Hallo zusammen,
nach etwa 2 Monaten wolkigen Himmels konnte ich neulich endlich das First Light meines neuen 20" Dobsons durchführen. Es ist ein 20" f/4 von Spacewalk Telescopes geworden.
Fürs First Light bin ich neulich sogar abends bei Mondschein rausgegangen. Zunächst ging es mir nur darum, mit der Handhabung des Teleskops vertraut zu werden, habe dann als erstes Objekt die Trapezregion im Orionnebel ausgewählt.
Dabei ist spontan eine Zeichnung entstanden, M42 Trapezregion bei 364x Vergrößerung, ohne Filter, ohne Komakorrektor:
Einige Erkenntnisse, die ich dabei gewonnen habe:
Das Teleskop ist wirklich sehr stabil und lässt sich sehr präzise und weich händisch nachführen. Das gefällt mir wirklich sehr. An meinem 12-Zöller musste ich beim Hin- und Herwechseln zwischen schweren und leichten Okularen oben am Hut irgendwas drauflegen (z.B. leichtes Okular), damit es nicht wegkippte. Das ist mit dem 20" f/4 Spacewalk Dobson bislang überhaupt nicht notwendig.
Den Beobachtungsstuhl kann man durch ein Schemel mit 2 Stufen austauschen. Auch das fand ich immer noch bequem. Im Laufe der Bebachtung eines Objekts musste ich zwischendurch einmal absteigen und den Schemel nachrücken.
Das Teleskop passt in mehrere Einzelkomponenten zerlegt in einen VW Golf mit umgelegten Rücksitzen herein. Die Spiegelzelle mit Spiegel verlangt schon etwas Kraft beim Transportieren und Heben. Vor der Bestellung hatte ich das mit Wasserflaschen in der Spiegelbox des 12-Zöllers nachgestellt um sicherzugehen, das tragen zu könnnen.
Das wurde dann aber auch das First Light meines Paracorr II Komakorrektors. Mit den Einstellungen musste ich mich erstmal vertraut machen, hier gibt es eine Übersicht über Einstellungen mit verschiedenen Okularen:
https://www.cloudynights.com/t…iece-paracorr-2-settings/
https://www.cloudynights.com/t…-all-brands-of-eps/page-9
Zur Okularwahl: Für maximale Austrittspupille verwende ich nun ein 31 mm Nagler Okular. Die Bildqualität ist wirklich viel besser als mit den Baader Hyperion und TSWA Okularen, die ich am 12-Zöller für große Austrittspupille verwendete (die würde ich bei f/4 gar nicht erst probieren).
Das Gesichtsfeld ist dann ca. 1 Grad groß, wunderbar zum schnellen Auffinden von Objekten nach der Voreinstellung im Sucherfernrohr.
Überhaupt fand ich mit dem 20-Zöller die Bildqualität subjektiv auch ohne Komakorrektor gut, verwende es aber nun inzwischen mit dem Korrektor.
Aktuell benutze ich sonst noch ES Okulare. Die Zeit wird denke ich zeigen, ob es dabei bleiben wird.
Hab bisher bei maximal 419x Vergrößerung beobachtet, auch da lässt sich das Teleskop noch wunderbar stabil führen.
Gefällt mir alles sehr!
Nach dem First Light hatte ich letztes Wochenende einen ersten klaren Morgenhimmel ohne Mond erlebt, an dem ich eine Auswahl verschiedener Objekte anschauen konnte.
NGC 4725:
Die einarmige Spiralgalaxie im Sternbild Coma Berenices.
Bei 256x Vergrößerung im 20“ Dobson sehr spektakuläre Galaxie. Heller stellarer Kern umgeben von elliptischer „Schale“, an die sich ein länglicher Balken anschließt. An den Enden der Balken schließen sich gekrümmte ankerförmige Spiralarmansätze an. Knoten im südlichen „Anker“.
Diese Details sind mir mit 12" nie aufgefallen. Es ist wirklich so, wie mir Christian mal beschrieben hatte, dass man mit 20" richtig tief in die Objekte eintaucht.
NGC 4565
Im 20“ Dobson bei 256x Vergrößerung sehr spektakulärer Zentralbereich der länglichem Galaxie in Kantenlage. Stellares Objekt oder stellarer Kern in der Mitte, dunkler Streifen geht von diesem aus. Gegenüber des Hauptteils der Galaxie auf der anderen Seite des dunklen Streifens ein weiteres Band der Galaxie.
NGC 4556 Galaxiengruppe
Kompakte Galaxiengruppe etwa 1° nördlich von NGC 4565. Im 20“ Dobson bei 256x Vergrößerung sah ich folgende Galaxien innerhalb von etwa 20 Bogenminuten Abstand:
NGC 4556, PGC 1789802, PGC 214018, IC 3561, NGC 4563, PGC 42012, IC 3556, NGC 4558, PGC 3089322.
Da sind Galaxien mit 16.x Blau-Mag dabei. Und die PGC-Nummern bekommen noch eine Stelle mehr als die mit 12" sichtbaren. Mein Eindruck ist, dass man viele weiter entfernte Galaxien erkennen kann, die aufgrund ihrer Entfernung einen kleineren scheinbaren Durchmesser haben und dadurch die Flächenhelligkeit gar nicht zu sehr leidet im Vergleich zur Gesamthelligkeit. Also Galaxien, die fast schon stellar wirken.
Mit dem 12" Dobson habe ich meistens größere Himmelsareale abgegrast und versucht, alle mit dieser Öffnung erkennbaren Objekte im jeweiligen Areal zu beobachten. Das würde mit 20" in extremem Aufwand ausarten. Vermutlich werde ich mit diesem Gerät selektiv besonders interessante Objekte anschauen, die ich entweder schon mit kleineren Geräten angeschaut hatte oder die erst mit 20" richtig Details zeigen oder überhaupt erst mit 20" erkennbar sind. Der Interstellarum Deep Sky Guide ist bei der Vorbereitung wirklich eine außerordentlich gute Hilfe.
Anbei noch ein Foto des Teleskops nach Ende der Beobachtung:
Also bin vollkommen begeistert von dem Gerät und kann es allen weiterempfehlen, die gerne mit 20" Öffnung beobachten möchten.
Clear skies (hoffentlich wieder öfters)
Robin