Deep-Sky mit Dobson
Hallo zusammen,
in jedem Astrofotografie-Buch oder Tutorial wird gesagt, dass man für "ordentliche" Deep-Sky Fotografie eine paralaktische Montierung braucht. Klar könne man mit Dobson Mond und Planeten machen aber Deep-Sky eben nicht wirklich gut. Der Grund ist, dass man eine gute Nachführung braucht, was schwierig ist, und sich dann aber noch das Bildfeld dreht.
Wenn man nun aber an grundsätzlichen Parametern schraubt, z.B. der Länge der Einzelbelichtungen, dann verschieben sich auch andere Parameter und es stehen auf einmal ganz andere Möglichkeiten offen.
Ich zeige euch hier mein erstes Deep-Sky-Bild mit neuem Teleskop. 16" Dobson und zwar dieses hier:
Skywatcher Dobson Teleskop N 406/1800 Skyliner FlexTube BD DOB GoTo (astroshop.de)
Man beachte, dass es eine ganz normale GoTo-Steuerung hat. (Letztes Jahr war das Teleskop übrigens noch 1000 € billiger).
Es ist hässlich, ich weiß, war auch gar nicht meine erste Wahl, aber es hat sich aus meiner Sicht voll bewährt. Soweit ich das beurteilen kann ist der Spiegel gut oder sehr gut und das GoTo genial. Wo auch immer ich am Himmel hinfahre, das Objekt ist im 12,5 mm Fadenkreuzokular zu finden. Die Nachführung selber ist nicht so 100%ig perfekt, alle 10s gibt es einen kleinen Ausreißer, ca 3 bis 5 Bogensekunden, aber nur für den Bruchteil einer Sekunde, vermutlich sind das die Korrekturbewegungen einer Achse, die das Teleskop in Schwingung versetzen. Sichtbar im Foto wird das nicht, weil es im normalen "Seeinggezappele" unter geht.
Ich betreibe das f/4,5 Gerät mit Reducer, das macht dann ca. f/3,3 und das ist schon echt hell. So ein Reducer braucht viel Backfokus und der hätte eigentlich auch so gerade ausgereicht, aber dann wäre das Ende des OAZs knapp in den Strahlengang geraten. Hier hat sich nun diese Fextube-Konstuktion voll bewährt. Ich habe 3 Abstandsringe an den Stangen befestigt und der Hut wird nun 1 cm weniger weit heraus gezogen, fertig.
Der Hersteller gibt an, dass die Justage trotz "Flextube rein- und rausfahren" erhalten bleibt. Das ist mir nach einiger Zeit tatsächlich gelungen, wenn man nämlich alle Teile und alle Schrauben mit gleicher Kraft bewegt. Nicht 100%ig erhalten bleibt hingegen die Kollimation, wenn man das Gerät neigt. Allerdings hatte ich das vorher bei meinem C11 auch, wenn es umschwenkte. Es ist nicht wirklich viel, aber eben sichtbar. Das alles ist auch gar kein Problem, denn ich Kollimiere gerne Ihr denkt jetzt an Treppe rauf, Treppe runter, 1/10 Umdrehung, falsche Richtung, Treppe rauf, Treppe runter ... nein, ich habe 2 der 3 Justageschrauben mit Motoren versehen. 60 € , Sekundenkleber, Stecker, Taster und ... es macht richtig Spaß.
Mein erstes Objekt ist M51, und zwar deshalb, weil ich hier schön viele Vergleiche habe, von Anderen, aber auch von mir selber , und so kann ich besser abschätzen was gut läuft und was nicht und was einfach anders ist.
Meine Kamera ist gleich geblieben, die ASI178MM und für die Farbe die MC. Die Frage war nun, welche die sinnvollste Einzelbelichtungszeit wäre. Das kann man nicht messen oder rechnen, das muss man sehen und es ändert sich auch.
