Mondspaziergang Nr.6 und 7 in Farbe

  • Hallo Mondfreunde,

    ich fasse hier mal meine beiden "Mondspaziergänge" vom 25.3. und 29.3. zusammen. So langsam komme ich mit meinem neuen 16" Dobson zurecht, auch, wenn es bei diesen Bildern hier z.T. noch einige Schwächen gibt. Die Bilder vom 29.3. sind unter Bedingungen entstanden, die ich normalerweise nicht nutzen würde, das Gerät wurde sicher nicht ausgereizt. Die meisten Bilder stammen aber vom 25.3. und da waren die Bedingungen recht brauchbar. Alle Bilder wurden in 5 mal 1 min. Filmen aufgenommen und zwar mit 685 IR Filter und der ASI178MM. Die Farbe wurde mit der ASI178MC direkt danach aufgenommen, 2 mal 1 min. Alles gestakt und geschärft wie gehabt. Ich habe mir wieder die Mühe gemacht 10% Stacks und 50% Stacks zu mischen. Die kontrastreichen Regionen wurden bestenfalls mit 1,5 Px-Radius geschärft, die flächigen mit 2,7 Px. Da ich bei f/10 belichtet habe ist das schon fast das Ende der Fahnenstange. Bei meinen schärfsten Bilder bisher konnte ich mit 1,2 Px schärfen. Ihr seht, dass ich über den kleinsten sinnvollen Schärfungsradius Rückschlüsse auf die Qualität des Seeing bekomme. Für den internen Vergleich meiner Bilder ist das sehr aussagekräftig. Am 29. lag der kleinste sinnvolle Radius zwischen ebenfalls 1,5 und 2,3 Px. Den größeren Radius dazu nutze ich immer bei knapp 200%, der ist frei wählbar.

    Die Farben wurde natürlich verstärkt. Hier gibt es sicher noch Optimierungsbedarf, beispielsweise an hellen Kraterrändern. Die Farben zueinander sind einigermaßen korrekt, insgesamt sind aber alle Mondfarben zu blaulastig.

    Fangen wir an mit dem ´Mondkrater Kepler in Farbe´


    die Ecke rechts oben bitte ignorieren, ;) Das Problem ist bereits umzingelt.


    ´Mondkrater Aristarchus und das Vallis Schröteri in Farbe´ ist nicht ganz einfach, da sich bei einer Bayer-Farbkamera die Farben zum Dunklen hin verändern. Die Farben um den Krater selber sind aber echt und das blaue Leuchten schon visuell sehr eindrucksvoll.


    ´Mondkrater Gassendi in Farbe` zeigt, um wie vieles die Mare blauer sind. Überhaupt ist das steile "Mittagslicht" sehr gut um Farbdetails zu zeigen.




    Auch visuell schön zu erkennen sind die Farben um Mons Argaeus


    Hier die Hadleyrille in Farbe. Ihr sehrt, dass ich mit der Farbkamera etwas daneben lag, aber ich fand den Mondkrater Archimedes so schön, und das Bild ist auch recht scharf, dass dieser nun einfach nur in SW dabei ist. Obwohl die Sonne schon recht hoch steht, zeigt die Hadleyrille noch deutliche Schatten. Die muss also recht tief und steil sein.

    Hercules und Atlas liegen in einer farblich eher langweiligen Gegend. Um so interessanter ist der kleine helle Krater rechts darüber. Der muss neueren Datums sein, denn die bläuliche Farbe verrät, dass das sehr dunkle Regolith durch den Aufprall weg geschleudert wurde.

    Ebenfalls bläulich ist die kleine "Mondstruktur Ina". (War hier im Forum ja schon öfter Gegenstand der Betrachtung). Hierbei handelt es sich aber um einen alten "Krater" oder besser ein altes Lavafeld. Stichwort Lavaschaum. Das hier ist nur ein erstes Bild des Objektes. Ich werde versuchen es bei verschiedenen Sonnenständen zu dokumentieren, denn es scheint als sähe das Objekt je nach Lichteinfall völlig anders aus bzw. es verschwindet sogar z.T. ganz. Auch die Umgebung ist reich an kleinen seltsamen Strukturen. Seht ihr die liegende 8 ?


