Bauplan EQ-Montierung

  • Hallo guten Abend zusammen,


    da mein Großvater nach seinem 80sten im Sommer irgendwie wieder seine Leidenschaft als Zerspaner wiedergefunden hat und ich bin auf der Suche nach einem neuen gemeinsamen Projekt.


    Gibt es erprobte Baupläne für EQ-Montierungen im Netz? Das ist leider sehr unkonkret, ich weiß. Prinzipiell verfügt mein Großvater über eine umfangreich bestückte industrielle Drehbank und ein paar dutzend Jahre Erfahrung als Zerspaner. In letzter Zeit ist er aber etwas ...fahrig geworden. Daher wäre mir eine nicht zu komplexe Montierung lieber. Zahn- und Schnecken(räder) würde ich beikaufen.


    Viele Grüße!

  • Hallo,


    bitte sehe dir einmal folgendes PDF (aus 2009) an:


    https://www.montidatenbank.de/…chreibung_Monti_3-1-1.pdf


    Sehr gut erlaeutert, interessant und vielleicht hilft es ja etwas.
    Fuer jemanden der entsprechende Maschinen besitzt eine feine Sache.
    Da mir zu Hause diese Ausruestung fehlt, fragte ich in meiner Firma
    fuer Maschinenbau (in Japan) nach. Fuer die Kosten haette ich locker
    drei EQ-6 bestellen koennen.


    Wuensche viel Erfolg und 'Clear Skies'
    mit tropischen Gruessen,
    Steve

  • Moin Andre,


    jeder Gedanke zum Montierungsselbstbau ist überaus lobenswert ;)
    Da mach ich doch schnell ein wenig Eigenwerbung... Ich hab ja auch mal was gebaut, ist irgendwann auch fertiggeworden und mehrfach benutzt und für gut befunden. Zeichnungen habe ich nie dazu gemacht, ein wenig überlegt und aus dem berühmten "Schrottplatzium" einfach losgebaut. Und einen launischen Bericht verfaßt, der taugt vielleicht zur Inspiration:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=219697


    Und eine Jugendsünde gibt's hier:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=219857
    würd ich aber nicht mehr so bauen, wenn ich Zugriff auf eine DrehMa hätte...


    Bei Fragen: fragen ;)



    Viele Grüße von


    Marcus

  • Hallo, danke an alle die die mir geschrieben haben!


    Ich hab ein paar theoretische Fragen:
    Gibt es eine "Faustformel" für einen -
    Zusammenhangg von Achsdurchmesser und Belastbarkeit?



    Bei Achsdurchmesser so ab 16mm scheinen Schneckenradsätze ja preislich direkt so stark anzuziehen dass das Projekt schnell zu einem Preiskampf mit einer gebrauchten Montierung wird.
    Es gibt ja diverse Wege, Schneckenräder mit einem Gewindeschneider auf der Drehbank zu fertigen. Dass das Profil damit von denen eines Präzisionsschneckentriebs abweicht usw habe ich gelesen. Ohne da zu sehr in die Theorie zu gehen: wie gut läuft so ein einfaches "Gewindeschneiderschneckenrad"? Reicht das für visuelle Beobachtung oder häkelt der Trieb damit derart daß man sich permanent selber verflucht?
    Ein Schneckenrad mit dem Gewindeschneider auf der Drehbank zu fräsen kostet ja schon einige Zeit.


    Viele Grüße,
    Andre

  • Moin Andre,


    einen direkten formelmäßigen Zusammenhang für die Achsdurchmesser kenne ich nicht. Aber ich behaupte ganz frech: in die Belastbarkeit einer Montierung geht eine sinnige Konstruktion mindestens mit der dritten Potenz ein, eine ordentliche Verarbeitung quadratisch. Mindestens.
    Ich denke, so bei 40 mm Vollstahlachsen wird es für mobile Anwendungen ein übles Geschleppe, dann werden die Lager auch teuer und die Lagergehäuse nicht mehr ganz leicht zu bearbeiten. Wenn ich meine Montierung nochmal bauen würde, dann sorgfältiger und mit 35 mm-Achsen. Sollte visuell für fast alle herumtragbaren Teleskope reichen. Lieber 'ne Stahlrohrsäule als Unterbau dazu...


    DIY-Schneckenräder...
    Kann man sicher machen. Kann man aber auch nachrüsten. Ich würde zusehen, daß die Montierung auch mal fertig wird und mich in der ersten Ausbaustufe nicht mit Schneckenrädern aufhalten. Ich würde das für visuelle Beobachtung wieder so machen wie beschrieben: Schneckenrad (M1 100 Zähne) von Kremp (Schnecke aber als geschliffene Schneckenwelle), das Rad zentriert auf einem 10 mm-Wellenstummel am Ende der R-Achse, die Kraftübertragung durch die Fläche der Nabe im Kontakt zum Wellenbund. So gibt's eine Rutschkupplung gratis. Und den gesparten Arbeitsaufwand würde ich in eine vernünftige Lagerung der Schneckenwelle stecken. Wenn die rumlabbert, braucht man auch keine dicken Achsen.


    Und wenn einem dann die Genauigkeit nicht reicht, dann kann man die Schneckenräder immer noch durch Selbstgemachtes ersetzen. Ob die dann aber besser werden als gekaufte Schneckengetriebe...?


    Was willst Du denn auf die Montierung draufladen?



    Viele Grüße von


    Marcus

  • Ich hab ein paar theoretische Fragen:
    Gibt es eine "Faustformel" für einen -
    Zusammenhangg von Achsdurchmesser und Belastbarkeit?

