Das Planetenloch: ein 265mm APO ohne Obstruktion

  • Hallo Freunde,


    wenn man Zeit hat, kommen einem Gedanken!

    Ich hatte schon immer mal nachgedacht, ob man nicht einen Ausschnitt des Hauptspiegels für eien Art Offset-Spiegel benützen kann.

    Bei meinem 71cm-Spiegel ist so ein obstruktionsfreier Ausschnitt recht einfach zu verwirklichen.

    Man legt eine Blende über den Hauptspiegel und schon hat man einen Offsetspiegel.

    Das habe ich so gelöst:



    Man sägt eine passsende Öffnung aus dem Deckel und macht ein Türchen darüber. So kann nichts auf den Spiegel fallen.



    Der Deckel ist hochklappbar.

    Da ich einen Paracorr eingebaut habe, ist das Bild comafrei.


    cs

    Timm

  • Hallo Timm,


    ein Schiefspiegler mit Korrektor, sehr schön! Macht bestimmt knackscharfe Planeten. Was hast Du dann für ein Öffnungsverhältnis?


    Mit der Blende ist der dominierende Fehler übrigens Astigmatismus, Du hast also statt eines Komakorrektors einen Astikorrektor im Strahlengang...


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Timm,


    Eine gute, aber alte Idee. ABER: Du hast doch den ultradünnen Spiegel von unsrem Folienmeister. Und wenn ich das richtig in Erinnerung habe, hat der nur etwa 28% Strehl. Theoretisch könnte sich der Strehl jetzt etwas erhöhen, da nur ein Ausschnitt genutzt wird. Aber durch die Off-Axis Anordnung wird Asti eingeführt, der den Strehl wieder brutal runter drückt. Da hilft auch kein Komakorrektor. Ich glaube nicht, dass du ein besseres Bild als mit deinen anderen Dobsons erzielst.


    Viele Grüße,

    Stefan

  • Hallo Stefan,


    nein, so einen schlechten Strehlwert hat der Spiegel nicht!

    Es sind fast 0,60... ich denke, es wird schon klappen.

    Heute Nacht probiere ich es aus, denn Versuch macht kluch :)


    Wieso kommt da Asti rein?


    cs

    Timm

  • Wieso kommt da Asti rein?

    Frage ich mich auch grade. Wenn der Spiegel als ganzes keinen Asti hat, woher soll dann ein Teil des Spiegels Asti bekommen, wenn man den Rest einfach abdeckt.

    Holger, kann es sein, dass Du die Konstruktion mit einem Schiefspiegler verwechselst? Da hättest Du recht. Aber das ist ja kein Schiefspiegler, sondern ein Off-Axis Newton. Das wirksame Spiegelsegment ist keine Parabel, sondern ein Parabelausschnitt abseits der optischen Achse. Somit bleibt nur die klassische Koma.


    Bis dann:

    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Timm, Marcus,


    Koma ist schon richtig - wenn man die Wellenfront des gesamten Spiegels anschaut. Deshalb funktioniert der Korrektor ja auch. Aber mit der Blende sieht man nur einen Ausschnitt davon, und der ist astigmatisch. Wer eine geeignete (Interferometrie-)Software hat, kann das ja mal ausprobieren.


    Es ist sogar noch viel verwirrender - die Feldmitte ist ja frei von Astigmatismus, im Gegensatz zu einem verspannten oder verpolierten Spiegel. Abseits davon hat man Astigmatismus mit unterschiedlichem Vorzeichen (und Achslage), je nachdem, in welche Richtung man geht. Das ist die typische verbleibende Aberration bei vielen Schiefspieglern.


    Beim Kollimieren mit Komakorrektor müsste man dann konstanten Astigmatismus übers Feld bekommen, so lange man noch danebenliegt.


    Timm, viel Spaß beim Ausprobieren :)


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Holger,


    eben komme rein nach dem ersten Test am Stern.

    Das Bild ist scharf und astifrei!

    Das seeing macht weniger aus als bei voller Öffnung, also genau so wie ich es dachte.

    Der Unterschied ist ein dunkleres Bild und geringere Auflösung.