    Die `Dome beim Mondkrater Marius in Farbe´ kommen bei dem flachen Licht besonders gut zur Geltung. Die Farbe ist wieder etwas schwierig, das grundsätzlich Bläuliche stimmt aber.


    Mondkrater Petavius in Farbe kann von der Schärfe her nicht ganz mithalten. Die Farbe im Innern ist aber so interessant, dass ich das Bild trotzdem hier zeige.


    Und dann ist da noch der Mondkrater Posidonius in Farbe. Das Innere erinnert mich an die Eisscholle in der Regenwassertonne im Garten die letzten Tage. Interessant auch der 8-eckige Krater links daneben. Dass alle Krater blaue Schatten werfen ist sicher nicht real.


    In diesen Zeiten, bei denen es planetenmäßig nicht wirklich spannend ist, war Mond für mich bisher doch immer eher eine Notlösung. Monddetails in Farbe sind aber plötzlich für mich wie eine neue Disziplin oder ein neues "Fenster" um auf unsere nähere Umgebung zu schauen. Ich meckere also nie wieder über Vollmond und ich habe auch schon viele neue und spannende Regionen ausgemacht. Diese dann beim nächsten Mondspaziergang ...

    Viele Grüße,

    ralf

  • Hallo Ralf


    Wieder (wie bei dir nicht anders zu erwarten) ganz tolle Mondaufnahmen und auch hilfreiche kurze Erklärungen zu den einzelnen Fotos. Das die Mondfarben insgesamt zu 'blaulastig' sind finde ich nicht schlimm. Gerade die Aufnahmen -Gassendi und Mons Argaeus- erzeugen das Gefühl von bestehenden Meeren auf dem Mond.:/:thumbup: Aristarchus und Vallis Schröterei - wie immer - eine Augenweide. In der Aufnahme -Hercules und Atlas- sind der kleine Krater (neuer Einschlag) und deine Erklärung dazu sehr Interessant. Bei der Aufnahme -Posidonius- ist dein Vergleich mit der 'Eisscholle in der Regentonne' ja echt genial .:D:thumbup:

    Vielen Dank, daß wir an deinem Mondspaziergang teilnehmen durften.

    Freue mich jedes mal auf's neue über deine Aufnahmen und Erklärungen dazu.


    Viele Grüße

    Ingo

    SkyWatcher Skyliner 150P Classic 6" f/8 Dobson Teleskop 150/1200 :milky_way:

    Canon EOS 250D :night_with_stars:

    Cometron Firstcope 76 F 300mm :telescope:

    Skywatcher Maksutov MC 127/1500 SkyMax BD AZ-S GoTo :ringed_planet:

    Fernglas Nikon ACULON 10X50

  • Hallo Ralf,

    da hast du dir erfolgreich sehr viel, Arbeit gemacht. Hercules und Atlas sind wirklich Apollo-mäßig.

    Dass Ina so scharf abgegrenzt erscheint, das hätte ich nicht unbedingt erwartet.

    Es sind ja nicht deine ersten farbigen Mondbilder - trotzdem wirkt gerade das Bild mit Archimedes und Hadley so cool surreal - sehr beeindruckend.

    Hattest du jetzt bei den Farbbildern keinen IR/UV-Cut benutzt?


    Ich frage, weil ich bei meinen einzigen Farbversuch am Mond ohne Filter aufgenommen habe (ich hatte noch keinen).
    Das anschließende Ausrichten der drei Layer (in Registax) brachte natürlich eine Verbesserung. Wird aber niemals an das Ergebnis MIT Filter herankommen, oder?


