Gitterrohrtubus 8"/f5 auf EQ5?

  • Liebe Gemeinde,


    ich brauche Rat. Nachdem ich jetzt seit etwa einem Jahr mit meinem 5" Bresser Maskutov (127/1900) auf einer EQ5 mit einem von mir etwas verstärktem Stativ hauptsächlich den Mond und auch mal Planeten beobachte (und ich bin sehr zufrieden damit), reift so langsam der Wunsch nach etwas Vergrößerung, und zwar Richtung Deep Sky. Ich möchte aber unbedingt weiter auf einer parallaktischen Montierung bleiben, mir allerdings erstmal keine neue kaufen.

    <b>Könnte das klappen, für einen 8"/f5-Newton einen leichten, steifen Gitterrohrtubus zu bauen, den meine EQ5 wenigstens visuell noch akzeptabel trägt?</b>


    Einen 6-Zöller trägt sie ganz bestimmt auch mit normalem Stahltubus noch gut, 10" ist wahrscheinlich von vorneherein aussichtslos.


    Mein 5"-Mak wiegt zwar mit Sucher auch über 4kg, ist aber weniger als 40cm lang, dementsprechend verwöhnt bin ich was Wackeln und Zittern auch bei hohen Vergrößerungen angeht.
    Ich hatte mir mal ein paar konzeptuelle Gedanken für den Tubus gemacht und kam für das System Gittertubus+FS+HS+OAZ auf pi mal Daumen 5kg.
    Ich habe natürlich die Monti-Datenbank bemüht, die Urteile zu EQ5+8" fallen durchwachsen aus.


    Besten Gruß,
    Alex

  • Hallo Alex,


    ich selber bin kein Teleskop-Selbstbauer, eher ein Teleskop-Selbstkäufer und ich habe Hochachtung vor denen, die Ihre Spiegel und Teleskope selber bauen können.
    Aber, was ich bisher hier in diesem Forum gelesen habe, sind die Beweggründe mehr die, ein besseres, eben selbstgebautes Teleskop zu bauen.
    Es waren meines Erachtens nie die zu kleinen Montierungen.
    Du hast ein sehr ambitioniertes Ziel, aber selbst wenn Du es hinbekommen würdest (8"Carbon-Newtons wiegen ca. 7,5kg - ohne Zubehör), so kommt gewichtsmäßig immer noch Zubehör oben drauf und die Montierung kommt wieder an Ihre Grenzen.
    Das Geld für den Selbstbau könntest Du gut in eine gebrauchte HEQ5 investieren.
    Vielleicht ist das eine schnellere und vielleicht auch frustfreiere Lösung.


    Viele Grüße
    Chris

    ESPRIT 150ED f/7, TS APO 115 f/7, TS RC10" f/8 Carbon, Lacerta 10" f/5, Nobilem 8x56B, EQ8-R Pro, AZ-EQ6GT, ASI294MC-Pro, veTEC 571C, EOS6Da, ASI178MC, ASI120mini

  • Hallo,


    eine 8" f5 ist noch gerade so visuell auf einer EQ-4/5 einsetzbar. Die Dinger sind ja Clone der Vixen GP und bei der hieß es max. 8kg. Ich habe mir einen 8" Dobson gebaut der mit Rockerbox knapp 7kg wiegt, allerdings ohne 2" Auszug. ich denke es besteht daher durchaus die Chance auch ohne Karbon was halbwegs leichtes zu bauen, was noch halbwegs auf einer EQ-5 funktioniert. Man muss allerdings genau rechnen und sparen wo es geht. Ich denke eine stark abgespeckte Hauptsiegelzelle und ein Monoring mit 1,25" Helical, verbunden mit einem Gestänge aus max. 15er Stangen und abgedeckt mit Drachenstoff hat wohl eine gute Chance visuell noch brauchbar zu funktionieren.



    MfG


    Rainmaker

  • Hallo Alex,


    Bei gleicher Lastverteilung nimmt das Moment linear mit dem Hebel zu (Hebelgesetz). Bei einem Newton sind die Hauptgewichte jedoch an den Enden platziert, Hauptspiegel+ Zelle auf der einen, OAZ + Okular + Sucher auf der anderen.


    Ich würde grob schätzen, dass ein 200 mm f/5 Newton mit 5 kg ca. 4 mal mehr schwingen wird als dein jetziger Mak, bei Wind mit Socke eher mehr.


    Du könntest Gewichtsdummys mit passendem Gewicht und Hebel an deinen vorhandenen 5" Mak anbringen und damit bei höherer Vergrößerung beobachten. So könntest du selbst direkt am Stern abschätzen, ob dir das noch taugt.


