PLanetenrunde La Palma

  • Hallo Robert,
    normalerweise ist Jupiter auch mein Lieblingsplanet. Leider steht der zur Zeit sehr tief und Gott sei Dank steht Mars sehr hoch. Da schaue ich dann natürlich, was in meine Röhrl sichtbar ist.
    Mit den Jetstreams kenn ich mich net aus. Bei mir ist zur Zeit der Weg sehr kurz. Von der Wohnung hinaus auf den Balkon. Dafür ist das Zeitfenster nicht besonders groß bevor Mars wieder in den Ästen verschwindet.
    Der 14" ist genial wenn das Seeing perfekt ist. Wenn ich Deine Teleskope hätte, dann würd ich bei mittlerem bis gutem Seeing einfach den 12" einpacken und den 14" nur bei extrem guten Bedingungen mitnehmen oder im Wechsel. Beide, der 12er und der 14er haben eine riesige Auflösung, wenn das Seeing passt ...
    Das letzte Bild von Dir zeigt sehr hohe Auflösung in der Umgebung der Südpolkappe. Von den anderen Details ist
    http://www.astrotreff.de/uploa…201005/20201005235253.jpg
    sehr schön. Sehr ästhetisch finde ich aber auch die kleine Aufnahme:
    http://www.astrotreff.de/uploa…201006/20201006065916.jpg
    Ich drück Dir die Daumen, dass das Wetter bald wieder mitspielt.
    Servus,
    Roland

  • Hallo Walter,
    Hallo Roland,
    Jetstream Vorhersage sieht nicht gut aus - es bläst ein heftiger Höhenwind. Da kann man das Seeing vergessen, jedenfalls mit 12 oder 14". Der 12" ist zudem außer Gefecht, da der OAZ defekt.


    Danke für die links! Ich nehme meistens meteoblue. Aber da sieht das für heute Nacht eher noch schlechter aus...
    Anstelle Rauszugehen hab ich noch ein bischen gebastelt und das Randartefact mit Winjupos aus dem Bild gedreht:



    Mars mit reduziertem Randartefact 02.09.2020 UT 04:33
    Addition de L(R)-RGB mit dem L(G)-RGB mit winjupos



    LG
    Robert

  • Schlechtes Wetter ermöglichte Ausarbeitung Mars der ersten La Palma Nacht.



    Mars 21.08.2020 UT 4:12 RGB Derotation ca. 20 min
    Durchmesser 17.27" CM 0.9°
    Newton 348f4.6 bei 5200mm Brennweite
    ASI290MM
    Baader RGB Filter
    Seeing 7...8/10
    Schärfung nach AS3! Resample (2x) mit Giotto Mex Hat Filter
    RGB winjupos
    Endbearbeittung Fitswork


    Randartefact kann sicher durch Addition von mehr Bildern weitgehend beseitigt werden.


    Wir habe 82 Filme a 20.000 Bilder über 3 h Zeit mit Mars aufgenommen. Seeing war im ganzen Zeitraum von gut bis sehr gut. Teilweise ist bei R 90% Verwendung der Bilder pro Film möglich. Alle Bilder wurden in Resample AS3! verarbeitet, da Mars zum Zeitpunkt der Aufnahme nur 153 Pixel groß.


    Sehr schön die Trennung in der Polkappe und Schnee auf den Vorbergen. Auch viele Krater detektierbar. Aus dem Bild läßt sich noch erheblich mehr kitzeln. Es ist eine riesige Menge guter Bilder vorhanden, die nun sinnvoll überlagert werden müssen.


    LG
    Robert

  • Schlechtes Wetter ermöglichte Ausarbeitung Mars der zweiten La Palma Nacht. Diesmal habne wir nur 56 Mars-Filme aufgenommen, die aber vom ersten Film weg gleich mit Paukenschlägen beginnen. Seeing war keinesfalls schlechter, was dann auch bei der Farbe bemerkbar ist. Voller Kontrast und Schärfe in allen Farben gibt im RGB dann auch mehr Farbnuancen. So langsam hatten wir uns eingespielt.



    Mars 24.08.2020 UT 4:59 L(R)-RGB Derotation ca. 20 min
    Durchmesser 17.71" CM 344.1°
    Newton 348f4.6 bei 5300mm Brennweite
    ASI290MM
    Baader RGB Filter
    Seeing 7...8/10
    Schärfung nach AS3! Resample (2x) mit Giotto Mex Hat Filter
    RGB winjupos
    Endbearbeittung Fitswork


    Randartefact kann später durch Addition von mehr Bildern wohl weitgehend beseitigt werden.


    Auch aus diesem Bild läßt sich noch erheblich mehr kitzeln. Da Material ist keinesfalls schlechter als das vom 21.09.2020.


    LG
    Robert

  • Hallo Robert,


    was mir an euren Bildern als Marsneuling auffällt ist die intensivere Farbe der La Palma Bilder im August im Vergleich zu deinen Bildern im September. Kommt das von der Bearbeitung oder von der besseren Transparenz des Himmels über la Palma?
    Die Auflösung der Sitzungen vom 24.08 und 2.9 scheint vergleichbar zu sein, da ist la Palma nicht wirklich sehr viel besser. Das letzte Bild vom 2.9. finde ich etwas "schöner" geglättet, wenn überhaupt so etwas gemacht worden ist.


    Bringt die Resamplinggeschichte in AS!3 tatsächlich mehr als die Vergrößerungsmethode bikubischin PS, beide nutzen ja die selbe Methode - bikubisch?


