modifizerte DSLR Kamera gegenüber unmodifiziert

  • Hallo Astrofreunde,

    bin relativ neu hier und mache meine ersten Erfahrungen in der Astrofotografie und deshalb mal eine Frage.

    besitze eine unmodiziert Canon 6D Vollformat Kamera und einem APO Refraktor 94EDPH & Mgen 3 mache mit dieser Deepsky Astrobilder. Nun spiele ich mit den Gedanken noch mehr aus den Bildern herauszuholen bzw. eine modizierte DSLR (APS/Vollformat) anzuschaffen oder gleich auf eine ungekühlte (Mehrwert gegenüber DSLR ?) bzw. gekühlte CMOS ASI ..... Kamera umzusteigen.

    Würde gerne einen praktischen Vergleich in Bildern sehen inwieweit der Unterschied sich bei einer Aufnahme Deepsky Nebel (Beispiel Rosettennebel) zwischen modifizierten und unmodifizierten DSLR ergibt bei exakt den gleichen Bedingungen Seeing in der gleichen Nacht, ISO, Belichtungszeit sowie der Bildbearbeitungsprozess ?

    Wäre nett wenn einer von Euch mir dazu Antworten geben könnte, bevor man irgendwelche Investitionen tätigt.

    Vielen Dank und kristallklare Nächte. :)

    Grüße

    Arthur


    Anhang: zum Beispiel Aufnahme Rosettennebel unmodfiziert Canon 6D mit Apo 94EDPH F/5,5 ohne Flattner ISO 800 Belichtungszeit 1,5h (Sterne bisserl ausgebrannt und zuwenig Belichtungszeit)

  • servus Arthur,


    ich habe leider keinen Vergleich unmodifizierte ggü modifizierte Kamera, zumindest nicht die gleiche Kamera.

    Ich hatte vorher mit einer unmod. EOS 1000D fotografiert, und dann den Schritt auf eine modifizierte 6D gemacht.

    Der Vergleich hinkt natürlich, da die 1000D weniger Bit-Tiefe beim AD-Wandler hat, und mehr rauscht. Aber soweit iost es klar: Gasnebel oder auch Strukturen in den Spiralarmen fotografieren macht nur mit einer mod. DSLR Spaß. Es kommt vorher natürlich auch was auf den Chip , aber viiiiel weniger.

    Die Frage nach DSLR vs. CMOS ASI ist bei mir eine nach der Mobilität gewesen. DIe ASI und artverwandte CMOS/CCD brauchen immer einen Laptop, und eine externe Stromversorgung, insbesondere bei Kühlung. Das kann man mit einer zweiten großen Autobatterie machen (eine braucht man sowieso für die Nachführung). Aber mit einer DSLR und 2-3 kleinen Akkus für die KAmera ist man da deutlich beweglicher und kann dunkle Gegenden anfahren. Und: bei einer DSLR kann ich durchschauen und das Gesichtsfeld viel schneller meinen Vorstellungen anpassen.

    Die CMOS-Kameras sind halt empfindlicher und haben meist eine höhere Auflösung, was ich aber mittlerweile durch mehr BRennweite kompensiere.

    Ich bin somit mit meiner 6D (mod) sehr zufrieden, denn ihr termisches SIgnal kist auch noch vergleichsweise gering.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Stefan,

    super für die schnelle Antwort also lohnt sich der Umbau meiner DSLR Kamera Canon 6D. Das mit der Kühlung und den erhöhten Stromverbrauch ist wohl die Varainte für eine feste Station mit Netzversorgung. Benutzt Du einen Filter Ha oer UHC Filter nach dem Adapter und welcher ist für Nebel Deepsky, Galaxien der Bessere, also der Unterschied ?

    Viele Grüße

    Arthur :thumbup:

  • Hallo Arthur,


    der riesige Vorteil einer modifizierten Kamera (egal ob eine Astro-Cam oder eine modifizierte DSLR):


    Du kannst das schmallbandige H-alpha Signal, das viele DS-Objekte so faszinierend macht (Rosetten-, Pferdekopf-, Orion-, Omega-, Adlernebel etc...), überhaupt erst richtig einfangen. Eine unmodifzierte DSLR läßt die h-alpha Signale wegen des eingebauten IR-Filters kaum durch .