    Zum Beispiel 2x je 1 Liter Tetrapacks an eine stabile Alustange oder Stahlrohr Besenstiel mit starkem Tape dranpappen + entsprechend mehr Gegengewicht auf der Gegengewichtstange - sieht sicher lustig aus, sollte jedoch ein Gefühl vermitteln, wie sich ein längerer und etwas schwererer Tubus benimmt.


    Dabei musst du berücksichtigen, dass ein 200 mm Tubus dicker ist, somit liegt der Tubusschwerpunkt weiter außen und der Hebel zum Achsenkreuz ist länger. Hinzu kommt noch der stärkere Windfang, wenn du eine Socke statt kleine Blenden verwenden möchtest.


    Es gibt auch ergonomische Einschränkungen: Einen Gitterrohr Tubus mit fester Montageplatte kann man ja nicht wie einen Volltubus in seinen Rohrschellen drehen, der Okulareinblick wird oft ungünstig stehen.
    Mir erscheint Gitterrohr- Newton + parallaktische Montierung nicht besonders bequem.


    Falls du es doch bauen möchtest, hier ein 15 cm f/5 Beispiel a la "Loch an Loch und es hält doch":
    http://www.stathis-firstlight.…n/bilder/gernot15cm_s.jpg

  • Soweit ich weiß, steigt das Drehträgheitsmoment sogar quadratisch zum Radius. Ich glaube nicht, dass ein 8" Gittertubus leichter als ein Volltubus ist und das Gewicht des Spiegels am Ende bleibt. Auf dem Weg kommt man eher nicht weiter.


    Ein 6" 150/1000 mit verlängertem Tubus und 2" OAZ ist auf meiner CG-5 mit dem Stativ mit 50 mm Stahlbeinen sehr gut montiert. 10" ist in der Tat gänzlich aussichtslos (ausprobiert).


    Ich vermute, dass der größte Schwachpunkt der EQ5 der Polblock ist. Es gibt eine Achse mit Wurfpassung, die das Innenteil beweglich zwischen den Außenteilen hält, aber keine axial kraftschlüssige Klemmung. Dazu gibt es die als Schwachpunkt bekannten Schrauben für die Polhöhe, die sich bei starker Klemmung verbiegen. Das ist auch bei der HEQ5 und bei der alten EQ6 so, und erst mit der neuen AZ EQ6 wurde das geändert. Für die alte EQ6 gibt es einen Umbausatz mit einem neuen Polblock, der das Problem beseitigt. Für die EQ5 und die HEQ5 gibt es nichts, weil die Kosten eines kommerziellen Umbausatzes in keinem Verhältnis zum Preis der Montierung stehen.


    Wenn Du also ein gutes Stativ hast, z.B. das mit den 50 mm Stahlrohrbeinen und auf keinen Fall das mit den Alubeinen, und die Schnecken der Montierung perfekt eingestellt sind, dann könnte ein Umbau des Polblocks vielleicht die Stabilität bringen, die ein 8" braucht. Hier siehst Du den EQ6 Polblock in Einzelteilen, den man für die EQ5 nachbauen könnte:


    https://astronomie-mettmann.de…-montierung-mit-eq6-wedge


    Michael

  • Erstmal vielen Dank für die freundlichen und konstruktiven Antworten. Habe den Rat von Stathis befolgt und sitze gerade mit meinem Mak mit Tetrapack-Ballast (1m Besenstiel, vorne 1kg, hinten 2kg) vor Jupiter mit 146x. Wider Erwarten wackelt das System gar nicht so sehr viel mehr. Schon spürbar, aber nicht störend; zum visuellen Beobachten auf jeden Fall in Ordnung.
    Ich hatte nebenbei auch meinen Entwurf eines Gittertubus etwas konkretisiert und denke, dass für die reine Struktur, das heißt ohne HS, FS und OAZ, aber mit Spiegelzelle und Spinne, ohne weiteres &lt;2kg machbar sind.


    Was mich allerdings noch wurmt, ist folgender Gedanke: Die EQ5 ausreizen ist das eine, aber sobald mir die 8“ nicht mehr reichen, muss ich mich wohl so oder so mit der Dobson-Bauweise anfreunden. Eine größere Montierung mit Säule kommt erst in Betracht, wenn wir Haus und Grundstück haben.
    Naja, und so gesehen kann ich auch gleich über ein größeres Dobson nachdenken.


    Alex

  • Hallo,


    bitte beim Gewicht nicht das Gewicht der Schwalbenschwänze vergessen. Da der Tubus wohl nicht drehbar sein wird werden es wohl mindestens zwei sein. Bei dem kleinen und kurzen Tubus reichen vielleicht vier quadratische Stangen als Gestänge. Mein 8" f/5 Reisedobson hat drei Stativbeine als Gestänge und ist auch ausreichend steif. Die Stangen müssen nur wirklich fest gekemmt werden. Da der Tubus aber nicht zerlegbar sein muss sollte das aber kein Problem sein.



    MfG


    Rainmaker

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