Hallo Freunde,
hier mein erster Bericht von der Insel La Palma.
Eine perfekte Nacht in Puntagorda,
Donnerstag, 8.Oktober 2020.
Standort Casa Primavista, 813m NN.
Instrument: Dietmars 18“ Lowrider mit Paracorr.
Klar, SQM anfangs 21,40, um Mitternacht 21,80.
Absolut windstill, null Geräusche, mittlere Luftfeuchtigkeit, Temperatur 16 Grad.
Seeing sehr gut, mit dem 3,7mm Ethos nadelscharfe Sternchen bei 600fach.
Der 18-Zöller wurde 10m vor der Tür aufgebaut, zu zweit in 30sek justiert, dann gleich der Sucher und der Rigel Quickfinder.
Erstes Objekt war der Ringnebel M57... mit dem Rigel anvisiert und sofort stand er im Gesichtsfeld des 17er Ethos.
Es war noch nicht Dämmerungsende und so wirkte er etwas blass. Später würde er noch eingehender beobachtet, bei richtiger Dunkelheit.
Die Milchstraße stand senkrecht über dem Südhorizont und der Skorpion legte sich flach.
Jupiter und Saturn strahlten um die Wette und zeigten bei diesem Seeing unglaublich viele Details.
Die Cassini umlaufend und dazu 5 Monde.
Während Dietmar noch mit weiteren Vorbereitungen beschäftigt war stellte ich schon mal ein halbes Dutzend Kugelhaufen im Schützen ein:
M22, prächtig und deutlich größer als M13... sofort rumgeschwenkt und bestätigt, dann M28, schön aufgelöst und viel kleiner als M22,
weiter zum „Doppelkugelhaufen“ NGC6522 und 6528, die beide bei 100fach im gleichen Gesichtsfeld zu sehen sind.
Mein geliebter NGC6441 folgte, weil er sehr einfach zu finden ist. Der 3mag helle Stern HR6330 steht ja genau daneben.
M55 kam dann an die Reihe, weil ich meinte, ihn sogar freisichtig zu sehen. Das war aber falsch, denn ich sah nur den 5m5-Stern HR7505...
aber etwa ein Grad daneben konnte ich den prächtigen, sternenreichen M55 finden. Im 18er mit dem 13er Ethos eine echte Augenweide!
Dietmar war dann wieder am Dobson und der Streifzug durch die Mitte unserer Milchstraße fing nun richtig an.
Dietmar stellte zuerst M8, den Lagunennebel ein.
Schon ohne Filter war er wunderbar und mit OIII extrem kontrastreich, obwohl er nur 32° hoch stand.
Anschließend schwenkten wir weiter zum Trifidnebel, der mit Filter und ohne sehr gut zu sehen war.
Die nächsten zwei Objekte standen noch recht hoch:
M16 rund 45°und M17 bei 42°.
Beide sind so detailreich, dass man einige Zeit braucht, um alles zu erkennen.
Im Adlernebel konnte man einige dunkle Stellen sehen, die Säulen der Schöpfung.
Unser zweiter Planetary war NGC7008, der Fötusnebel.
Hier schälten sich bei 280fach mehrere Sternchen aus dem Nebel und die gebogene Form war gut erkennbar.
Es ging weiter mit dem NGC6543, sehr hell und türkisfarben, dazu der helle Zentralstern.
Im 3,7er Ethos zeigte Cat’s Eye bei knapp 600fach sehr schön die Schalenstrukturen.
Anschließend kam der Blue Snowball dran, der nicht verleugnen konnte, warum er seinen Namen bekam.
Auch er zeigte bei 600fach viele Strukturen. Der Zentralstern blitzte hin und wieder auf, aber das war nicht sehr sicher.
Jetzt ging es in den Herkules. M13, wie immer eine Pracht und dann das Gegenteil: NGC6229, ein diffuses Scheibchen,
das erst bei hohen Vergrösserungen etwas körnig aussah.
An M92 wurde, wie schon öfter, einfach nicht gedacht.
Weiter ging es zu M76, dem kleinen Hantelnebel.
Bei den falschen Sternen gesucht (schäm...) wurde aber NGC147 gefunden!
Dann wurde M76 einfach vergessen, weil jetzt M31 drankam.
Mit Al Naglers Handgranate (31mm) habe ich zuerst M110 eingestellt und Dietmar wunderte sich... eine helle, große Galaxis!
Dann schwenkte er etwas weiter und die gleißend helle Andromeda kam in Bild. Krass!
Die Staubbänder waren sehr deutlich und durch das gesamte Gesichtsfeld von 1°10’ laufend.
Man konnte dazu auch M32 mit ins Gesichtsfeld bekommen.
Erst beim Abschwenken war dann die ganze Größe unserer Schwestergalaxie zu erfassen.
Auf der anderen Seite von Mirach, gleich weit wie M31, suchten wir M33... ging ratz fatz, denn M33 war mit freiem Auge zu sehen.
Mit dem 13er Ethos bei 170fach war sie bildfüllend mit drei deutlichen Spiralarmen und vielen Verdickungen.
NGC 604 zeigte bei 370fach mehrere Knoten. Drei waren deutlich, zwei weitere gerade noch erkennbar.
So macht visuelles Beobachten richtig Spaß!
Auch etwas zartere Objekte waren im Angebot: das erste war Jones 1, der im „Sucherokular“, dem 31mm Nagler, sofort auffällig sichtbar war.
Im 17mm war er besser: groß und oval mit nicht ganz geschlossenem Ring.
Der zweite war NGC6902, der Blue Flash-Nebel. Den kenne ich ja so gut, dass er immer mit im Programm ist.