    Und diese H-alpha Empfindlichkeit hilft dann auch beim Einsatz eines entsprechenden Schmallbandfilters für H-alpha. Dann kannst Du trotz hoher Lichtverschmutzung (menschliche Beleuchtung oder Mond) bei entsprechenden DS-Objekten im H-alpha-Kanal noch brauchbare Ergebnisse zu erzielen.

    Die CMOS-Kameras sind halt empfindlicher und haben meist eine höhere Auflösung

    Da ist eher das Gegenteil der Fall. Die CMOS-Astro-Kameras setzen in der Regel Consumerchips aus DSLM/DSLRs ein, aber selten den letzten Stand der Technik.


    In meiner ASI1600er ist der MFT-Chip von Olympus/Panasonic der ersten Generation aus 2012 (!) verbaut. Und wenn man sich im DSLM-Markt mal umschaut, was da die letzten 2-3 Jahre beim High-ISO-Rauschen (also der Empfindlichkeit) passiert ist. Davon kann meine 1600er nur träumen...


    ABER: die Kombination Schwarz-Weiss und Kühlung, die es so nur bei einer Astro-Cam gibt, haben für mich den Ausschlag gegeben.


    Mit S/W kann ich viel gezielter mit Filtern arbeiten. Dadurch habe ich dann tatsächlich in den einzelnen Kanälen eine höhere Auflösung bzw. und viel wichtiger: ich kann mehr Licht sammeln, da ja jeder Pixel von jeder Farbe Licht detektiert. Dadurch steigt die Empfindlichkeit S/W-Cam gegenüber Farb-Cam im Rot-Kanal (H-alpha, SII) also quasi um das 4-fache. Bei einer Farbkamera (egal ob Astro-Cam oder DSLR) sorgt nämlich die Bayermatrix dafür, dass nur jeder 4te Pixel rot empfindlich ist.


    Und die Kühlung hilft bei Belichtungszeiten jenseits der 5 Minuten gewaltig, um die Bilder sauber kalibrieren zu können. Aber klar, die Mobilität ist eingeschränkt (Laptop & Autobatterien).


    CS Michael


    Meine Homepage: https://projekt-astrofoto.jimdofree.com/

    Meine Ausrüstung: 6" F4- & 8" F5-Newton, EQ6R, ZWO ASI 1600Mono

  • Hallo Michael,


    danke für die Erläuterungen. Alles sehr einleuchtend.


    Nur eine Sache kapier ich irgendwie nicht. Wenn man eine S/W-Kamera verwendet und davor einen Filter setzt, ist das Bild doch immer noch schwarz Weiß, obwohl es natürlich das Ergebnis des Farbkanals zeigt, aber keine Farbe. Wie bekommt man denn die Farbe rein?


    Ich hoffe die Frage ist nicht zu blöd :/


    VG, Micha

  • fast zeitgleich gepostet :)


    Benutzt Du einen Filter Ha oer UHC Filter nach dem Adapter und welcher ist für Nebel Deepsky, Galaxien der Bessere, also der Unterschied ?

    Es gibt dazu keine pauschale Antwort. Ausser: Galaxien strahlen im kompletten Spektrum, da kommt grundsätzlich kein Filter zum Einsatz. (Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel....)


    Ansonsten mußt Du für das Objekt Deiner Wahl recherchieren, welches Licht es ausstrahlt und den passenden Filter dazu auswählen.

  • Hallo Myke, :thumbup:

    auch Dir Dank für die schnelle ausführliche Antwort. Wahrscheinlich muss ich vorerst einen Kompromiss machen und mich mit der Zeit weiterentwickeln was die gekühlten Kameras anbetrifft. Bedeutet das bei Deiner sw Kamera das Du entsprechend für jeden Kanal auch jeweils die Zeit benötigst um zu belichten d.h. wesentlich mehr Belichtungszeit nacheinander jeweils pro Filter ?

