Astronomie wird zunehmend teurer

  • Hallo Roland,


    klar kann man über den Gebrauchtmarkt günstig einsteigen - man kann auf dem Gebrauchtmarkt aber noch viel leichter an einen Wackeldackel der sonstigen Schrott geraten. Und ein unbedarfter Einsteiger kann das eine nicht vom anderen unterscheiden. Die "Dunkelziffer" derer, bei denen das dann im Frust endete und die nie ihren Weg hierher oder zu einem Verein fanden, dürfte riesig sein.


    Selbstbau halte ich für keine Lösung. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß man auch da das Handtuch wirft, wenn man sich als blutiger Anfänger daran versucht, der noch nie ein funktionierendes Teleskop in den Händen hatte und keinen Kontakt zu jemandem, der weiß wie es geht? Noch viel größer, würde ich meinen. Von dem Zugang zum entsprechenden Werkzeug/den Maschinen, die nicht jede*r zur Verfügung hat oder bedienen kann, mal ganz zu schweigen.


    Fakt ist, wir die wir hier und bei der Stange geblieben sind, sind privilegiert (letztlich schlichtweg durch Geld haben), und das sollten wir uns auch bewußt machen. Die, denen es nicht so geht, die sehen wir nämlich nicht.


    Viele Grüße
    Caro

  • Hallo,


    ob nun 300 Euro für einen 6" Dobson viel oder wenig sind, mag jeder für sich selber entscheiden.
    Es gibt aber auch die Möglichkeit, sich erst mal ganz ohne eigenes Instrument einem astronomischen Verein anzuschliessen. Das ist vielleicht sogar der beste Weg, sich selber als Anfänger einen Überblick zu verschaffen.


    Gruss Heinz

  • Hi,


    wird sich eh bald erledigen. Immer mehr Stadtbeamte werden bekloppt. Gestern nachts bin ich nachts durch Ortschaften gefahren die ich seit einem Jahr nicht mehr durchfahren habe. Auch die haben jetzt die schönen Natriumdampflampen durch ultrahell schneidende LED Strahler, nein: Gleißer, ersetzt - das nimmt krebsmäßige Ausmaße an :( ... da ist bald nirgends nix mehr mit Amateur Astronomie vom Garten/Balkon aus.


    Dann setzt es sich auch mit den Preisen fürs Gerät und Beiwerk, weil - siehe oben: Klasse 10


    Meine Senf dazu.


    Gruß,
    Walter

  • Hallo Samu,


    langfristig über Jahrzehnte gesehen ist das Gegenteil der Fall:
    Astronomie wird zunehmend billiger.


    Mein ersten Teleskop, Dörr-Danubia 114/900 auf EQ3, hat 1988 stolze 700 DM gekostet. Dabei waren ein 20mm und ein 6mm Huygens Okular (0.96"), eine 2x Barlow und der klägliche 5x24 Sucher. Heute ist ein vergleichbares Teleskop für gute 200 Euro zu haben, aber mit 6x30 Sucher und 1.25" Okularen.


    1995 beim Umstieg auf ein gebrauchtes C11 habe ich ein Meade 56mm Plössl gekauft, für gute 500 DM. Das vergleichbare Okular, jetzt von Bresser, gibt es heute für 100 Euro.


    Viele Grüße
    Andreas

  • <senf>
    Also ich weiß nich...


    Der böse Wackeldackel ist nun wirklich nicht so schlimm. Klar, es erfordert eine gewisse Menge an lösungsorientiertem Denken. Aber noch nie war es so einfach wie heute, Antworten auf Fragen zu bekommen. Noch nie war es so einfach, sich zu bilden.


    In meiner Jugend gabs in der Schulbibliothek das Werkbuch für Jungen von 1950 mit der Anleitung, wie man eine explodierende Dampfmaschine aus Konservendosen zusammenlöten kann. So, und das war's. Ein Teleskop kannte man von Yps und aus dem Katalog. Weder Schule noch Lehrer haben sich irgends für Astronomie interessiert, Carl Sagan war die 13teilige Hochwassermarke, weshalb das Familien-8x40 nie gen Himmel gerichtet wurde. Als dann Halley kam, waren Schule und Familie eh nur noch Kriegsgebiet.


