Mars mit 1m27 Brennweite

  • In der vergangenen Nacht war nach wochenlangem Frust endlich mal wieder ruhige Luft hier in Bonn, so dass ich durch eine längere Wolkenlücke hindurch Gelegenheit hatte zur Gewinnung meiner ersten einigermaßen zufriedenstellenden Marsaufnahmen in dieser Saison.



    Hier ist das FireCapture-Protokoll zum Rot-Video:



    Es kam, wie auch schon in den kürzlich gezeigten Aufnahmen vom Mond und von M3, die kurzbrennweitige Konfiguration meines offenen 10" f/5 Spiegels zum Einsatz mit einer ASI178MM Kamera unmittelbar, d.h. ohne Zwischenschaltung einer optischen Nachvergrößerung, in der Fokusebene des Spiegels.


    Für die Freunde der Videoverarbeitung ist hier noch das AS!3-Protokoll zur Stackprozedur:



    Gewiss enthält die Aufnahme bei der starken Vergrößerung auch nachweisbare Bearbeitungsartefakte, nicht zuletzt auch hinsichtlich der Farben. Der Gesamteindruck erscheint mir aber doch einigermaßen zutreffend.


    Gruß Jan

  • Hallo Jan,


    schöne detailreiche Aufnahme ist Dir da gelungen!


    Die ASI 178MM würde mich auch sehr interessieren, da sie aufgrund ihrer kleinen Pixelgröße und dennoch relativ großem Chip für mich aktuell den besten Kompromiss aus Preis, Detailauflösung,(Planeten, ISS...), fps und Bildausschnitt für großflächigere Aufnahmen (z.B. Mond) darstellt.


    Konntest Du auch in Sachen Planetenaufnahme Erfahrung mit der Farbversion dieser Kamera (178MC) machen? Ist der Auflösungsverlust aufgrund der Bayermatrix wirklich sichtbar und macht einen merklichen Unterschied?
    Wie hast Du es geschafft, dieses Farbbild von Mars zu erstellen, wo doch mindestens 3 identische Aufnahmesequenzen (R, G, B) nötig sind und der Planet ja gleichzeitig doch recht schnell rotiert?


    Schöne Grüße,
    Peter

  • Hallo Peter,


    freue mich, dass Dir die Aufnahme gefällt, bei entsprechenden Wetterlagen geht vielleicht noch mehr mit der Öffnung, war aber schon ganz froh mit den gestrigen Bedingungen.


    Mit Farbkameras habe ich noch keine Erfahrung, denke aber schon, dass die Bildauflösung ein wenig leidet, wenn die rot maskierten Pixel, die ja hierzulande wegen des Seeings meistens noch die besten Bilder liefern, etwa doppelt so weit auseinander stehen wie die Pixel der unmaskierten Kamera.


    Die 60s-Farbvideos hatten hier wegen des Umsteckens der Filter einen Abstand von ca. 2 min. In dieser Zeit bewegt sich die Marsoberfläche im Zentrum aufgrund der Rotation aber nur um weniger als 0,1 arcsec, das liegt noch deutlich unterhalb des Auflösungsvermögens von 0,5 arcsec meines Spiegels.


    Gruß Jan

  • Hallo Jan,
    herzlichen Glückwunsch zur durchaus ansprechenden Marsaufahme.
    Hier in der Nähe von München hält sich zäher Hochnebel, so dass Mars schon eine Weile nicht mehr zu sehen ist.
    Schön ist, dass die Polkappe gut herauskommt und nicht ausgebrannt ist. Allerdings ist auf 3 bis 4 Uhr der rechte Teil von Mars extrem hell und im Vergleuch dazu sind die Dunkelstrukturen relativ dunkel. Wie kommt das? Sind das Marswolken?
    Ich hab das Bild mit dem vom Robert verglichen. Da sind die Helldunkelkontraste geringer und es scheint sich keine großflächige Wolke an der Stelle abzuzeichnen.
    Auf jeden Fall schön wieder Mars zu sehen.
    Servus,
    Roland

