M 63 - Sonnenblume mit Schleife

  • Hallo zusammen,

    seit einer Weile habe ich die ASI2600mm pro jetzt am TS Photoline 130/910 bei F7, aber der Himmel ist hier meist schlecht gewesen. Von der Sonnenblumengalaxie M 63 habe ich dieses Jahr deshalb nicht viel Belichtungszeit sammeln können. Insgesamt hat es nur für 2,5 h Luminanz und und weniger als 1 h RGB gereicht. Die Luminanzdaten sind aber ziemlich gut.

    Bei der Bearbeitung hatte ich in APP eine sehr stark gestreckte Version erzeugt, die ich später in PS als Unterstützung für die Luminanz der äußeren Bereiche der Galaxie und die schwachen Hintergrundgalaxien mitverwenden wollte. Beim Strecken der entrauschten, sternlosen Version kamen ganz schwache bogenförmige Strukturen hoch, die sich aber nur kaum merklich vom Hintergrund abhoben. Ich war mir erst gar nicht sicher, ob es sich tatsächlich um ein reales Signal handelt, denn wenn ich ein bisschen mehr an der Kurve zog, kamen überall hellere "Wölkchen" hoch. Eine kleiner Recherche im Netz ergab, dass M 63 ein diffuses Halo und bogenförmige Gezeitenschweife besitzt die von einer Kollision mit einer Zwerggalaxie stammen sollen. Die Strukturen wurden 1979 entdeckt und die Ursache 2011 in durch photometrische Untersuchungen geklärt. Ich habe dann nach Referenzbildern gesucht und eines davon auf meine Aufnahme registriert um sicher zu sein, dass es sich bei mir um die gleichen Strukturen und nicht um Softwareeffekte handelt. Es passte aber alles recht gut, auch wenn das ganze bei mir "wolkiger" aussieht, als in anderen Aufnahmen, was vielleicht dem extremen Strecken von dünnen Daten geschuldet ist. Ich habe lange überlegt, ob ich es machen soll, habe mich aber doch entschlossen die im Außenbereich der Galaxie starkhochgezogenen Daten in die Aufnahme zu integrieren.

    Das hat eine Menge Arbeit gemacht, denn um eine Helligkeitsverteilung zu bauen, die den Kern auflöst und nicht ausbrennt und zumindest einen Hauch der Gezeitenstrukturen zu zeigen, sind die Helligkeitsunterschiede eigentlich zu groß. So geriet das zwischen der Galaxienscheibe und den äußeren Strukturen befindliche Halo ständig zu hell. Auch war es nicht einfach, aus den spärlichen Farbdaten genug Farbe herauszuziehen. Ich habe noch eine Menge ältere Daten von M 63 und vielleicht kann ich da irgendwann mal ein bisschen Farbe klauen. Egal, hier ist erstmal das 2021er Bild:



    Alle Daten und die volle Auflösung sind hier: https://astrob.in/full/lwpd4r/0/

    Viele Grüße
    Peter

  • Hallo Peter,


    wieder eine Superaufnahme, sowie man es von Dir gewöhnt ist!

    Und einiges habe ich an der Sonnenblume dazu gelernet: Die schmalen scharfen Dunkelbänder südlich der Spiralarme, und die weiten und strukturierten Schweife.


    Besten Dank,

    Jiri

  • Hallo Peter


    Eine traumhafte Aufnahme, von der ich immer träume, doch mit einem 300 mm Objektiv sind einen halt die Grenzen gesetzt.


    Es liegt nicht am Geld, um ein Fernrohr zu kaufen, nur den richtigen Umgang und Wissen um auch ein Fernrohr richtig zu nützen kann man nicht kaufen, das muss man sich erlernen.


    Liebe Grüße

    Peter

  • Hallo Mario,


    danke schön und - auch ganz im Ernst :) - mir ist klar, dass die Bearbeitungstiefe grenzwertig ist und man vielleicht geteilter Meinung über das Bild ist. Aber ich wollte die Strukturen unbedingt im Bild haben, nachdem ich sie zufällig entdeckt und mir selber bewiesen hatte, dass es sich um echtes Signal handelt. Ich glaube, ich habe noch nie so weit gestreckt, was bei mir etwas heißen will, weil ich immer anfällig dafür bin ;). Um die Nebenwirkungen zumindest optisch einigermaßen im Griff zuhalten, musste ich ganz tief in die Trickkiste greifen, aber es ist nichts im Bild, das dort nicht sein dürfte. Und darauf kommt es an, meine ich - der Rest ist wie immer eine Frage von persönlichen Vorlieben und Abneigungen...