    Denke diese Varainte ist dann mit einer festen Station im Garten verbunden Richtung Süden mit klaren Nächten :)

    Grüße Arthur

  • Bedeutet das bei Deiner sw Kamera das Du entsprechend für jeden Kanal auch jeweils die Zeit benötigst um zu belichten d.h. wesentlich mehr Belichtungszeit nacheinander jeweils pro Filter ?

    ich sage mal so..... sw ist alles andere als point and shoot ^^ vor allem auch in der Nachbearbeitung...


    aber letztlich lohnt sich für mich der Aufwand, da ich möglichst tief belichten will. Also ich versuche soviel Belichtungszeit von einem Objekt wie irgend möglich zu sammeln, damit der Kontrast und die Details möglichst gut werden. Und dann ist es letztlich egal ob SW oder Farbe. Es zählt am Ende nur die absolute Belichtungszeit.


    Unten habe ich mal meine Version vom Rosettennebel (als Falschfarbenbild, etliche Stunden Gesamtbelichtungszeit) eingefügt. Und mein Standort ist nicht so ideal... aber viel (Zeit) hilft viel


    CS Michael


    Meine Homepage: https://projekt-astrofoto.jimdofree.com/

    Meine Ausrüstung: 6" F4- & 8" F5-Newton, EQ6R, ZWO ASI 1600Mono


  • servus Arthur (und auch die anderen),


    ich bin mittlerweile ein "Filter"-Verwender.

    Dabei nutze ich sowohl für Gasnebel als auch für Sternhaufen und Galaxien den Astronomiok CLS-Filter. Der ist zwar nicht so schmalbandig wie reine Bandfilter oder andere Filter auf dem Markt, hat aber dabei doch auch Vorteile.

    - da der Filter zwar sich auf die wichtigsten Emissionslinien konzentriert, aber dabei nicht so schmalbandig ist, kommt auch bei Kontinuums-Objekten wie Sternhaufen und Galaxien genügend Licht an.

    - dennoch nimmt er viel von der künstlichen Beleuchtung weg, sodass man vie länger belichten kann. Meine Erfahrung ist: das S/N-Verhältnis ist mit Filter bei mir im Dorf (einige Straßenlaternen, aber recht günstig gelegen) ähnlich wie ohne Filter auf meinem Beobachtungsplatz im Vorgebirge (SQM meist 21.4-21.5).

    - der CLS-Filter trennt die sich überlappenden Empfindlichkeitsbereiche der roten und grünen Bayer-Matrix-Maskenteile. Dadurch werden Gasknoten in den Galaxien viel deutlicher sichtbar.

    - Zusätzlich sorgt der CLS-Filter dadurch, dass er das gelbe Licht dämpft, dafür, dass die hellen Galaxienkerne nicht so ausbrennen.


    CDS

    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Arthur,
    ja genau, auf diese Vergleiche wartet man. Ich habe leider auch keine Bilder im Vergleich, aber habe vor dem Umbau eier 600er canon ein Testbild von einem beschrifteten Karton gemacht auf einem Stativ und danach eben wieder am Stativ ein Bild ohne die Filter. Es war deutlich schärfer beim Reinzoomen. Muss am Anti-Aliasing-Filter liegen.
    Früher hatte ich eine Nikon D40 mit ner Canon 350 modif. verglichen. Da hattest du deutlich mehr rot und auch bei Galaxien war komischerweise weniger Licht da.
    Ich habe mir nun eine Canon R gekauft und die bringt schon so viel Halpha! Habe den Barnardsloop schon nach ner halben Stunde mit 40mm am Bild (vgl. Deepsky-Bilder Wintersechseck hier). Wir wollen aber schön länger Canon R`s in versch. Zuständen vergleichen, aber dank Corona geht das nicht legal.

    Müssmer noch abwarten

    LG Gerald

  • Hallo Gerald,


    ja ich bin mal gespannt nach dem Umbau meiner Kamera Canon 6D was es mehr an Rotanteil bringt. Es soll der OWB Filter ausgebaut werden, da dieser hauptsächlich für den Filterung des Rotanteils verantwortlich ist.

    Schaue Dir mal den Cast von Frank Sackenberger im Youtube "Orion Canon EOS Ra" an, es ist sehr informativ und führt einen Vergleich zwischen der Canon 6Da, R & Ra auf.

    :thumbup:


    Viele Grüße

    Arthur

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