Fragen zur ersten Politur

  • Hallo zusammen,
    Mein Name ist Elias, ich baue mein erstes Teleskop
    (8" bei f/6)und würde gerne eine Einordnung des Fotos bekommen:

    -Die Schneide befindet sich links; spaltlos
    -Die Luft ist trotz Tunnel recht unruhig
    -Ich sehe einen längeren K-Radius der inneren Bereiche, einen kürzeren der äußeren Bereiche, sowie eine stark abgesunkene Kante
    Was sagt ihr dazu?
    Ich mache mir wg. des Randes Sorgen

  • Hallo Elias,


    schön aussagekräftiges Foucaultbild. Die Unsymmetrien sind sicher durch die Luftunruhen und kein Astigmatismus im Spiegel.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Originallicht</i>
    <br />Ich sehe einen längeren K-Radius der inneren Bereiche, einen kürzeren der äußeren Bereiche, sowie eine stark abgesunkene Kante<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Genau das sehe ich auch. Die richtige Interpretation der Foucaultbilder ist schon der halbe Sieg[:)]


    Ich nehme an, du verwendest ein gleichgroßes Tool?
    Wie lange hast du schon poliert? Welche Strichführung?
    Kannst du ein Bild von der Pechhaut zeigen? Vielleicht passt sie noch nicht so gut?

  • Hallo Stathis,
    Ich poliere seit etwa 5St, gleichviel MOT wie TOT bei 2/3 ovalen Strichen (mit wenig seitl. Überhang)
    Temperatur: 24-25Grad- ist das OK?
    Dein Pech [8)]äh... Ich habe das Pech bei Dir bezogen!

    Ich habe zur Mitte hin größere Kanäle wie Alois Ortner es empfiehlt.
    Sind die zu groß?
    Viele Grüße, Elias

  • Da du einen Berg in der Mitte hast, poliert die Mitte vergleichsweise schwächer. Der Tip von Alois ist gut, aber bei dir ist wohl der Effekt zu stark geraten.


    Du kannst einfach ein paar kleine Pechkrümel auf die Mittelkacheln auflegen und mit Warmpressen, so dass die Kanäle dort schmaler werden. Alternativ die Kanäle neu eindrücken, damit sie auch am Rand breiter werden.


    Warum dein Rand so abgesunken ist, kann ich nicht sicher sagen. Ich vermute, dass 2/3 Striche zu lang sind. Ich würde bei max. 1/2 Strichen bleiben mit Tendenz eher etwas kürzer, mehr TOT als MOT. Hände eher mittig auflegen, damit es bei TOT nicht zu sehr über die Kante plügt.


    Wie gut ist er nach den 5 Stunden poliert? Guckst du mit Lupe?

  • Hallo Elias,


    Meine Interpretation wäre auch dass bei 25° Temperatur und eventuell zu langsamen langen Strichen, wie Stathis schon beschrieben hat das Pech an der Kante hängen bleibt und diese rund macht.


    Wenn ich das richtig sehe ist es ieses mal ja eine abgesunkene Kante und nicht der sonst übliche zurückgebliebene Rand, der ja breiterer Natur wäre. Der könnte zustande kommen indem dein stark arbeitender Toolrand bei langen Strichen mit zu wenig Überhang die 70-90% des
    Spiegels stärker poliert, die Mitte natürlich weniger und der äußerste Rand auch nur bei jedem zweiten Strich was abbekommt und deshalb zurückhängt.


    Viele Grüße


    Alex

  • Hallo Elias,


    deine Bilder und deine Beschreibung passen meiner Ansicht nach ganz prima zusammen. Schau dir dein Tool an: in der Mitte schöne breite Kanäle. Da kann das Pech prima ausweichen. Am Rand sind dir die Kanäle zugewachsen. Da weicht das Pech dem Druck nicht mehr aus und poliert deshalb stärker.
    Dein Foucaultbild zeigt bei etwa 70% Spiegelradius einen Graben, also etwa dort wo du bei wenig seitlichem Überhang mit dem Tool am stärksten arbeitest.