  • Quote
    <i>Original erstellt von: Niklo</i>
    <br />Allerdings ist auf 3 bis 4 Uhr der rechte Teil von Mars extrem hell und im Vergleuch dazu sind die Dunkelstrukturen relativ dunkel.
    Hallo Roland,


    ich denke, dass der Helligkeitsabfall vom sonnenbeschienenen Rand zum "Terminator" hin eher mit der in dieser Richtung abfallenden Oberflächenhelligkeit des Planeten zu erklären ist, wir kennen das ja hinlänglich auch von Mondaufnahmen. Die aktuelle Vergleichsaufnahme von Robert weist insgesamt eine viel weichere Gradation auf.


    Gruß Jan

  • Hallo Jan,
    ja, am Terminator gibt es eine besonders harten Helligkeitsübergang und extreme Kontraste. Allerdings haben wir da keinen Terminator sondern den normalen Planetenrand, oder?
    Bei mir wird es da normalerweise auf dieser Seite eher dunkler siehe Aufnahmen Anfang Oktober:
    https://www.astrobin.com/h0p3m6/
    https://www.astrobin.com/p72488/
    (Ich bin immer noch am Probieren den richtigen Farbton zu treffen. Die Originalfarbe der Farbkamera ist

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    )


    In der Nacht auf den 1.11 hatte ich dann eher nicht so besondere Bedingungen (wechselnde Durchsicht und keine so besonders gutes Seeing) =&gt; nur kurze Filme. Da hatte ich dann auch ein paar helle Flecken bei mir auf dem gestackten Bild:
    http://www.astrotreff.de/uploa…201031/20201031234900.jpg
    Ich bin von Wolkendunst ausgegangen. Auch mittig gibt es einen grünlichen Fleck. Kann bei mir aber auch eine Störung bei der Aufnahme sein. Tatsächlich war der kleine Bereich links neben der Großen Syrte auch im Okular recht hell. Ich schaue immer einen Teil der Zeit visuell und filme danach, wobei das Zeitfenster zum Filmen dann meist nicht mehr so lang ist.
    Servus,
    Roland

  • Hallo Roland,


    erstmal muss ich sagen, dass mir Deine 6" Marsaufnahmen sehr gefallen, habe ja selbst früher viele Jahre mit meinem D&G 6" f/20 Faltrefraktor gearbeitet.


    Nun zu Deinen Kommentaren:


    Quote
    ja, am Terminator gibt es eine besonders harten Helligkeitsübergang und extreme Kontraste.
    Auf dem Mond hat man die hohen Kontraste nur an den Kraterrändern und anderen schroffen Erhebungen. In den flachen Regionen hat man, ebenso wie auf dem Mars, vergleichsweise breite Übergangszonen zwischen hell und dunkel. Unter Terminator verstehe ich in beiden Fällen die sichtbare Schattengrenze, die sich dort bei Sonnen-Auf- bzw. -Untergang einstellt.


    Quote
    (Ich bin immer noch am Probieren den richtigen Farbton zu treffen. Die Originalfarbe der Farbkamera ist
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    )
    Interessant, aber gewiss nicht so überzeugend wie die von den Marssonden übermittelten Farben.


    Quote
    Da hatte ich dann auch ein paar helle Flecken bei mir auf dem gestackten Bild ... Ich bin von Wolkendunst ausgegangen. Auch mittig gibt es einen grünlichen Fleck. Kann bei mir aber auch eine Störung bei der Aufnahme sein. Tatsächlich war der kleine Bereich links neben der Großen Syrte auch im Okular recht hell.
    Über lokale Aufhellungen habe ich mir noch keine ernsthaften Gedanken gemacht, ich nehme sie zunächst einfach als gegeben hin.


    Quote
    Ich schaue immer einen Teil der Zeit visuell und filme danach, wobei das Zeitfenster zum Filmen dann meist nicht mehr so lang ist.
    Wenn das bereits bestellte niedrige "Newton"-Stativ da ist, werde ich gewiss mit Hilfe der anklemmbaren Fangspiegelauslenkung auch wieder öfter die anvisierten Objekte unmittelbar in Augenschein nehmen.


