Tolles Seeing nach längerer Abstinenz ..

  • Endlich ging mal wieder etwas :)


    Bericht vom 06.03.2021; 19.50h – 21.40h
    Ausrüstung:
    Newton-Teleskop, Öffnung 428mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) Adler auf Dobsonmontierung


    verwendete Okulare: 21mm (87-fach) ; 13mm (140-fach), 10mm (183-fach), 8mm (228-fach)– Ethos-Serie, 5mm (366-fach), 9er + 2,5er Powermate (508-fach)
    Ort: Freies Feld bei Beerbach, ca. 405m üNN
    Temperatur: 19.30h +1 C ; 21.55 -2 C
    Seeing: anfangs 2+, später 1


    Wetter: Tags strahlend blauer, Nachmittags mit leichten Cirren und Schleiern


    Beobachtete Objekte:
    Kometen:
    Planetarische Nebel: 2392
    Gasnebel: M42, M43
    Quasar: -
    Planeten: -
    Kugelsternhaufen: 2419, PAL2
    Offene Sternhaufen: -
    Carbonstern: -
    Galaxien: NGC2903 (
    Supernovae: -


    Das aktuelle Jahr ist bisher nicht von Beobachtungsmöglichkeiten gesegnet. Ich war im Januar zwei mal bei bissiger Kälte draußen, konnte die Stimmung der Winternacht aufsaugen und genießen, beobachten selbst war jedoch suboptimal – nicht dunkel genug und mäßiges Seeing. Gestern ging es dann endlich wieder raus – leider mit Corona-Beschränkung. In meinem Heimatkreis Neustadt/Aisch gilt aktuell wieder Ausgangssperre ab 22h – so musste früh abgebrochen werden.


    Ich hatte mich mit Nils verabredet, wir waren dann beide zum Ende der astronomischen Dämmerung gegen 19.55h vor Ort mit aufgebauten Teleskopen. Mein treuer Begleiter – wie immer – mein 17 Zoll Adler. Justieren am Stern ging schnell und zeigt – freu! – sehr gutes Seeing. Kurz unterbrochen von der erfolglosen Hatz auf einen hellen Erdtrabanten (dachte die ISS), die mir recht spät aufgefallen war. Im 5er (366fach) bei der Feinjustage zeigt sich fokal Polaris mit feinen scharf abgegrenzten Spikes, Polaris A schön als feiner deutlich heller Lichtpunkt.


    Der Blick schweift, ich sauge die Stimmung ein. Windstill – absolute Stille. Nicht mal Tiergeräusche. Am Horizont Aufhellungen Richtung Bad Windsheim – deutlicher und höher als in guten Nächten. Das SQM zeigt einen Wert von 20.82 – für den Standort eher schlecht.
    Orion – der Jäger - dominiert den Süden, Sirius strahlt ruhig linkerhand davon, darüber Gemini mit den markanten Castor und Pollux. Auriga rechter Hand davon sehr hoch am Firmament – einfach schön. Das Band der Milchstraße nur sehr blass ohne Strukturen, ab und an durchziehende Zirren – breite Überbleibsel ehemaliger Kondensstreifen?



    M42 – GN – ORI (mag 4, –90‘ * 60‘) SQM20,82
    Ahh – wie immer eine Schau. Filamente, feinste Strukturen, die deutlichen, kontrastreichen Dunkelwolken mit teils messerscharfen Randkonturen. Schon im 13mm kann ich unmittelbar stabil die E- und F-Komponente des Trapez erkennen, ein Beweis des gutes Seeing. Das ‚Schneckenhaus‘ von M43 darunter. Auch wenn nur wenig Beobachtungszeit bleibt – hier wird verweilt.


    Die gegebenen Bedingungen schreien förmlich nach Objekten mit hoher Flächenhelligkeit und kleiner Ausdehnung – Planetarischen Nebeln. Ich wähle das Paradeobjekt Eskimonebel.
    Die mit bloßem Auge gut erkennbaren Sterne Delta und 63 Gem machen die Grobausrichtung einfach, Mit dem Sucher bin ich dann gleich am Ziel



