Sonnenfinsternis vor 60 Jahren - 15. Febr. 1961

  • Hallo Sternfreunde,
    es werden nicht allzu viele hier im Forum sein, welche sich noch an jene Sonnenfinsternis vor 60 Jahren erinnern können. Die Kernschattenzone verlief über Südfrankreich und Oberitalien zum Balkan und von dort weiter über das Schwarze Meer und die Weiten Russlands bis hinauf an den Polarkreis. Bei uns in Süddeutschland war die Finsternis hochgradig partiell, der Verfinsterungsgrad lag bei etwa 95 Prozent! Mit Ausnahme der SoFi 1999 erreichte bislang keine SoFi mehr einen so hohen Bedeckungsgrad. Für mich als zehnjährigen Jungen war das ein großartiges Erlebnis und praktisch eine Initialzündung für die lebenslange Beschäftigung mit der Astronomie als Hobby. All jene Dinge, die für uns heute als Sonnenfinsternisbeobachter selbstverständlich sind: Sofi-Brillen, Schutzfolien oder -gläser, h-alpha Teleskope, Digitalkameras und noch einiges mehr, das gab es damals entweder nicht, oder nur für wenige. Man behalf sich mit rußgeschwärzten Fensterglasscheiben, wer ein Fernröhrchen hatte, mit der Projektionsmethode. Die Schule und die Lehrer zeigten meistens kein großes Interesse, den Schülern zu diesem Ereignis tiefere Erklärungen zu geben. Immerhin wurden die Schüler nicht mit herunter gelassenen Rollläden oder anderen Verdunklungsmaßnahmen wie im März 2015 konfrontiert. Dank des damals über weiten Teilen Europas herrschenden Hochdruckwetters konnte die Finsternis in vielen Gegenden gesehen werden.

  • Hallo Franz,


    damals war ich Schüler einer einklassigen Volksschule hier auf dem Lande, an der mein Vater Lehrer war. Und ich erinnere mich, dass ich zwischen "den Großen" auf dem Schulhof stand, dass wir mit irgendwelchen Gläsern vor den Augen etwa halbhoch nach oben sahen, wo der Himmel und alles drumherum deutlich dunkler war als sonst. Dieses Bild hat sich tief eingeprägt und ich habe es oft bei der Erinnerung an meine Volksschulzeit vor Augen. Durch Deinen Beitrag jetzt kann ich es wieder einordnen. Das freut mich jetzt doch.


    Ansonsten hatte diese Finsternis keine besonderen Spuren bei mir hinterlassen; das Interesse für Astronomie kam erst viel später in der zweiten Hälfte der 60er Jahre. Aber dafür hat es bis heute angehalten.


    Beste Grüße
    Manfred

  • Hallo Manfred,
    schön dass du auch deine Erinnerungen dazu hier niedergeschrieben hast. Ich hatte auf etwas mehr Reaktionen im Forum gehofft, offenbar gibt es aber wohl nur ganz wenige Foristen, welche die Finsternis damals erlebt haben, man musste ja damals auch über fünf Jahre alt gewesen sein, um da noch eine Erinnerung zu haben.
    Gruß Franz

  • Hallo zusammen,


    ich war damals 5 Jahre alt und kann mich noch sehr gut daran erinnern. Mein Vater war Schlosser und hatte einige starke Gläser mitgenommen, die normalerweise im Sichtschutz für Schweissarbeiten stecken. (sollte man besser heute nicht mehr machen, da sie zuviel IR durchlassen....)
    Wir sind dann zu einem benachbarten Bürogebäude gegangen, das ein flaches Dach hatte. Die Leute dort haben uns freundlicherweise aufs Dach gelassen und so haben wir eine Zeit lang die SoFi durch die Gläser geschaut. War schon beeindruckend......