    Gruß Jan

  • Nach nunmehr zwei Tagen on line bin ich doch ein wenig überrascht, dass bislang niemand auf die Themenüberschrift <i>"Mars mit 1m27 Brennweite"</i> reagiert hat, so etwa, als sei die mangelhafte Bildqualität auf eine zu kurze Aufnahmebrennweite zurückzuführen.


    Gruß Jan

  • Hallo Jan,
    wenn du etwas zu sagen hast, dann sag das doch. "Mangelhafte Bildqualität" habe ich jetzt auch noch nirgends gehört, ich finde deinen Mars gut. Ein bisschen viel blau und im Rotkanal bist du in den hellen Bereichen übersteuert, - Kleinkram.
    Ich sehe auch den Beugungsring am hellen Planetenrand, das heißt du arbeitest an der Auflösungsgrenze, Glückwunsch.
    Deine Brennweite ist sehr kurz, das macht viele Dinge schwieriger und du brauchst mehr Material, weil das Bild bzw. die Details dadurch im Verhältnis weicher werden.
    Allgemein wird nach Nyquist eine höhere Brennweite verlangt, und wer weiß, bei absolut perfekten Bedingungen wäre das vllt. auch so, aber Nyquist hat sein Theorem nicht für gestackte Bilder erstellt und schon gar nicht wird dabei der Kontrast berücksichtigt. Traditionen halten sich länger als Informationen. In jedem 2. Buch wird gesagt man solle f/20 oder f/30 nehmen und... bei welcher Sensorgröße bitte? Es gibt Vor- und Nachteile bei sehr kurzen Brennweiten. Ich selber bin von f/10 wieder auf f/14 umgestiegen, nicht wegen der Schärfe, sondern wegen besserer Verarbeitungsmöglichkeiten.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Quote
    <i>Original erstellt von: 30sec</i>
    <br />wenn du etwas zu sagen hast, dann sag das doch.
    Hallo Ralf,


    vielen Dank für Deine ausführliche Antwort! Eigentlich dachte ich, mit "1m27 Brennweite am Mars" dem astrofotografisch informierten Leser etwas "kritikfähiges" mitgeteilt zu haben, da ja die typischerweise eingesetzten Brennweiten bei diesem Zielobjekt ganz erheblich höher liegen.


    Quote
    "Mangelhafte Bildqualität" habe ich jetzt auch noch nirgends gehört
    Die Formulierung war vielleicht ein wenig übertrieben, "eingeschränkt" hätte wohl besser gepasst.


    Quote
    Ein bisschen viel blau und im Rotkanal bist du in den hellen Bereichen übersteuert, - Kleinkram.
    Das sind durchaus berechtigte Einwände, die mich in der Tat veranlassen, hier nochmal tätig zu werden.


    Quote
    Ich sehe auch den Beugungsring am hellen Planetenrand, das heißt du arbeitest an der Auflösungsgrenze.
    Könntest Du uns diesen Zusammenhang bitte einmal näher erläutern?

    Quote
    Deine Brennweite ist sehr kurz, das macht viele Dinge schwieriger und du brauchst mehr Material, weil das Bild bzw. die Details dadurch im Verhältnis weicher werden.
    Dieser Zusammenhang ist mir auch nicht ganz klar.


    Quote
    Nyquist hat sein Theorem nicht für gestackte Bilder erstellt und schon gar nicht wird dabei der Kontrast berücksichtigt.
    Das Stacken sorgt in Verbindung mit der Luftunruhe nach meinem Verständnis lediglich für das Verschwinden des Kamera-Rasters, es ist aber nicht imstande, das sich aus der Wellennatur des Lichts ergebende Auflösungsvermögen der Optik zu steigern.


    Quote
    Traditionen halten sich länger als Informationen.
    Das ist auch meine Erfahrung.