    Mein Tipp: Kanäle am Rand vergrößern und weiter mit eher zentralen 1/2 Strichen. 2/3 scheint mir auch zu viel. Nach vielleicht einer halben Stunde polieren schauen wie es geworden ist.



    Gruß
    Kay

  • Vielen Dank für eure hilfreichen Ratschläge!
    Allerdings muss ich sie wohl konsequenter beherzigen.
    Das erste Foto, das ich vom Testen gezeigt habe, war noch das klarste aus einer ganzen Reihe verwaschener Bilder mit "Luftasti". -Dieses Problem konnte ich nun komplett lösen, indem ich einen ordentlich dicken Styropor-Alufolie -Tunnel gebaut habe. Das Fotografieren macht jetzt spaß ...Nicht aber die Erkenntnisse, die ich daraus gewinne[:(!]
    Ich werde gleich ein Bild einstellen, dass den "Fortschritt" nach 2St. Polieren zeigt.

  • Hallo Elias,


    wow, sehr schönes Foucault Bild! So muss ein Parabelschatten aussehen, nur genau anders herum. Du hast ja in der Mitte einen längeren Krümmungsradius, die Parabel braucht in der Mitte eine kürzeren. Die Kante sieht mir viel besser aus, sie ist schmaler geworden.


    Kennst du schon folgende wichtigen Begriffe / Definitionen? Sie werden auch in den Auswerteprogrammen so verwendet. Ich setzte jetzt mal den Doktorhut auf:


    - Krümmungsradius. In Englisch "Radius of Courvature" ROC. Für die Brennweite f gilt: ROC = 2*f.
    - Schnittweitendifferenz oder salopp Schnittweite: Änderung des ROC von Zone zu Zone. Die Amis sagen Foucault "Knife Edge Readings"


    - Konische Konstante. Englisch "Conic Constant" CC. Sie beschreibt die Forum der Spiegeloberfläche.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Konische_Konstante
    CC= 0: Sphäre. Überall gleiche Schnittweite, oder gleicher ROC. Im Foucault dunkelt beim einfahren der Messerschneide die ganze Fläche schlagartig ab.
    -1&lt; CC &lt;0, also negativ zwischen 0 und -1: Salopp "Ellipse" oder genauer "Rotationsellipsoid". ROC in der Mitte kürzer als am Rand. Man sagt dazu auch "unterkorrigiert".
    CC = - 1: Parabel oder genauer "Rotationsparaboloid", da es ja eine Fläche und keine eindimensionale Kurve ist. ROC in der Mitte um einen ganz bestimmten Betrag Kürzer: (D/2)^2/(2*ROC). Da willst du letztlich hin
    CC &lt; -1, zum Beispiel CC= -1,3: Hyperbel. Wir sagen "überkorrigiert", da auf dem Weg von der Sphäre zur Parabel über das Ziel hinausgeschossen.
    CC &gt;0, also im Plusbereich: Nennt sich "Oplate Ellipsoid". ROC in der Mitte länger als am Rand. Das hast du jetzt.


    Um den "Berg" in der Mitte weg zu bekommen, wirst du die Pechhaut anpassen müssen, so wie wir oben geschrieben haben. Ich würde die Pechhaut in heißes Wasser legen und im weichen Pech mit der Messerspitze ein paar Pechkrümel aus den Randkacheln herauspopeln und sie auf die Mitte kleben. Anschließend Spiegel auflegen, anpassen und auskühlen lassen. Solche Pechhautkorrekturen mache ich ständig, das geht schnell und wirkt effektiv.
    Alternativ mit klassischer Methode die Kanäle mit eine Schiene oder Rillenholz neu eindrücken:
    http://www.stathis-firstlight.…gelschleifen/pechhaut.htm

    Ca. 30 min polieren mit gleicher Strichführung wie bisher, um zu sehen, wie der Unterschied ist.


    Du hast jetzt 7,5 Sunden Politur. Wie ist die Oberfläche? Kann gut sein, dass er langsam auspoliert ist.