    Die Verarbeitungszeit in AS!3 wird durch Resampling wesentlich länger.


    cs Harald
    http://www.unigraph.de


    Im Vergleich zu meinem ersten 16 Zoll Bild muss ich unbedingt noch was an der Farbe ändern - meines ist zu gelb.


    cs Harald
    http://www.unigraph.de

  • Hallo Harald,
    ich bin zwar nicht der Robert, aber ich kann vielleicht auch schon etwas dazu sagen (Robert, korrigiere mich bitte, wenn etwas nicht passt).
    Die Bilder vom 24.8 und 2.9 in diesem Thread sind allesamt von La Palma. Warum die Farben anders sind, weiß ich aber nicht. Am 24.8 sind allerdings größtenteils "Dunkelgebiete" zu sehen, was mir persönlich beim Farbabgleich Schwierigkeiten bereitet und dann bei meinen Bildern zu dunkleren oder "intesiver" wirkenden Farben führt. Bei mir schaut es dann z.B. so aus:
    https://www.astrobin.com/6hfkxn/
    https://www.astrobin.com/p72488/
    Die hellen Flächen hatten aber immer den selben Farbton. Bei guter Durchsicht ist Mars in meiner Erfahrung etwas heller, aber die Farben ändern sich nur wenig/gar nicht. Anders schaut es aus, wenn der Planet näher am Horizont oder näher am Zenith steht.


    Resample habe ich persönlich noch nicht benutzt. Beim Drizzle war ich aber meist unzufrieden. Da habe ich mit dem Registax Resize meist bessere Erfahrungen gemacht (weniger Artefakte). Anderer Leute machen da aber teilweise bessere Erfahrungen. Wichtig beim Drizzle sind meiner Erfahrung nach sehr viele gestackte Bilder um möglichst die Artefakte zu vermeiden.
    Resample muss ich noch selber ausprobieren und bin auch auf Erfahrungen vom Robert und anderen Astrokollegen neugierig.


    Zur Farbe bei Mars habe ich ja schon etwas geschrieben. Der grünliche Anteil war da meiner Ansicht nach a bisserl zu stark. Ich tue mir da aber auch immer etwas schwer, die Farben so natürlich wie möglich zu zeigen. Mir gefallen die Farben vom Robert zumindest recht gut.


    Servus,
    Roland

  • Hallo Zusammen,


    <b>Mal eine Frage zur "Ausgestaltung" eines Mars:</b>
    Ich möchte mal den Mars vom 24.08.2020 aus La Palma mit folgendem Mars vergleichen:
    Mars von Jean-Luc Dauvergne vom 22.09.2020 (12 Zoll): Das Bild befindet sich direkt hinter dem Bild von Thomas and Florian Winterer.


    http://alpo-j.sakura.ne.jp/kk20/m200922z.htm


    Ich finde, dass in dem Bild von Jean-Luc Dauvergne sehr viele Details "angenehm leicht" zu erkennen sind.
    Soll es nicht das Hauptziel bei der Planetenbearbeitung sein, möglichst kleine Details rauszuarbeiten und diese "angenehm leicht" sichtbar zu machen?
    Vielleicht ist das Bild härter geschärft, na und? Größere Gebiete sind auch farblich strikter getrennt, mehr Kontrast, vielleicht durch die Hervorhebung mit "Lichter" bei der EBV.


    Man kann jetzt natürlich sagen: Alle Details in diesem Bild sind auch im Bild aus La Palma vom 24.082020 zu sehen - das mag sein, das weiß ich ehrlich gesagt nicht - aber wenn, dann fallen sie nicht so auf.


    <b>Zur allgemeinen Vorgehensweise bei der Erstellung eines Marsbildes:</b>
    Diese unterscheidet sich für mich gar nicht so wesentlich bei Aufnahmen mit Mono+Filter oder eben Farbkamera.
    Einzelne Kanäle kann man doch aus den Farbbildern extrahieren. Man hat bei einer Farbkamera während der gleichen Zeit wohl sogar mehr Aufnahmen gemacht.


    Aber was dann? Welche Möglichkeiten bieten sich z.B. bei einer Farbcam an?


    <font color="orange">Beispiel 1:</font id="orange">
    Aus einem vorselektiertem Farbvideo (z. B. 90s, 50.000 frames) ein Bild erzeugen.
    Zeitlich darum liegende Videos nutzen (sagen wir mal plusminus 30min), um sie zu Derotieren und das Ergebnis im Einzelbild so einbauen, dass man den Einfluss des Randartefakts vermindert (beseitigt).


    <u>Vorteil(e):</u>
    EBV geht den Umständen entsprechend recht schnell
    <u>Nachteil(e):</u>
    Es gibt vielleicht andere Videos, wo Einzelkanäle besser sind; vielleicht sind einige Strukturen nicht klar definiert (gestackt), da man „nur“ 30% = 15.000 frames gestackt hat.


    <font color="orange">Beispiel 2:</font id="orange">
    Man splittet alle Videos in Einzelkanäle auf und sucht sich jeweils den besten R-, G- und B-Kanal aus. Nach wahrscheinlich notwendiger Derotation vereinigt man die Kanäle wieder zu einem Farbbild.


    <u>Vorteil(e):</u>
    Das Ergebnis sollte etwas besser sein, als in Beispiel 1.
    <u>Nachteil(e):</u>
    Etwas mehr EBV-Aufwand als im Beispiel 1; vielleicht sind einige Strukturen nicht klar definiert (gestackt), da man wieder „nur“ 30% = 15.000 frames gestackt hat.


    <font color="orange">Beispiel 3:</font id="orange">
    Man nimmt z. B. die 10 besten Farb-Videos der einstündigen Aufnahmezeit, derotiert diese und verwendet dann das entstandene Summenbild aus WinJUPOS.
    <u>Vorteil(e):</u>
    Man hat dann bummelig 150.000 Frames gstackt – Details sollten „echter“ sein.
    <u>Nachteil(e):</u>
    Etwas mehr EBV-Aufwand als im Beispiel 1; man hat auch „minderwertigere“ Videos verarbeitet – Auswirkungen auf das Gesamtergebnis?


