Atik Infinity

  • Hallo Sternfreunde,
    vor 4 Jahren habe ich mich hier im Forum angemeldet. Damals begann ich mit einem Skywatcher Dobson Teleskop.Nach einigen Versuchen Mond und Planetenfotos mit mehr oder weniger Erfolg zu machen,reifte in mir die Überzeug
    ein Teleskop mit motorischer Nachführung zu erwerben.Geworden ist es ein Celestron Evolution 8. Außerdem habe ich mir eine Atik infinity zugelegt. Doch bei den Ergebnissen bin ich etwas enttäuscht. M31 verbessert sich nicht durch stacken vor meinen Augen.Bei 50x3 b.z.w. 60x5 sek.Erst bei der Nachbearbeitung mit Luminar zeigen sich Strukturen. Bei M2 und M15 sieht es ähnlich aus. Mache ich etwas falsch? Oder sind meine Ansprüche zu hoch?
    Grüße
    Stephan

  • Hallo Stephan,


    ohne Deine Bilder zu sehen, können wie das nicht beurteilen. Zeig doch mal einen Stack wie er aus der Kamera gekommen ist und dazu das gleiche Bild als bearbeitete Version.


    Bis dann:
    Marcus.

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Stephan,


    Die Atik hat einen relativ kleinen Bildsensor. Dein Teleskop ist mit f/10 sehr lichtschwach und hat mit 2m eine sehr lange Brennweite.


    Dazu kommt, dass beim Live-Stacken mit der Atik das Teleskop während der gesamten Aufnahmedauer so präzise nachgeführt werden muss wie bei einer lang belichteten Einzelaufnahme. Schon die kleinste Abweichung bei der Nachführung sorgt für verschmierte Bilder. Wenn man Bilserien nachträglich im PC stackt, kann man die Einzelbilder automatisch zentrieren und verschmierte Einzelbilder aussortieren. Das geht mit der Atik nicht.
    Ein zusätzliches Problem ist, dass deine Altazimut-Goto-Montierung nicht die ideale Basis für Deepsky-Fotografie ist. Viel besser wäre eine solide parallaktische Montierung.
    Die Kombination der genannten Nachteile führt dann zu den von dir geschilderten Ergebnissen. Vielleicht hakt es auch noch an anderer Stelle, das lässt sich per Ferndiagnose ohne Bilder gesehen zu haben aber nicht so einfach sagen.


    An deiner Stelle würde ich für M31 und ähnlich große Objekte erst mal ein gutes Foto-Objektiv auf einer kleinen Äquatorial-Reisemontierung wie z.B. den Star Adventurer mit der Atik kombinieren. Passend wäre eine Secondhand-Festbrennweite, z.B. ein altes Nikon 200mm f/4. Je nach Budget auch was Besseres, das wird aber sehr schnell teuer.


    Falls Du mitten aus einer lichtverschmutzten Stadt heraus Aufnahmen machen möchtest, kann auch die Atik keine Spitzenergebnisse liefern.


    Bilder wie mit einer APS-C oder Kleinbildkamera darfst Du von der Atik ebenfalls nicht erwarten. Dafür ist der Bildsensor zu klein, die Pixelzahl zu gering und die eingebaute Analogelektronik nicht gut genug.


    Auf einer sehr gut laufenden parallaktischen Montierung sollte es mit einem 200mm f/10 SC Teleskop und der Atik durchaus möglich sein, schöne Aufnahmen und Beobachtungen von Kugelsternhaufen und Planetarischen Nebeln zu erreichen.
    Für gute Ergebnisse im Live-Stacking ist es auch wichtig, dass Du dich mit den vorhandenen Möglichkeiten zur Kontrastverbesserung vertraut machst. Ohne passende Einstellungen bekommst Du nur ziemlich flaue Bilder.


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Stephan,


    meines Wissen`s ist die Infinity dafür gebaut worden um aufgerechnete Astrobilder auf einem Monitor schnell zeigen zu können. OK soweit gut.


