Wo sind denn die Nebel?

  • Hallo, mein Name ist Marco.
    Ich bin recht frisch im Hobby.


    Mein gebraucht erworbenes Teleskop ist das 8er Skywatcher Newton 200/1200 auf Dobson.
    Das kam mit den standard Okularen. Das war schon beeindruckend damit den Mond, Jupiter und Saturn zu betrachten.
    Auf Dauer war mir das Gesichtsfeld aber deutlich zu klein und meine Augen haben sich beschwert.


    Ich habe mir dann, wiederum gebraucht, ein Vixen LV30mm und ein Vixen LV 8-24 Zoom zugelegt.
    Aha! Deutlich besser!


    An meinem Wohnort, von meiner Dachterrasse, habe ich laut lightpollutionmap, nach VIIRS 2019, einen Radiance Wert von 1,51. Es könnte inzwischen eventuell auch etwas weniger sein, weil seit dem, der Ausbau der LED-Straßenleuchten fortgeschritten ist.
    Darf ich da mit meinem Equipment auch erwarten Nebel wenigstens im Ansatz zu erkennen?


    Ich wollte gestern eigentlich einen Blick auf den "North America Nebula" werfen. Ich habe mich an Vega, Altair und schließlich Deneb orientiert.
    Nix Nebel. Weder mit dem 30er noch mit dem Zoom-Okular. Vor lauter Sterne in der Ecke habe ich dann irgendwann den Überblick verloren. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich HD 199870 und HD 199939 gesehen habe. Diese werden in Stellarium mit einer Magnitude von 5,7 und 7,6 angegeben. Der Nebel, den ich sehen wollte mit 4. Direkt daneben gibt es noch den Pelican Nebel mit 8. Der hätte mir auch in Erscheinung treten können. Laut Telescopius hatte ich gestern nahezu perfekte Bedingungen. Sehr wenig Wolken und kaum Luftflimmern.


    Ok, mir ist bewusst, dass mein Auge keine Langzeitbelichtung vornimmt und ich so nicht sehen kann, was die Astrofotografenfraktion auf das Papier, oder besser, auf den Bildschirm, zaubert. Aber müsste ich nicht wenigstens Spuren der Nebel erkennen können? Ist es bei mir zu hell? Zu viel Mond? Der lag mir aber eigentlich eher im Rücken. Ist mein Hauptspiegel zu dreckig?


    Das schöne ist, auch so lernt man den Himmel kennen. Vega, Altair und Deneb als Dreieck werde ich wohl in Zukunft relativ leicht wiederfinden. Meine Frau erzählte mir, dass es im Chinesischen dazu auch eine Geschichte über eine Frau und einen Mann und die böse Schwiegermutter gibt :).

  • Hallo Marco,


    willkommen auf Astrotreff.


    Um Nebelstrukturen sehen zu können sind ein paar Voraussetzungen wichtig. Der Himmel sollte so dunkel wie möglich sein, die Einstufung nach nach VIIRS 2019 sagt mir nichts.


    Weiter musst du deinen Augen genug Zeit geben, damit die sich an die Dunkelheit adaptieren können. Wenigstens 20min. in keine hellere Lichtquelle schauen, besser noch länger warten. Ein kurzer Blick in eine Lichtquelle (schon das kurze Blitzen eines Feuerzeugs genügt) zerstört die Dunkeladaption und man muss wieder warten.


    Und dann kommt es noch auf den jeweiligen Nebel an, gerade Nordamerika ist sehr großflächig und lichtschwach und das wenige Licht liegt auch noch im tiefroten Bereich. Es gibt viele andere Nebel, die kleiner und damit heller sichtbar sind und deren Licht im OIII Bereich liegt.


    http://www.astro-okulare.de/nebelliste.htm


    In der Liste findest du Angaben zu den verschiedenen Nebeln. Grundsätzlich gilt noch, die Nutzung von Filtern ist zum Auffinden und Erkennen der Nebel mehr als nur vorteilhaft. Aber leider sind viele der günstig angebotenen Filter nicht besonders gut bis hin zu untauglich. Und wenn du einen guten und wirklich funktionierenden Filter kaufen willst, bleibt derzeit fast nur Astronomik als Anbieter- und die Filter sind dann leider entsprechend teuer.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo!