    Es gibt sicher noch mehr Varianten. Wie soll man da jetzt Vorgehen?


    <b>Eine Frage zur Derotation:</b>
    Wie stark sollten die Farb-Summenbilder/Kanäle vorgeschärft werden?
    Vorschlag: ca. 50% (ist natürlich „Gefühlssache“, wann man die erreicht hat).


    Tja – jetzt bin ich mal auf eure Antworten gespannt! [:)]


    Beste Grüße
    Mario

  • Hallo Mario,
    man sieht schon, dass jeder unterschiedliche Ziele verfolgt.
    Zur Aussage: "Soll es nicht das Hauptziel bei der Planetenbearbeitung sein, möglichst kleine Details rauszuarbeiten und diese "angenehm leicht" sichtbar zu machen?"


    Nein, das ist zumindest nicht mein Hauptziel. Natürlich will ich auch möglichst viele Details zeigen. Mein Ziel ist dies unter der Randbedingung natürlicher Kontraste und möglichst natürlicher Farben zu tun, nach dem Motto: "Wie würde es bei pefekter Luftruhe ohne Seeingeffekte visuell ausschauen."


    Klar kann man mal testweise mal überschärfen um zu sehen, ob irgendein Krater noch herausgekitzelt werden kann. Solche Bilder gefallen mir aber nicht so besonders.


    Apropos, ich nehme mit Farbkamera auf und bin noch nicht in die Derotation eingestiegen.


    Servus,
    Roland

  • Hallo Roland,


    ich verstehe deinen Standpunkt absolut!


    Nehme vorerst mit:
    Ich muss mal bei uns in die Außensternwarte der GVA und den Mars (und alle anderen Planeten) viusell betrachten - und das eigentlich regelmäßig.
    Als rein fotografisch Unterwegster kann man ja immer noch mehrere Versionen erstellen: eine "visuelle" Version und eine "an die Auflösungsgrenze" gehende optimierte Version (bei sehr gutem Seeing).


    Die alggmeine Vorgehensweise bzw. die Erfahrungswerte der "Profis" zur "Marsbild-Erstellung" würde mich dennoch interessieren.
    Ich habe noch nirgends hier eine klare begründete Aussage dazu gelesen. Workflows dargstellt als Flussdiagramme habe ich schon gesehen, aber mich würde die Meinung hier im Forum interessieren.


    &lt;==&gt; Robert
    Ich hoffe, es ist dir echt, wenn ich hier in deinem Beitrag diese Fragen stelle. Manchmal erstellt man vielleicht einen neuen Beitrag, aber die "Profis" antworten evt. nicht darauf.


    Beste Grüße
    Mario

  • Hallo Mario,
    ich finde in dem Zusammenhang auch Videos interessant, die ich dann manchmal auf youtube einstelle z.B.:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Dann kann man im Zusammenhang mit dem gestackten Bild noch etwas mehr über das Seeing bei der Aufnahme sehen und erahnen, was visuell möglich war. Mir gefallen Videos auch als Erinnerung an eine schöne Beobachtung. Es trifft es nicht ganz, geht aber in die Richtung.
    Servus,
    Roland

  • Jetzt bin ich ja fast ein bischen spät dran, viele Fragen noch keine Antwort.
    Zu Haralds Fragen:
    - ja, auf La Palma ist auf 2300m Höhe der Kontrast erheblich stärker als von uns aus, selbst wenn ich von meinen Gebirgsstandorten arbeite. Das ist visuell gut zu erkennen und auch bei den Videos nun zu sehen. Woran das liegt? Vermutlich an der trockenen Luft?!
    - auf La Palma sind auch Blau- und Grünkänäle bei hoher Verwendungsrate "scharf", d.h. man kann nicht nur den R-Kanal ausreizen. Auch das führt zu anderen Farbergebnissen
    - Bild vom 24.08. und 02.09 ist beides La Palma 14", was ist die Frage ? Vermute mal, dass Du 02.09 von La Palma mit 14" und 30.09 von Torsten mit C11 meinst? Da ist der Hauptunterschied die Bewölkung auf Mars bzw. Auflösung in B und G. R ist nicht viel um, da Mars ja am 30.09. erheblich größer.


    - Fragen zur Schärfung von Mario: Klar reize ich auch in der Bild Analyse Schärfung voll aus, um zu sehen, welches Detail überhaupt im Material steckt. Mit einer betont harten Schärfung bzw. Histogrammanpassung wird allerdings das Bild stark verfremdet. Das Bild vom französischen Kollegen ist in meinen Augen überbearbeitet und entspricht nicht meinen Ansprüchen an Ästhetik. Beispiel: Mach mal ein Bild von einer Person und verwende dann die Schärfungsfilter, die so mancher am Mars einsetzt [xx(] - ist doch völlig unanschaubar?! Dasselbe mit Mond (der ja Mars halbwegs ähnlich ist). Aus Krater werden Batzen, aus Übergängen von hellen in dunklen Sand werden krasse Kontraste mit hellen Würmern zwischendrin.
    Wie stark man schärft und welche Farben man letztendlich darstellt, ist Geschmacks- und Aufgabenfrage und bleibt jedem selbst überlassen.
    - Farbe: Bei Farben folge ich in gewisser Weise dem Mainstream, mache aber auf La Palma auch Farbe sichtbar, die von "üblichen Standorten" so nicht zu sehen ist. Vielleicht sollte ich da jeweils mal ein paar Pfeile auf die Bilder machen, was da besonderes zu sehen ist? Wäre dann wohl eher klar, was meine Zielsetzung bei der Bearbeitung war. Farbe vom 24.08 ist jedenfalls intensiver als die vom 21.08. - seeing war wohl noch mal eine Ecke besser.


