M15, NGC 7217, 7332/7339, 7331 bei "Fast Vollmond"

  • Hallo Deepsky Freunde,


    kurz vor dem letzten Vollmond habe ich ausprobiert, ob sich auch solche Tage noch für Deepsky Beobachtungen nutzen lassen.


    Nach Monduntergang weit nach Mitternacht zur Beobachtung herauszufahren, um dann die Stunden bis zur Dämmerung zu beobachten, ist mir selbst am Wochenende doch zu viel Aufwand. Aber bei einigermaßen sicherem Wetter das Teleskop abends auf dem Balkon aufzubauen und dann den Wecker auf sehr frühe Zeit einzustellen, das geht schon. Und so habe ich am Wochenende 29./30. August 2020 zwei Beobachtungen jeweils in diesen frühen Morgenstunden (ca. 02 MESZ bis 04:30 MESZ) gemacht. Begrenzend ist dann bei mir der „Kleinstadthimmel“. Die SQM-L Messungen zeigten 19,6 bis 19,7 mag/arcsec^2, die Milchstraße ist auch im Zenit nicht gut sichtbar, M 31 ist erst im Fernglas 8x32 gut erkennbar (wobei ich generell mit dem bloßen Auge nicht sehr gut beobachte, meine fst Werte sind auch bei sehr gutem Himmel maximal ca. 6 mag). Beobachtet habe ich mit meinem 8 Zoll f/10 SCT (C8).


    In der ersten Nacht zuerst etwas Einfaches: M 15. Mit 200-facher Vergrößerung ist der Kugelsternhaufen in Einzelsterne auflösbar und bildet mit zwei Feldsternen im Gesichtsfeld ein schönes Dreieck. Es fällt mir auf, dass ich die Balkontür schließen muss, da ansonsten die warme Luft aus der Wohnung die Luft sehr deutlich unruhiger macht – eigentlich war sie ansonsten offen in diesen warmen Nächten, um die Wohnung (dritter Stock, Dachwohnung) abzukühlen.


    Dann etwas Schwierigeres: NGC 7217. Im Übersichtsokular zeigt sich die Spiralgalaxie bei 57-fach als ein kleiner schwacher Nebelfleck. Im Vergleich verschiedener Vergrößerungen lande ich schließlich bei 140-fach für den besten Seheindruck. NGC 7217 ist mit direktem Sehen zu erkennen. Indirekt ist sie heller, zeigt aber auch nicht mehr Detail. Ein kleiner Kern taucht mit indirektem Sehen zeitweise auf.



    NGC 7217, 8 Zoll f/10 SCT, 140-fach, Gesichtsfeld 0,4°, Norden oben, Westen rechts


    Danach das Galaxienpaar NGC 7332 / 7339 aufgesucht. Wieder ist 140-fach die beste Vergrößerung. NGC 7332 ist sicher zu sehen, aber NGC 7339 erkenne ich nicht. In die Skizze im Beobachtungsbuch habe ich dann am Morgen die Position eingetragen, an der sie sein sollte.



    NGC 7332 (NGC 7339 gestrichelt eingetragen – nicht gesehen), 8 Zoll f/10 SCT, 140-fach, Gesichtsfeld 0,4°, Norden oben, Westen rechts


    Die erste Nacht habe ich dann abgeschlossen mit einem Blick auf Mars als es schon heller zu werden schien. Die kleine Skizze dazu habe ich im Vergleich zu einem Foto im Thema:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=253839
    eingestellt.


    In der zweiten Nacht gleich zuerst eine Nachbeobachtung von NGC 7339 – vielleicht hatte ich ja an der falschen Stelle geschaut? Ich meinte ja auch an dem Stern östlich von NGC 7332 einen schwachen Nebelhof zu sehen... Aber während ich NGC 7332 sicher sehe scheint auch mit dem Probieren verschiedener Vergrößerungen an der Position an der NGC 7339 sein sollte nur ansatzweise eine flächige Aufhellung kurzeitig aufzutauchen. Aber keine Form oder Ausrichtung ist zu erkennen – also: Auf dem Balkon nicht gesehen! Es fehlt vielleicht bei NGC 7339 auch der hellere Kern als „Haltepunkt“, der bei NGC 7332 hilft.


    P.S: Gesehen habe ich dann NGC 7339 in der Neumondnacht vom 19./20. Sept. 2020 an meinem Beobachtungsplatz nahe Iserlohn (SQM-L Messung 20,5 bis 20,6) mit meinem 12 Zoll f/5 Dobson. Bei 150-facher Vergrößerung (aber auch nur mit der – als optimaler Wahl) war die Galaxie als schwache aber auch in der Form und Ausrichtung sichere Aufhellung mit indirektem Sehen erkennbar. Die Zeichnung direkt aus dem Beobachtungsbuch mit daher anderer Ausrichtung.