    Um Nebel zu sehen, solltest du dich auf Night Pollution Map in einem blauen Gebiet befinden. Dann ist es auch dunkel genug.
    1,51 laut VIIRS 2019 ist vermutlich zu lichtverschmutzt.
    Auf jeden Fall ist das zu lichtverschmutzt für den Nordamerika-Nebel. Der ist groß (deutlich größer als der Bildausschnitt den du in deinem Teleskop siehst), aber sehr lichtschwach.
    Erst recht, wenn der Mond auch am Himmel steht.
    Da kann es passieren, dass du mit dem Blick direkt im nebel bist, es aber nicht merkst, da du nur nebel im Blickfeld hast und somit der Kontrast zum Himmel daneben fehlt.


    Nebelhelligkeiten sind etwas anderes als Sternenhelligkeiten!
    Bei einem Nebel verteilt sich die Helligkeit auf eine große Fläche und der ist daher bei gleicher Helligkeit viel schwerer zu sehen als ein punktförmige Stern.


    So kann es gut sein, dass du einen Stern mit einer Helligkeit von mag. 10 noch siehst, zugleich aber einen Nebel mit mag. 7 schon nicht mehr.
    Bei einem Mond wie gestern, kann ich den Noramerikanebel selbst mit meinem 40cm Teleskop nicht sehen - keine Chance!


    Somit mein Rat:
    Dunkleren Ort aufsuchen,
    Nebel und Galaxien nur versuchen, wenn kein Mond am Himmel steht,
    zu Beginn die hellsten Nebel probieren und auch solche, die komplett ins Sichtfeld deines Teleskops passen.
    Zur Zeit würden sich da M57, der Ringnebel in der Leier und der Hantelnebel M27 oberhalb des Sternbildes Pfeil anbieten.
    Wenn du einen horizontnahen Blick nach Süden hast, sind auch Omeganebel (M17) Trifid-Nebel (M20) und Lagunennebel (M8) einen Versuch wert.


    Ich sehe mit meinem 200/1200 Dobson alle Nebel des Messier-Katalogs recht problemlos (wie du an der Bezeichnung NGC 7000 siehst, gehört da der Nordamerikanebel nicht dazu). Das aber nur in mondlosen Nächten und bei sehr dunklem Himmel in den Alpen.


    Grüße und viel Erfolg,
    Mario

    https://astronom.at

    8'' Skywatcher Flextube Dobson, 16'' Spacewalk Telescopes Infinity** Dobson, 60/330 TS Apo (Reiseteleskop), Coronado PST Umbau, Binoansatz Binotron 27, Nachtsichtgerät, ...

  • Hallo Marco,



    Hier mal interessante infos zu den Filtern mit Vergelichs - Ansichten um zu sehen wie sie wirken


    http://www.svenwienstein.de/HTML/nebelfilter.html
    https://live.staticflickr.com/…11186822_309e2bb5b5_c.jpg


    Je nach Feuchtigkeitsgehalt der verschiedenen Luftschichten, kann seitwärts einfallendes Mond,- oder Stadtlicht aus der Ferne die Sichtbarkeit stark beeinträchtigen, man sagt dann " die Nebel ertrinken regelrecht im Dunst" !


    Hat man von seinem Standort aus, starkes seitliches Fremdlicht, kann man das mit einem aufgenähtem dunklem Tuch, zumindest die direkte Störung der Augen beim Okulareinblick ausschalten!

    Gruß Günter


    GSO 12"+ 8" Skywatcher Dobson, Celestron 8" Schmidtkamera; C8 Orange + 5,5" Comet-Catcher; MAK 100/1000 + 127/1500; ED 80 PRO,

  • Vielen Dank.
    Jetzt ist mir auch klar, warum Nachts ein Rotlicht unproblematischer ist.


    Da ich um die Anschaffung eines, ggF. zweier Filter scheinbar nicht wirklich drumrum komme hier die Folgefrage.


    Das 30er Vixen ist ein 2" Okular, das Zoomokular hat 1,25".
    Sofern das Gewinde passt, müsste ich den 2" Filter in das 30er Okular drehen können und wäre dann erstmal versorgt. Macht es überhaupt Sinn das Zoomokular für die Nebelbetrachtung zu verwenden, wenn einige Nebel ohnehin schon das Gesichtsfeld sprengen?

  • Marco,



    die 2" Filter sollten auch unten in die Reduzierung 2" auf 1,25" passen und so für alle 1,25 Okulare nutzbar sein!