    Frage zu Farbkameras:
    - mit Farbkamera hat man keine Chance, dieselbe Auflösung wie mit s/w und schmalbandigen Filtern zu erreichen. D.h. mit größeren Teleskopen ist das Bandfilter-Verfahren in meinen Augen unvermeidlich, um das Teleskop in jedem Farbkanal voll auszureizen. Für ein "schönes" Farbbild kann man auch eine Farbkamera nehmen und dann mit einer s/w Kamera und Bandfilter die Luminanz machen - das machen einige Kollegen so und funktioniert bei Mars gut, da der sich langsam dreht. Ich finde das aufwendiger als RGB.


    Meine Erfahrung: Hab mit Farbkameras begonnen, alle Varianten probiert und probiere auch immer gerne neue Kameras aus wie auf La Palma die QHY5-462 Farbkamera. Habe da schon noch eine offene Einstellung. Bei manchen neuen Kameraversionen waren zuerst die Farbkamera´s im Markt - die waren dann tatsächlich besser als die veralteten s/w Kamera's. Letztendlich geht es darum, möglichst viele gute Bilder in allen Farbkanälen reinzuholen und das ist nicht einfach, wenn seeing nicht perfekt ist, weder mit Farbkamera noch mit RGB. Bei s/w kann man dann meist noch mit R punkten....


    Mir ist nicht klar, ob ich alle Fragen erwischt habe, hab aber für heute genug.


    LG
    Robert

  • Hallo Robert,


    da hast du sehr ausführlich geantwortet - vielen Dank dafür!
    Du hast sicher das berechtigte Gefühl, dass du dich in deinen Ausführungen wiederholst. Tut mir leid, das wollte ich nicht.
    Ich lese schon alles mit, was Planetenbearbeitung hier im Forum betrifft. Da bleibt eine Wiederholung von Antworten wohl nicht aus.
    Es erfüllt aber trotzdem seinen Zweck, denn durch Wiederholungen geht es auch früher oder später in den Schädel rein [:)]


    Vielleicht schaffst du es noch zu meinen oben aufgezählten Beispielen 1 bis 3 etwas zu sagen.
    Deine Meinungen dazu wären wohl für so manchen "neuen" Planeten-Farbfilmer höchst interessant.


    Für s/w-Filmen:
    Sehe ich das richtig?
    Du nimmst z.B. eine Stunde lang abwechselnd die einzelnen Kanäle auf, suchst dir aus allen Aufnahmen die besten Einzelkanäle aus,
    derotierst die ausgesuchten Kanäle auf den kleinsten Zeitwert x (z.B. der gute R-Kanal wurde zum Zeitpunkt x aufgenommen, die anderen Kanäle später)
    und bastelst daraus ein RGB oder IR-RGB oder sonst was als finales Bild?


    Wäre das die "Standard-Vorgehehensweise"?


    Nochmals herzlichen Dank für deine Ausführungen, Robert - du glaubst gar nicht, wie viel Gold gepresstes Latinum das wert ist!


    Beste Grüße
    Mario

  • Hallo Mario,
    jede Frage ist erlaubt, solange nicht untergriffig[B)]. Zudem klar, dass nicht jeder alles lesen kann (und will). Dieser Beitrag hat den Sinn, über offenen Diskussion auch bei mir Nachdenken anzuregen. Da kamen 2018 ganz tolle Sachen raus, die mir alleine ohne diese Forum nicht möglich gewesen wären. Ich sage da nur Danke, das es astrotreff und seine Teilnehmer gibt!


    Ich denke momentan wirklich darüber nach, ob es nicht sinnvoller wäre, mal selbst anhand einer großen Karte das zu bezeichnen, was ich zu sehen glaube (dabei haben wir ja La Palma 2018 den Phobos Durchgang bemerkt). Wenn ich hier ein in meinen Augen gutes Bild nach dem anderen runterklopfe, macht das eigentlich weniger Sinn, da es definitiv an manchen Tagen bessere Bilder anderer Beobachter gibt.


    Grundsatzfrage: Welcher Sinn steckt in unserem Tun bzw. warum mache ich das überhaupt? Meine Sicht: mir macht sowohl das Nachts vor Ort sein in der Natur (La Palma besonders) als auch das Aufnehmen selbst Spaß, wenn Seeing gut und sonstige Wetterbedingungen nicht zu extrem (Wind, Feuchtigkeit, Kälte,...). Die erste Bildsichtung ("Auswertung des gehobenen Schatzes") ist dann mal ein Übel, das wohl jeder scheut, der große Mengen aufgenommen hat.
    Hat man mal die besten Filme gefunden, wird es wieder spannend, was man rauskitzeln kann. Aus dem ganzen dann perfekte Präsentationen zu machen, bedarf Zeit und künstlerisches Talent. Aus dem ganzen einen Vortrag zu machen, bei dem die Leute nicht einschlafen, ist dann nochmal richtig viel Arbeit - ich zeig meine Sachen lieber in ungezwungenen Workshops oder hier.


    Wenn was besonders interessantes auf den Bildern drauf ist, dann zählt Schnelligkeit und das ganze gehört breiter verbreitet. Da ist unser La Palma Vorgehen nicht so richtig effizient bzw. Themaverfehlung, wenn das Thema wissenschaftlich wertvolle Planetenbeobachtung sein soll. Vorteil zu den Profis ist ja, das Amateure viele Augen haben und sofort was sehen, während die Profis ja ständig Bildmaterial erzeugen (z.B. durch die Marssatelliten oder Hubble), das aber kapazitätsmäßig gar nicht auswerten können.


