Hallo,
nachdem sich hier in Radebeul nach vielen trüben Wochen wieder ein brauchbarer Sternenhimmel zeigte, habe ich die Gelegenheit gleich genutzt und einen weiteren Versuch gestartet endlich den Pulsar in M1 zeitlich und räumlich aufzulösen. Nach den ersten Experimenten einige Wochen vorher war klar, das dieses schwache Teil auch mit einem Nachtsichtgerät (OVNI-M) nicht direkt zeitlich aufgelöst werden kann, zumindest nicht bei unseren astronomischen Bedingungen und mit dem für so etwas eher "kleinen" 24" Dobson. Aber dann hatte ich eine Idee, um das Ding doch noch zu knacken. Nach meinen Recherchen zum Pulsar hat er in den 33,5ms seiner Periode jeweils zwei Maxima, ein helles und ein schwächeres, die beide etwa 5ms dauern. Daraus ergibt sich dann die minimal notwendige Belichtungszeit. Zudem steht der Pulsar auch noch sehr nah an einem anderen Stern und muss auch räumlich entsprechend aufgelöst werden. Also habe ich noch die Brennweite verlängert, was auch zusätzlich der Erkennbarkeit des Pulsars dient, denn damit reduziert sich die hohe Hintergrundhelligkeit aufgrund des Nebels etwas.
Auf einem 5ms Einzelbild erkennt man auch mit einer gekühlten CMOS Kamera + Nachtsichtgerät keine Sterne mit 15 oder 16 mag, dafür ist das Blitzen (NSG) und das Rauschen (CMOS-Kamera) einfach zu hoch. Die einzige Möglichkeit ist, wie so oft, genug Bilder zu stacken um den schwachen Pular aus dem Rauschen herauszuholen. Da kam mir der Gedanke unsere QHY-174M-GPS Kamera zu nutzen, die ja eigentlich zur Messung von Sternbedeckungen durch Asteroiden da ist und einen genauen GPS-Zeitstempel setzen kann. Damit könnte man theoretisch jedem Frame seine genaue Stelle in der Periode des Pulsars zuordnen, und diese dann präzise stacken. Diese Idee habe ich dann basteltechnisch erstmal umgesetzt und das Teleskop mit dem Baader-FFC, dem NSG ohne Objektiv/Okular und der CMOS Kamera mit einem 50mm f/1.4 Objektiv bestückt. Diese Konstruktion war aber zuviel für den Okularauszug und ich hatte mit Bildfeldverkippungen zu kämpfen. Aber am Ende habe ich das dann so akzeptiert, geht halt nicht anders. Das NSG lief bei maximalem Gain und auch die Kamera war mit der Verstärkung am Limit aber auf -40° gekühlt.
Ich habe dann viele Videosequenzen gemacht und bissel rumprobiert, hier ein Beispielvideo: https://www.dropbox.com/s/gjf9…sar_Source_Video.avi?dl=0 Das Video hat 3035 Bilder und wurde etwa 15s lang aufgenommen. Leider ist die Nachführung schon in dieser kurzen Zeit so ungenau, dass man einen Stern zum Stacken braucht, daher habe ich den helleren Stern unten noch mit ins Bildfeld genommen. Wenn man sich das Video anschaut, sieht man insgesamt gerade mal drei Sterne. Die Aufnahme war aber am Ende dann der einfachere Teil.
Dann musste ich erstmal den Zeitstempel aus den Einzelbildern, passend gerundet, in den Dateinamen bekommen. Dafür habe ich lange nach einer brauchbaren OCR Software gesucht. Einfacher wäre es, wenn das Aufnahmeprogramm das gleich machen würde (das habe ich irgendwie nicht hinbekommen). Dann habe ich mir eine Excel Tabelle gebaut und den Zeitstempel des ersten Bildes als Periodenbeginn angenommen. Dann braucht man die genaue Periode des Pulsars, die verändert sich jedes Jahr, das wusste ich vorher auch nicht. Jetzt addiert man immer die volle Frequenz auf den ersten Zeitstempel für den kompletten Aufnahmezeitraum. Das ergab am Ende eine Spalte mit fast 500 Werten (Zeiten) in meinem Fall. Das Ganze muss man dann für die restlichen 33ms der Periode auch noch machen machen (jede neue Spalte +1ms). Dann habe ich mir ein Programm gebastelt um die zur Periodenzeit passenden Frames rauszusuchen und in entsprechende Ordner zu kopieren. Am Ende hatte ich dann 34 Ordner mit jeweils etwa 80 Bildern drin. Die habe ich dann alle manuell in Fitswork gestackt, das Blitzen des NSG macht eine automatische Erfassung selbst des hellsten Sternes unmöglich. Da der Stern auch nicht überall eindeutig zu erkennen war, konnte ich meist nur 50-60 Bilder wirklich verwenden.
Die Chance, dass das wirklich klappt hatte ich eher als gering eingestuft, es war völlig unklar ob der Zeitstempel der Kamera genau genug ist und ob das Nachtsichtgerät überhaupt noch 5ms zeitlich auflösen kann. Aber siehe da, es hat wirklich geklappt und in der Animation sieht man das Haupt- und das Nebenmaxima sauber getrennt. Die Bildqualität ist zwar grottig aber es hat funktioniert Mit einem größeren Teleskop, besserem Seeing und rauschärmerer Technik geht das sicher auch ohne stacken, aber die hab ich leider nicht. Dennoch bin ich sehr zufrieden und glücklich mit den Ergebnissen
Das Bild mit dem Pfeil ist ein Summenbild aus allen Frames der Animation. Durch die Mittlung ist der Pulsar deutlich schwächer als der nahe Vergleichsstern auch wenn er im Maximum eigentlich heller ist.
Viele Grüße
Martin