    Hast du noch mehr Rohbilder in der Pipeline? 8)


    LG
    Mario

  • Hallo Ralf,


    das sind erneut extrem hochauflösende und durch die Farbe sehr reizvolle Mondaufnahmen. Ich staune immer wieder, mit welcher Regelmäßigkeit Dir solche großartigen Ergebnisse gelingen. Und Du hast für die EBV eine sehr glückliche Hand. Genau der richtige Kompromiss zwischen Schärfe und Natürlichkeit. Mir gefallen besonders die Bilder von Marius und Aristarchus/Vallis Schröteri. Beide scheinen mir die hochauflösendsten der aktuellen Serie zu sein. Es kann aber auch am streifenden Licht liegen. Bei Marius zeigt sich oben rechts in der Ecke ein Stück der schmalen Rima Marius, die visuell eine echte Herausforderung ist. Bei Aristarchus und Vallis Schröteri sind die vielen Rillen der Rimae Prinz und die Rimae Aristarchus abgebildet, und das in einer selten hohen Detailauflösung. Wenn man oft mit einem größeren Apo visuell am Mond unterwegs ist, weiß man wie winzig manche Formationen tatsächlich sind und wie gut die Luft sein muss, um sie stabil zu sehen.


    Ein Tipp: Versuch doch mal bei nächster Gelegenheit, die beiden Gipfelkrater von Mons Gruithuisen Gamma aufzunehmen. Auch Plato und Posidonius bei seitlichem Lichteinfall wären noch einmal interessant, weil dann die feinen Einzelheiten noch deutlicher hervortreten.


    CS, Jörg

  • Hallo Ingo, Mario und Jörg,

    ich freue mich sehr über eure, doch recht ausführlichen, Kommentare. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass ihr euch diese Mühe gemacht habt.

    Ja, es ist wirklich so, dass ich von 7 Abenden, bzw. Nächten, 6 1/5 gut nutzen konnte. Ich bin selber überrascht aber der Grund liegt vermutlich in der Lichtfülle des Mondes und der hohen Deklination. Das Seeing selber war gar nicht sonderlich gut, bzw. die Luft nicht ruhig, aber sie war eben doch einigermaßen scharf. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass ich bei den Planeten ähnlich oft zuschlagen kann, aber wir werden sehen.

    Bei den Farbaufnahmen habe ich einen IR-UV-Cut-Filter benutzt. An der atmosphärischen Refraktion hat das aber nichts geändert. Es war schon wirklich auffällig, dass selbst bei etwa 50° Horizonthöhe immer noch ein roter und ein blauer Saum zu sehen waren. Ich habe dann die Layer einfach zurecht gerückt da es ja nicht um Schärfe bei der Farbe ging. Würde ich aber mit der Farbkamera alles machen, dann müsste ich meinen ADC immer angeschraubt lassen. Überhaupt darf man nicht vergessen, dass das IR Bilder sind, da ist das Seeing schon deutlich besser. Ich hatte testweise mal den Grünkanal extrahiert, der war deutlich unschärfer.

    Beim Mond nehme ich es meist so, wie es kommt. Ich wandere wirklich umher (schlendern wäre noch treffender) und sage mir dann, dass dies, oder das da, interessant werden könnte. Bisher habe ich selten Objekte bewusst gesucht und angefahren, Ina war da eine Ausnahme. Wie ich das später weiter machen werde weiß ich noch nicht, aber ich habe mir vorgenommen nur noch Mondbilder in Farbe zu machen.

    In der Pipeline ist leider nichts mehr, da bräuchte ich mal wieder eine gute klare Nacht.

    Aber es gibt ja noch die Deep-Sky-Fotografie und da bastele ich auch gerade herum.

    Auf bald und viele Grüße,

    ralf

  • Hallo Ralf,


    Zitat


    Ich bin selber überrascht aber der Grund liegt vermutlich in der Lichtfülle des Mondes und der hohen Deklination. Das Seeing selber war gar nicht sonderlich gut, bzw. die Luft nicht ruhig, aber sie war eben doch einigermaßen scharf.

    Kann ich aus meinen Erfahrungen bestätigen. Es geht eben nichts über einen hohen Stand über dem Horizont. Die Bilder sind gut bearbeitet und die gedrehten Bilder liefern einen ungewöhnlichen Eindruck von der Tiefe der Krater.