    <font color="limegreen">Nachträglich Gleichung auf ROC = 2*f korrigiert. Danke für den Hinweis </font id="limegreen">

  • Hallo Stathis!
    Danke für den kompakten Theorie- Beitrag!
    So ungefähr hatte ich`s zwar schon im Kopf, aber nicht klar. Ich war allerdings bisschen ersaunt, in meiner bisherigen Literatur zum Thema kaum etwas über die konische Konst. gefunden zu haben
    (Hans Rohr, Martins Buch sowie David Harbour)
    Jetzt fühle ich mich theoretisch auf die Politur vorbereitet.
    Was den praktischen Teil angeht, zeigt eine modifizierte Pechhaut nach ungefähr zwei Stunden
    gewissermaßen plötzlich ihre Wirkung;

    Das Foto zeigt einen leichten "Musikastigmatismus", weil einer meiner kleinen Brüder im Nachbarzimmer den Bass aufgedreht hatte!
    Worauf muss ich nun achten, um die Kante in den Griff zu kriegen?
    Gruß, Elias

  • Hallo zusammen,
    Ich will so effizient wie möglich arbeiten, auch was die Zeit angeht, und beginne aus diesem Grunde gerade mit der Computerauswertung der aktuellen Bilder.
    Welches Programm soll ich am besten verwenden?
    Liebe Grüße

  • Hallo Elias,


    Wenn du dich schonmal in das digitale Auswerten einarbeiten möchtest kannst du gerne schon damit anfangen.


    Ich benutze FoucaultXL zur Schnittweitenbestimmung und FigureXP zir Auswertung.


    Allerdings kostet dich das in der Phase eigentlich mehr Zeit als es wirklich nützt. Auf dem Weg zur Sphäre genügt eigentlich ein Blick auf die Bilder, wie du es jetzt schon machst. Die Sphäre muss ja nicht perfekt sein. Wenn Rand und Kante nicht mehr heller leuchten kann schon zB. ein kleiner Berg in der Mitte stehen, dem rückst du ja beim parabolisieren gezielt zu Leibe.


    Viele Grüße
    Alex

  • Guten Abend zusammen!
    Nach einigem Hin-und Her nun dieses Bild:

    (Die Kamera ist etwas verunreinigt)
    Während die Streuung entlang der Y-Achse geringer wird und es in Richtung Sphäre geht, bleibt der Rand doch recht hartnäckig, oder?
    Mal sehen, wielange er sich noch weigert...

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Originallicht</i>
    <br />... was ich in FXP unter Mask entry type eingebe und bei FXL unter "central obstruction diameter" und "edge mask"?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Das sind Angaben für die Couder Maske zum vermessen der Parabel.
    Wenn du zum messen eine Couder Maske machen willst, kannst du in FXP die Zonenradien Fenster mit inner/outer Radius angeben. Oder du rechnest den mittleren effektiven Radius selbst aus und gibst "effective" ein.
    "central obstruction diameter" am besten 0 eingeben, du willst ja die Mitte mitmessen. Edge mask auch nichts, du willst ja bis zum Rand messen.


    Wenn du mit Horias FXL den effektiven Spiegelradius ermittelst, ist in FXP "effective" einzugeben.


    Das alles braucht es erst, wenn du die Parabel vermessen willst. Noch siehst du ja mit einem Blick die Abweichungen von der Sphäre. Das ist jedes Messen überflüssig, wie Alex schon geschrieben hat


    Zeig doch mal ein Bild, wie deine Pechhaut jetzt aussieht. Hast du sie in der Mitte verstärkt? Der Berg in der Mitte ist ja weg, prima!


    Der Randbereich innerhalb der Kante ist noch etwas hoch (kürzerer Krümmungsradius). Die äußerste Kante ist abgesunken, was jedoch nicht gar soooo tragisch wäre, da man die äußersten 2 mm ja ohne große Öffnungsverluste abblenden könnte.


    Ich vermute, dass deine Pechhaut zum Rand noch zu stark wirkt. Zu enge Kanäle dort?