    Quote
    In jedem 2. Buch wird gesagt man solle f/20 oder f/30 nehmen und... bei welcher Sensorgröße bitte?
    Diese Empfehlung stammt ursprünglich aus der Zeit des chemischen Films und wird auch im heutigen Zeitalter der hochauflösenden Digitalkameras immer noch unreflektiert abgeschrieben.


    Quote
    Es gibt Vor- und Nachteile bei sehr kurzen Brennweiten.
    Ich sehe und nutze gerne die Vorteile der Gesichtsfelderweiterung sowie der verkürzten Belichtungszeiten und erreiche immer noch das wellenoptisch gegebene Auflösungsvermögen meines Spiegels, siehe z.B. hier.


    Gruß Jan

  • Hallo Jan

    Quote
    <i>Original erstellt von: Jan_Fremerey</i>
    <br />Hallo Roland,


    erstmal muss ich sagen, dass mir Deine 6" Marsaufnahmen sehr gefallen, habe ja selbst früher viele Jahre mit meinem D&G 6" f/20 Faltrefraktor gearbeitet.

    Danke. Ja der 6" ist bei guten Bedingungen beeidruckend. Der 6" f/20 wird bestimmt auch schöne 6" Anblicke zeigen.


    Zur 1,27 m Brennweite: Ich tue mir leichter mit mehr Brennweite die Videos aufzunehmen. Die ASI224MC hat 3,75 um Pixel und f/20 ist für mich meist besser zu bearbeiten wie f/16 oder z.B. f/14. Oft ist auch die Fokusierung ein Problem. Wenn das Bild in der Vorschau kleiner ist, tue ich mir schwer den exakten Fokus zu finden.
    Selbst bei f/20 ist bei Mars noch eine kurze Belichtungszeit möglich.
    Der Vorteil bei Dir ist, dass Du keine Barlow und keine zusätzlichen optischen Flächen im Spiel hast. Dadurch ist nur Dein Spiegel mit einer optischen Fläche im Spiel.
    Deine Bilder sind gut. Meine Empfehlung für andere wäre es dennoch nicht mit so wenig Brennweite (großem Öffnungsverhältnis) zu filmen, da ich mir persönlich da nicht so leicht tue.


    Nun zum Vergleich mit dem 11" Bild vom Ralf:
    http://www.astrotreff.de/uploa…201110/20201110202340.jpg


    Von der Terra Cimmeria sieht man zwei dunkle Stege nach oben gehen. Der Eine hat am Ende eine dunklen Krater. Der ist auch bei Dir zu sehen. Der kleinere "Steg" kommt bei Dir nicht so heraus.
    Ob es bei mehr Brennweite durch eine gute Barlow besser zu sehen gewesen wäre, kann ich freilich nicht sagen. Es ist sehr viel von den Bedingungen abhängig und Dein Bild ist wirklich gut geworden.
    Ich behalte im Hinterkopf, dass es auch mit weniger Brennweite geht auch wenn es mir selber meist schlechter gelungen ist.
    Servus,
    Roland