Er ist viel kleiner, dafür recht hell und im 18-Zöller leicht bläulich... wie der Name schon sagt.
Dann ging es schnell noch in die Schildwolke zu M11... das war wieder eine Offenbarung!
Zig Sternchen, oft angeordnet in Sternketten, dominiert von einem hellen Vordergrundstern. Solche offenen Sternhaufen sehe ich gerne!
Der Pegasus stand sehr hoch, eine Gelegenheit mal wieder Stephans Quintett zu sehen.
Die Aufsuchgalaxis heißt NGC7331 und war schnell gefunden.
Leider ist beim 18er der Rigel so angebracht, dass er nur für Rechtsäuger super passt.
Ich als Linksäuger habe aber extreme Schwierigkeiten, die Ringe im Rigel überhaupt zu sehen.
Besonders, wenn das gesuchte Objekt in Zenithnähe steht, denn ich muss mich förmlich um den Dobson wickeln, um sie zu erkennen.
Trotzdem war NGC7331 schnell gefunden und von dort ist es nur ein Katzensprung zum Quintett.
Man sah schön das „T“ und bei 220fach die mittlere Gx auch doppelt.
Von dort ging es weiter zu M2 und M15. Beide wunderschön und sternreich.
Besonders M2 hat es mir angetan, weil ich dazu immer eine schöne Geschichte im Kopf habe.
Als junger Mann hatte ich einen 4 1/2 Zöller und habe drei Nächte lang versucht, M2 zu finden.
Irgendwie bin ich immer ein bisschen danebengelegen und als ich ihn endlich hatte, bin ich an die wackelige Montierung gestoßen und weg war er.
Das war echt nervig, aber irgendwann war er dann zu sehen: ein kleines blasses Wölkchen, natürlich ohne Einzelsterne.
Die Enttäuschung war deshalb groß.
Dann kam wieder ein Kracher: der Sturmvogel, danach Pickerings Triangel und der Cirrus.
Bei diesen perfekten Bedingungen, fast im Zenith stehend, SQM21,80 und Windstille war das ganz großes Kino!
So kontrastreich und detailreich habe ich sie selten gesehen.
Noch ein Kracher: M27!! Ohne Filter konnte man 12 Vordergrundsternchen erkennen und mit OIII war sogar etwas der äußeren Schale zu sehen.
So ein heller und großer Planetarischer Nebel... eine Wucht!
Mit OIII ging es weiter zum Helixnebel, NGC 7293.
Er war schnell gefunden und zeigte ebenfalls Teile der Aussenschale. Kein Problem, wenn er 40° hoch steht.
Dietmar stellte noch etwas ein und fragte mich, was ich denn sehen würde... aber ich hatte keine Ahnung,
was dieser zarte Ring im Okular für ein Objekt war. Die Gegend kam mir unbekannt vor und ich rätselte, was Dietmar so schnell gefunden hatte.
Dann seine Auflösung: der Ghost Ring, IC5148 im Kranich! Jessas, der Kranich (Grus) steht auf La Palma schon richtig hoch.
Damit hatte ich nicht gerechnet und hatte diesen schönen Planetary nicht auf meinem Plan.
M30 und NGC7009, Kugelhaufen und Saturnnebel, schnell vom Dietmar eingestellt darf ich nicht vergessen.
M30, ein schöner Kugelhaufen, ist für Dietmar eine leichte Übung, genauso wie NGC7009, den er blitzschnell gefunden hatte.
Von mir genauso schnell gefunden war der 140 000Lj entfernte NGC7006, ein intergalaktischer Kugelhaufen.
Bei hoher Vergrößerung war er schon etwas aufgelöst, auch wenn man nur in den Außenbereichen einige zarte Sternchen sehen konnte.
Etwa ein Dutzend schwacher Pünktchen schälten sich indirekt heraus.
Bis hierhin, wie so oft, alles aus dem Gedächtnis.
Ach ja, etwas hätte ich fast vergessen: M57 bei sehr hoher Vergrößerung.
Der Zentralstern blitzte ab und zu aus der Ringmitte heraus und auch Dietmar konnte ihn sehen. Die nahegelegene IC1296 ließ sich aber bitten!
Nach genauer Recherche hatten wir die Position wieder gefunden.
Indirekt, aber ziemlich unsicher, meinten wir beide einen zarten Schimmer erkannt zu haben. Betonung auf unsicher...
Der Rest ist schnell erzählt. Nach zuletzt guten SQM-Werten um 21,80 waren es plötzlich nur noch 21,60...
der Mond war aufgegangen. Er war zwar noch hinter dem Roque, aber es reichte, um deep sky zu beenden.
Da war ja noch der Mars.
Puh, der war im 18-Zöller gleißend hell, so dass man sofort die Adaption verloren hatte.
Dafür ließ das perfekte seeing sehr hohe Vergrößerungen zu.
Wir sahen eine winzige Polkappe und viele dunkle Bereiche. Am Rand konnte ich einen etwas helleren Punkt erkennen.
Das könnte Olympus Mons gewesen sein.
Mitternacht war vorüber und wir hatten eine wunderschöne Beobachtungsnacht.
Das Ende war geprägt von einem schönen Glas Rotwein und um 1 Uhr fielen wir ins Bett.
Das alles trotz miserabler Wetterprognosen, die uns aber nicht abhalten konnten, eine superschöne Astronacht zu erleben.
Wer traut schon einem Wetterbericht?
Ja, ja, die Meteorologen... wenn es eine ernsthafte Wissenschaft wäre, hießen sie Meteoronomen.
So wie bei den Astrologen... die wirklichen Wissenschaftler sind die Astronomen.
cs
Timm