    Die farblichen Unterschiede am Mond durch Erhöhung der Sättigung liefert zusätzliche Information, wirkt auf mich aber nicht in jedem Fall stimmig vom ästhetischen Reiz her. Das ist aber mein persönlicher Geschmack und betrifft die Sache generell und nicht die gezeigten Bilder. Das Bild mit der Hadley-Rille ist aber sehr gelungen.


    Viele Grüße


    Oskar

  • Danke Oskar,

    ich glaube, ich weiß, was du meinst. Es sind halt "falschfarben" Aufnahmen, wirken tun sie aber als sei der Mond wirklich so farbig. Es haben auch schon Laien zu meinen Bildern gesagt, "ach so sieht der Mond aus, ich habe den immer nur silbern gesehen." Eine solche "Täuschung" will ich eigentlich gar nicht haben. Vielleicht reduziere ich die Sättigung auf ein Maß, dass es auf den ersten Blick gar nicht auffällt.

    Viele Grüße,

    ralf

  • Hallo Ralf,


    echt gut, diese Bilder. Und Ina ist einen Ticken blauer wie die Maria, mit angedeuteten Strukturen im Innerer. Super! Vielleicht kannst Du dem YouTuber Astrobiscuit das Bild oder den Link zukommen lassen?


    Gruß, Gerd

    Es schaute mich an - und ich schaute Es an.
    Und errötend wich Es zurück - das Universum.


    Bresser 102/460 | Tasco 76/1200 | Tasco 60/1200 | Tasco 60/900 | Tasco 60/700 | Tasco 50/600 | Minolta Bino 10x42 | Kasai s'Gucki 2.3x40

  • Hallo Gerd,

    nein, kein YouTuber, ich werde Ina bei verschieden Lichtverhältnissen weiter beobachten und dann schauen, ob sich eine interessante Aussage treffen lässt. Ist das der Fall, werde ich ggf. dem VdS-Magazin oder einem anderen Astromagazin einen Artikel zu diesem Thema vorschlagen. YouTuber sind da nicht so mein Fall;-)

    Gruß,

    ralf

  • Hallo Ralf,

    man stößt ja auf der Startseite regelmäßig auf deine Mondbilder. Schöne Sache, weil mir da gerade eine Frage kommt:

    Weiß du vielleicht, warum recht viele Krater eine sechseckige (wabenförmige) Form aufweisen?
    Ich frage da bestimmt den Richtigen - im Netz habe ich da auf der Schnelle nichts dazu gefunden.

    LG
    Mario

  • Hallo Mario,

    also so viele sechs-eckige Krater kenne ich nicht.

    Ich musste aber sofort daran denken als unsere Kinder klein waren, die hatten "Bügelperlen". man konnte dies runden, zylinderartigen Perlen auf ein Brett stecken und Muster damit machen. Am Ende wurden sie gebügelt. Die Thermoplasten schmolzen dabei zusammen. Jede runde Perle wurde am Ende zu einem sauberen Sechseck(außer ganz am Rand) Das selbe Prinzip sehe ich beim Wabenbau meiner Bienen. Ich glaube auch, dass das Saturn-Seckseck dem selben Prinzip gehorcht.

    Auf Mondkrater bezogen müsste es einen Druck von innen und einen von außen gegeben haben, dazu fällt mir gerade kein Szenario ein. Vermutlich ist das also nur eine visuelle Täuschung. Unser Gehirn will unbedingt Muster sehen.

    Viele Grüße,

    ralf

  • Hallo Ralf,

    mal wieder ein sehr cooler Vergleich!

    Also, ich habe da schon etwas weiter recherchiert, bin aber noch auf keine anschauliche Erklärung gestoßen.
    Die runde Form scheint auf 90-95% der Krater zuzutreffen. Es gibt auch dreieckige, quadratische und natürlich vieleckige Formen.
    Ich bleibe am Ball.


    Viele Grüße
    Mario

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