  • Hallo Jan,
    alles zu erklären was ich meine wäre sehr schwierig. ich versuche das z.Z. alles mal nieder zu schreiben, ich bin bei geschätzten 20 Seiten und habe erst 1/3.
    Einige Punkte aber: Nyquist berechnet die Auflösung nach quadratischen Pixeln. Dabei wird z.B. für die Auflösungsgrenze die Diagonale herangezogen. Ein senkrechtes Raster wird besser aufgelöst als eines das 45° geneigt ist. Bei gestackten Bildern verschwimmt die Diagonale der Pixel aber und man kann mit der Brennweite runter gehen. Unser Bild ist aus unendlich vielen Einzel-Bildpunkten zusammen gesetzt, einen einzelnen Bildpunkt hast du z.B. wenn du einen Stern filmst. Dieser ist rund und zeigt ein Beugungsmuster. Kernpunkt hier ist der Kontrast. 2 Sterne, Kontrast riesig, lassen sich gut trennen. 2 Münzen auf mittelhellem Grund in entsprechender Entfernung nicht mehr. Hast du nun mehr Material zur Verfügung, dann kannst du schärfen. Schärfen ist die Anhebung des Kontrastes auf kleinen Skalen. Dann kannst du die Münzen wieder sehen. Hierher passen auch die Abbildungen der Encke-Teilung oder Leitungen einer Überlandleitung. Der Beugungsring am Planetenrand, der gerne Schärfungsartefakt genannt wird, weil er beim Schärfen erst sichtbar wird, sagt mir, dass du bei hohem Kontrast Details abbilden oder trennen kannst die dem Maximum der Optik entsprechen. Wenn du dir eine Stern-PSF mal anschaust, natürlich bei besten Bedingungen entstanden, dann siehst du bei höheren Brennweiten ein tieferes Tal zwischen dem Zentrum und dem 1. Beugungsring. Dieser Unterschied in der Amplitude ist quasi der Detail-Kontrast.
    Beim hellen Mars sehe ich kaum Vorteile der sehr kurzen Brennweite aber bei Saturn schon fängt es an, dass man mit dem Licht "haushalten" muss um auf kurze Einzelzeiten zu kommen. Da könnten die Vorteile größer sein, erst recht bei noch schwächeren Objekten.
    Soweit meine Gedanken,
    Gruß,
    ralf

  • Hallo Ralf,


    klingt für mich sehr schlüssig und nachvollziehbar!
    Ich selbst würde mit der MTF argumentieren, das kommt aufs Gleiche raus, lässt sich aber quantitativ machen statt qualitativ.
    Wen mann sowas mag und den entsprechenden Hintergrund hat, kann man dann schön aufdröseln in die optische MTF, Seeing, Sensor-MTF, Pixelshift-Effekte etc.
    Eigentlich müsste es dazu auch Literatur geben (also speziell für lucky imaging / stacking)?


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Guntram,


    danke für den Hinweis. Auf Sacek wäre ich jetzt nicht gekommen, ich hatte noch die frühere Version im Kopf, als er beim Thema MTF über Auflösung jenseits der Grenzfrequenz spekulierte.
    Das macht jetzt aber einen viel fundierteren Eindruck!


    Nachtrag: das monierte Kapitel 7.1.1. gibt's immer noch... [:(]


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Quote
    <i>Original erstellt von: Guntram</i>
    Seeing,bes. auch short-exposure seeing MTF
    Hallo Guntram,


    zu dieser Frage hatte ich während der Opposition 2012 schon mal eine kleine Mars-Studie vorgestellt, siehe hier - insbesondere auch die GIF-Animation mit Erläuterungen im dortigen Beitrag #16.


    Gruß Jan

  • Eben habe ich in der oben bereits zitierten Studie noch diesen etwas besser erkennbaren Vergleich gefunden:



    Hier wird nicht nur die vorteilhafte Auswirkung der kürzeren Belichtungszeit sichtbar, sondern auch die rotationsbedingte Verschiebung der Marsoberfläche innerhalb von nur 153 Sekunden.


    Gruß Jan

  • Angeregt durch den gestrigen Hinweis von Ralf zur Farbe, sowie durch eine ältere mit 2,8 m Brennweite gewonnene Aufnahme von der Opposition 2012 möchte ich gerne nochmal eine etwas abgeänderte Ausarbeitung der aktuellen Aufname vorstellen:



    Der Kontrast erscheint mir hier im Vergleich zu den Ergebnissen der "wahren Meister" doch schon ein wenig "brutal", auch wenn ich es prinzipiell für zulässig halte, bestimmte Bildmerkmale hervorzuheben, die im Rahmen des durch die eingesetzte Optik gegebenen Auflösungsvermögens charakteristisch erscheinen.


    Gruß Jan

  • Quote
    <i>Original erstellt von: 30sec</i>
    Nyquist hat sein Theorem nicht für gestackte Bilder erstellt
    Hallo Ralf,


    Dank Dir für den Einblick in Deine Gedanken, insbesondere zur Bildauflösung. Musste selbst noch ein wenig nachdenken bevor ich jetzt auf Deine oben zitierte Bemerkung antworte, die mir sehr zutreffend escheint.


