Mond, die Zweite.

  • Hallo,


    nachdem mich die Wiedereinstieglust erfasst hatte und ich schon mal ein bißchen mit der Kamera am Refraktor rumgespielt hatte, bestellte ich mir jetzt die schon lange geplante 2" 2fach Barlow (genau genommen Teleextender). Als das Teil ankam, musste es erstmal ausprobiert werden. Gnädigerweise hatte der Wettergott nur eine Woche Miesepeterwetter mit eingepackt, obwohl es sich um 2 Zoll Öffnung handelte ;) So konnte ich nun nach anfänglichen Justagearbeiten im Wohnzimmer endlich die Optik in den Himmel richten.


    Vor ein paar Tagen war es nur ein Testlauf an ein paar Sternen und ein paar offenen Sternhaufen (M67 und M44). Heute jedoch war es endlich soweit. Es war noch taghell und, wie schon einmal Vormittags, so verzogen sich die Wolken auch am späten Nachmittag nochmal und der Himmel riss auf. Mittlerweile ist der Mond hell genug, um mit dem bloßen Auge leicht aufgesucht zu werden, und so war er auch schnell gefunden. Leider war es noch Tags und so ergab sich noch kein so toller Kontrast, da der Himmel noch sehr hell war. Im April muss man aber jede Chance nutzen und so setzte ich die DSLR dran. Schnell noch auf JPG umgestellt und den Weißabgleich auf Automatik gestellt (funktioniert ganz gut so am Tag) und dann waren die ersten 9 Bilder auch schon gemacht. Nach ein paar gründlicheren Fokussierversuchen gefiel mir die Schärfe schon viel besser. Nun kamen die Hauptserien dran. Die letzte Serie hatte 99 Bilder zu bieten und diese entwickelte ich dann auch mit AutoStakkert. Das Programm scheint mit großen Bildern wirklich spitze zurecht zu kommen. Die Ergebnisse seht ihr direkt hier unten.


    Mit der 2fach Verlängerung komme ich jetzt auf 1800mm Brennweite. Das passt zumindest prima zur D7200 mit ihren 3,9my Pixelgröße. Dabei wird die Vollauflösung der 152mm Öffnung ziemlich vollständig umgesetzt. Was allerdings noch zu sehen ist, ist ein gewisser Schärfeabfall am Bildrand. Ich denke, das ist auf die Bildfeldwölbung der Fokusebene zurückzuführen und nur mit teuren Maßnahmen zu korrigieren - aber mir reicht das so erst mal.


    Ich habe dann freudig auf den Sonnenuntergang gewartet, aber leider zog eine sehr stabile Wolkenschicht auf und ich kam zu keiner weiteren Bilderserie. Deshalb hier erstmal Fotografie 0.5 für's Erste.


    Mond vom 17. April 2021

    152 / 900 FH, Explore Scientific 2" 2fach Tele-Extender, D7200, im Moment noch keine Filter, 99 Bilder, 33 davon addiert. Auf knapp 40% skaliert.


    Hercules, Atlas, Mare Crisium

    Gleiche Daten, aber nur Teilausschnit von Herkules, Atlas bis Mare Crisium. Auf 80% skaliert.


    Theophilus, Langrenus, Petavius und Janssen

    Gleiche Daten, aber nur Teilausschnit von Theophilus, Langrenus, Petavius und Janssen. Auf 80% skaliert.


    Sternklare Grüße - Alko

  • Hi Alko,


    sehr schöne Aufnahmen.

    Ich könnte mir vorstellen, dass die 1800mm Brennweite auf dem Sensor noch nicht alles abbilden, was die 152mm Öffnung können.


    lg matss

  • Hallo matss,


    die Ausnutzung der Auflösung ist mit 1800 mm Brennweite für das Dawes-Kriterium (ca. 076" bei 555 nm) noch nicht ganz gegeben. Für das Raleigh-Kriterium (ca. 0,91") passt es aber schon. Meine Kamera hat ca. 3,9 my große Pixel. Mit einem Pixel Zwischenraum komme ich da auf 7,8 my Abstand zwischen zwei Details. Das passt genau für 0,9 " Auflösung. Wenn man allerdings die Diagonale betrachtet, dann bräuchte ich gut das 1,4fache an Brennweite. Nehme ich dann noch das Dawes-Kriterium her - ja, dann dürfen es eigentlich 1800 mm * Wurzel2 * 138 / 117 = 3000 mm Brennweite sein. So gesehen steckt hier noch nicht alles drin. Es war aber sowieso eine Tagesaufnahme. Da musste ich im Nachhinein ganz schön an den Kurven drehen, um den Himmel dunkel zu bekommen. Ich weiß auch nicht, wieviel Licht bei 3000 mm noch übrig bleibt, um gute Belichtungszeiten realisieren zu können (Seeing einfrieren).


    Sternklare Grüße - Alko

  • Hi Alko,


    vor sehr langer Zeit hab ich es an einem 150/1200 Refraktor mit Okularprojektion versucht:


    petavius01.jpg

    Umgebung des Kraters Petavius, 1600 ASA, 1/15 s, Okularprojektion 9mm Plössl


    petavius02.jpg

    Krater Petavius (177 km) - auf dem Kraterboden gut erkennbar das Rillensystem Rimae Petavius sowie die Zentralberge im Kraterinnern, 1600 ASA, 1/15 s, Okularprojektion 9mm Plössl

    Das war am 10.02.2001 (also vor über 20 Jahren) mit einer der allerersten digitalen Spiegelreflexkameras, einer Nikon F3 - Kodak DCS 100.


    Das solltest Du heute mit Deinem Equipment ganz locker übertreffen können.

    Versuch doch mal Okularprojektion.


    lg matss

  • Sagenhaft, was schon vor 20 Jahren ging, aber ich hab ja auch gerade mal 5 Jahre später angefangen mit meinen ersten optimistischen Spechtelversuchen.


    Hab mir mal deine beiden Bilder genommen und mein gestriges auf die selbe Lage gespiegelt und gedreht. Habe dann die Pixel von vergleichbaren Bereichen "gezählt". Dein erstes Bild ist mit etwa 1562 mm Brennweite aufgenommen worden und das zweite ziemlich ganz genau 4000 mm. Das Zweite sieht auch etwas weichlich aus, wogegen das erste sehr knackig wirkt. Die Rille ist bei beiden gut zu erkennen und die Zentralberge sind auch schön detailliert. Ich glaube, das Optimum in der Abbildung liegt da in der Mitte , was dann ja etwa die 3000 mm sein dürften. An dieser Stelle ein Hilferuf, ich brauche noch eine 4fach Barlow in 2" - oder besser dreifach ;)


    Ich werde mir, sofern es die Wolken heute zulassen, natürlich wieder den Mond vorknöpfen. Es soll ja schließlich Mondfotografie 1.0 werden - in der Dunkelheit.


    Sternklare Grüße - Alko

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