    NGC 7332 und NGC 7339, 12 Zoll f/5 Newton, 150-fach (SQM-L Messung 20,5 bis 20,6 mag/arcsec^2)


    Jetzt aber zurück auf den Balkon: Gegen Ende der zweiten Nacht, nach der erfolglosen zweiten Suche nach NGC 7339, wollte ich dann doch noch etwas Leichteres für ein Erfolgserlebnis: NGC 7331. Die Zeichnung wieder mit 140-fach am 8 Zoll f/10 SCT. Die Spindelform ist gut erkennbar mit einem schwachen Kern, die schwächeren Feldsterne in der Zeichnung waren zum Teil nur indirekt zu sehen.



    NGC 7331, 8 Zoll f/10 SCT, 140-fach, Gesichtsfeld 0,4°, Norden oben, Westen rechts


    Mein Fazit: Auch solche "Fast-Vollmond" Nächte laden mich (dann eben auf dem Balkon) nicht nur zu Planeten-Beobachtungen ein. Natürlich begrenzt der Himmel das Machbare bei Deepsky Beobachtungen. Aber zuweilen ist es ja auch interessant Nachbeobachtungen dann um Neumond herum bei besseren Bedingungen auf freiem Feld zu machen - so wie ja schon oben erwähnt. Zu den Nächten um den 19. Sept. herum schreibe ich aber (hoffentlich) dann noch mehr später.


    Schöne Beobachtungen - unter allen Bedingungen - wünscht


    Heinz

  • Hallo Heinz,


    vielen Dank für Deine Aufzeichnungen. Ich mache auch mal gerne "schnelle" Skizzen, um das gesehene zu fixieren. Mir hilft das in der Nachschau eines Beobachtungsabends die einzelnen Objekte wieder zu erinnern.
    Beobachtungsplatz in der Nähe von Iserlohn !? Bist Du auf dem Geländer der Sternfreunde Menden aktiv?

    "Hängst hier die ganze Zeit rum und wartest auf uns"

    Fünfhundertsechundsiebzig Milliarden Dreitausendfünfhundertneunundsiebzig Jahr", sagte Marvin. "Ich hab sie gezählt."...

    Die ersten zehn Millionen Jahr waren die schlimmsten...und die zweiten zehn Millionen Jahre waren auch die schlimmsten.

    Die dritten zehn Millionen Jahre haben mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Danach habe ich ein bisschen die Lust verloren"

    (D. Adams)

  • Hallo Uwe,


    gerade habe ich noch eine kleine Korrektur zu der zweiten Zeichnung gemacht (da stand eine falsche Zahl daran), daher sah ich Deine Antwort. Die Sternfreunde Menden kannte ich noch nicht - ich fahre meistens noch etwas weiter in den Süden. Aber ich habe mir gleich mal die Homepage angeschaut, sieht sehr gut aus. Ich werde mal schauen, ob ich da (z.B. wenn es toi, toi, toi wieder Veranstaltungen gibt) mal vorbeischaue.


    Viele Grüße
    Heinz

  • Hallo Heinz,


    die Mendener kenne ich persönlich auch noch nicht; ich habe Samstag nachmittags vor dem Gelände gestanden, um zu sehen, was da so ist. Die Lage zwischen Menden und Hemer sah so weit ganz gut aus. Ich weiß aber nicht, wie die Lichtglocken der Städte in der Nacht aussehen.


    Ich selbe wohne in Soest und bin i.d.R. im nahen Umland beobachten. Ein Sportflughafen bietet gute Rund-Um-Sicht, was für Neowise sehr hilfreich war. Ansonsten bin ich auf dem sog. Haarstrang, der als Gebirgsrücken zw. der Soester Börde und dem Sauerland liegt. Südl. von Iserlohn hast Du sicherlich auch viele Möglichkeiten, da geht es m.W. erstmal in die Wälder.

    "Hängst hier die ganze Zeit rum und wartest auf uns"

    Fünfhundertsechundsiebzig Milliarden Dreitausendfünfhundertneunundsiebzig Jahr", sagte Marvin. "Ich hab sie gezählt."...

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    Die dritten zehn Millionen Jahre haben mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Danach habe ich ein bisschen die Lust verloren"

    (D. Adams)

  • Moin
    Schöne Zeichnungen .mache ich auch öfters, um das gesehene als visueller Beobachter festzuhalten. Meine müssen nicht perfekt sein, Hauptsache ,ich habe sie dokumentiert und kann sie in einen Ordner ablegen. Beobachtungsgerät ist ein 200/ 1200 Dobson.
    Gruß Heinz

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