    Zur Sache selbst:


    Mein Workflow (ein workflow ist notwendig, wenn man jeden Tag 150 Planetenfilme wie auf La Palma aufnimmt):
    - ich lass mal alles durch Pipp laufen und sehe damit mit wenigen Blicken, ob es grundsätzliche Probleme gab (Planet nicht im Bild, zu dunkel, etc. ), dabei ensteht auch eine Filmliste aus Pipp, die ich derzeit einfach mit print Screen speichere
    - Firecapture erzeugt auf Wunsch .txt files und sogar eine Beobachtungsübersicht; ich kopiere die .txt files in eine Excel Tabelle (wäre schön, wenn man das direkt aus Firecapture erhalten könnte)
    - ich lasse alle Filme einzeln durch AS3! laufen als Batch z.B. Summe 25, 50, 75%; ich erhalte dann lauter Ordner mit fortlaufenden Bildern
    COMPUTER BENÖTIGT DAFÜR EVENTUELL MEHRERE STUNDEN
    - ich erzeuge dabei gleich geschärfte Versionen mit den Möglichkeiten von AS3! (wenn man die Filter kennt, schärfen die gar nicht so schlecht), eventuell auch Varianten in der Schärfung, wenn erster Versuch schlecht; Ziel ist die Erzeugung aussagekräftiger Bilder
    - ich schau mir die geschärften Bilder an und bewerte sie
    - ich bewerte die beste Stackgröße für jedes Bild
    - diese Daten trage ich in Excelliste ein (früher hab ich das in Papier gemacht, geht schneller)
    - ich treffe Entscheidung, was die besten oder interessantesten Filme sind
    - für die besten Filme versuche ich, die beste Stackung heraus zu finden (man kann hier viel durch Stackgröße, Glättung und Kästchengröße erreichen)
    - diese besten Stacks landen dann in einem Ortner mit "best"
    - nächster Schritt ist die Herausfindung der besten Schärfungsmethode (die in meinen Augen beste Schärfungsmethode zeigt am meisten Detail, aber noch kein Rauschen oder Artefacte)- bin dabei nicht gebunden an eine Methode oder ein Programm (alles im Einsatz: Decon, iterativer Gauss, wavlet, Mex hat,.. was halt jeweils am besten geht)


    Meist ergibt sich hier ein unterschiedlicher Flow für R, G, B!


    Weiter mit winjupos:
    - "beste Bilder" sind optimal geschärft. Bei mir ist derzeit noch alles s/w.
    - ich lade die besten Bilder in winjupos hoch und schaue sie mir da nochmal genau an - winjupos hat hier gute Möglichkeiten z.B. Karten und Raster - und richte sie manuell aus
    - zu den besten Bildern erzeuge ich winjupos Bildausmessungsdateien .ims
    - erste Überlagerungsversuche separat für R, G, B, IR mit der Entscheidung, ob es Sinn macht, viele Filme zu addieren (bei unterschiedlich guten Bildern vermatscht man das Ergebnis, ab einer betimten Menge gleichguter Bildern bring weitere Addition außer Beseitigung des Randartefcts nichts mehr, auch ein Nachschärfen zeigt nicht mehr Detail)
    - Optimierung der Ausrichtung bis Ergebnisse der Addition besser als die Einzelergebnisse (manchmal Kompromisse nötig)
    - erste Bekämpfung von Drehartefacten
    - Rekursionsschleife mit weniger, aber besten Bildern aus den besten Filmen, wenn keine Optimierung durch Addition erfolgt


    - Farbbilderzeugung mit winjupos: erster Versuch, RGB zusammenzurotieren (manchmal sitzt der erste Versuch, das ist aber sehr selten)
    - Optimierung Farbbild durch geschickte Auswahl Parameter und der teilnehmenden Filme


    Ergebnis : erstes RGB Quick and dirty Bild (mit einem Gefühl für das, was möglich ist) - das ist der Grund, warum ich manchmal vorab Einzelkanäle zeige - spart einfach Zeit (bei Farbkamera kämpft man dafür mit anderen Problemen, wenn man tatsächlich von Anfang an in Farbe arbeitet - das hab ich in Praxis nie so gemacht, sondern immer ein s/w erzeugt und dieses optimal geschärft - Farbe hab ich immer aus mild geschärften Varianten genommen).


    Wenn man jetzt wie 2018 tatsächlich 30 min perfektes Seeing hat, ergibt das bei Mars schnell mal 1 Million Bilder, die man verschieden zusammenstecken kann (mit jeweils verschiedene optischen Ergebnissen siehe Beitrag La Palma 2018). Wenn man wie 2020 dann mehrere Stunden Mars aufnimmt, ergab das an manchen Tagen über 100 Mars Filme. Wir haben meist 30 sec aufgenommen. Das hat 2018 bessere Ergebnisse gebracht, ist aber sicher nur für 12" aufwärts sinnvoll. Das sind dann echte 50 Minuten Material jeden Tag alleine für Mars und in Summe viele Bilder, da wir mit 500...700 fps aufgenommen haben.


    Nach meiner Erfahrung kann man problemlos 20 min zusammenrotieren ohne zuviel Ärger, wenn man konsequent die Kanäle abgewechselt hat und durchgängig oder abwechselnd gutes seeing hatte.


    Nach der ersten Runde folgt das genaue Aufarbeiten - anstelle schnell und schmutzig das ganze nun langsam, detailverliebt und möglichst perfekt - da gewinnt man nochmal ein paar Prozent.


    Man kann mit winjupos auch Karten erzeugen und diese wieder in Bilder zurückspiegeln - dann ist ein Randartefact sicher weg, meist aber auch Teil der Bewölkung. Das ist bei mir dann immer die letzte Aufgabe.


    Auf jeden Fall kann man sich mit der Ausarbeitung von 2 Wochen La Palma monatelang beschäftigen und den ganzen Winter in der warmen Stube verbringen[;)], ohne das es einem fad wird...