    LG Peter

  • Hallo Keith,

    freut mich, dass dir die Bearbeitung gefällt. Neidisch brauchst du nicht sein. Das Schöne an diesem Hobby ist ja, dass - für uns alle - immer noch Luft nach oben ist, wenn es darum geht, besser zu werden ;) .


    Viele Grüße und CS

  • Hallo Peter,

    wieder eine beeindruckende Aufnahme von dir. Das Bild habe ich mal mit einer Aufnahme im Atlas

    der Messier – Objekte von 2006 verglichen. Dort ist nur der Zentralbereich der
    Galaxie erkennbar. Es ist schon erstaunlich, wie viel mehr an Details
    mittlerweile von Hobbyastronomen darstellbar sind.

    Die strichförmige Struktur auf 3 Uhr ist auf der alten Aufnahme ebenfalls schwach erkennbar.

    Die auf deiner Aufnahme weiter außen liegende deutlich erkennbare wolkige
    Struktur auf 4 Uhr liegt außerhalb des Bildfelds meiner
    Vergleichsaufnahme. Hast du etwas zur Natur dieser beiden Strukturen
    gefunden? Das Hubble Vergleichsbild hier im Netz zeigt leider nur den
    Zentralbereich der Galaxie.

    Viele Grüße

    Heinz

  • Servus Peter,


    erstmal Gratulation zu Deinem beeindruckenden Bild!! Habe mich 2015 auch daran versucht, allerdings nur mit L-Aufnahmen (58x13min bei f3,1 und 150er Newton).

    naja... allerdings habe ich den Galaxienkern selbst nicht geschützt, da ich bei diesem Foto weitermachen wollte.... leider bis heute nicht dazugekommen!!!


    @ Heinz: Alles wissenswerte über die schwachen Teile ist hier zu finden (pdf runterladen).


    lg

    tom

  • Hallo Heinz,


    ich erinnere mich dunkel, irgendwo mal gelesen zu haben, dass der dünne Strich eine durch das Halo von M 63 hindurchscheinende edge-on Galaxie im Hintergrund ist. Die ins bläuliche tendierende, "knubbelige" Struktur auf 4 Uhr trägt die Bezeichnung UGCA 342 oder PGC 46093 und es soll sich um eine "Magallanic Irregular Galaxy" oder eine "Tidal Dwarf Galaxy" handeln. Die Autoren der Quelle, die Tom verlinkt hat, die auch meine Referenz für den Gezeitenstrom war, halten das aber für unwahrscheinlich und rechnen die Struktur eher M 63 zu. Nach allem, was ich bei der Bearbeitung meiner Daten wahrgenommen habe, scheint mir der Knubbel keine Galaxie zu sein.


    Ich habe letzte Nacht noch ein paar Stunden Luminanz fangen können. Mal sehen, ob ich das Ergebnis verbessern kann.


    Viele Grüße

    Peter

  • Servus Tom,


    danke für den Link! Die Veröffentlichung hatte ich neben dem Bild von Bart Delsaert https://delsaert.com/2021/03/20/the-tidal-streams-of-m63/ bei der Aufnahme als Orientierung und Referenz benutzt, als ich mir zu Beginn gar nicht sicher war, ob die Spuren der Gezeitenschweife in meiner Aufnahme tatsächlich echt sind, oder nur Artefakte der extremen Streckung.


    Hey, wenn du 12,5 Stunden bei f3,1 draufgehalten hast, müsstest du doch der "Herr der Ringe" sein und die Gezeitenbögen müssten gut sichtbar zu machen sein, auch wenn Sterne und Kern vielleicht total ausgebrannt sind. Vielleicht kann man das mit meinen Daten kombinieren....


    Viele Grüße

    Peter

  • Zitat

    danke schön und - auch ganz im Ernst :) - mir ist klar, dass die Bearbeitungstiefe grenzwertig ist und man vielleicht geteilter Meinung über das Bild ist. Aber ich wollte die Strukturen unbedingt im Bild haben, nachdem ich sie zufällig entdeckt und mir selber bewiesen hatte, dass es sich um echtes Signal handelt. Ich glaube, ich habe noch nie so weit gestreckt, was bei mir etwas heißen will, weil ich immer anfällig dafür bin ;). Um die Nebenwirkungen zumindest optisch einigermaßen im Griff zuhalten, musste ich ganz tief in die Trickkiste greifen, aber es ist nichts im Bild, das dort nicht sein dürfte. Und darauf kommt es an, meine ich - der Rest ist wie immer eine Frage von persönlichen Vorlieben und Abneigungen...

    Hallo Peter,

    ja du gehst an die Grenze - aber du kannst es ja! Ich finde den Hintergund wirklich absolut okay - du hast das wirklich sehr sehr gut gemacht!