    AB wann ich mich für Astronomie verschärft interessiert habe weiss ich nicht mehr. Seinerzeit ging das mit der bemannten Raumfahrt los und bei Bekannten sah ich abends im Fernsehen den Leonow ins Weltall schweben. (wir hatten damals noch keinen Fernseher) Das hat mich nachhaltig beindruckt... ich kann heute noch alle Raumschiffe samt Besatzung bis Sojus5 bzw alle Amerikaner incl. Apollo aufsagen. Also wollte ich unbedingt Astronaut werden... Allerdings hatte ich damals schon eine Brille und ein paar Zahnreparaturen und Amerikaner war ich auch nicht...... und so ging es dann irgendwann ca. 8 Jahre später ersatzweise mit Astronomie los...... Irgendwann habe ich das dann sogar studiert und habe noch heute meinen Spaß daran (jedenfalls meistens..... )


    Aber die SoFi 61 war die erste astronomische "Beobachtung" an die ich mich erinnern kann......


    Gruß
    Heinrich

  • Wir wohnten damals in München-Thalkirchen in einem kleinen alten Mietshaus mit verwildertem großen Garten, ich war 11 Jahre alt im Februar 1961 und kann mich zwar nicht an den Anblick der Sofi erinnern, aber an die spannende Schwärzung einer alten Glasscheibe über einer Kerze und das aufgeregte Gewusel der Erwachsenen ...

  • Mit 12 Jahren konnte ich das Schauspiel von Hamburg aus bewundern. Hier war die Sichel noch recht dick. Trotzdem ließen die Lehrer uns mit geschwärzten Gläsern oder dunklen Fotonegativen die Sonne betrachten. Es war gleich in der ersten Schulstunde.
    Mein Interesse an den Sternen wurde erst im Herbst des nächsten Jahres geweckt, durch den Besuch des Planetariums und einer Äußerung unseres Geschichtslehrers. Er meinte die Sonne würde in etwa 400 000 Jahren mit der Wega zusammenstoßen. Die wollte ich dann unbedingt mal am Himmel finden.

  • Die Sonnenfinsternis fand kurz vor meinem 9. Geburtstag statt - ich wohnte damals in Kiel. An einen optischen Eindruck erinnere ich mich nicht, wohl aber daran, wie meine Eltern eine Glasscheibe mit einer Kerze anrußten.


    Auch Sputnik war an mir vorübergegangen. Aber später habe ich wenigstens "Early Bird" und "Telstar" nicht verpaßt.


    Ich bewahre immer noch von Time-LIFE 2 Bände auf - einmal "Das Weltall" und einmal "Mensch und Weltraum" von Arthur C. Clarke himself geschrieben. Auch ein Artikel aus dem Hamburger Abendblatt 22.Dezember 1968 über Apollo 8 hat überlebt..


    Damals, auf dem Wirtschaftsgymnasium übrigens trugen die Wiwis die Nase so hoch, daß die Mondlandung totgeschwiegen wurde und meine Klassenlehrerin - eine promovierte Altphilologin - o je, don't get me started...

    Sommergräser sind nun noch die Reste der Träume der Krieger.

    Matsuo Basho 1644-1694

  • Hallo an die etwas reiferen Astrojahrgänge,


    auch ich erinnere mich dunkel an mit der Kerzenflamme berußte Glasscheiben und eine einseitig „angefressene“ Sonne. Meine Mutter zeigte sie mir auf dem Hof hinterm Haus. Ich war damals knapp sieben und noch nicht vom Astrovirus befallen. Das passierte erst vier Jahre später. Ab 1965 hab ich durchgängig Beobachtungszeichnungen.


