Der Hantelnebel aus dem schönen McPom (Zeichnung)

  • Hallo Deepskyfreunde,


    Das MTT musste dieses Jahr ja wegen Corona ausfallen, wie viele andere Treffen auch. Ich habe mich das Wochenende dennoch auf den Weg nach Lohmen gemacht um den dunklen Himmel für ein paar Deepskybeobachtungen zu nutzen. Rein zufällig fanden sich ein paar weitere Beobachter auf dem Campingplatz In Lohmen ein, aber das ist eine andere Geschichte.


    Es war meine erste Beobachtungsnacht unter guten Bedingungen seit der Sommerpause. So habe ich die Gelegenheit genutzt um mal wieder eine Zeichnung zu machen. Zum Wiedereinstieg habe ich ein Standardobjekt gewählt: den guten alten Hantelnebel M27. Die Bedingungen in dieser Nacht waren exzellent, man konnte die schwachen Ohren des Nebels ohne Filter sehen, was mir bei mir zu Hause so gut noch nie geglückt ist. Mit OIII-Filter leuchtete der Nebel einen mit dem 16“er und dem 12er Nagler förmlich an und hinterließ einen Lichtabdruck auf der Netzhaut. Wirklich toll.
    Ich habe also mein iPad gegriffen und eine Zeichnung gemacht:



    Zeichnung auf dem iPad mit dem Apple Pencil. Gezeichnet mit Adobe Fresco, Nachbearbeitung mit Snapseed. Upload zum Astrotreff direkt vom iPad aus. Auch dieser Text ist auf dem iPad entstanden. Wer braucht heutzutage denn noch einen PC? [;)]
    Ich hoffe die Zeichnung gefällt Euch. Feedback ist wie immer willkommen.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Servus Marcus!
    Find ich super von Dir, dass Du Dich von M 27, einem Klassiker, nicht beeindrucken lässt. Den zeichnen mit 16" Öffnung nicht mehr viele! [;)]
    Wie man den PN wiedergibt bleibt (Gottseidank) jedem selber überlassen
    [:D][:)].
    Persönlich gefallen mir die allermeisten Digital-Zeichnungen, (darf man Die eigentlich noch so nennen?) nicht wirklich. Denn mit einem richtigen Stift wird da ja nicht mehr gezeichnet. Das sieht man eben auch, alles sieht so weich aus und meist ohne Kontur.
    Da ich aber noch mit Papier und Stift, damals noch auch ohne Windows-Programme aufgewachsen bin, kann ich mir keine Zeichnung ohne Stift, Wischer und echtem Papier vorstellen. Außerdem bin ich beruflich mit Papier eng verbunden, denn ich habe in den 80er Jahren eine Lehre als Drucker gemacht und das bleibt mir mein Leben lang, auch und gerade als Astro-Zeichner! [^][;)]
    Da kann ich eben dem Satz...
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Wer braucht heutzutage denn noch einen PC? <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    ...persönlich gar nicht zustimmen![V]
    Denn ohne PC und Scanner usw. könnte ich meine Papierzeichnung hier nicht zeigen.
    Aber, es bleibt jedem seine Entscheidung!
    Als Gegensatz zu Deiner digitalen Darstellung erlaube ich mir mal meine analoge Zeichnung noch mit echtem Bleistift und Papier aus echtem Holz hergestellt zu zeigen! Vorteil in echt ist, man kann die Zeichnung auch mal anfassen! Nun aber als Kontrast zur Modernen Welt meine Version von M 27 aus dem Mittelalter![:D][:p]


    <font color="yellow">M 27 PN in Vul</font id="yellow"> mit 16" Dobson f/4,5 ohne EQ-Plattform



    Ich finde das mal ganz interessant beide Möglichkeiten gegenüber zu stellen, entscheiden tut jeder selber.



    Grüße aus dem Allgäu,
    Roland[:D][:D]

  • Obwohl beide Geräte die gleiche Öffnung haben, sehen beide Zeichnungen doch sehr unterschiedlich aus. Bei meinen bisherigen Beobachtungen des Hantelnebels hatte ich immer eher den Eindruck eines irgendwie unregelmäßig geformten viereckigen Wattebausches mit abgerundeten Ecken. Interessant, wie sich die Wahrnehmungen unterscheiden können. Mir gefallen beide Zeichnungen. Ich würde mich auch gerne mal an Astrozeichnungen versuchen aber leider fehlt mir Zeichentalent daher beschränke ich mich lieber auf das beobachten.

