<i>Quellenangabe vorab: alle Astrobilder sind screenshots aus Wikisky.org (DSS2)</i>
Die Bergbahnen waren/sind außer Betrieb, solange man 2 Beine hat, war das aber in Anbahnung von 10h Deepsky keine Ausrede, nicht auf 1550m zu kraxeln, damals zum Glück noch ohne Ausgangssperre:
<b><font color="limegreen">Aufstieg</font id="limegreen"></b>
Alex gestand mir nach unserer Aktion, dass er bisl aufgeregt war, da er nicht recht einzuschätzen wusste, ob er mit dem Gepäck so gut den Berg hochkäme. Im Endeffekt wiederholte sich folgendes Bild an gefühlt jeder der ca. 10 Kehren des steilen Anstiegs: ich, schnaufend, sah nur eine Staubwolke vor Kehre XY der vielen Serpentinen und irgendwo hinter der Staubwolke wartete dann der nicht ansatzweise gefordert aussehende Alex.
Beweisstück A (ich bin an der hellgrünen Stangenhülle im Bildhintergrund zu erkennen):
Alex hatte wohl um die gut 15 kg dabei, bei mir war es ganz ähnlich mit 17kg herum. Nur, dass er 7“ dabei hatte und ich 12“. Und: er ist Vegetarier wenn ich mich recht entsinne, was den Ausdauermuskeln zugute kommt. Nunja, 10 Jahre jünger ist der Mann auch
Wir waren in ziemlich exakt 2h pünktlich zur Dunkelheit aufm Berg. Wenn ich nicht so der Bremser gewesen wäre, wette ich, Alex wäre in 1,5 h samt Gepäck oben gewesen, obwohl unten was von über 3h Gehzeit dran steht...
Im Prinzip sind wir komplett ohne Licht hoch, erst auf den letzten 100 Höhenmetern etwa kam dann eine rote Fahrradleuchte zum Einsatz.
Es ist sehr klar. Horizont auch ziemlich klar, kaum Extinktion zu sehen, selbst in der Ferne weit unten Ortschaften schwarz. Luftfeuchte 40%.
Hab nur 13 und 8mm-Okular dabei aus Gewichtsgründen, die 12" sind wieder ohne Rockerbox am Berg und hoffen, vom Wanderstock gut genug gestützt zu werden.
<b><font color="limegreen">Die Objekte</font id="limegreen"></b>
Vor um die 15 Jahre sprach ich mal mit Matthias Juchert darüber, dass er ein paar Haufen entdeckt hätte, auf irgendwelchen Platten. Das waren böhmische Dörfer für mich.
Heute: Aus Spaß surfe ich gern mal in wikisky herum auf der Suche nach neuen Objekten. Ich stolperte kürzlich über eine Ansammlung von Sternen und recherchierte:
<b><font color="orange">Juchert1</font id="orange"></b>!
Oha. Schade, also schon entdeckt, witzig dass es ausgerechnet Nr. 1 seiner Haufenentdeckungen war. Jedenfalls Ansporn für mich, das auf dem DSS hübsch anmutende Objektchen mal zu probieren, am Südwesthorizont der beginnenden Nacht zu finden, gleich als allererstes Ziel:
Zwischen 2 12mag-Sternchen bzw. direkt an einem der beiden dran... Bereits 19 Uhr war es und der Adler absteigend, aber dennoch sehr gute Transparenz:
Im 13 mm war ggf. ein Hauch des Haufens sichtbar, aber sehr schwer klar zu sagen. Mit 8mm nicht besser. Hätte ich einfacher erwartet, da Einzelsterne in wikisky teils 15m5 etc. hatten, in Nachrecherche aber eher 16, Tendenz zu 17mag. Übel, auch noch ewig rumgerührt da „Dobson“ immer abschmierte. Dennoch ruhige Beobachtung unterm Strich möglich, keine Behinderung aus dieser Warte. Fieses Objekt, nochmal probieren bei Kulmination im Sommer. So eine Stunde mindestens dran verdaddelt.
Frage in die Runde: Hat schon jemand mal Juchert 1 beobachten können bzw. probiert?
Endlich mal woanders hin:
<b><font color="orange">NGC 7814</font id="orange"></b>: Staubband schwieriger als in Erinnerung.
Bis hierhin ist mein Newton bestimmt schon 3mal per Pirouette umgekippt, hab vergessen, wie das mit dem Anbinden am Stock am besten funktionerte.
Alex schlägt die Hände übern Kopf zusammen und ich mach einfach entspannt weiter, wenngleich nun mit etwas gelockert-dejustiertem Rigel:
Markierung im Atlas probiert, Galaxie mit Staubband im Widder:
<b><font color="orange">NGC 678</font id="orange"></b> (selber eingezeichnet): kurze Spindel, nicht als länglicher Staubbandkandidat erkennbar. Dennoch gut zu sehen, Für Staubband zu schwach und auch in 8mm nix dergleichen erahnbar. Die beiden nahen als Ausgangspunkt dienenden
<b><font color="orange">NGC 691/ 680</font id="orange"></b> als Murmeln gut zu sehen.