    CS, Jörg

  • Hallo Franz und Hallo an die "Oldies",


    es ist so schön, dass sich jemand an frühere Ereignisse erinnert, die uns Oldies mindestens einen Input gegeben haben. 15. Februar 1961 - in der damaligen DDR die erste (von drei) Winterferienwochen. Leider kein Schnee. Seit ein paar Jahren war in der 10. Klasse das Fach Astronomie als Pflichtfach eingeführt worden. Interessierte Schüler wurden damals eingeladen zur bevorstehenden Sonnenfinsternis trotz Ferien in die Schule zu kommen. Wir sollten uns normal (wie früher Schulbeginn war, also ca. 7.30 Uhr) im Schulgarten eintreffen und wir sollten mit Ruß geschwärzte Glasscheiben mitbringen. Damals war ich erst in der 3. Klasse, doch das wollte ich mir nicht entgehen lassen.
    Ich besuchte in Frankengerg/Sa die Schule, eine damals sehr große Lehreinrichtung, die später in zwei Lehrkörper geteilt wurde. Aber wir hatten bereits einen der ersten ausgebildeten Astronomielehrer und der stand genau am Sonnenfinsternistag zur Verfügung. Es haben sich vielleicht 40 oder 50 Schüler eigetroffen.
    Das mit den Ruß geschwärzten Glasscheiben war schon ein Problem. Als ich in der Schule angekommen bin, waren die meisten Glasscheiben wieder verwischt und der Ruß klebte an Fingern und sonst wo. Aber in der Schule standen einige Kerzen zur "Neube40 dampfung" bereit.
    Ich erinnere mich noch, dass der Astro-Lehrer, Herr Gränitz, uns alles genau erklärte. Ob ich damals alles richtig verstanden habe, weiß
    ich heute nicht mehr. Aber er hatte uns in seinem Bann und trotz einiger Wolken sahen wir etwas unglaubliches - eine partielle Sonnenfinsternis! Besonders hatte mich die Stimmung beeindruckt, als die Finsternis ihr Maximum erreichte. Da habe ich mit Aufzeichnungen (wenn auch stümperhaft) begonnen. Für mich war die Sofi nicht der Auslöser für mein späteres Hobby, aber immerhin ein wichtiger Meilenstein.
    Begonnen hatte alles 1957 mit Sputnik 1, den ich mit meinem Vater kurz an einem Abend beobachten konnte. Knapp zwei Monate nach der partiellen Sonnenfinsternis vom 15.2.1961 ging es bei mir langsam los. 12.4.1961 ---> Juri Gagarin, erster Mensch im Weltraum. Das war unfassbar! Und letztlich hatte mich ein zufälliger Besuch auf der Volkssternwarte in Erfurt 1965 absolut in seinem Bann gezogen. Seit dem komme ich vom AstroVirus nicht mehr los. Da würde ich mich auch jeder Impfung verweigern. Es ist das beste Virus das man haben kann und sollte es hüten, dass man es nicht mehr los wird!


    Apropos Corona: Die schönste Corona ist immer noch die Sonnencorona!


    Viele Grüße und bleibt gesund
    Klaus

  • Schoen, Eure Geschichten zu lesen. Es gibt im antiquarisch erhaeltlichen Buch "Der Himmel ueber uns" (Festschrift zur Einweihung der Sternwarte Burgsolms, 1964) einen sehr schoenen mehrseitigen Erlebnisbericht ueber diese totale Sonnenfinsternis. Der Autor war in der Totalitaetszone in Italien. Auch hier wurden die russgeschwaerzten Glasscherben erwaehnt, mit denen sich Strassenhaendler ein kleines Zubrot sicherten.


    (Selber war ich damals minus neun und ich muesste wohl eine Reinkarnationstherapie machen, um mich daran erinnern zu koennen).

  • Hallo liebe SoFi-Freunde,


    an diese Finsternis kann ich mich natürlich nicht selbst erinnern, aber durch die Erzählungen meines Vaters (Jahrgang 1952) kann ich hier auch etwas beitragen.
    Wie von Klaus schon berichtet waren gerade Winterferien, und man traf sich an einem zentralen Platz im Ort. Es waren sehr viele Leute, Erwachsene als auch Kinder, anwesend.
    Das Wetter war, untypisch für den Februar, sehr mild. Beobachtet wurde durch Negativfilme. An mit Ruß geschwärzte Scheiben kann sich mein Vater aber nicht erinnern.
    Beobachtungsmethoden, bei denen heute jeder die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Aber damals gab es eben noch keine Filterfolien o. ä.
    Das Interesse an der Astronomie wurde dadurch jedenfalls bei ihm geweckt. So ist er bis heute immer dabei, wenn etwas Spannendes am Himmel passiert.
    So beobachtete er den Venustransit 2012, die partielle SoFi 2015 (jetzt fachgerecht mit Finsternisbrille) und erst neulich die Große Konjunktion von Jupiter und Saturn durch mein Fernrohr.
    Desweiteren ist er regelmäßiger Besucher unseres Teleskoptreffens. Das richtige "Astrovirus", wie es Klaus so schön beschreibt, hat dann aber wohl erst seinen Sohn gepackt :)



    Schöne Grüße!


    Stefan

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