    LG
    Robert

  • Bildvergleich:


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">


    Ich möchte Mars vom 24.08.2020 aus La Palma mit folgendem Mars vergleichen:
    Mars von Jean-Luc Dauvergne vom 22.09.2020 (12 Zoll): Das Bild befindet sich direkt hinter dem Bild von Thomas and Florian Winterer.


    http://alpo-j.sakura.ne.jp/kk20/m200922z.htm


    Ich finde, dass in dem Bild von Jean-Luc Dauvergne sehr viele Details "angenehm leicht" zu erkennen sind.

    Jean-Luc Dauvergne hatte am 22.09. wohl Traumseeing und einen deutlich größeren Mars als wir auf La Palma am 24.08.2020. Der 30er Mewlon scheint tolles Gerät zu sein. In der Auflösung schlägt er momentan unser Bild (da muss ich wohl noch dran arbeiten-vielleicht geht noch was?)


    Die Auflösung im Rotkanal von Thomas Winterer ist natürlich eine Klasse für sich. Sein 20" ist bekanntermaßen gut.
    Im G und B hängt ihn allerdings Jean-Luc Dauvergne ab. Für G und insbesondere B ist kleiner nicht immer schlechter. Die optimale Teleskopgröße liegt irgendwo bei 11...12" in unseren Breiten.


    Bei der Bearbeitung hat Jean-Luc Dauvergne die Schärfungschieber mächtig aufgedreht und dann wuchtig drüber geglättet - das geht besser. Er ist definitiv ein langjähriger Meister unseres Faches. Ich hab schon harmonischere Bearbeitungen von Ihm gesehen - wahrscheinlich hat es an Zeit gefehlt.


    Thomas hat einen Kompromis gewählt. Gefällt mir jedenfalls deutlich besser von der Rotkanalbearbeitung.


    LG
    Robert

  • Hallo Robert,


    danke für das detailierte Schildern Deines Workflow!


    Du hast wohl weder Job noch Familie, oder? [:I]


    Spaß beiseite, es ist sehr eindrucksvoll, welchen Aufwand Du da betreibst. Deine Bilder rechtfertigen das aber auch!


    Für alle Interessierten hier mal mein wesentlich einfacherer Workflow:


    1. Meistens nehme ich - je nach Seeing - nur 2-3 Bildserien in IR, R, G und B auf. Nach 13 Jahren Erfahrung hab ich dann eine ganz gute Vorstellung, welchen Prozentsatz Bilder ich stacken werde.


    2. Ich schmeiße alle Filme nacheinander in Autostakkert3, manchmal speichere ich auch drei Varianten an Verwendungsraten. Meistens so 20 bis 35%.


    3. Schärfe die Bilder in Giotto mit Mexican Hat-Filter (kritische Dämpfung i.d.R.) Dabei kitzle ich erst alles an Details raus und nehme die Schärfung dann ein gutes Stück zurück. Bilder speichern als FITs.


    4. In Fitswork stelle ich das Histogramm so ein, dass die Kanäle ähnlich hell sind und auch beim Nachschärfen nichts ausbrennt. Dann Nachschärfung mit Wavelet Rauschfilter und/oder iterativ.


    5. Fast immer erstelle ich L-RGBs, bei denen der Luminazkanal aus IR oder einer Mischung aus R+IR oder (bei gutem Seeing) IR+R+G besteht. Dieses Komposit kann ich meistens nochmal nachschärfen.


    6. Aus R+G+B entsteht das Farbbild. Dieses ist nur dezent geschärft, um Farbrauschen zu verhindern. Optimierung von Sättigung und Farbton in Fitswork.


    7. Ich speichere Luminanz- und Farbbild separat als 16 Bit-TIFF.


    8. In Photoshop lege ich das L-Bild über das Farbbild.


    9. Kreisrunder Ausschnitt um den Planeten, Auswahl umkehren, weiche Auswahlkante (2-3 Pixel), Fläche füllen mit schwarz für einen ästhetischen Hintergrund.


    10. Gelegentlich noch kleine Optimierungen (Farbe, Artefakte entfernen)


    11. Mit Gradationskurven Kontrast optimieren.


    12. Schritt 1-11 noch zweimal am Folgetag wiederholen, weil es doch noch nicht so optimal war... Auch Feedback aus dem Forum hier ist wichtig! [:)]


    LG Paddy

    Celestron C11 XLT :small_blue_diamond: Vixen GP-DX :small_blue_diamond:ZWO ASI 290 MM :small_blue_diamond:Televue 1.8x Barlow :small_blue_diamond: Astronomik L-RGB-Filter :small_blue_diamond:ZWO ADC

  • Hallo Patrick,
    stehe noch im Arbeitsleben. Momentan sind wir in Corona-Kurzarbeit. Sohn studiert in Graz - der hat nun nicht mehr viel Zeit für seinen Papa. Meine Lebensgefährtin arbeitet mehr als ich. Da hat man dann schon etwas Zeit, seine Hobbies zu pflegen. Ich mach ja nicht nur mit Planeten, sondern hab Motorräder und Mountainbikes, die regelmäßige Bewegung und Wartung fordern. Das Federwild im Garten hat mächtig Kohldampf und will gefüttert sein. Sobald Schnee fällt, kommen die Ski raus. Langweilig wird mir so schnell nicht.[;)]


    Zu deinem workflow:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Schärfe die Bilder in Giotto mit Mexican Hat-Filter (kritische Dämpfung i.d.R.) Dabei kitzle ich erst alles an Details raus und nehme die Schärfung dann ein gutes Stück zurück. Bilder speichern als FITs.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Mache ich ähnlich, speichere aber aus AS3! in 16 bit .png, aus giotto in .tif ab. Giotto mag ja selbst bestimmte .tif Formate nicht.
    Schärfung:
    Bei Mars funktioniert die kritische Dämpfung ganz gut, aber ich teste immer alles durch und nehme häufig decon und auch mal wavelets oder iterartiven Gauß.
    Verwendung:
    Bei La Palma Mars bin ich momentan immer über 50%, ist aber dem guten seeing geschuldet. Zuhause sind es dann auch schon mal nur 10%. Die Verwendungsrate reicht mit 14" von nix bis ganz viel....


