Newton für Bino auslegen

  • Liebes Forum,


    ich plane derzeit einen 8" f/6 Newton für rein visuelle Nutzung ich möchte diesen auch für ein Bino auslegen. Monokular ist ist klar nach welchen Gesichtspunkten hier die Auswahl des FS und der Fokuslage erfolgen soll:
    - Voll ausgeleuchtetes Feld im Bereich von 6-12 mm
    - Randabfall bei Okular mit kleinster Brennweite auf nicht weniger als ca. 70 %
    Bei einem 200/1200er Spiegel in einem 250 mm Tubus (ID) und einem 38 mm FS ist dies mit gut 8 mm ausgeleuchtetem Feld bei Fokuslage 20 mm über dem OAZ gut erfüllt.


    Das zu verwendende Bino besitzt eine effektive freie Öffnung von 23 mm bei 1,25" Steckmass. Der Lichtweg beträgt ca. 135 mm. Als GWK soll ein OCA 1,3x von Harry Seibert eingesetzt werden. Dieser ist lt. dessen Aussage (und Berichten in Foren) parfokal. Und hier beginnen meine Verständnisschwierigkeiten: was ist bei der Auslegung des Newton fürs Bino zu berücksichtigen? Kann ich davon ausgehen, dass ein Newton, der monokular mit einem 38er FS "passt" auch binokular gut funktioniert, insofern es keine Probleme mit Vignettierung gibt? Gibt es noch weitere Punkte, die ich gerade übersehe?


    Helft bitte einem Unwissenden, ich stehe echt aufm Schlauch.


    Viele Grüße,
    Stefan

  • Hallo Stefan,
    bei Baader ist wie folgt nachzulesen:
    .
    In erster Linie hat der Glaswegkorrektor® die Aufgabe, den prismatischen Farbsaum zu korrigieren, welcher durch die große Glasmasse der Prismen im Binokular bei Benutzung an Refraktoren entstehen würde.
    .
    Es stellt sich mir zuerst einmal die Frage der Sinnhaftigkeit dieses GWK bei einem F/6 Newton?


    Viele Grüße
    Johann

  • Da hat sich Baader etwas mißverständlich ausgedrückt.
    Der durch den Glasweg entstehende Fehler (Farblängsfehler und sphärische Abberation) entstehen natürlich bei jedem Teleskop.
    Er ist aber stark öffnungsabhängig.
    Dh.bei ein lichtstarker F /4 Newton hat das Bino einen sehr viel stärkeren Fehler als bei einem langsamen F /10 gerät wie Maks oder SC oder Refraktor.
    Schon eine 2 fach Barlow verringert den Fehler deutlich - noch besser sind speziell gerechnete Glaswegkorrektoren, die auch die Fehler selbst kompensieren (sollen).
    Für Planeten würde ich auf alle Fälle eine stärkere Barlow oder den stärksten Glaswegkorrektor (2,6 bei Baader)nehmen um nichts von der Leistung des Newton zu velieren.


    schöne Wolkenschiebergrüße
    Felix

  • Hallo Felix,
    genau so sehe ich das auch, deshalb meine Formulierung " dieser GWK an einem F/ 6 Newton".
    Man muss ja nicht unbedingt einen GWK rechnen, der nicht besonders geeignet ist.


    Johann

  • Hallo Johann
    so hab ich das aber nicht gemeint. Ein Glaswegkorrektor, der bei F/4 funktioniert kann auch bei F/10 funktionieren und umgekehrt. Bei F /4 wird er stärker gefordert was die Qualität des Designs betrifft.
    Mich hat halt gewundert warum der Korrektor nur für Refraktoren gut sein soll.
    Gruß Felix

  • Hallo Stefan,


    ein GWK hat die primäre Aufgabe, den Glasweg eines Binos auszugleichen. Der Baader bietet zusätzlich - laut Aussage - eine Korrektur der Koma bei schnelleren Systemen. Ob Du den Bino mit 1,3fach parfokal bekommst musst Du ausprobieren. Theoretisch heißt aber parfokal, dass er mit GWK den selben Lichtweg hat, wie ein Monookular ohne. In der Regel wird der Abstand zwischen GWK und Bino leicht variiert bis es passt, oder Du hast genug Fokusweg um es auszugleichen. Meine Newtons sind visuell ausgelegt, mit kleinem FS und wenig infokus travel, daher habe ich mit dem Abstand zw. Bino und GWK etwas spielen müssen bis es passte. Damit ändert sich freilich auch der Vergrößerungsfaktor des Systems. Einen Newton binotauglich auslegen macht in meinen Augen nur Sinn, wenn man auf den GWK und die damit einhergehende Vergrößerung ganz verzichten will und dementsprechend die Fokuslage nach innen verlegt. Dann hat man aber Probleme mit Monookularen und muss ggf. den Fangspiegel größer auslegen um volle Ausleuchtung zu beizubehalten. Also einen Tod stirbst Du immer. Ich persönlich nehme eine einfache Barlowlinse und bin bei ca. 1,5 fach parfokal. Das hängt wie gesagt auch vom Bino ab. Siebert bietet ja GWKs für die gängigsten Binos an und welchen die man variieren kann. Televue hat auch ein interessantes Konzept mit großem Linsenabstand im Korrekturelement, das angeblich bei exakt 2-fach parfokal sein soll.


    Die Frage ist halt, wofür Du den Bino verwenden möchtest. Ich nutze den Bino ausschließlich zur Planetenbeobachtung, da für DeepSky die Halbierung der Lichtleistung zu stark auf die Performance drückt. Deepsky schaue ich daher monokular. Am Planeten kommt es auf Vergrößerung an, hier hat der GWK seine Vorteile, da man durch die Grundvergrößerung auch Okulare mit kürzerer Brennweite und dementsprechend angenehmerem Augenabstand nutzen kann. Aber allein für die Planetenbeobachtung meinen Newton anders auslegen wäre mir zu einseitig. Für Deep Sky wäre evtl. ein Linear Bino sinnvoller, aber die Geometrie muss man mögen, in USA sind diese schon recht verbreitet, aber viele kommen nicht klar, weli sie die Halbbilder nicht zur Deckung bringen. Der Linearbino ist von Haus aus parfokal, ohne GWK. Er teilt das Bild in zwei Halbbilder mit jeweils voller Lichtleistung. Auf cloudynights gibt es eine Sparte Equipment>Binoviewer, dort findest Du massenweise Test- und Erfahrungsberichte zu allen gängigen Binos.


    Viele Grüße & CS,
    Roman

  • Nachtrag: Ich habe bislang bei f/6 noch keinen störenden Farbfehler durch den Bino/ die Barlow bemerkt. Ich nutze einfache Mikroskopokulare (Meist Huygens oder Kellner). Allerdings sieht man - je nach verwendeter Glassorte der Prismen - eine leichte Färbung des Planeten insgesamt. Besonders fällt mir das bei den Prismen von Lomo auf, die Prismen von Zeiss sind deutlich neutraler. Ich habe auch einen Spiegelbino von Zeiss, der zeigt die Planeten schneeweiß. :)

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