    Am Planeten konnte ich noch nicht testen und der Mond war noch nicht aufgegangen.

    cs

    Timm

  • Hallo Holger,


    Mit der Blende ist der dominierende Fehler übrigens Astigmatismus, Du hast also statt eines Komakorrektors einen Astikorrektor im Strahlengang...

    wobei auch hier im Feld die Koma nach wie vor ihren Anteil hat.

    Unterm Strich verbessert sich aber durch das off-Axis abblenden die Feldkorrektur.





    Mit Komakorrektor änderst sich praktisch nichts, der arbeitet bei der off -Axis Abblendung des HS auch off Axis so dass er auch hier die Fehler im Feld korrekt korrigiert.


    Grüße Gerd

  • Hallo Timm,


    Wäre toll, noch ein wenig mehr aus der Praxis zu hören, hatte mir das auch schon für meinen 22er überlegt, aber noch nicht umgesetzt und bin beim Theoretisieren steckengeblieben.🤔


    Trapez im Orion wäre doch ggf. auch ein Ziel um zu testen, was das Abblenden bringt. In meinem 15er geht die F-Komponente oft, im 22er seeingbedingt fast gar nicht.


    Beste Grüße,

    Rainer

    Beste Grüße,

    Rainer


    Dobsonaut mit 15" Obsession

    Einmal editiert, zuletzt von Rainer K. () aus folgendem Grund: Ergänzt.

  • Hallo QED,


    jawohl, richtig. Das sieht man auch in Gerds Bildern, dass da auch ein Fokusanteil drin ist.

    Den nimmt der Komakorrektor aber auch raus.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo zusammen


    Laut Telescope Optics bekommt man auch noch Bildfeldneigung.


    https://www.telescope-optics.net/tilted3.htm


    Stimmt die Bildfeldneigung habe ich oben nicht mit drin so das ein Defokus im Feld dabei ist.

    Berücksichtigt man diese sieht das Ganze so aus.


    In Beiden Fällen ergibt sich aber eine erhebliche Verbesserung der Feldkorrektur gegenüber der vollen Apertur. Unter Berücksichtigung der Bildfeldneigung fällt diese natürlich noch deutlicher aus.


    Mit Komakorrektor im richtigen Arbeitsabstand (natürlich ganz normal im OAZ für die volle Apertur) ergibt sich bei der off-Axis Abblendung im optimalen Fall keine Neigung des Bildfeldes.

    Man braucht sich also bei Verwendung eines ordentlichen Komakorrektors im passenden Arbeitsabstand mit der off Axis Variante keine Sorgen wegen der Feldkorrektur machen. Weder wegen Koma noch wegen Asti oder Bildfeldneigung.

    All diese Fehler werden im optimalen Fall durch den Komakorrektor sehr gut korrigihrt.


    Grüße Gerd

  • hallo Forum,


    Stefan:

    > Aber durch die Off-Axis Anordnung wird Asti eingeführt, der den Strehl wieder brutal runter drückt.<


    Fußt Deine Aussage auf praktischer Erfahrung ?

    Ich hatte die vergangenen Jahre häuifiger mal Newtons abgeblendet.

    Ua. 10" f/6 , 16" f/4 und nun auch 21" f/ 3.4. Keiner der HS und FS hatten Asti.

    Den besagten 10"er (Lomo Optik) mit 4" Blende hatte ich mal mit einem 4" Apo Prototyp verglichen.

    Was meinst Du welche Optik dann bei V 400x am Saturn gefühlt die Nase vorne hatte ?


    Generell nach Abblendung trat nirgends nie Asti auf, nur das Bild wurde halt dunkler :whistling: .


    Allerdings sprechen wir von einer exentrischen Blende vor einem Parabolspiegel nicht an einem Kugelspiegel.

    Beim "neuen" System handelt sich also nicht um einen konzentrisch gefertigten Parabolspiegel.

    Man handelt sich somit sicherlich auch nachteilige Abbildungsfehler ein,

    die bei 10" f/6 nach meiner Ansicht vertretbar waren. An schnelleren Spiegeln, wie in Timms Fall, könnte die Abb. leiden ?


