Hallo Planetenfreunde,
Wettervorhersage war zu gut, um zu Hause zu bleiben. Angesagt war niedrige Jetstream Geschwindigkeit, leichte Nordströmung und trockene Höhenluft. Angetroffen habe ich dann Außentemperatur +5°C, Bodentemperatur -1°C, teilweise auffrischenden Wind aus diffuser Richtung mit +8°C und leider mäßiges Seeing mit wenigen ruhigeren Momenten. In den ruhigen Momenten war Bewölkung auf Mars auszumachen, die Aufnahmen trotzdem lohnend machten. Nach Durchgang Höchststand hab ich dann auf deep sky umgesattelt. Die Durchsicht war auf hohem Niveau, mindestens 8/10.
Diesmal hab ich mir vor Aufnahme im Detail die Verspannung der Spiegel und die Justage angeschaut. Der Hauptspiegel war komplett frei und ist eher zu lose. Der Fangspiegel ist aufgeklebt mit Silikon. Die Justage war trotz Transport unverändert und perfekt. Hab ein bischen an den Schrauben hin- und hergedreht, um auch hier Freigängigkeit zu haben. Beugungsbilder ohne Barlow mit 180x waren gut. Mit 3x Barlow sah das ganze dann nicht mehr hasenrein aus (580x). Intra- und extrafokales Bild waren nicht ident. Extrafokales Bild hat einen harten Rand, der dann auch noch astigmatistisch aussah. Man hätte vermutet: Schrottoptik. Die Tempertur der Rückseite des Spiegels betrug dabei 5°C, war also ident zur Lufttemperatur. Das Teleskop ist ein Isotubus, was den Spiegel von der kalten Bodenoberfläche abschirmt. Lüfter sind die ganze Zeit mitgelaufen - testhalber in verschiedenen Geschwindigkeiten und auch mal ohne (das war am schlechtesten). Das Seeing und damit das Beugungsbild war sehr beweglich und zeigt, dass man bei schlechtem seeing keine Optik einschätzen kann. Das einzige, dem ich auf den ersten Blick nicht traute, war das Barlowelement. Das Barlowelement sitzt in einer Hülse, die mit einer weiteren Hülse verschraubt ist, die ich mit einer Schraube klemme (alle Teile original Televue). Damit kann kein Druck auf die Linsen der Barlow entstehen. Barlow könnte theoretisch ganz leicht verkannten, da die Hülsen Luft im OAZ haben.Die restlichen Element in meinem Aufbau sind alle verschraubt und werden bei der Justage mit berücksichtigt, nur die Barlow muss ich herausnehmen, da ich mit Laser arbeite. Die Grundjustage der optischen Elemente (OAZ, Spinne, Spiegelzellen) ist dabei wirklich perfekt und sauber markiert. Das Gerät (Tubus) selbst ist ja Referenz ONC von TS, den ich selbst aufgebaut habe, um die Baureihe zu optimieren. Alle Komponenten sind auf "perfekt" überarbeitet. Ich hab Barlowelement gedreht, konnte aber keine Änderung in der Abbildung erkennen.
Nachdem die Optik auf La Palma 2018 und 2020 bei sehr gutem seeing perfekt funktioniert hat (und sogar Torsten überzeugt hat[;)]) und der Fangspiegel die einzige Komponente war, die nicht auf La Palma mit dabei war, werde ich das nächste Mal noch den LOMO Fangspiegel mitnehmen, damit ich ganz sicher bin, dass es da keine Probleme hat.
Zurück zum Mars:
Hab mal wieder alle Varianten von R und IR-Filtern durchgespielt. Auffällig besser waren bei den schlechten Bedingungen der Astronomik Proplanet IR642 Bandfilter und meine R610&UVIR-cut Variante. Hab auch Proplanet mit R gekreuzt, da fehlt das Licht (wäre sehr schmaler R-Bandfilter im Tiefrot). Durch den Proplanet IR642 Bandfilter geht deutlich mehr Licht als durch den R610&UVIR-cut. Er ist wohl im IR etwas weiter offen. Belichtungszeiten dank f15 und ASI290MM weit unter 1ms (kürzeste lag bei 0,4ms). FPS Raten vorsichtshalber diesmal nur ca. 645 fps. Eine 2x Barlow hatte ich nicht dabei. Nach Jan´s Theorien hätte ich da ja wenigstens nochmal Belichtungszeit sparen und dafür den gain etwas rauschfreier einstellen können - das hilft ja auch. Dafür hatte ich den ADC dabei, der die Brennweite erheblich verlängert hätte - nobody is perfect. Angesagt waren ja gute Bedingungen.
Quick and dirty ist diese Bild direkt nach der Sitzung entstanden:
Mars 14.11.2020 UT20:45 R(R610&UVIR-cut)-G(synth) - B
ohne winjupos - keine Derotation
Das geht sicher noch etwas besser. Links dreht sich am Terminator Gewölk herein. Nordpol ist mit dichter Wolkendecke verhangen. Sieht man am besten im Blaukanal. Da muss ich noch einen sauberen herrichten und hier zeigen. Den derzeit angesagten Sturm bekommt man erst wesentlich später zu sehen.
N3:
Mars 14.11.2020 UT20:41 R(R610&UVIR-cut)-G(synth) - B
mit winjupos Derotation (als N3 optimiert, N1 und N2 aus Intro entfernt)
LG
Robert