Hallo Leute,
...es gibt keine `glücklichen Bilder`, sondern nur glückliche Momente.
Am 21.9. abends, auf dem Weg nach Hause, sah ich, dass die Wasserdampfsäule eines Kühlturms sehr gerade nach oben stieg, keinerlei Windbewegung. Als ich dann in unsere Niederung einbog sah ich Bodennebel, dabei stand die Sonne noch einige Grade über dem Horizont und es hatte seit Wochen nicht mehr geregnet. Die Luft "stand". Glücklicherweise war es noch recht warm, sodass mein Teleskop einigermaßen temperaturgleich war. ADC eingestellt und Jupiter angeschaut. Den hatte ich bei 16° Horizonthöhe für diese Saison schon abgeschrieben. Wow. Im Lifebild sah ich ungefähr das, was ihr hier im RGB-Bild der ASI178MC seht. Natürlich etwas weniger klar aber bei einer Zeichnung hätte ich wohl alle Details aus dem Foto wiedergeben können. Ich filmte 20 min. und dachte, dass ich noch viel, viel mehr Details nach dem Stacken und Schärfen sehen würde. Aber Pustekuchen, bei einem Teststack kam nicht viel mehr heraus. Dann schnell die ASI178MM angeklemmt und zwar mit IR 685 Filter. Ich mag den eigentlich nicht, aber so nah am Horizont hat der seine Berechtigung. Was ich dann sah, war der Hammer. Wenn man seit 3 1/2 Jahren (bis auf eine Ausnahme) nur unscharfe Jupiter gesehen hat, dann ist das schon ein echt "lucky moment". Mit ein paar Hindernissen habe ich dann Farbe und IR zusammen gebracht und das ist mein bestes Jupiterfoto seit langem. Als Bonbon nicht nur den GRF, sondern links oben, das ist kein Mond, das ist eines dieser aktiven Gebiete. Gefilmt habe ich fokal bei 2800 mm , Nyquist ist nicht ganz eingehalten, aber das ist ein anderes Thema. .15ms, 66% verwendet.
Zum Seeing allgemein:
Seeing besteht für mich aus zwei verschiedenen Größen. Die Schärfe und die Bewegung. Ja, es gibt für mich scharfe Luft und unscharfe. Und bei "unscharf" geht auch einfach nicht mehr. Auch 1 Mio. Bilder und 1% Verwendungsrate bei 1ms Belichtungszeit machen kein scharfes Bild. So wie hier bei meinem Farbbild. Und dann gibt es die Bewegung und Verzerrung. Die bekommen wir mit unseren Programmen und kurzer Belichtungszeit in den Griff. Es kommt vor, dass ich ein (relativ) gutes Bild machen kann, auch wenn die Sterne bis zum Zenit hin flackern. Oft ist es natürlich eine Mischung von Beidem. "Lucky Imaging" hat früher vielleicht mal gegolten, heute würde ich sagen "Selected Moments Imaging."
Ein "Lucky Moment" war dieser Abend auf jeden Fall, diese "laute Stille" werde ich so schnell nicht vergessen.
Viele Grüße,
ralf