    Ein paar Anpassungen zu deiner Ausrüstung müßtest du in Kauf nehmen.
    Wenn dein Stativ oben kein Gelenk für einen Polhöhenwinkel hat kann man
    das mit einem selbstgebauten Holzwinkel, schätze je nachdem wo du wohnst
    im 47° und + oder - unter ein Stativbein das nach Norden zeigt stellen.


    Um das C8 für die Kamera etwas "heller" zu machen braucht man eine
    Shaplylinse (Reducer)der dir dein C8 von Fokus 10 auf den Wert von
    f 6.3 bringt.


    Die stärken von einem C8 liegen bei Galaxien (außerM31 ist einfach zu groß) Kugelsternhaufen, M11, M13, oder epsylon Lyrae, M27 und M57 und natürlich auch Planeten.


    also ich denke, das müßte man hinkriegen mit der Kamera und dem C8.


    Viele Grüße
    Marwin

  • Danke für eure Antworten. Einen Celestron Reducer 6,3 habe ich benutzt.
    Jetzt versuche ich gerade Bilder hoch zu laden. Das gestaltet sich schwieriger als erwartet. So werde ich es morgen noch einmal versuchen.
    Grüße Stephan

  • Irgendwie hatte sich das Posting von 7:03 Uhr nochmal ins Forum geschlichen.

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Stephan,


    Die Kernregion von M31 ist immerhin klar erkennbar anhand zweier charakteristischer Sternenketten.
    Viele Leute meinen, dies ist ein einfaches Objekt für Astroaufnahmen, wie auch M42. Das trifft aber in beiden Fällen nicht zu wegen des sehr großen Kontrastumfangs, der gute Technik und ihre gute Beherrschung erfordert.


    Ich hab die Kamera länger nicht benutzt und jetzt nur mal kurz ins Manual geschaut, daher bitte das Folgende "mit Vorsicht genießen":


    Bei der Atik Infinity kannst Du die Bilddarstellung über das Histogramm mit drei Schiebern für Schwarz, Weiß und mittleres Grau verändern. Den "Grau"- Schieber solltest Du für das gestackte Bild deutlich nach links Richtung Schwarz bewegen. Den "Weiß"-Schieber müsstest Du dagegen noch nach rechts bewegen, damit der Kern von M31 nicht so ausgebrannt ist.
    Wenn die dunkleren Bildbereiche danach zu verrauscht werden, sind noch mehr Aufnahmen im Stack nötig.


    Welche FWHM- Werte hast Du typischerweise erreicht?
    Hast Du die FWHM-Filterung fürs Stacken aktiviert? Wenn ja, welcher Rejection-Wert ist eingestellt?


    Nachtrag: Die Nachführung scheint hier ja einigermaßen zu passen. Wie viele Einzelaufnamen mit welcher Belichtungszeit waren daran beteiligt?


    Gruß,
    Martin

  • Ich bin zwar mit der Atik Kamera nicht vertraut,
    aber was erwartest du bei 150 bzw. 300 Sekunden Gesammtbelichtung im live stack?
    Im Zentrum von M31 sind zwar auch Nebel zu erkennen, aber die brauchen auch Belichtungszeit.
    Ich bin langsam in dem Bereich den ich akzeptabel finde (900mm f7,9 EOS 70Da) und bin bei einer Gesammtzeit von knapp 3 Stunden.
    Ich belichte 120 Sekunden pro frame, daher ist das Ergebniss für livestacking für meine Augen OK.
    Du hast mit f6,3 weniger als einen ganzen Blendenwert heller also sind es bei mir ca 2 Frames im Stack.
    Ich gehe davon aus, sie würden ähnlich aussehen.
    Warum machst du "nur" live stacking?
    Für mich macht es sinn, wenn ich schwache Objekte genau ausrichten will (wenn man kein Astrometrieung nutzt)
    oder halt wenn man grob sehen will was dort endsteht.
    Selber überprüfe ich liebe die Einzelframes auf z.B. Nachführfehler, Fokus ....
    Mach doch mal was mit der Gesammtbelichtungszeit von 20-30 Minuten, da sollte es etwas besser sein.
    Ich finde Franks (youtube-astrophotocologne) Richtung ganz gut: "Ich veröffentlich eigentlich nicht unter 20 Stunden Gesammtbelichtungszeit."
    Logo muss/kann man nicht immer so lange Belichten, aber dann ist die Relation 150(300) Sekunden verständlich im Ergebniss.
    Die Videos von ihm kann ich nur empfehlen, viele Informationen und zwar nicht als "So muss das gemacht werden"-Video sondern Informationen "Warum, Wieso, Weshalb".