  • Hallo Marcus, hallo Roland,


    bei diesem „Standardobjekt“ und dem Vergleich unterschiedlicher Zeichnungen und Zeichnungsarten (die mir alle gut gefallen) will ich auch gerne mit beitragen. Meine schönste Zeichnung von M 27 konnte ich 2008 auf La Palma mit einem 8 Zoll SC (C8) machen. Die benutzte Vergrößerung war 200 fach. Hiermit waren schwächere Feldsterne sichtbar, und so ist auch das Gesichtsfeld der Zeichnung definiert: 0,3°. Zusätzlich kam aber auch ein UHC Filter zum Einsatz, dieser mit 110 facher Vergrößerung, um vor allem die seitlichen „Ohren-förmigen“ Ausläufer zu sehen.


    Meine Zeichnungen mache ich direkt am Okular mit einem weichen Druckbleistift – direkt benutzt für die Sterne, und per „Estompe“ Papierwischer (geschwärzt an einem kleinen Grafitfleck den ich dazu neben die Zeichnung mache) für die nebligen Strukturen.


    Eigentlich stelle ich die Zeichnungen hier immer unbearbeitet „schwarz auf weiß“ wie gezeichnet ein:



    5. August 2008, ca. 02:00 bis 02:30 Uhr, 8 Zoll SC (C8), 200x, Norden oben, Westen rechts; Gesichtsfeld 0,3°; zusätzlich benutzt 110x mit UHC Filter



    Aber schön sehen die „weiß auf schwarz“ Zeichnungen wie im Okular ja schon aus…
    So habe ich diese jetzt auch mal invertiert. Damit das schön wird – weiße Sterne und fein abgestufte nicht zu helle Struktur in den flächigen Strukturen – braucht es schon ein wenig Aufwand bei der Feinabstimmung des Graustufenhistogramms nach dem Invertieren, deswegen habe ich mir das bisher auch vermutlich immer erspart. Aber es hat ja schon seinen eigenen Reiz:



    Vielleicht mache ich mir ja dann in Zukunft doch diese Zusatzmühe – wobei die unbearbeiteten Zeichnungen ja eher den „Dokumentationscharakter“ haben. Irgendwie bin ich noch unschlüssig – vielleicht stelle ich ja auch nur eine schön invertierte Version (zusätzlich) ein, wenn es ein besonders hübsches Objekt ist?


    Das als mein kleiner Diskussionsbeitrag. Ich bin schon gespannt, ob noch andere Zeichnerinnen und Zeichner hier mitdiskutieren werden.


    Viele Grüße
    Heinz

  • Hallo Roland & Heinz,


    Danke für Eure tollen Zeichnungen. Ich finde es auch sehr spannend, wie unterschiedlich so ein helles Standardobjekt wie M27 von unterschiedlichen Beobachtern gesehen und dargestellt wird.
    Was die Details und die Konturen in meinen Zeichnungen angeht: da ist eindeutig noch Luft nach oben. Ich bin da noch ganz am Anfang und bin froh, den Nebel überhaupt so zu zeichnen, wie er mir in der Nacht erscheint. Dass man da durch intensiveres Beobachten noch mehr Details sehen kann, steht außer Frage. Ich denke, dass das noch mit der Zeit kommt.


    Was mich beim Zeichnen auf Papier immer gestört hat, ist das Zeichnen in schwarz auf weiß, während die Objekte weiß auf schwarz erscheinen. Versuche meinerseits mit schwarzem Papier und weißem Stift waren nicht zufriedenstellend. Und obendrein habe ich den Eindruck, dass mich der Blick auf das von Rotlicht beleuchtete weiße Papier stärker blendet als das effektiv gedimmte iPad.


    Deshalb bin ich über diese neue Möglichkeit der digitalen Zeichnung sehr froh. Und der Rest ist Übungssache und Geschmack. Ich kann mit Adobe Fresco aus -zig Pinseln wählen, auch ein paar sehr gute Bleistifte sind dabei. Aber Zeichnungen mit Bleistift geben die Nebel meiner Meinung nach nicht so wieder, wie sie am Himmel zu sehen sind. Das sind keine scharf begrenzten Strukturen. Die Übergänge sind weich. Die Kunst besteht darin, diese weichen Übergänge richtig zu treffen und zu zeichnen. Und das geht digital meiner Meinung nach deutlich besser als auf Papier, auch dank des wunderbaren „Rückgängig machen“-Buttons. Und das Arbeiten mit Ebenen für detailreiche Objekte möchte ich nicht missen. Auch das geht auf Papier nicht.


