Liebe Leute,
ich möchte hier mal ein Bildergebnis zur Diskussion vorstellen, dass unter "leicht" erschwerten Bedingungen entstanden ist.
Als Balkonaut am Stadtrand von Karlsruhe, aber doch mit einer ziemlich hohen Lichtverschmutzung, lote ich seit Jahren aus, was mit einem Equipment auf meinem Balkon geht. Wo sind da die Grenzen?
Ich muss zugeben, dass mir auch Zeit und Motivation fehlen, immer alles zusammen packen, um an dunkleren Orten zu fotografieren. Auf dem Balkon steht alles in 15 Minuten und kann auch Tage stehen bleiben, wenn das Wetter mitspielt. Ich habe auch Zugang zu unserer Dachterrasse, aber die wird seit einiger Zeit immer wieder repariert, weil sie etwas undicht ist und die Stelle seit einem Jahr nicht wirklich gefunden wurde. Außerdem muss ich dann Nachts immer mit dem Fahrstuhl rauf und runter fahren, was ich den Nachbarn nicht so gern zumuten möchte, deswegen nutze ich sie eher im Sommer, wenn es nicht so kalt ist und man länger draußen bleiben kann. Auch gibt es dort keinen Strom.
Um ein Vorstellung davon zu bekommen, wo mein Teleskop steht, habe ich mal ein Bild von oben von der Dachterrasse im 8. Stock unseres Mehrfamilienhauses gemacht. Mein Teleskop steht auf dem Balkon im ersten Stock (gelber Pfeil) und es muss selbst erst am Licht vorbei, was über mir von den Nachbarn auf den anderen Balkonen produziert wird und an dem, was von unten von der Straße von den Laternen dazu kommt.
Dazu habe ich keine Nordsicht sondern nur ein bisschen Osten, ein bisschen Süden, und ein bisschen Zenit. Jedes Objekt, das bei mir auftaucht, verschwindet nach spätestens zwei Stunden wieder aus meinem Blick. Aber dazu müssen sie schon recht hoch stehen, denn gegenüber auf der anderen Straßenseite stehen andere Häuser, die das meiste verdecken (alles unter ca. 20 Grad Höhe). Und dazwischen steht noch ein riesiger Silberahorn, der den größten Teil des Himmels verdeckt.
Trotzdem dieser wirklich schwierigen Bedingungen ist es der beste Ort zum üben und üben und üben usw. Man muss halt auch etwas kreativ werden, z. B. im Winter durch die Äste des Ahorns beobachten.
Gestern Abend habe ich dann gedacht, ich probiere mal meinen ganz neuen (und ersten!) Filter, ein Optolong L-enhance, um das störende Licht besser in den Begriff zu bekommen.
Der Mond hatte gestern über 80% , war zunehmend, und stand ziemlich hoch über mir (ca. 50 Grad) und nur wenig entfernt vom aktuellen Objekt meiner Begierde: Messier 1 - die Krabbe. Bis vorgestern hätte ich noch gesagt, Deep Sky, unmöglich. Der Himmel war total aufgehellt und der Mond gab sein Bestes, damit man keine Sterne sieht.
Für Messier 1 habe ich aktuell nur noch 50 Minuten Zeit, vom ersten möglichen Bild bis zum letzten möglichen Bild, dann ist die Krabbe wieder weg aus der Sicht. Ich hab dann von ca. viertel vor Neun bis halb zehn draufgehalten.
Und das erste Mal den Optolong- Filter benutzt. Nun sind die Bilder mit dem Filter eigentlich kaum bzw. nicht auf dem Monitor erkennbar (und ich brauch diese visuelle Orientierung), außer wenn man richtig lange belichtet. Also habe ich mich für fünf Minuten Einzelbelichtungen entschieden und zehn Bilder geschafft. Danach habe ich direkt Flats, Darks und Biasflats gemacht und später nochmal auf M 3 geschwenkt (aber das ist eine andere Story).
Herausgekommen ist ein - klar, natürlich bei den Bedingungen verrauschter - Krabbennebel mit Mondlicht von links, und sicher auch Verstärkerglühen und was sonst alles stören kann.
Trotzdem, ich finde es so Hammer das es überhaupt geht und das es auch noch gut aussieht. Natürlich nicht gemessen an den Fast-Hubble-Bildern hier. Aber für mich persönlich ein Quantensprung in meiner kleinen astrofotografischen Welt. Ich hoffe es gefällt auch anderen hier. Und motiviert Einige sich von gar nichts abschrecken zu lassen.
VG und CS, Micha