    Letztendlich ist es genau diese deine Kunst, worum dich ganz sicher so viele beneiden.
    Du hast auch mir mal sehr auführlich und ausdauern geschildert, wie du das machst. Ich bin damals gescheitert, weil mir da zuviele PS-Kenntnisse fehlten.

    Ich habe das aber für die Zukunft noch absolut auf dem Schirm! Ich "beginne neu" mit dem Thema DeepSky Aufnahmen bei kleinerer Brennweite und Kurzzeitbelichtung.
    Ich hoffe, dass ich da mehr Erfolgserlebniise haben werde. Steigern kann man sicher sowieso immer.


    Ich freue mich wie immer auf deinen weiteren Präsentationen!

    Herzlichen Gruß
    Mario

  • Hallo Leute, Ich muss es jetzt mal kurz raushauen - die Luminanzdaten von gestern waren klasse! Habe probeweise ein sternloses BIld erstellt und mal an den Hebeln gezogen, um zu sehen, was kommt. Hier ein schneller Screenshot (Ausschnitt):



    Da kommt doch einiges mehr hervor als in der ersten Version und ich will mir die Aufnahme noch einmal von Grund auf vornehmen.


    Heinz-S

    Thomas Engl

    Heinz, Tom, nach externer Galaxie sieht UGCA 342 bzw. PGC 46093 jetzt nun wirklich nicht mehr aus, eher als gehöre die Struktur in die staubigen Außenbezirke der Sonnenblume. Auch beginne ich, mich an das "Wolkige" in der Peripherie der Galaxis zu gewöhnen, denn es sieht aus, als sei es da wirklich wolkig.


    Viele Grüße

    Peter

  • Servus Peter,


    na, Herr der Ringe ist gut, aber.... das Teil ist wirklich nicht einfach zu knacken. Nicht das es nach ein paar Stunden schön nachzuweisen wäre, aber es wird nicht signifikant besser. Ist für mich die selbe Liga wie der Sternenstrom von NGC5907.


    Und zu allem Überfluss stimmten bei mir die Flats nicht mehr zu 100 Prozent. Muss mal schauen, wenn ich die Originaldaten noch habe, sende ich sie Dir natürlich gerne über WE-Transfer zu.

    Allerdings, und das gebe ich gerne zu... heute würde ich es anders bearbeiten, aber damals wusste ich es noch nicht besser!!


    lg

    tom


    anbei noch meine damaligen Ergüsse:


  • Moin Tom,


    also ich finde es sehr spannend, die verschiedenen Darstellungen so beieinander zu sehen. Vor allem deine invertierte SW Darstellung steht derjenigen in der von dir veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeit in nichts nach, meine ich. Was hast du denn damals für eine Kamera benutzt? Vielleicht macht eine Koproduktion ja tatsächlich Sinn, sofern die Kombination der Daten einen objektiven Vorteil bringt.


    LG Peter

  • Servus Peter,


    es war damals ein 150mm Boren Simon mit einer ATIK460exm (die verwende ich heute noch); Aufnahmeort war die Ortschaft Schmirn auf 1480m Höhe.

    Insgesamt 58 x 777s


    lg

    tom

  • Hallo Peter,

    bezüglich deiner Auskunft, was die längliche Struktur auf 3 Uhr angeht, hattest du recht. Es handelt
    sich um eine wesentlich weiter entfernte Edge – On – Galaxie. Auf
    nachfolgendem Link befindet sich eine Aufnahme, die mit dem NASA
    Spitzer Teleskop im Infraroten aufgenommen wurde.


    https://www.constellation-guid…flower-galaxy-messier-63/


    Das Bild findet man beim Herunterscrollen im unteren Drittel. Der unterlegte Text zum Bild
    bestätigt deinen Hinweis. Gratuliere zu deinem guten Gedächtnis.

    Beste Grüße

    Heinz

  • Ich habe noch einiges an Luminanzdaten aufgenommen und eingearbeitet (111 x 180 s) und auch mehr RGB. Die neue Version hat damit knapp 12 Stunden Belichtungszeit. Damit konnte ich den Übergang von der Galaxienscheibe zu den Gezeitenwirbeln besser untersetzen.


    51136285902_f33a429cee_h.jpg


    Auf Astrobin in voller Auflösung: https://astrob.in/full/lwpd4r/F/

    Die Aufnahme ist damit auch tiefer geworden. Hier noch eine Monochromversion, die ich, vor allem in der Vollauflösung, genauso attraktiv finde.


    51137177568_e61c5726e0_h.jpg


    Astrobin: https://astrob.in/full/050qd9/0/

    Die invertierte Darstellung ist m. E. auch sehr interessant, was die Visualisierung der Gezeitenströme angeht:

    51137736619_390ddbfd0c_h.jpg


    Astrobin: https://astrob.in/full/ezlkrx/0/


    Viele Grüße

    Peter

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