    Aber wie man das macht, muss jeder Zeichner für sich selbst wissen. Entscheidend ist immer, dass man mit dem Vorgang an sich und dem Ergebnis zufrieden ist. Ich bin kein besonders talentierter Zeichner. Die Zeichnerin in meiner Familie ist meine Tochter und was die zu Papier bringt, erzeugt immer wieder Staunen bei mir. Aber auch sie ist schon vor Jahren auf digitales Zeichnen umgeschwenkt und hat dadurch einen großen Sprung nach vorne gemacht.


    Ich muss da auf jeden Fall noch viel lernen. Das war jetzt insgesamt erst meine 14. Zeichnung. Und den M27 werde ich mir definitiv noch mal vornehmen. Ich glaube, dass ich da viele Details übersehen habe.
    Noch ein Vorteil digitaler Zeichnungen: ich kann sie mir immer wieder vornehmen und daran weitermachen, das Vorhandene optimieren und zusätzliche Details einfügen.


    Ich freue mich aber wie gesagt sehr über jeden Zeichner und jede Zeichnung. Auch weil ich dadurch vielleicht auf Details aufmerksam werde, die ich zuvor übersehen hatte. Und Eure Zeichnungen sind wirklich toll. Für mich Inspiration und Ansporn, es besser zu machen.


    Vielen Dank:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Servus Marcus!
    Für die erst 14.te Zeichnung ist das Ergebnis sehr respektabel! [:p]
    Das hätte ich nicht erwartet.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich bin kein besonders talentierter Zeichner.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das sehe nach dieser Info etwas anders.
    Ich habe mit 44 Jahren angefangen zu zeichnen und die oben gezeigte Zeichnungen trägt die Zeichnungs-Nr.101 und wurde gezeichnet in 1000 m Höhe im hohen Adelegg in der nähe von Kempten /Bayern.
    Am 31.8.2019 um 0.05 Uhr erstellt mit 200x und UHC/16°C/85%r.F./GG: Umi 6m2/ Tr:2-/ S:2-!


    Lieber Marcus, da schlummert auf jeden Fall Potential in Dir, also bitte dran bleiben und weitere Zeichnungen bitte hier einstellen!
    Die großen und hellen M-Objekte habe ich viel länger als Du vor mich her geschoben, da ich tierischen Respekt vor z.B. M 97/ M 8/ M 51/ M 20/ M 57 usw. hatte!


    Diesen Vergleich könnten wir fortführen, falls ich von zukünftigen Objekten auch eine vergleichende analoge Zeichnungen habe, falls dies erwünscht ist[?]


    Grüße aus dem Allgäu,


    Roland[:D][:D]

  • Hallo Roland,


    Vielen Dank für die ermunternden Worte. Von einem erfahrenen Zeichner wie Dir bedeutet mir das sehr viel. [:I]


    Ich werde auf jeden Fall dran bleiben und insbesondere die Zeichnung von M27 noch fortführen. Und ich würde mich sehr freuen, wenn Du zu meinen Zeichnungen auch mal Deine eigenen präsentierst. Es sind dann doch die Bilder die mehr Details wiedergeben, die mir zeigen dass die Objekte mehr zu bieten haben als ich gesehen habe. Das ist also keine Frage der Zeichentechnik, sondern eine des bewussten und sorgfältigen Beobachtens des Objekts, bevor man den Stift in die Hand nimmt.
    Ich bin auf jeden fall motiviert weiter zu machen.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


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  • Hallo Marcus,


    auch ich finde Deine Zeichnung schon sehr perfekt! Unsere beiden Zeichnungen sehen sich ja auch sehr ähnlich - M 27 scheint sich von 2008 zu 2020 gar nicht stark verändert zu haben ;) - Ich finde es sehr spannend, dass wir beide M 27 so ähnlich aufgefasst haben.


