Mars visuell (Zeichnungen)

  • Liebe Planetenfreunde,


    nachdem die ganze "heiße" Phase der diesjährigen Marsopposition praktisch komplett an mir vorrüberging, schaffte ich es dieses Wochenende doch endlich wieder, den Dobson im Garten aufzubauen und den roten Planeten in der Nacht vom 6. auf den 7. November zu beobachten.
    Tatsächlich hat Mars seit seiner Opposition vor ca. einem Monat seine Entfernung bereits um über 10 Millionen Kilometer vergrößert. Laut Stellarium ist sein scheinbarer Durchmesser in dieser Zeit von 22,6 Bogensekunden auf aktuell ca. 19 Bogensekunden geschrumpft. Trotzdem zeigt er sich bei gutem Seeing noch immer relativ groß und detailreich.
    Da ich derzeit über keine geeignete Planetenkamera verfüge, habe ich die vergangene für ausgiebige visuelle Beobachtungen genutzt und dabei auch den Zeichenstift ausgepackt. Beobachtet wurde an meinem 14,5 Zoll ICS Dobson (f/5,2) mit dem 10mm Televue Ethos (= 190fache Vergrößerung) und später sogar kurz mit dem 6mm Televue Ethos (= 320fache Vergrößerung). Mit zunehmendem Aufstieg in den Süden wurde das Seeing ab 22 Uhr für mindestens 2 Stunden deutlich besser, wenn auch nicht perfekt. Der Himmel blieb zwar klar, aber es schlug sich dennoch jede Menge Feuchtigkeit auf dem Gerät nieder, die praktisch sofort überfror. Zeitweise musste ich die Fangspiegelheizung aktivieren.
    Beim Skizzieren der Planetenoberfläche fiel mir wieder ein, wie schnell Mars doch rotiert! Bereits nach einer halben Stunde, die beim Beobachten plus Skizzieren ruckzuck vergeht, ist die markante Große Syrte (eine ausgeprägte, deutlich sichtbare Dunkelstruktur) deutlich vom Planetenrand aus in Richtung Planetenmitte gewandert. Somit bleibt nicht viel Zeit, um sich die beobachteten Details zu merken und so genau wie möglich zu skizzieren und zu notieren.
    Letzlich konnte ich mit zwei Zeichnungen die an diesem Abend am deutlichsten sichtbaren Details sowie die schnelle Oberflächenrotation dokumentieren. Neben Syrtis Major, der winzigen Südpolkappe und dem hellen, ovalen Planitiabecken fielen später am unteren, d.h. nördlichen Pol, noch sehr deutlich hellere, weißliche Polarwolken auf. Die genaue Struktur und Form zu erfassen fiel mir nicht leicht, da sie praktisch nur den "Planetenrand" aufhellten und sich auch binnen einer Stunde zu verändern schienen.



    14,5" ICS GND Dobson für die visuelle Marsbeobachtung (und mehr... :)



    Grob- und Reinskizzen mit weichem Graphit-/Bleistift, Wischer und Radierstift. Notizen sind ebenfalls wichtig!



    Die Zeichnungen können mit etwas Erfahrung in der Bildbearbeitung relativ einfach digitalisiert und nach dem Gedächtnis eingefärbt werden (Planetenfarbe, schwarzer Himmelshintergrund, Kontrasteinstellung...)


    Und schließlich das <b>finale Ergebnis:</b>


    Version ohne Beschriftung: http://www.astronomie-ingolsta…Zandt_20201106_lowres.jpg



    Weiterhin viel Erfolg bei der Marsbeobachtung und -Fotografie!


    Grüße,
    Peter Maier

  • Hallo Peter,
    hab zum selben Zeitpunkt visuell und photographisch mit 14" gearbeitet. Altersbedingt habe ich die Vergrößerung erheblich höher geschraubt (bei 190x bzw. 320x ist mir Mars viel zu hell). Habe mich dabei auf Kleindetails konzentriert und konnte davon mehr sehen als Du aufgezeichnet hast. Grundsätzlich wäre ich überfordert gewesen, das zu zeichnen. Respekt vor Deiner Leistung!


    LG
    Robert

  • Hallo Robert,


    bin mir sicher, dass visuell deutlich mehr Details drin sind, wenn die Bedingungen passen! An diesem Abend konnte ich ehrlich gesagt nicht wirklich viel mehr erkennen.
    Zudem braucht es natürlich auch entsprechend Erfahrung und Übung. Wenn man den Mars nicht gut kennt, verbringt man relativ viel Zeit damit, erstmal die grundsätzlichen Proportionen und Hell-/Dunkelgebiete zu erfassen, bevor man sich tatsächlich um feinere Strukturen kümmern und die Zeichnung verdichten kann. Und dann sind ruckzuck 30 Minuten oder mehr vergangen und man merkt, wie weit der Planet bereits rotiert ist...


    Bzgl. Helligkeit hab ich im Bericht übrigens vergessen zu erwähnen, dass ich zusätzlich einen ND-Filter eingesetzt habe! Normalerweise benutze ich keine Filter bei der Planetenbeobachtung, aber speziell beim Mars stören mich im Dobson die hellen Spikes extrem sowie auch die Tatsache, dass der Planet (trotz f/5,2) irgendwie immer überstrahlt wirkt. Möglicherweise gibt es bessere Mittel, aber der ND-Filter hat in meinen Augen ein wesentlich angenehmeres und kontrastreicheres Bild geliefert.


    Viele Grüße,
    Peter

  • Hallo Peter,
    ich nehme auch einen ND zusätzlich zur hohen Vergrößerung. Hab am selben Tag auch mein ganzes Portfolio an Planetenfiltern ausprobiert. Orange oder RG610 zeigte am meisten Details.


    Jetzt hast Du ja schöne Vorlage und kannst detailieren?! Wetter bleibt ja weiter gut und Jetstream wird sogar günstiger für uns.


    LG
    Robert

  • Nicolas Biver und vor allem Serge Vieillard, ein begnadeter Zeichner und Konstrukteur, eine absolute Referenz hierzulande. Er vergrößert bis zu 2000mal und sieht Dinge, die für mich unsichtbar sind. Er ist auch Mitautor des zweivolumigen "Astrodessin" zusammen mit dem Deutschen Rainer Topler und anderen. Ein Muss für jeden Zeichner. Hier seine home page.
    http://www.astrosurf.com/magnitude78/serge/index.html
    Gruß Rolf

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