    Auf der Basis einer vor längerer Zeit gelesenen Beschreibung der Kameras auf dem Hubble Weltraumteleskop sehe ich die Sache jetzt etwa so: Wenn (!) ich richtig verstanden und in Erinnerung habe, hat man dort das Auflösungsvermögen einer bestimmten Kamera gesteigert, indem man den Sensor-Chip um einen halben Pixelabstand in seitlichen Richtungen versetzt hat. Auf diese Weise konnten die von der Optik erzeugten Bilder dann mit gegenüber dem Pixelraster doppelt so hoher Auflösung ausgelesen werden. Die Pixeldaten wurden unmittelbar in eine Speichermatrix mit der doppelten Zeilen- und Spaltenanzahl eingelesen. Die hochauflösende Matrix lieferte damit ein Bild, welches dem einer Kamera mit vierfacher Pixeldichte entspricht.


    Ganz ähnlich funktioniert nach meinem Verständnis die von uns praktizierte Aufnahmetechnik, wenn wir die Signale unserer Kamerapixel mittels der Drizzel-Technik in eine höher auflösende Matrix einlesen. Im Unterschied zu der beschriebenen NASA-Technik müssn wir aber für die Auslesung der "Zwischenpixel" nicht den Kamerachip seitlich versetzen, weil dieser Versatz nämlich durch die Luftunruhe (Seeing) bewerkstelligt wird, die ja am Weltraumteleskop nicht "verfügbar" ist.


    Mit der Anwendung des 1,5-fachen Drizzle-Algorithmus in Autostakkert! steigere ich also im Endeffekt das Auflösungsvermögen meiner Kamera mit ihrem 2,4 µm Pixelraster so, als wäre sie mit einem 1,6 µm Pixelraster ausgestattet. Aus dieser Perspektive betrachtet wundere ich mich inzwischen nicht mehr, dass ich mit der ASI178MM Kamera bei 1,27 m Brennweite keine schlechtere Bildauflösung erziele als zuvor mit der ASI120MM mit 3,75 µm Pixelraster und 2,8 m Brennweite.


    Ich hoffe, das war jetzt nicht zu umständlich erklärt ?


    Gruß Jan

  • Hallo Jan,
    ja, ich denke so ist es. Bei Hubble ist die Sache klar, ob bei unserer Drizzle-Funktion aber das selbe zu erwarten ist, weiß ich nicht genau. In der Praxis konnte ich mit dieser Methode in der Planetenfotografie noch keine Schärferen Bilder erstellen. Allerdings war ich auch immer längerbrennweitiger unterwegs als du. In der Deep-Sky-Fotografie bei 135mm Brennweite und einer Optik, die wirklich einen Stern auf (fast) einem Pixel abbildet, da hat sich das Drizzlen allerdings bewährt und ich bekomme ein detailreicheres Bild.
    Wenn du weiter an diesem Thema arbeiten möchtest, dann würde ich dir vorschlagen das ganze "in Vitro" zu testen. Du könntest z.B. ein sehr scharfes und detailreiches Bild nehmen, dieses zuerst deutlich verkleinern (ohne Interpolation oder Weichzeichnung)damit wirklich zwei benachbarte Pixel zwei unterschiedlich Informationen haben. Und dann z.B. auf das 5-fache vergrößern. Wichtig dabei wäre eine Pixelwiederholung und nicht bikubisch oder bilinear etc. was eine Software standartmäßig macht. Dann könntest du das Bild jeweils um einen Pixel versetzt abspeichern und erhältst 25 Varianten. Das wäre dann deine "Streuung" und du könntest nach einem Stack erkennen ob AS!3 daraus ein schärferes Bild generiert. Und DANN, müsstest du diese 25 Ergebnisse weichzeichnen um das Seeing zu simulieren, und erneut testen, ob eine Stackingsoftware daraus ein schärferes Bild macht. Das nur für den Fall, dass es 3 Wochen durchregnet denke ich mal.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Ralf,


    ja, genau so kann man das experimentell machen, wenn man sich nicht mit der Theorie rumschlagen will oder einfach Spaß daran hat :)


    Anschaulich ist der Kontrast für ein Signal mit genau der Nyqvist-Frequenz entweder null (Nullstellen mittig zu den Pixeln) oder relativ hoch (Nullstellen auf den Pixelgrenzen). Genau das kann man ausnutzen.