    Du nimmst gar kein winjupos? Mußt du probieren, ist erhebliche Steigerung!


    LG
    Robert

  • Hallo Robert,


    Uihijuijui - jetzt habe ich aber etwas anfgerichtet - will sagen: Einfach großartig, dass du dir die Zeit nimmst, so ausführlich deinen Workflow zu präsentieren!
    Ich hoffe, dass viele viele Planetenfilmer das lesen, dann teilt sich auch mein schlechtes Gewissen enstprechend auf.


    Für mich ist die lange Kette an Arbeitsschritten schon sehr interessant - ich bin Single und investiere die Zeit gerne!
    Es fehlt mir noch an Erfahrung, gerade beim Schärfen von Planerten (Mond geht ander, aber ich kriege was hin.).
    Ich habe zum Beispiel die Kombi aus Deconv/Wavelets in "AstroSurface" ausprobiert.
    Ich sehe da noch keine Vorteile gegenüber Regsistax - vielleicht fehlt mir das Auge dazu. Vielleicht rauscht das Bild aus AstroSurface weniger?
    Egal, das wird sich noch alles offenbaren :)


    Auf WinJUPOS werde ich aber nicht verzichten - soviele Erkenntnisse habe ich beim Testen auch erhalten.
    In einem Video zu WinJUPOS + Mars von Jean-Luc Dauvergne habe ich erst gesehen, wie "perfekt" er die Maske ausgerichtet hat.
    Ich habe aber auch gesehen, wie er in Registax vorgegenagen ist - so habe ich das überhaupt nicht gelernt! Der "Rauschschieber" hatte bei ihm den größten Radius...
    Auch wenn einiges noch etwas verwirrend ist - das mach schon Spaß, mit seiner Ausrüstung Planeten zu "kreieren".


    Nochmals Danke für deine Ausführungen. Ich kann da sicher sehr viel mitnehmen!!


    Herzlichen Gruß
    Mario

  • Nächster Tag auf La Palma:



    Mars 2020-08-26 UT 03:55 L(R)-RGB
    Quick and dirty


    Wie schon angedeutet, bin ich gerne auf der Jagd nach den Grenzen im Bild. Bild oben sieht ganz harmlos aus. La Palma erlaubt, die Erwartungen etwas höher zu schrauben. Krater mit 150 km sollten auch 2020 zu detektieren sein! Hab mir mal den Sinus Sabaeus = Mars Gradfeld MC-20 vom Breitengrad minus 30° ... 0°, Längengrad 315° ... 360° vorgenommen. Da findet man relativ einfach:


    - Liris Valles; 613 km lange Struktur im Nordost an Krater Huygens angrenzend; Koordinaten -10.4952,58.2466
    - Huygens Krater; 467.25 km Durchmesser Koordinaten -13.8819,55.5817
    - Schroeter Krater; 263 km Durchmesser; Koordinaten -1.8957,55.9937
    3 auffällige Batzen, leicht in jedem Bild zu erkennen


    - Schiaparelli Krater; 450 km Durchmesser; Koordinaten -2.71378,16.7716


    Schon kleiner:
    - Dawes Krater; 191 km Durchmesser; Koordinaten -9.1062;38.0584


    Hier Orintierungskarten:


    Übersicht Sinus Sabaeus = Mars Gradfeld MC-20, diesmal N oben




    So sieht die Raumsonde Sinus Sabaeus, die Region links von der Syrte (mit N oben), hier Mars Odyssey IR-Bild.



    oder Voyager aus Google Mars



    Diese Kraterkette zwischen Dawes und Schröter jagen wir:



    Da geht es jetzt los mit Detailverarbeitung!


    Als Einstieg zwei sehr gute aufeinander folgende R-Filme der Region:



    Vermutlich bester Film des Tages, Varianten in Stackgröße: AS steht für den Prozentsatz der gestackten Bilder (66 und 88%). Besser ist 88%.



    FireCapture v2.6 Settings:
    Observer=Hansen-Reitsam
    Location=La Palma
    Scope=Newton 348f4.6
    Camera=ZWO ASI290MM
    Filter=R
    Diameter=18.00"
    CM=308.4° (during mid of capture)
    FocalLength=5300mm (F/15)
    Filename=2020-08-26-0348_5-H-R-Mars_110.avi
    Duration=30.003s
    ROI=400x400
    FPS (avg.)=428
    Shutter=0.566ms
    Gain=330 (55%)


    Die drei schwarzen Batzen hat ja fast jeder von uns aufgenommen, sind aber nur Albedoteilstrukturen von zwei großen Kratern und eines Gebirgszugs. Spannend, wie man das besser darstellen kann und welche Krater sichtbar gemacht werden können. Ich schau mal, was sich machen läßt.

    LG
    Robert

  • Harald,
    wenn möglich, mach den ROI kleiner. Du hast auch die ASI290MM?


    Das geht:
    Camera=ZWO ASI290MM
    Filter=R
    FocalLength=5550mm
    Duration=30.002s
    Frames captured=21563
    ROI=240x240
    FPS (avg.)=718
    Shutter=0.584ms
    Gain=330 (55%)
    Gamma=50
    HighSpeed=on
    Histogramm(max)=117
    Histogramm=45%


    Gain kann man sogar runternehmen, Belichtungszeiten bis 1,3 ms haben ja noch keinen Einfluß auf fps. Geh mit der Brennweite nicht zu hoch.


    LG
    Robert

  • Hallo Robert,


    ich habe die ASI 178mono am Newton und die ASI 174 am Schaerunigraph.
    Die maximalste fps Zahl war, wie bei dir, ungefähr 440. Ich glaube damit liege ich an der Grenze der Kamera.