  • Hallo in die Runde,
    Das mit dem "nicht gar soooo schlimm" hört sich für mich fast nach einer Rückkehr zum Feinschliff an. Mein Projekt soll schließlich die Herstellung eines beugungsbegrenzten, guten Spiegels sein, dessen Rand ich nicht verstecken will.
    Ist das durch Politur noch möglich?
    Dann wäre er ja auch gut auspoliert[:D]!
    Anbei ein Bild der Pechhaut (in der Form ca.45min. im Einsatz; immer wieder warm angepresst.)
    Viele Grüße
    Elias

    Ist es richtig, mich jetzt um den Rand zu kümmern?

  • Hallo Elias,


    nix Feinschliff. Absolut nicht notwendig.


    Dein Foucaultbild zeigt nur schon den Ansatz eines Parabelschattens. Das mag irritieren.


    Solange der Spiegel nicht auspoliert ist hast du alle Freiheiten was das Polieren angeht. Langer Strich, kurzer Strich, viel oder wenig Überhang, MOT, TOT. Probier dich aus und schau dir das Ergebnis im Foucault an. Nur so bekommt man ein Gefühl dafür was auf der Glasoberfläche passiert wenn man diesen oder jenen Parameter verändert.


    Wenn du das Tool warmpresst drückst du dir natürlich schnell die Kanäle wieder zu. Ed Jones zeigt hier in diesem Video etwa ab Minute 11 wie man Kanäle so verbreitern kann das sie nicht gleich wieder zulaufen.

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Meine Methode: Kanäle eindrücken, an Spiegel anpassen, Kanäle mit Klinge verbreitern, nochmal Spiegel anpassen. Dann hat man erst mal Ruhe und kann sich aufs polieren konzentrieren.


    Gruß
    Kay

  • Danke dir für den Link!
    Damit hast du quasi meine nächste Frage schon beantwortet, denn tatsächlich war es lästig, die Kanäle immer wieder neu drücken zu müssen.
    Ihr meint also, ich bekomme den Rand durch Weiterpolieren integriert?
    Gruß,Elias

  • Hallo Kay!
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Dein Foucaultbild zeigt nur schon den Ansatz eines Parabelschattens. Das mag irritieren.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Die Schneide kommt von links. Ich bin tatsächlich etwas irritiert, allerdings davon, dass du hier einen Parabelschatten siehst[;)]
    Oder interpretiere ich das Bild falsch?
    Viele Grüße
    Elias

  • Ich hab grad` darüber nachgedacht...
    Nur konnte ich folgendes nicht ganz nachvollziehen: Wenn ich das Wiki-Bild um 90° im Uzsn. drehe, und die Schneide befindet sich links, dann hat die Mitte einen längeren Krümmungsradius d.h. einen "Berg". Das kann aber bei einer Parabel nicht sein.[?]


    Aber gerade plagt mich ein Kolbenfresser: Pechhaut (seehr gut kaltgepresst[B)], Frischhaltefolie, Spiegel)Denn ich habe gedacht "Mach` ich doch mal eine Kaltpressung und lege zur Sicherheit noch `ne Folie dazwischen"[:D], wie das in dem Video von Ed Jones auch geschehen ist.
    Nun habe ich das Ganze mal in Wasser "eingelegt".
    Wie kriege ich die Scheibe unbeschadet wieder los?
    Liebe Grüße, Elias

  • Hallo Elias,


    ich geh mal davon aus dass du den Spiegel im Wasserbad vom Tool hast lösen können. Da passte offensichtlich was gut zusammen. So soll es ja auch sein.[8D]


    Mit Parabelschatten meinte ich natürlich nicht das Hubbelchen in der Mitte des Spiegels, sondern den Rand. War vielleicht etwas unglücklich ausgedrückt von mir.


    Aber mal anders herum, wo siehst DU denn das Randproblem? Was stört dich?


    Gruß
    Kay

  • Hallo Kay,
    Ja, die Scheiben ließen sich nach einer weile problemlos trennen.
    Ich habe letztes mal beim Testen einen Pappstreifen an den Spiegel gelehnt. Dabei habe ich auch dessen Ränder leuchten sehen! ..Und vielleicht ist die Kante doch nicht so daneben:

    Viele Grüße
    Elias

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!