    Die anderen Dinge wie z.B. Äquatorialmontierung sind auch wichtig für längere Einzelbelichtungszeiten.
    Auch würde ich sagen ist was nicht ganz richtig mir der einstellung gelaufen.
    Im Rohbild sind die Sterne (mitte links und rechts gut sichtbar) zur Bildmitte heller als außen (verzerrt).
    Könnte am Reducerabstand oder Schrägstellung liegen.
    Das macht dann das selbe auch bei Nebeln, auch wenn es unseren Augen nicht so auffällt.
    War der Fokus Perfekt? Das macht es dann zusätlich etwas matschieger wenn er nicht 100% stimmt.


    Zusammengefasst:
    - Das Bild ist so "normal" für so kurze Belichtungszeit-Liverstacking-Nicht-ideale-Justage


    Verbesserungen:
    - Längere Einzelbelichtungszeiten (wenn möglich mit der AZ-Montierung)
    - Bessere justage
    - Mehr Gesammtbelichtungszeit
    - Stacking ohne Livefunktion (Regim, Siril, APP oder Ähnliche)
    - Korrekturfotos (Darks,Flats,Flatdarks,BIAS)
    Dann sollte was mehr zu sehen sein.


    Ich hoffe es hilft dir etwas weiter.
    Sven

  • Hallo Sven,


    Du hast natürlich Recht damit, dass für hochwertige Astrofotos eine lange Belichtungszeit erforderlich ist. Die Atik Infinity ist für diesen Zweck allerdings definitiv die falsche Wahl. Nach meiner Erfahrung liegt der optimale Bereich der Gesamt-Belichtungszeit im einstelligen Minutenbereich. Darüber hinaus werden die Verbesserungen immer geringer.


    Wer den zusätzlichen Technik-Aufwand nicht scheut, kann so z.B. Sternwartenbesuchern einen Eindruck geben, wie lichtschwach die Himmelsobjekte tatsächlich sind und welcher Aufwand nötig ist, um erkennbare Bilder zu bekommen. Die Atik Infinity kann meiner Meinung nach zwar mit alten Astrofotos auf chemischem Film ganz gut mithalten, aber nicht mit stundenlang belichteten und aufwändig nachbearbeiteten Aufnahmestacks von gekühlten und/oder hochauflösenden Kameras.


    Mehr als bei visueller Beobachtung zeigen die Kamera-Aufnahmen auf jeden Fall, so z.B. ionisierten Wasserstoff in rot, der visuell auch mit Hbeta-Filter immer schwierig ist. Der Pferdekopfnebel ist beispielsweise mit dieser Kamera ein einfaches Objekt.


    Ein anderes Paradeobjekt ist der Zentralstern in M57. Visuell ist er schwierig zu knacken. Mit der Atik ist er quasi sofort da, plus 1-3 weitere Sterne in der Nebelregion. Und M57 auch noch in Farbe!


    Gruß,
    Martin

  • Hi Martin,


    danke für die Info.
    Dann wäre meine Empfehlung (viel) mehr Fotos.
    Meine 8 Jährige Tochter hat NEOWISE mit 200x4 sek vom Feststaiv fotographiert, geht ja auch.
    OK der Rechner ist dann mal 16 Stunden in der Bearbeitung und nicht zu nutzen, aber wer hängt schon den ganzen Tag am Rechner. [B)]


    Wenn die Kamera selbst vorkorriert, weiß ich nicht, was Korrekturframes bringen, aber ein Test ist es Wert.


    Und die Justage!