    Niemals zuvor konnten Gebrauchtverkäufer und Käufer so bequem zueinander finden wie heute.


    Und auch wenn die Montierungen, die ich habe, zugegebenermaßen furchtbar sind (Astro-3 als Hochwassermarke), gucken kann man damit trotzdem.


    Wie teuer waren meine Teleskope?


    Das erste war ein 76/700, sollte 40 kosten, hab gezaudert, hat dann 20 gekostet. Regalladen
    Hat pflichtschuldig gewackelt, trotzdem war Jupiter genial. Selbst durch's geöffnete Fenster.
    Das zweite, Jahre später 114/900, sollte 50 kosten, hab gedacht, es fehlt die Prismenschiene, Bedenken geäußert, hab's für 35 bekommen. Draußen hab' ich dann gemerkt, daß die Schellen symmetrisch sind und die Schiene auf der anderen Seite. Nunje.
    Wackeldackel, klar, kleines Gewicht mit Schnur als Dämpfer und es wackelt weniger.
    Das dritte, Jahre später, war nur ein Tubus, 200/1000, ohne Montierung, 100 Euro.


    Alles keine Hammergeräte, nur wie verwöhnt hat man denn zu sein?


    Gut, ich müßte mir ein paar Montierungen basteln. Weil ich mit einer ganz ganz wundervollen Lichtglocke gesegnet bin, habe ich aber auch zwei semifreie Werkstätten hier, in denen man arbeiten kann. Mit Muße reichen auch meine Werkzeuge, eine Bohrmaschine (mit wundervoll tauglichem Sperrmüllständer) und eine Stichsäge, ansonsten Handwerkzeuge.


    Daß nicht jeder Werkzeuge hat, ist klar. Gibt's überhaupt noch Werkunterricht in der Schule?


    Es ist heutzutage in der Wegwerf- und Verschwendergesellschaft Deutschland nicht der Preis. Bei hochwertiger Neuware ja, aber der tatsächliche Flaschenhals ist lösungs- und zielorientiertes Denken. Das wird nicht in der Schule gelehrt. Man muß ja schließlich Zeit für Ableitungen, Mitochondrien und die Frage, wer im 30jährigen Krieg was wann wo warum gemacht hat, einplanen.


    9x Prozent der Deutschen würden an Mark Watney's Stelle brav verhungern. Und da meine ich jetzt nicht mangels Fachwissen. Ich Dank vernichtetem Selbstwertgefühl auch, aber das ist ne andere Geschichte.


    Unbedarfter Fehlkauf im Gebrauchtmarkt, das ist ein Problem von Schule und Erziehung, keine Notwendigkeit.


    Ich dürfte mit einer der ärmsten hier sein, ich verrecke an meiner Armut, insofern kann ich gut beurteilen, was mit wenig Geld möglich ist. Und da hab ich noch nicht mal angefangen mit der Frage, wie leicht es in Deutschland ist, mehr Geld zu verdienen, wenn man es ernst nimmt und das nötige Selbstvertrauen hat. Und ein bißchen Grips. Das wäre dann die banale Lösung.


    Daß sich die meisten es nicht leisten können, gute Teleskope von der Stange zu kaufen, kann sein. Daß sich viele leisten können, monatlich 50-150 Euro für Tabak auszugeben, das hat damit bekanntlich nichts zu tun.


    In den 90ern habe ich mir ein Dauerfeuer für den C64 gelötet. Die Bauteile kosteten 5-10 Mark. Für 10 Euro krieg ich heutzutage nen Arduino, ne Powerbank und einen Servo und kann eine nachgeführte Barndoor basteln.


    Über die letzten paar Jahre mögen die Preise angestiegen sein. Im Vergleich zu den 80ern, 90ern ist es günstiger. Heute is mehr Lametta. Kann gut sein, daß es in relativ naher Zukunft so richtig kracht, aber derzeit geht viel.


    Grüße
    Stick
    </senf>

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