Hallo Spechtels,
für diese Geschichte muss ich zeitlich etwas weiter ausholen, da sie schon vor ein paar Jahren begann und nun endlich zum Ende kommt:
2017 vermachten mir meine Sternwartenkollegen bei notwendigen Aufräumarbeiten einen alten 10"f8 Newton zu "basteln". Wie sie mir damals sagten, war die Montierung auf der Dachtereasse schon lange verwittert und so hing das Scope etliche Jahre ungenutzt im Sternwartenturm. Klar, das ich da nicht nein sagen konnte. Aber das war schon ein Mords-Trümmer und passte nur so gerade in mein Auto.
Was ich allerdings erst ein paar Tage später herausfand, war, dass dies ein ganz besonderer Newton war.
Das komplette Teleskop war in den 1970ern von Günther Dürck selbst gebaut worden. Das Besondere allerdings ist, dass es einen alten schwarz-weiß Film über das Schleifen den Spiegels gibt. Hauptdarsteller Günther Dürck; Sprecher Willi Zöllner und Kameramann Fritz Götza. ( ich kenne zwar keinen davon, aber vielleicht sind unter euch ja einige, denen die Namen was sagen.) Willi Zöllner soll angeblich damals eine Koryphäe im Spiegelschleifen gewesen sein.
Hier mal ein paar Screenshots aus dem Film:
Wie cool ist das denn? Da bekommt man ein olles Teleskop geschenkt und plötzlich ist man ganz nah an der Entstehungsgeschichte und schaut dem Schöpfer über die Schulter.
Für mich war sofort klar: Das ist kein Bastelprojekt! Das ist eine historische Verpflichtung.
Also das Dingen nach Hause gebracht und die Spiegel geborgen. Gottseidank hatte der Newton mit dem Fangspiegel nach unten im Turm gehangen. Der war nämlich von mindestens 100 Generationen Spinnen verdreckt worden. Wäre es andersherum gewesen, wäre das Projekt an dieser Stelle vorbei gewesen. Der HS kam allerdings in einem Topzustand ans Tageslicht, Yeah. Den Fangspiegel hat mir mein Astrokumpel Günther Kessler neu verspiegelt (Danke Günni )
So, nun hatte ich die Einzelteile gesichert, aber was tun? Ich hatte ja in meinem Leben noch keinen Dobson gebaut
Erstmal Literatur, und zwar die Dobson-Bibel:
(ich könnte ja noch mehr Bilder liefern, aber hier ist die Grenze von 10 Bildern / Thema erreicht. (Liebe Forenleitung, kann man das nicht ändern?) )
Als mir dann klar war, dass es durchaus machbar ist, selber einen funktionierenden Dobson zu bauen, überlegte ich mir, wie das 2. Leben des Dürck-Newton aussehen sollte:
1. Keine Leiter brauchen!
Das war letztendlich der Todesstoß für das Teleskop. Es wurde nie für Besuchertage rausgeholt, weil es einfach zu gefährlich war, wenn Lischen und Herbert Müller nachts da oben rumkraxeln.
Also : Lowrider
2. Transportabel: Also Gitterrohr-Dobson (will damit ja auch auf Teleskop-Treffen posen )
3. Alle Teile selber machen!
Mir war es von Anfang an wichtig, eine Art historischen Kontext herzustellen. Sprich nimm die alten Teile, und baue neue dazu.
Klar habe ich es heutzutage in vielerlei Hinsicht leichter, da es 3D-Drucker gibt, aber es ist ja kein Verbrechen, wenn man die Möglichkeiten seiner Zeit nutzt.
Günter Dürck hat damals auch alles selber gemacht: Spiegel, Tubus, OAZ, sogar der Sucher ist selbstgedengelt.
Also dann frisch ans Werk.
Zunächst habe ich mein angelesenes Wissen mal an einem VST (very small telescope) ausprobiert. Damit ich zumindest einmal praktisch erfahre, wie man einen Dobson zum funktionieren bekommt.
Ich wollte ja nicht gleich mit den wertvollen Teilen rumhantieren.
Über die Entstehung des 114 /415 Kautz hatte ich damals im Schwesterforum berichtet. Das können Interessierte hier nochmal nachlesen:
https://www.astrotreff-deep-sk…-Lowrider--114-415--Kautz
So, und wie der 2.-Life-Dürck-Dobson gebaut wurde kommt im 2. Teil.
Gruß Guido