    Die Daten der ersten Beobachtungen am Newton Datum 10.10.2020 waren "schlechter":


    Gain 301
    ROI 500 x 500
    Bel 2.8ms
    FPS 358
    Histo 64%
    Gamma 50%
    Filter R
    Gain 301 , 59%
    Ich hatte wegen Wind die ROI Zahl etwas höher genommen.


    Es lässt sich also noch etwas optimieren. Wobei bessere Einstellwerte hätte die Bilder auch nicht mehr gerettet. Die Luft war dafür zu schlecht.


    cs Harald
    http://www.unigraph.de

  • Hier geht es mal weiter. Während mein Rechner so vor sich hin arbeitet, schaue ich mir Bilder der internationalen Beobachter an. Da fällt ein Bild von Damian Peach vom 30.09.2020 auf, das an verschiedenen Stellen vorgestellt wurde:
    z.B. Mars Image 2020/09/30(UT) in alpo Japan als zweites Bild


    Seine eigenen Kommentare zitiert:


    Zitate:

    "A spell of near perfect seeing last night allowed for some truly splendid views of Mars - the best ive had in some years."


    "Excellent seeing. Lots of fine details visible across the planet."


    "The original version of this image showed artifacts in places that i suspected were not real details,
    and on comparison with some of my own previous work during August and images by others it confirmed there was an issue.
    I suspect the problems here were a result of a few factors. Here are some details on changes i made:
    1. Smaller align boxes in AS3 on the contrasted albedo areas mixed with larger align boxes overall.
    2. A more careful alignment of the WJ alignment frame using the new 11.2.3 version.
    I was quite surprised to see after a few attempts at slightly different angles this can affect small scale details.
    I am begining to see how important it is to get this spot on - using the moons may be the only real solution as Anthony has mentioned.
    3. I removed a few R and G images that were not as sharp as the best data during the capture period.
    Overall its been an interesting afternoon working on this data experimenting and finally managed to produce a result i'm happy with."


    Die zu betrachtende Region ist auf seinem Bild hochaufgelöst abgebildet. Anbei der fragliche Auschnitt, den ich im Histogramm angepaßt, aber sonst nicht verändert habe mit s/w anstelle Farbe.


    20201018091051.jpg
    Auschnitt aus Bild von Damian Peach vom 30.09.2020 UT 00:36 mit Sinus Sabaeus
    Teleskop 20"


    Interessante Darstellung der Region. Artefacte sieht man immer noch. Kraterkette der Begierde ist eindeutig drauf! Also, mein Ehrgeiz ist geweckt.
    Man sieht allerdings, wie mit Bildbearbeitung der Raumsondenanblick verfremdet wird (Huygens als runder Kringel mit detailreichen Albedostrukturen im Krater noch eindeutig, Schröter und Dawes als Krater nicht wirklich zu erkennen). Für mich ist nun klar, dass meine Bilder bereits überschärft und verfremdet sind, auch wenn Mario das nicht so sieht .


    LG
    Robert

  • Hallo Robert,


    ich finde deine Vorgehensweise zur "identifizierung der Auflösung" sehr strukturiert durchdacht und sehr schön nachvollziehbar!
    Ich glaube, das macht richtig Spaß, wenn man so detailreiche Aufnahmen überhaupt machen kann.
    Du hast so viel Erfahrung beim Mars, dass du gleich eine richtige Vergleichsregion ausgewählt hast - beeindruckend!


    Artefakte: du meinst die vertikalen Streifen links im Bild?


    Ich bin gespannt, wie du deine Erkenntnisse jetzt in eine neue Bildversion einfließen lässt.


    Mario sieht das so, dass er nicht wirklich weiß, wann ein Bild überschärft ist.
    Mario überschärft aber gefühlt sehr sehr häufig - das ist mir jetzt wieder klar geworden.


    Eins darf man aber doch sagen:
    Von den ganzen anderen Faktoren abgesehen (Auskühlzeit, Seeing, ..):
    Ein Planetenbild zu EBVuieren ist wesentlich anspruchsvoller, als ich es gedacht hatte [:)].
    Deshalb kann ich nur wieder meinen vollsten Respekt an alle zollen, die das so toll hinbekommen.


    Herzlichen Gruß
    Mario

  • Mario,
    so schlimm ist das auch nicht. Die 3 schwarzen Batzen, die wir alle auf unseren Bildern deutlich haben, habe ich schon früh identifiziert. Dawes ist schon etwas anspruchsvoller, aber bei vielen auch drauf.


    Dawes, Schröter und Huygens bilden ein einfach zu findendes Dreieck, so dass es naheliegend war, was dazwischen zu suchen. Zudem haben wir die Region auch an anderen Tagen aufgenommen. Bei mir hab ich die Kraterkette schon auf dem Bildschirm. Muss schauen, wie die Einzelkrater überhaupt heißen und wie ich die optimal herausarbeite.


    Ja, das macht Spaß!


    Robert

  • Hallo, Robert,


    alles ganz tolle Ergebnisse, die Du hier zeigst! [8D]
    Du weist darauf hin, dass der Himmel auf La Palma in großer Höhe eine bessere Auflösung bietet als Dein Himmel in Österreich in den Alpen.
    Da denkt man als "Flachländer": bringt es überhaupt etwas, hier im Flachland Planetenaufnahmen anzufertigen...
    Jeztz sehe ich ein Mars-Bild aus Sachsen-Anhalt, aufgenommen mit 16" f/15 (?), gezeigt im Nachbarforum und denke mir: kommt es nicht eher auf die Öffnung und BB an als auf den Standort?...und: lohnt es sich wirklich, nach La Palma zu fliegen?
    hier der link:
    https://forum.astronomie.de/me…16536_ryarvxhn-jpg.43182/


    viele Grüße und noch viel Spaß an der Bildbearbeitung
    Andreas

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!