    Du kannst die Flächenträgheitsmomente der verschiedenen Querschnitte vergleichen. Guck mal hier unter Kreisring: https://de.wikipedia.org/wiki/…4chentr%C3%A4gheitsmoment

    Da siehst Du, dass der Radius mit ^4 eingeht. Das erklärt anschaulich, warum es durchaus Sinn macht dickwandige Rohre statt Vollmaterial zu verwenden. Du kannst mit Rohr bei gleichem Gewicht also viel größere Belastbarkeit erreichen.


    Den E-Modul des Materials nicht vergessen ... https://de.wikipedia.org/wiki/Elastizit%C3%A4tsmodul

    E-Modul = Widerstand eines Materials gegen elastische Verformung und relativ unabhängig von Festigkeit sowie Legierung.

    Beispielsweise hat Aluminium ca. 70MPa und Stahl ca. 210MPa. Daraus folgt, dass eine Stahlachse verglichen mit einer Aluachse bei gleicher Geometrie die 3fache Belastbarkeit hat. Wiegt aber auch mehr :P Du kannst also mit Gewicht und Belastbarkeit spielen, bis Du einen guten Kompromiss bei verfügbarem Material findest.

  • Hallo Grohdan,

    der Aufwand für ein Achsenkreuz ist sicher nicht erheblich. Wenn du aber eben mit Antrieb arbeiten willst und das Ganze ein vernünftiges Konzept haben soll, wird es sehr komplex. Ich habe bereites drei verschiedene Montierungen (2x Alt 1x Gabel) konstruiert und auch gedreht/gefräst. Einmal sogar eine kleine Serie fertigen lassen.
    Es waren etwa 100h Arbeitszeit, wenn du es sehr genau machen möchtest. Also frag da mal den Großvater, wieviel er investieren will. Welche Tragfähigkeit möchtest du denn?
    Meine Gabel geht bis 8 Zoll kurz. Wäre das etwas? Ich würde dir die Pläne ggf. zukommen lassen. Investition mit EQ6-Skyscan sollte insgesamt etwa 1500-2000€ werden. Bedenke, die Schneckenradsätze wären schon ab 300€ teuer und die Steuerung bei 400 etwa.

    Die gängige Merkregel für Achsdurchmesser ist: 1/4 der Öffnung bei Reflektor, 1/3 bei Refraktor. Alles andere wackelt bei Wind immer.


    LG Gerald

  • Ach noch was:
    Der Achsdurchmesser alleine tut es natürlich nicht.
    Wesentlich ist:
    1. Spielfreier Lager und Wellensitz / Nicht zu kurze Lagerabstände führen zu weniger Spiel

    2. Die Schnecke muss sehr fest gelagert und montiert sein. Hier setzt der Hebel an. Das wird oft nicht berücksichtigt.

    3. Gesamtkonzept betrachten: Eine Schwachstelle und alles wackelt

    Also viel Spaß Meister

  • Ich bin mir auch schon am übelregen, ob ich mir eine neue Montierung einfach baue. Ich arbeite an einer CNC Drehmaschine für 600mm Durchmesser. Aber möglichkeiten zum Fräsen suche ich. Die Servoschnecke würde ich allerdings kaufen.


    file:///home/d/Downloads/alpha-basic-line-value-line-nvh-nvs-de.pdf

  • Ohne da zu sehr in die Theorie zu gehen: wie gut läuft so ein einfaches "Gewindeschneiderschneckenrad"? Reicht das für visuelle Beobachtung oder häkelt der Trieb damit derart daß man sich permanent selber verflucht?
    Ein Schneckenrad mit dem Gewindeschneider auf der Drehbank zu fräsen kostet ja schon einige Zeit.

    Man hat an der Drehbank aber unter Kontrolle, wieviel Spiel ein Lager, bzw eine Verschraubung hat und damit, wie sehr es verspannt ist, ohne ausdrücklich festgestellt zu sein. Montierungen für Teleskope würde man z.B. eher ziemlich verspannt bauen, damit sich im Lager schwingungsmäßig nichts tut. Das ist zunächst einfach, weil keine großen Lasten zu erwarten sind, die bewegt werden müssen. Gleichsam muss aber auch an einen schwachen Motor gedacht werden, damit das noch beweglich bleibt. Solche Führungen stabil zu bauen, erfordert auch meistens, dass man auch die Oberfläche hartet und anlässt ( bitte googeln) damit es keinen Abrieb gibt und das ist ein Problem, wenn man keine Formen hat. Eine frei gedrehte Welle zu härten kannst du ohne eine gute Einspannung kaum, ohne dass sie sich etwas verzieht. Das muss auch vom Material her schon alles sehr fein abgestimmt sein, damit die thermische Ausdehnung zusammenpasst und sich das Spiel nicht zu sehr ändert. Oft wird das durch unterschiedliche Metalllegierungen und einer Buchse definierter Stärke erreicht, sodaß die Ausdehnungen genau die Spaltänderung erzeugt, die gewünscht wünscht. Letztlich muss der Spalt ja auf die Viskosität des Fetts eingestellt werden. Das alles ist nicht so einfach und eine Wissenschaft für sich. Einer meiner EX-Kunden vertreibt z.B. spielfreie Getriebe, da gibt es nichts unter 4-stellig.

    Ich habe auch schon über einen Selbstbau nachgedacht, angesichts der Preise guter Montierungen, den Gedanken aber verworfen.

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