    Das Zoomokular ist am Mond und Planeten gut, für DeepSky um zu testen, welche Festbrennweite mit größerem Gesichtsfeld man hier einsetzen könnte, dass dann wieder größere Bereiche oder das ganze Objekt zeigt!

    Gruß Günter


    GSO 12"+ 8" Skywatcher Dobson, Celestron 8" Schmidtkamera; C8 Orange + 5,5" Comet-Catcher; MAK 100/1000 + 127/1500; ED 80 PRO,

  • Hallo Marco,


    Alles, was auf Farbfotos schön rot leuchtet und so groß ist, dass es nicht in dein Übersichtsokular passt, solltest Du erst mal vergessen. Das sind Anfängerobjekte - für Astrofotografie mit Spezialkameras! Visuell sind die selbst mit Spezialfilter bei richtig dunklem Himmel immer noch ziemlich schwer zu erkennen, besonders für Ungeübte.


    Es wurde ja oben schon beschrieben, bei Mondlicht sind Nebel schwierig bis gar nicht zu beobachten. Spezielle Nebelfilter helfen. Sie können für Erkennbarkeit sorgen, aber die Lichtverschmutzung nie komplett ausschalten. Vom eigenen Balkon aus der Stadt solltest Du dich auf andere Objekte stürzen, z.B. den Kugelsternhaufen M13, der steht heute vor Mitternacht fast im Zenit.


    Ohne Mond (in ca. 10-14 Tagen) kannst Du dann mal M57, M27, M51 und M31 probieren. Für die brauchst Du nicht zwingend einen Filter. Bei den Galaxien M51 und M31 helfen Filter nichts, weil die ein breites kontinuierliches Spektrum haben. Von M31 wirst Du vermutlich nur das helle Kerngebiet sehen.


    Gruß,
    Martin

  • Hallo,
    danke für die Beiträge!


    Ich habe mir den OIII-Filter von Astronomik und ein Reduzierstück mit Gewinde bestellt. Mein Reduzierstück hat sich das Gewinde gespart. Ich denke es macht jetzt kein Sinn am Filter zu sparen, gerade, weil ich derzeit nicht so viel Zeit habe und das Teleskopieren vorerst überwiegend auf der Dachterrasse stattfinden muss.


    Mit dem Messierkatalog werde ich mich mal genauer beschäftigen. So alt, wie der ist, sollten sich die meisten Objekte darin mit einem heutigen Teleskop auch in weniger optimalen Bedingungen ausfindig machen lassen. Ich habe freien Blick nach Westen und halbfreien Blick nach Osten und natürlich nach oben. Nord und Süd sind leider durch mein Haus und das Nachbarhaus versperrt. Mal sehen, was der Katalog da her gibt.


    Ich wohne glücklicherweise, jetzt nicht nur wegen des Lichts, auf dem Land und kann auch in unter einer Stunde im Gebiet eines Sternenparks mein Teleskop aufstellen. Da muss ich mal nach einer geeigneten Stelle suchen, ohne Angst vor Überfällen haben zu müssen. Im Sommer ist das zeitlich aber leider gar nicht drin.


    Aber bei dem Hobby muss man ja auch nichts überstürzen. Das Licht braucht ja selbst lange genug hier her, da darf es auch etwas warten ;)


    Grüße
    Marco

  • Hi Marco, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich habe mir den OIII-Filter von Astronomik und ein Reduzierstück mit Gewinde bestellt. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ok, aber probier auch erst mal aus, wie tief die Steckhülsen deiner 1,25" Okulare in die Reduzierung eintauchen. Lange Steckhülsen ragen durch und würden damit auf dem Filter aufsitzen- unschön [B)]


    Für den Fall schraubst du noch eine z.B. 2" Verlängerung mit 20mm in die Reduzierung, den Filter dann eben in die Verlängerung einschrauben- Problem beseitig.


    Gruß
    stefan

  • Danke für den Hinweis.
    In den Kommentaren eines größeren Shops für Astrobedarf habe ich gelesen, dass mit dem Reduzierstück, das ich bestellt habe am 200/1200er Dobson ohne Verlängerung der Fokus nicht scharf zu bekommen ist. Darum habe ich sogar schon eine Verlängerung. Aber ich werde den Bewegungsraum der Apparatur auf jeden Fall testen, bevor ich mir Nachts noch den Filter kaputt mache…

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