    Die ganz kleinen Helligkeitsmodulationen in meinen Zeichnungen gegeben durch den Auftrag mit dem Papierwischer sind auch nicht alle wirklich "gesehen" - da ergibt sich Einiges auch durch die Strichführung und ließe sich in einer Papierversion nur später, oder in einer Reinzeichnung so schön glätten wie in Deinen elektronischen Zeichnungen. Das mache ich aber nicht, sondern lasse die Zeichnungen bis auf kleine Korrekturen an allzu unsauber gezeichneten Sternen so wie am Okular entstanden. Es mag aber auch sein, dass Manches ohne bewusstes Mitspiel des Kopfs den Weg vom Auge durch die Hand auf das Papier findet. Zumindest kenne ich das vom Malen außerhalb der Astronomie (da zumeist mit Aquarellfarben, wo die unkontrollierbaren Anteile noch viel größer sind). Ich sehe aber eigentlich keinen Grund warum das nicht auch beim Arbeiten mit der digitalen Zeichnung so passieren sollte (wenn man es denn als Vorteil sieht). Die von Dir geschilderten Vorteile klingen aber auf jeden Fall alle sehr plausibel. Daher sehe ich es eher so wie man auch zum Beispiel sowohl mit Aquarell- als auch mit Ölfarben herrliche Bilder malen kann.


    Einen „konzeptionellen“ Unterschied in den drei Versionen sehe ich bei der Darstellung der Sterne. Während bei Rolands Zeichnung die Sterne alle sehr klein bleiben (wie ja auch eigentlich im Okular so zu sehen) und die Helligkeitsunterschiede nur durch ganz feine Unterschiede im Durchmesser angedeutet sind, tendiere ich dazu die Helligkeitsunterschiede durch sehr deutliche Durchmesservariationen darzustellen (d.h. die hellen Sterne sind eigentlich viel zu groß gemalt). Mir hilft das, wenn ich später meine Zeichnungen mit Sternkarten oder Fotos vergleiche, es hat wie die „schwarz auf weiß“ Zeichnung eher Dokumentationscharakter als dass ich ein sehr ästhetisches Ergebnis erreichen will. Deine Version, Marcus, scheint mir ein Mittelweg zwischen beiden Extremen, vielleicht ja genau richtig so.


    Den Vergleich von Zeichnungen fortzusetzen fände ich auch spannend. Ich werde versuchen beizutragen, soweit ich passende haben. Eigentlich will ich ohnehin mal meine Zeichnungen, zumindest ab Herbst 2005 (seitdem zeichne ich mit einer festen Kreisschablone für den Okularanblick mit 8,3 cm Durchmesser und in der gleichen Art in meine Beobachtungsbücher), alle gleichartig einscannen – und dann vielleicht eben auch invertierte Versionen erstellen. Mal sehen wie ich da vorankomme – es entstehen (zum Glück!) ja auch immer neue Zeichnungen: So auch in den letzten beiden Nächten, wo ich die letzten klaren Stunden vor der Vollmondphase jeweils für kurze Beobachtungen genutzt habe.


    Viele Grüße
    Heinz

  • Hallo Heinz,


    Auch an Dich nochmals Danke für das Feedback. Das mit den Strukturen in den Zeichnungen, die man real gar nicht gesehen hat, kenne ich. Eine meiner ersten Zeichnungen war der Affenkopf, NGC2174. Da habe ich am nächsten Morgen jede Menge tolle Strukturen und Wirbel in meiner Zeichnung gefunden, die ich in der Nacht mit dem 6“er nicht gesehen hatte. Ich habe sie „Zeichenartefakte“ genannt, weil sie durch das Zeichnen an sich entstanden sind und nicht bewusst ins Bild gebracht wurden.
    Die Zeichnung hatte ich hier im Forum schon mal gezeigt.
    Solche Zeichenartefakte machen das Bild natürlich interessant und sind auch die Handschrift des Zeichners. Aber man sollte aufpassen, dass sie nicht überhand nehmen. Man will ja das gesehene wiedergeben. Wenn man dann auf Basis der Beobachtung und Zeichnung eine künstlerische Darstellung des Nebels schaffen will, sieht das dann natürlich ganz anders aus. Aber das ist zumindest im Moment noch nicht, was ich anstrebe.


    Jetzt gilt es erst mal die Vollmondphase abzuwarten. In drei Wochen fahre ich zum SHT, hoffentlich wird es klar und ich komme zum zeichnen.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


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