Viel schöner: die im Atlas unscheinbar dargestellte
<b><font color="orange">NGC 697</font id="orange"></b>: schön hell, langgestreckt, toller Anblick im Umfeld. Die im Nachgang (DSS) gesehene einseitig spitz-eierige Form nicht aufgefallen. Blöd: die nahe markante Spirale IC 176 nicht probiert.
<b><font color="orange">NGC 522</font id="orange"></b> (Superthin) aufgrund Ausrufezeichen angesteuert: nur schwach zu sehen, ganz seltsam!
Putter Cluster nebst IC 1731 versucht aber nicht gefunden.
Walfisch: im Atlas markierte IC 1817 probiert. Völlig unklar, wieso Pfeil dran: an mäßig hellem Stern schwaches Nebelchen, länglich. Nicht trennbar mit 8mm von PGC. Müsst nochmal gucken, was heller war, die IC ist in wikisky mit 16m5 o.ä. Geführt... Zwei Miniwirbelchen in wikisky. Hahnebüchenes Ziel.
<b><font color="orange">Arp 190</font id="orange"></b>: nix gscheits, direkt nichts genaues gemerkt, aber schwaches Nebelchen war zu sehen: Doof: benachbarte Arp 200 nicht realisiert und nicht probiert.
Im Atlas selbst eingetragene <b><font color="orange">4fach PGC bei NGC 821</font id="orange"></b> probiert, aber nicht genau gewusst, welches das eingetragene Sternchen im Feld war (ohne DSS-Ausdruck am Werk)– daher beide Varianten probiert aber nirgends was wahrgenommen.
In skysafari wird mir nix dargestellt, obwohl Einstellung der Anzeige auf 17mag+ hochgeschraubt. NGC 821 hingegen ganz nett anzuschaun, hell und rundlich.
<b><font color="orange">Arp 290 / IC 195/196</font id="orange"></b>: endlich nettes Ziel, aus wikisky auch gefischt glaub ich, aber von Haus aus eingetragen in Atlas:
Die längliche Galaxie war leicht gebogen zu erkennen, das eine Ende heller , wie im Bild. Aber unklar ob schwacher Bogen, denke eher nicht. Gesamterscheinung jedenfalls bisl krumm. (nicht mit DSS im Feld gearbeitet). Die kurze rechtwinklig dazu stehende Galaxie war auch länglich zu erkennen. Wenn man sich kurz geblendet hat mit Rotlicht, fast unsichtbar, man muss schon bisl adapiert sein. Wenn, dann aber gut zu sehen und nett.
Auf dem Weg dahin kurz die bekannte <b><font color="orange">NGC 770/772</font id="orange"></b> angesteuert, sah nett verschwurbelt aus, bei 13mm am besten, 8 schon bisl zu viel obwohl hell. Zumindest von Ästhetik her 8mm zu viel.
Könnte man mit Geduld und DSS mal intensiver ran.
HCG 17 um die Ecke leider übersehen /verpeilt anzusteuern vor lauter Pfeilen, dabei extra eingetragen mit Umgebungssternchen.
Fische: ein optisches Galaxien-Triple mal mit Pfeil markiert gehabt im Atlas,offenbar ohne weiteren Grund:
<b><font color="orange">NGC 7706 und 7704</font id="orange"></b> mehr oder minder auf Anhieb gut zu erkennen, aber recht weiter Zwischenraum. Von NGC 7705 ohne weitere Hilfe keine Spur. Erst in skysafari bei anschalten von Objekten jenseits 16m5 erscheint die Galaxie im Display. Daraufhin innerhalb Sekunden auffindbar aber sehr schwacher kleiner Knaupel. Nicht ansatzweise lohnendes Ziel.
Bei Orion, <b><font color="orange">HCG 31</font id="orange"></b>: 2 Galaxien, die zweite ziemlich schwach, fast Grenze. Hinterher festgestellt, dass bereits abgehakt, bereits notiert, dass 2 Gx zu sehen gewesen waren. Eine davon länglicher kurzer Strich, war recht prägnant nahe Sternchen. (Beschreibung auf dieses Objekt oder doch anderes?)
Ewig Nebel NGC 2149 gesucht links unten am Orion/in Monoceros, aber wohl nix gefunden. Probleme auch mit verstelltem Sucher. Oder war es doch der Nebel der bloß wie hofiger Stern aussah? So ein Objekt hatte ich auch angesteuert. Jedenfalls hier keinen Haken dran gemacht. Am besten nochmal drauf, da in DSS nett mit dunkler Einbuchtung o.ä.
Mit dem eher schlechteren Lumicon-OIII von Alex/Stathis mal den Nebel in Puppis NGC 2467 probiert, allerdings in sehr unbequemer Position mit 12er auf den Knien. Nix gesehen, obwohl hell eingetragen. Auch nur grob hingepeitl und nicht gestarhopped.
Anmerkung: der Stern südlich vom großen Hund auf Höhe von -37 war super zu sehen. Später auch die Region um den „Termitenhügel-Haufen NGC 2477 mit bloßem Auge gut zu sehen. Leider Fernglas nicht dabei. Mit Dobson zu faul da rumzustochern.
