ich habe leider nie Vergleichsaufnahmen mit identischer Kamera, Aufnahmeoptik, Belichtungszeit, Objekt und Störlichtsituation gemacht. Deshalb empfehle ich Dir, dies hier anzuschauen:

    https://forum.astronomie.de/th…ohne.250209/#post-1298170.

    Da gibt es auch eine Gegenüberstellung von Bildausschnitten, die ich zwar der Einfachheit halber gern hier hineinkopiert hätte, das aber aus Urheberrechtsgründen lasse. Du kannst auch mal nach Bildern googeln (astronomik cls vs hutech idas lps-d1). Da kommt dieses Bild auch.


    CS, Jörg

  • servus Hanswerner,


    da ich nach dem Stacken als allererstes eine Farbkorrektur mit Fitswork mache, bemerke ich dann in der weiteren Bearbeitung praktisch keine Farbverschiebung oder "komische Farben" bei den Sternen. Das klappt bei mir sehr gut und auch sehr schnell, dauert i.d.R. kaum länger als 3-4 min, bevor ich die weiteren Bearbeitungsschritte durchführe.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Stefan,


    inwieweit (welche Farbe reisst am meisten aus) musst du denn in Fitswork die Farben anpassen dass sie für dich wieder stimmig sind?

    Ich bearbeite nach dem stacken das Bild in PS weiter, aber das ist recht egal mit welchem Programm die Weiterverarbeitung geschieht.

    Mir ist PS einfach lieber, da bin ich fitter.

    Ich habe zwar noch einen UHC Filter, aber der bring mir fotografisch Geisterbilder und das Gesamtbild wird auch recht finster.

    Jetzt habe ich ich die Qual der Wahl und bin noch unschlüssig zu welchem empfohlenen Filter ich tendiere...


    Gruß Hanswerner

  • Hallo Hanswerner,


    Korrektur unter PS CS5 bei mir: Graupipette auf Ha-freien Himmelshintergrund. Dann sind mit CLS die blauen bis weißen Sterne cyanfarben, die roten sehr rot und den gelben fehlt die Sättigung. Also selektive Farbkorrektur auf die einzelnen Töne, aber das hat seine Grenzen. Hab deshalb früher noch filterlose, kürzer belichtete Aufnahmen gemacht, um von dort die Farben der (helleren) Sterne zu übernehmen. Mag sein, dass das Korrigieren mit Fitswork besser klappt, aber da ich wie Du in PS fitter bin, war ich natürlich dankbar, dass der D1 die Farben längst nicht so stark verändert.


    CS, Jörg

  • Hallo Jörg,


    das ist ein sehr guter Tip aus der Praxis von wofür ich dir sehr dankbar bin! Ja, die Nachbearbeitung der Bilder ist natürlich auch so eine Geschichte. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich darum nur oberflächlich kümmere und da eher wenig Zeit investier. Umso besser ist halt da deine Nachricht, so kann ich mir Arbeit sparen.


    Ich denke, es wird der 2" Zoll D1 Filter :)


    Viele Grüße, hanswerner

  • servus Hanswerner,


    der Hauptgrund, warum ich in Fitswork die Farbkorrektur mache, ist: Fitswork arbeitet im Fließkomma-Bereich, während PS in TIFFS nur 32 oder üblicherweise 16 bit Tiefe anbietet. Dadurch bekommt man in PS etwas mehr Rauschen in die Bilder.

    Gerade bei großen Serien zahlt sich die Fließkomma-Tiefe der Helligkeitgsstufen aus.

    Wenn Du Dir in Fitswork mal das Histogramm der drei Farbbereiche anschaust: es kommt nicht auf die Höhe der Peaks an (so hat z.B: ein Bild, in dem ein großer roter Gasnebel ist, immer einen Rot-Überschuss). Sondern darauf, dass die Flanken auf der hellen Seite der Histogramm-Peaks möglichst deckungsgleich sind. Das kann man in Fitswork sehr gut mit Addieren und Multiplizieren von Werten machen. Erster Schritt ist aber immer, die Kurven etwa deckungsgleich zu bringen. Das geht in Fitswork mit der rechten Maustaste in einem sternfreien Bereich und dann den Schwarzwert 15x15 anpassen. Damit ist schon viel gemacht, der Rest ist Feintuning.


    CDS

    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Stefan,


    danke für deinen Tip, ich werden es mir mal anschauen. Obwohl die Software nicht meine Favorit ist, ich verwende sie meist nur zum kleinerrechnen der Sterne. Vordergründig ist mir die Wahl des passenden Filters wichtiger. Da tendiere ich zum D1 da der anscheinend ein neutraleres Farbgefüge abbildet und ich, wie gesagt, nicht viel Aufwand mit der späteren Nachbearbeitung betreiben will. :)


    Gruß Hanswerner

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