    NGC2392 - PN – GEM (mag 9,1; 20‘‘ * 20‘‘) SQM20,85
    Wow – ich nehme nach dem 10er Oku gleich das 5er Nagler. Der doppelten PN-Durchmesser entfernte relative helle Nachbarstern HD59088 (Mag 10.5) hilft beim sauberen fokussieren. Nicht sehr weit von der Ekliptik entfernt bekommt man die Himmelsdynamik live vorgeführt – das Objekt wandert flott aus dem Gesichtsfeld, man darf fleißig nachschupsen. Aber das lohnt sich! Voller Kontraste. Sehr deutlich der Zentralstern, darum eine innere Schale, nicht jedoch kreisrund, eher dreieckig, fast wie der Drehkolben eines Wankelmotors. Diese ist an der Kante deutlich akzentuiert, im inneren etwas unruhig. Die Äußere Schale mit etwa 2 ½ fachem Radius den Innenhalos, über die Fläche mit recht gleichmäßiger Helligkeit nach außen. Es zeigen sich schemenhaft einige radiale Strukturen, mehr hin zum Rand. Ob des Seeing habe ich viel mit 9er Nagler und Powermate bei 508-fach beobachtet, eine Kombination die nur sehr selten bei mir zum Einsatz kommt. Ein absolutes Highlight. Leider habe ich derzeit kein 7er Oku mehr – das wäre ggf. gewinnbringend verwendbar gewesen.


    Nun peile ich noch merklich höher, etwa auf 80 Grad. Von Alpha über 70Gem etwa nochmals die gleiche Distanz finde ich


    NGC2419 - GC - LNX (mag 10,4 – sbr 12,5; 6,2‘ * 6,2‘) SQM20,90
    Den Intergalaktischen Wanderer. Ein schöner Name für diesen Kugelsternhaufen, der im 21er Aufsuchokular als relativ kleiner, runder Schemen mit gradueller Helligkeitsabnahme zum Rand hin recht deutlich erkennbar ist. In einer Linie mit zwei ähnlich hellen mag7/8 Feldsternen, Auch hier wird schnell höher vergrößert. Im 5er bei 366-fach dann – wen wundert es – deutlich größer. Meine Hoffnung, den Kugelsternhaufen auflösen zu können erfüllt sich nicht. Nur leicht granular wird der Eindruck, in dem Bereich des GC kann ich 4 oder 5 Lichtfünkchen um mag 14,5 … 15 erhaschen, das könnten aber auch schwache Vordergrundsterne gewesen sein. Anyway … interessant. Mit ca. 275k LJ von uns entfernt ist dieses Objekt weit außerhalb der Galaktischen Scheibe, trotzdem aber gravitativ gebunden. Ein Umlauf wird auf 3 Milliarden Jahre geschätzt.


    Es schweift wieder der Blick. Ein breiter Kondensstreifen zieht sich längs über den ganzen Himmel. Mit meiner Dicken Jacke bin ich gut ausgerüstet, dank Thermohose sind auch die Beine warm. Die Hände jedoch nun kalt, hätte die Handschuhe früher anziehen sollen. Jetzt darf es ein anspruchsvolleres Objekt werden:


    PAL2 - GC - AUR - (mag 13,0 - sbr 13,8; 2,2 * 2,2) SQM 21,0
    Wieder ein Kugelsternhaufen, mit ‚nur‘ ca. 90k LJ deutlich näher, trotzdem viel schwerer zu beobachten. Die Zielregion genau einstellen kostet mich sicherlich 10 Minuten. In einer Region weniger hellerer Sterne, ohne markante Muster ist der Starhop schwieriger. Zwei Pärchen von Mag10 Feldsternen helfen zum Schluss. Es zeigt sich … sehr wenig. Nach ein paar Minuten bin ich mir relativ sicher, eine zarte, ganz leicht konzentrierte Aufhellung dingfest zu machen, jedoch ohne Granularität oder gar Feldsterne.


    Ein Blick auf die Uhr: schon 21.20h – Mist! Mir rinnt die Zeit dahin, muss ja leider bald abbrechen. Eigentlich wollte ich ja wieder eine GX betrachten, dafür ist es aber nicht ideal ob relativ geringer Grenzhelligkeit. Aber immerhin zeigt das SQM nun 21.0 Nils hatte kurz davor auf M81 gepeilt – dort war wenig zu sehen. Ich peile relativ hoch. Den Bienenkorb im Zentrum vom Cancer / Krebs kann man deutlich sehen. Von dort in der Verlängerung Richtung Zenit, schon im Lynx findet sich