    EDIT: Ich habe mir die Kamera angeguckt.
    Sie wird für "Videoastronomie" angepriesen.
    Dann würde ich Mond und Planeten empfehen.
    Ob deepsky-Videos gehen, keine Ahnung.
    Das können die besten Rechner nicht wegbekommen.


    Sven

  • Hallo zusammen,
    danke für eure Antworten und Tipps.
    Kann jetzt erst antworten, da ich auf Reisen bin.
    Hallo Martin,das mit den Schiebereglern werde ich so ausführen. War da etwas konfus. FWHM war eingeschaltet,und Rejection stand auf 10.
    Bin mir nicht mehr ganz sicher,es waren,glaube ich 50x5 sek.
    Mir war auch klar,daß ich Andromeda nur als Ausschnitt erkennen kann.
    Aber konnte nicht widerstehen.
    Hallo Sven,leider hatte ich die Batimov Maske an dem Abend vergessen.
    So habe ich Pi mal Daumen fokussiert.
    Ich muß noch etwas zu meiner Motivation und Beobachtungssituation sagen: Da ich mit dem Wohnmobil längere Zeit in Deutschland und Europa unterwegs bin, keimte in mir der Wunsch mein Teleskop dabei zu haben.
    Der 10" Dobson ist eideutig zu groß. Es soll schnell gehen mit dem Aufbau. Bei manchmal täglich wechselnden Standorten. Habe mich deshalb auch gegen eine parallaktische Montierung entschieden. Planetenfotografie soll gehen,und etwas Deep Sky.
    Der Aufbau des Teleskops zu Hause dient in erste Linie Testzwecken.
    Grüße
    Stephan

  • Hallo Stephan,


    Ich denke, eine Bahtinovmaske brauchst Du für die Atik nicht. Ein reingezoomtes Livebild eines Sterns sollte genügen. Auch die Live FWHM- Anzeige ist eine prima Scharfstellhilfe.
    Den Defaultwert 10 für das Verwerfen von Aufnahmen für den Stack finde ich zu hoch. Schau einfach, welchen Minimalwert Du bei einer Session schaffst und erhöhe den um 50%. Das sollte eine brauchbare Ausgangsbasis sein. Ich würde den Wert generell so einstellen, dass 10-50% der Aufnahmen verworfen werden, die 10% bei gutem Seeing.


    Für Planetenfotografie ist die Atik praktisch komplett ungeeignet, weil die Schnittstelle viel zu langsam ist für vernünftige Planetenvideos. Falls Du auch in Südeuropa unterwegs sein wirst, lohnt sich eine spezielle Kamera anzuschaffen. Lass dich da von anderen hier im Forum beraten, ich kenn mich da nicht so aus.


    Für den Preis der Atik und des C8 hätte ich an deiner Stelle eher in klassische Fototechnik plus kleine parallaktische Reisemontietung investiert. Normale Systemkameras und Objektive kannst Du auch für allgemeine Reisefotografie gebrauchen, und bei 300-400mm KB-Brennweite geht auch astronomisch schon viel. Das ist aber nur meine ganz persönliche Meinung.


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Martin,,
    o.k. werde es so machen. Da ich ja auch mit der Mond und Planetenfotografie angefangen habe, kam für mich nur ein Teleskop mit entsprechenden
    Kameras in Frage. So habe ich seit einigen Monaten mit der Asi 120 color für meine Ansprüche, bei schlechtem Seeing,schon überraschende Ergebnisse erzielt. Die Versuche mit der Sony Alpha 6000 fand ich eher o.k. Aber ich stehe erst ganz am Anfang.
    Grüße
    Stephan

  • Hallo Stephan,
    ASI120 und dein Celestron passt doch prima für Planetenfotos!


    Aber für Deepsky würd ich erst mal unter 500mm Brennweite bleiben, bis die Bildergebnisse ansehnlich geworden sind.


    Die Atik Kamera ist halt außerdem eine spezielle Sache, die nur bei ganz bestimmten Einsatzbedingungen sinnvoll verwendet werden kann. Normale Deepsky-Fotografie gehört meiner Meinung nach nicht dazu.


    Gruß,
    Martin

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