Liebe Deepsky Freunde,
Endlich war die Arbeitswoche vorbei und dann gab es sogar noch klaren Himmel am Freitag (12.3.2021) über Wien. Mein Mak 127/1500 hatte ich schon am frühen Nachmittag zum Auskühlen auf die Dachterrasse (16,4 Grad 0 / 48,2 Grad N) gestellt.
Von 18:00 bis 20:30 hörte ich mir noch einen hochinteressanten Online Vortrag des Kometen-Jägers Michael Jaeger an (nomen est omen!). Der Vortrag mit den tollen Berichten und Fotos steigerte meinen Tatendrang. Auf Kometen hatte ich es in dieser Nacht nicht abgesehen, aber auf einige Doppelsterne im Krebs. Dazu gesellten sich dann noch ein schöner Doppelstern im Hercules und M13 und M57.
Meine Beobachtungen der Objekte samt Zeichnungen gibt es nun zum Nachlesen. Ich freue mich über eure Kommentare und Anregungen für andere spannende Objekte.
Das Seeing (2) war für Wiener Verhältnisse überdurchschnittlich gut und die Himmelsqualität bewertete ich gemäß Bortle-Skala mit 7.
<b>23 Cancri</b>, ein System, das 280 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, war mein erstes Ziel. Der Hauptstern mit 6,3 mag wird in einer Distanz von 5,2“ von seinem Begleiter mit 6,3 mag umkreist. Beide Sterne strahlen weiß. Die Komponenten waren bereits mit V=50x einfach aufzulösen.
Die folgende Zeichnung zeigt die Position des Doppelsystems und östlich davon einen Stern mit 8,9 mag (SAO 80197) und westlich einen Stern mit 10,5 mag.
23:45 Uhr MEZ, Temp.: 5 Grad C, Luftfeuchtigkeit: 64%
Explore Scientific Okular, f=16mm, V=94x, FOV: 0,73 Grad, Zenitspiegel
<b>48 Cancri</b>
Als nächstes richtete ich um 00:15 Uhr mein Objektiv gen 48 Cancri (auch: iota Cnc, Decapoda), ein System, das 300 Lichtjahre von unserem Heimatplaneten entfernt ist. Das Doppelsystem besteht aus zwei gelb leuchtenden Sonnen, die 30,5“ voneinander entfernt stehen. 48 Cnc A überstrahlt mit 4 mag seinen Begleiter mit 6,5 mag.
Die nachfolgende Zeichnung zeigt den Doppelstern in der Umgebung von anderen Sonnen mit geringerer visueller Helligkeit. Die Sternenkette im Südwesten besteht aus Sternen von 7,3 mag bis 9,3 mag; die zwei Sterne östlich leuchten mit 8,8 und 10,3 mag und die beiden nördlichen Sterne bringen es auf 9,4 mag und 9,7 mag.
00:10 Uhr MEZ, Temp.: 4 Grad C, Luftfeuchtigkeit: 65%
Explore Scientific Okular, f=30mm, V=50x, FOV: 1,04 Grad, Zenitspiegel
<b>55 Cancri</b>
Der dritte im Bunde war der 42 Lichtjahre von der Erde entfernte 55 Cancri, der auch die Bezeichnungen rho1 Cancri und Copernicus trägt. Die Distanz zu seinem Begleiter 53 Cnc beträgt 267“. Beide Sterne strahlen orange.
Die Sonne Copernicus wird von bis dato fünf identifizierten Exoplaneten umrundet: Janssen, Galileo, Brahe, Harriot, Lipperhey. Ob einer der Planeten oder deren Monde lebensfreundlich ist, konnte noch nicht geklärt werden.
00:30 Uhr MEZ, Temp.: 4 Grad C, Luftfeuchtigkeit: 65%
Explore Scientific Okular, f=16mm, V=94x, FOV: 0,73 Grad, Zenitspiegel
<b>75 Herculis</b>
Vom Cancer setzte ich meine Sternenreise fort zum Helden Hercules, wo ich den Doppelstern 75 Herculis genauer inspizierte. Von Rho Herculis (Bayer-Bezeichnung) ist das Licht 400 bis zu unserer Erde unterwegs. Die beiden blau-weiß leuchtenden Sonnen sind 4,1“ voneinander getrennt. Der Hauptstern überstrahlt mit 4,5 mag seinen Begleiter um eine ganze Größenklasse. Die Zeichnung wurde bei V=150x angefertigt und zeigt noch jeweils einen schwächeren Stern nördlich und südlich des Doppelsystems.
02:25 Uhr MEZ, Temp.: 3 Grad C, Luftfeuchtigkeit: 69%
Explore Scientific Okular, f=10mm, V=150x, FOV: 0,35 Grad, Zenitspiegel
Um etwas Abwechslung in mein Beobachtungsprogramm zu bringen, richtete ich mein Fernrohr auch noch auf den Kugelsternhaufen M13 im Hercules und auf den Ringnebel M57 in der Lyra.
<b>M13 im Hercules</b>
Die nachfolgende Zeichnung zeigt den 22000 Lichtjahre entfernten Kugelsternhaufen M13 bei V=94x als runde, weiße Wolke mit einigen helleren Sternen nahe dem Zentrum. Markant ist die 5-eckige Anordnung der Sterne im Südwesten, die mit einer scheinbaren Helligkeit von ca. 11 mag strahlen. Der Stern im Süden (SAO 65481) bringt es auf 7,3 mag und der Stern im Nordosten (SAO 65508) sogar auf 6,9 mag.
01:45 Uhr MEZ, Temp.: 3 Grad C, Luftfeuchtigkeit: 69%
Explore Scientific Okular, f=16mm, V=94x, FOV: 0,73 Grad, Zenitspiegel
<b>M57 – Ringnebel in der Lyra</b>
Bei 150facher Vergrößerung konnte ich den Planetarischen Nebel als ovales, weißes Wölkchen mit einem deutlich helleren Zentrum ausmachen. Auch wenn ich bei dem 2000 Lichtjahre entfernten Planetarischen Nebel keine Farben sehen konnte, war der Anblick beindruckend. Mit einer größeren Öffnung wäre der Anblick bestimmt spektakulärer. Hübsch anzusehen ist auch die südwestlich verlaufende dreieckige Sternenkette mit Helligkeiten von ca. 11 mag.
02:05 Uhr MEZ, Temp.: 3 Grad C, Luftfeuchtigkeit: 69%
Explore Scientific Okular, f=10mm, V=150x, FOV: 0,35 Grad, Zenitspiegel
Um 3 Uhr früh stiegen der Schwan und auch der Adler im Osten auf. Eigentlich hätte ich ja noch gerne weitergemacht, aber die Müdigkeit machte sich schon deutlich bemerkbar und somit ging ich mit ein paar neuen Erkenntnissen und großer Zufriedenheit zu Bette.