    NGC2683 - GX - LNX - (mag 9,7 - sbr 12,8; 8,8 * 2,5') SQM 21,0
    Wow! Sehr schön … und gut ausgesucht. Für eine Galaxie hat dieses Objekt eine recht hohe Flächenhelligkeit, so ist auch bei diese Bedingungen (jammern auf hohem Niveau – in vielen Regionen Deutschlands wäre das ein toller Himmel) viel zu sehen, nicht nur zu erahnen. Eine GX nahezu Edge-on. Wer die alte deutsche SiFi-Serie Raumpatroulie kennt könnte wie ich die Orion8 assoziieren. Achsverhältnis etwa 3 bis 4:1, wie ein langgezogenes Oval mit spitzen Enden der Helle, im GF von 10h nach 4h gelegene Zentralbereich, auf der oberen Seite merklich gemottelt. Außenbereiche der GX-Scheibe nur entlang der Hautpachse, den Zentralbereich auf etwa das doppelte verlängernd. Ein kleiner Mag 14 Feldstern knapp unterhalb der gedachten Hauptachse, noch im Halo. Ein Mag 11,5 Feldstern etwa 3 Bogenminuten vom GX-Zentrum Richtung 3h. Sehr schön! Ca. 17 Mio. Lichtjahre ist diese Sterneninsel von unserer entfernt, mit 80k Lichtjahren an Durchmesser doch einiges größer als unsere (ca. 53k LJ)


    Für noch eine Beobachtung wäre es knapp, ich will mich nicht hetzen. Erst jetzt nehme ich mir Zeit und trinke vom frisch aufgebrühten Ingwertee. Dann wird abgebaut, alles verstaut und losgefahren. Hups .. schon 21.54 beim Losfahren. So komme ich erst 10 Minuten nach Beginn der Sperrstunde zu Hause an.


    Schön war es, das hat Lust auf weiteres gemacht.


    Clear Skies und gute Gesundheit Euch und euren Lieben wünscht


    Achim

  • Servus Achim!


    Schön von dir zu lesen, du warst gestern abend tatsächlich Gesprächsthema zwischen Andreas und mir...als hättest du es mitgehört.[:D]
    Seeing war gestern wirklich gut, aber viel Zirren unterwegs.
    Wir haben die Ausgangssperre ganz einfach überbrückt, indem der Kollege hier im outback übernachtet hatte.[;)]


    lg
    Winni

  • hallo Achim,


    schöner Beobachtungsbericht. Ich habe einen Tag vorher teilweise die selben Objekte (Pal2; NGC2419; NGC2683) mit meinem 14,5"er aus der Stadt heraus beobachtet. Allerdings kam bei mir noch ein Nachtsichtgerät zum Einsatz. Wenn ich Deine Objektbeschreibungen mit meinen spärlichen Zeilen vergleiche, so komme ich zu einem vergleichbaren Beobachtungsergebnis.
    Woher stammt Deine Angabe bezgl. der Milchstraßengröße? Wikipedia gibt da viel mehr an.


    cs eike

  • Hallo Eike,


    vielen Dank für Antwort. Bezüglich der Milchstraßengröße hast Du recht, ich hatte hier massiv vertan :( und das gleich doppelt; erst Radius mit Durchmesser verwechselt und dann noch von einre veraltete Quelle ..


    Gut das du aufgepasst hast - vielen Dank


    Achim


    p.s. wie kann ich mir den Einsatz eines Nachtsichtgeräts am Dobson vorstellen? ... da bin ich völlig ahnungslos.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: eike68</i>
    <br />hallo Achim,


    schöner Beobachtungsbericht. Ich habe einen Tag vorher teilweise die selben Objekte (Pal2; NGC2419; NGC2683) mit meinem 14,5"er aus der Stadt heraus beobachtet. Allerdings kam bei mir noch ein Nachtsichtgerät zum Einsatz. Wenn ich Deine Objektbeschreibungen mit meinen spärlichen Zeilen vergleiche, so komme ich zu einem vergleichbaren Beobachtungsergebnis.
    Woher stammt Deine Angabe bezgl. der Milchstraßengröße? Wikipedia gibt da viel mehr an.


    cs eike
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">

  • Guten Morgen Achim,


    Entschuldigung, hat leider etwas gedauert.
    So sieht zur Zeit mein "Okularende" aus:

    von links nach rechts:
    Schnellwechsler M68
    2" Filterrad
    Klappspiegel (90° Abgang für EAA mit 0,5x Reducer und ASI 224)
    Fokussierer
    2" Okularklemme
    8-24mm Zoomokular
    einschwenkbares NSG
    Beobachtungsablauf:
    Objekt anfahren
    vis. Beobachten
    Beobachten mit eingeschwenktem NSG
    Kurzbelichtung EAA


    cs eike

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