    Jenseits der Nyqvistfrequenz geht es auch noch (Superresolution), wenn man entsprechenden Aufwand treibt, um das von den niederfrequenteren Signalen zu trennen. So wie ich das sehe, müsste man dazu aber den Bildversatz subpixelgenau kennen. Mag sein, dass das Drizzeln das leistet, das überblicke ich gerade nicht.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo,


    Emil Kraaikamp höchstselbst hat einen kleinen, aber lesenswerten Artikel zum Drizzling in Autostakkert verfasst. Vielleicht kennen ihn die meisten hier schon, aber hier noch der Link:
    https://www.autostakkert.com/wp/enhance/


    Allein der Comic ist schon herrlich.


    Am Ende schreibt Emil:


    Sometimes drizzling can give sharper results for low focal length recordings: when imaging the Sun in good seeing conditions at low magnifications for example. For short exposures of deepsky targets at lower focal lengths there is a much bigger chance it will actually increase the effective resolution. <u>For most planetary recordings there simply is little to gain by drizzling.</u>
    (Hervorhebung durch mich)





    Viele Grüße,


    Guntram

  • Danke, Guntram, Du bist einfach viel belesener als ich... da steht's ja alles drin.


    Nachtrag für Jan: Du kannst Dir auf die Weise Auflösung bei kurzen Brennweiten holen, aber der Kontrast ist dann kleiner als wenn Du gleich kleinere Pixel nimmst.


    Und Nachtrag für Guntram: die von Dir hervorgehobene Stelle bezieht sich allerdings darauf, dass man am Planeten <i>normalerweise</i> kein Samplingproblem hat - genau diese Annahme wird ja gerade in Frage gestellt.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Holger.



    Ja, weil man üblicherweise eben normal, d.h. Nyquist oder leicht darüber abtastet, und gut ist.


    Soweit ich mich erinnere, hat Emil die Drizzle-Funktion in Autostakkert eingeführt, um <u>sehr</u> unterabgetastete Aufnahmen noch verwenden zu können. Er schrieb etwas von f/4,5 (?) bei 5,6 µm Pixeln, also deutlich weniger als die empfohlenen Blendenwerte /Bildmaßstäbe.


    Es war, glaube ich, eine Notiz zu einer 1-er Version von Autostakkert. Ich finde die Quelle nicht mehr.



    Viele Grüße,


    Guntram

  • Quote
    <i>Original erstellt von: 30sec</i>
    Wenn du weiter an diesem Thema arbeiten möchtest, dann würde ich dir vorschlagen das ganze "in Vitro" zu testen.
    Hallo Ralf,


    Dein Vorschlag gefällt mir. Möglicherweise war ich schon mal "auf dem halbem Weg" mit einem "Zwischenverkleinerungstest", siehe dort insbesondere Eingabe #12, den ich vor Jahren gelegentlich eingesetzt habe, um herauszufinden, ob Videoaufnahmen mit für das Kameraraster unnötig langer Brennweite aufgenommen worden waren.


    Gruß Jan


    <b>P.S.</b> Beim Vergleich der damaligen Situation (2009) von Stefan Schimpf fällt mir gerade auf, dass er mit 4,65 µm Kameraraster bei f/10 praktisch dieselbe Brennweitenanpassung hatte, wie ich sie heute mit 2,4 µm bei f/5 habe. Er lag damit optimal mit dem Kamerachip unmittelbar im f/10 Fokus eines typischen SC-Teleskops, während die doppelt so hoch auflösende ASI178MM nun zehn Jahre später die Möglichkeit der Anwendung unmittelbar im Primärfokus eines typischen Newton-Teleskops bietet.

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