    Gruß

    Christian

  • Hallo Christian,


    ich habe bei meiner Lochblende keinen Asti feststellen können.

    Ich habe an mehreren hellen und schwächeren Sternen genau hingesehen, aber null Asti bemerkt.

    Bei Castor konnte ich beide Komponenten sauber getrennt sehen, mit voller Öffnung aber waren sie verschmiert.

    Schlechtes seeing halt.

    Schön ist es, in wenigen Sekunden hin und her zu wechseln.

    Morgen fahre ich in den hohen Schwarzwald und probiere weiter.

    cs

    Timm

  • Hallo zusammen,


    die Frage nach der Bildqualität eines Off-Axis Parabolspiegels hat Gerd mit seinen Spotdiagrammen beantwortet:

    Auf der Achse definitiv punktförmig.

    Im Feld deutlich besser als der volle Spiegel.

    Ein Paracorr verbessert das Feld, lässt aber die Mitte scharf.

    Manche sagen: vielleicht verliert die Mitte einen µ an Schärfe - ich würde das so nicht bestätigen.


    Der Strehl von Timm's Off-Axis Segment liegt vermutlich deutlich über 90%, man könnte es sogar noch mittels der alten Interferogramme genau bestimmen.

    Insgesamt hat der Spiegel knapp 60%.

    Dazu muss man aber sagen, das selbst das im realen Betrieb eher selten gezeigt wird.

    Aber in Ausnahmenächten, wenn thermisch alles im Gleichgewicht ist und das Seeing passt, ist der Spiegel definitiv planetentauglich.

    Zumindest konnte ich einmal bei bestem Seeing (bis runter auf 0,8" , gemessen!) den Mars begutachten. Das vergisst man nie wieder!


    Da hat mein jetzigen 33" f/3.9 viel mehr Probleme. Der hat "nur" Strehl 28%. Das ist aber nicht weiter schlimm.

    Hier braucht es noch viel mehr Glück, damit thermisch alles ins Lot kommt.

    Man kann aber meist bis 450x ganz nett beobachten. Das reicht für vieles.



    Zurück zu der Off-Axis Lösung:


    Ich hatte das auch mal ausprobiert. Im Rahmen meiner Seeing Messungen.

    In der Holzkiste steckt Timm's 28'er. Nur mal zum Vergleich, wie weit Timm einen Dobson abspecken kann :)


    setupa.jpg


    scheibex.jpg


    Meine Erfahrung damit:

    Funktioniert, ist jedoch zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten.

    Der Hauptgrund für mich ist mein Beobachtungsplatz.

    Es macht keinen Sinn, an den seeing-technisch besten Platz zu fahren, das ganze Gerödel zu packen, nur um dann einen Planeten oder den Mond zu begutachten. Bei gutem Seeing gibt es noch soviel Deep-Sky abzugrasen!


    Anderseits, für ein Teleskoptreffen wo der Dobson einmal steht, kann man das schon gut nutzen.

    Ich erinnere mich noch gut an ein HTT mit sehr übler Transparenz aber bestem Seeing.

    Jupiter stand optimal hoch und war sehr schön anzusehen :)


    Viele Grüße

    Kai

  • Servus Wolfgang,

    Ist das vielleicht der Grund, warum gewöhnliche Newtons im Blechkleid in der Abdeckung eine Öffnung haben?

    Die Bedeutung könnte auf die früher gängigen Glassonnenfilter beruhen, die am Okular angebracht wurden. Für den hier diskutierten Zweck ist das Loch viel zu klein und die alten Okular-Glassonnenfilter gehören in die Tonne.


    Zumindest bei GSO ist eine zweite Öffnung vorgesehen, die kann man ausschneiden und den Deckel dann mit beiden Löchern offen als Scheinerblende benutzen. Die zweite selbst gemachte Öffnung kann mit den gängigen 2" Okularabdeckungen zur Aufbewahrung des Newton wieder geschlossen werden.


    Gruß

    Stefan

  • Hallo Timm,


    Hast Du inzwischen weitere Beobachtungen mit dem Loch machen können?


    Gruß,

    Rainer

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