Beim Check/ Versuch, mal M81/82 hinzupeilen, auf <b><font color="orange">NGC 2841</font id="orange"></b> gestolpert.
Richtiger Kracher! Wunderschöne helle längliche Galaxie, die bisl an M 31 erinnert. Toll die Sternumgebung. Die Galaxie übernimmt die Ecke eines flachen Rechtecks. Das Objekt der Nacht für mich!
Krass, dass die so unbekannt ist, zumindest mir. Vielleicht weil sie auf einem Photo nicht so spektakulär ist – visuell wirkt sie aber! Alex meint, eine dunkle Einbuchtung „oben links“ zu sehen. Ich schaue darauf genauer hin und kann das bestätigen. Generell wirkt die Galaxie bisl gemottelt, unruhig.
DSS bestätigt: an entsprechender Stelle Staubstrukturen. Toll!
Ich bin froh, dass das Okular einigermaßen klemmt (aus mir unerfindlichen Gründen ruckelt der Fokussierer schon seit einer Weile, später ist er gar nicht mehr zu zentrieren und zu klemmen...) und gucke im Ausgang der Nacht auf den Orionnebel, dann probiere ich den ...
<b><font color="orange">Pferdekopfnebel B33</font id="orange"></b> mit 13mm: Gut erkennbar im 12"er(ohne Filter), wenngleich nicht so frappierend wie zuletzt auf dem Brauneck in Erinnerung, wobei die erste Sichtung wohl eh eindrücklicher in der Erinnerung festhängt.
Grundsätzlich hielt ich daher den Pferdekopf auch in dem 7“er für mehr als möglich.
Alex schwenkt erstmal mit seinem kleinen 7“er auf den Flammennebel. Ich tu es ihm gleich mit 12“: geil. Einfach wunderschön mit den feinen dünnen langen Spikes.
Während ich Alex mit Beschreibungen versuchte hervorzulocken, ob er richtig ist, zu checken was er an meinem 12"er sieht, ging ich an seinen kleinen Dob: auch sehr gut zu sehen der Pferdekopf! Nicht wirklich schlechter als in 12“, allerdings im kleinen Dob scheinbar bisl mit Streulichtproblemen vom hellen Stern, mein Dobson ist auch voll eingehüllt in schwarzes Tuch.
Bei Topbedingungen geht B33 sicher auch mit 6“ ohne Filter tät ich wetten.
Krass.
Thors Helm hatten wir auch drin, aber vermjutlich wegen dem schlechten Filter nicht der Hit. Kein Vergleich, nicht ansatzweise, mit meinem Anblick vom Anfang des Jahres.
Als Alex versuchte ums Eck bisl Schlaf zu fassen, kam 23.48 Uhr eine superschöne helle Sternschnuppe im Süden beim Walfisch senkrecht runter. Sukzessive ansteigend, weiss blitzend, rötlich-orange in 2 Spuren aufgehend. Tolles Teil!
<b><font color="limegreen">Abstieg</font id="limegreen"></b>
Da das ganze hier vorgetippt vor einem guten Monat war, fehlt mir jetzt die Überleitung – ich weiß nur noch von meiner Begeisterung, wie perfekt sich das rote Fahrradrücklicht am Wanderstock befestigen ließ und den Weg beim Abstieg ideal ausleuchtete :-))
Es ist schon erstaunlich, was einem in der Dunkelheit morgens alles schon entgegenkommt – Wanderer mit grellen Kopflampen, E-Biker... Es schaute schon absurd aus, mit welcher Leichtigkeit der E-Biker die starke Steigung hochgurkte als wir zurückblickten.
Auch unterwegs, im starken Kontrast dazu: ein Mann im Dunkel der uns in einer Kehre entgegenkam, den wir kaum sahen, weil er kein Licht hatte – dafür einen fetten Rucksack: Gleitschirm! Und der Gute war sicher um die 60 Jahre und sah, wo er näherkam, bisl Woodstock-mäßig aus. Sehr cool was der sich in dem Alter noch an Strapazen gibt.
Beim Aufstieg hab ich einen halben Liter Limo irgendwo im Gestrüpp versteckt und freute mich, den beim Abstieg unten am Berg einzusammeln. Trinkzeug perfekt eingeteilt ohne das halbe Kilo unnütz hochzuschleppen
Meine Beine waren Matsch, aber eine tolle Nacht im Gepäck. Ziemlich pünktlich saßen wir dann in der BOB und ich genoss die Landschaft in der Morgensonne beim Blick us dem Fenster.
Danke Alex(K) für die angenehme Begleitung. Freut mich riesig, dass wir es endlich geschafft haben, mal unter großartigem Himmel zu beobachten. Interessanterweise hatte auch er das Phänomen der tauben Lippen nach der durchgemachten Nacht, was sich wie Sonnenbrand anfühlt.
Aber wenn ich´s genau bedenke, bei DEN vielen Sonnen die wir funkelnd über uns hatten... auch kein Wunder...
Habe die Ehre!
CS
Norman
Edit: kleinen Dobson von 7,8" auf 7" korrigiert (176 mm Öffnung)