Hier muss ich vorwegschicken, dass ich mir im Deep-Sky-Bereich gar nicht so viel "Mehrwert" erhofft hatte. Der begrenzende Faktor der Schärfe ist das Seeing, nicht die Öffnung, ich wäre halt nur einfach schneller fertig, bzw. ich könnte ich gleicher Zeit mehr Tiefe erreichen. Hier habe ich aber einen ganz wesentlichen Faktor unterschätzt. Durch die größere Lichtstärke konnte ich meine Einzelbelichtungen von im Schnitt 2s auf 0,5s reduzieren und komme dabei trotzdem noch in den Bereich in dem der Hintergrund beginnt sich abzuzeichnen. (ganz ohne Filter übrigens, kein IR/UV-cut). Das Seeing wird hier tatsächlich schon eingefroren und der Effekt zwischen 2s und 0,5s ist deutlich stärker als zwischen z.B. 8s und 2s. So kam es, dass ich bisher jede klare Nacht nutzen konnte. Sicher gab es mal bessere, mal schlechtere Bedingungen aber alle Nächte waren zu gebrauchen. Beim C11 und 2 Sek. war die Hälfte der Nächte so, dass ich lieber auf kleinere Brennweiten gesetzt hatte. So gesehen ein echter Mehrwert und das Ergebnis ist schärfer. Hinzu kommt noch ein Effekt: schärfere Ausgangsbilder bedeuten eine größere Tiefe. Das Licht eines Sterns verteilt sich nicht auf zB.4x4 Sensorpixel, sondern nur auf 2x2. Dieser Effekt ist überaus stark. Ich schätze dass die Grenzgröße um mind. 1 mag erhöht wird, wenn man gute und scharfe Luft hat. Das gilt übrigens nicht nur für Punktquellen, auch Nebel werden deutlicher und dadurch tiefer. Bei gutem Seeing ist also Mondlicht auch kein wirklicher Hinderungsgrund mehr für mich.
Und die Bildfelddrehung, die wird beim Stacken korrigiert. DSS oder normale Stackingsoftwares finden aber bei 0,5s nicht mehr genug Sterne zum Ausrichten. Hier hat sich AS!3 bewährt. Unter "Experimentell Features" lässt sich die Bildrotation eingeben. Das muss man sich erarbeiten, läuft auch nur mit SW-Bildern (Farbe muss gesplittet werden), aber es geht, und nur das zählt. Die Datenmengen sind natürlich gewaltig, ich rechne in TB und nicht mehr in GB. die Rohdaten werden nach erfolgreichem Teil-Stack gelöscht. Der Stack selber von z.B. 3600 Bildern, das sind dann 30 min. , braucht bei "improved Tracking" länger als die Aufnahme selber, aber sooo viele sind das ja dann auch nicht.
Am Ende bin ich absolut begeistern von meiner neuen Kombi. Mein M51 kann schon fast mit denen der "Großen" im Amateurbereich mithalten, wenn man aber einen Quotienten aus Kosten und Bildqualität erstellen würde, dann wäre ich wohl ganz vorne mit dabei.
Das Bild:
Die Daten zum Bild:
2,5 Std. bei guter Luftruhe je 0,5s
2,5 Std bei mäßigem Seeing je 0,5s
1 Std. bei 250ms Einzelbelichtung (ergab nur Nachteile, kaum verwendet)
0,5 Std. H(a) bei 8s Einzelbelichtung (wurde irgendwie untergemischt)
1 Std. Farbe bei 2s Einzelbelichtung
Darks ja, Flats nicht, Verwendungsrate jeweils 100% , geschärft wurde in Fitswork mit iterativer PSF-Schärfung und zwar jeder 30 min. Teilstack einzeln.
Weitere Bilder folgen und sind schon in der Pipeline. Demnächst hier
Viele Grüße,
ralf
Nachtrag: das Bild wird hier nicht in voller Auflösung gezeigt, ich verlinke es noch mal.