Hallo zusammen,
dank Corona hat‘s etwas gedauert mit den Lieferzeiten der einzelnen Komponenten, doch nun ist er endlich fertig.
Aber zunächst von Anfang an... vor einigen Jahren hatte ich bereits einen 12“ f/5 von GSO, der mir mit der Zeit irgendwann einfach zu unhandlich und unbequem wurde, um ihn immer raus auf den dunklen Acker zu fahren. Der Spiegel war auch alles andere als makellos, aber schon brauchbar. Also habe mich schweren Herzens davon getrennt und nach einer kurzen Astropause einen 120/600 Richfield Refraktor angeschafft.
Dieser leistet seitdem gute Dienste bei der Beobachtung von ausgedehnten DS-Objekten und ist sehr schnell einsatzbereit. Da dann irgendwann wieder das Öffnungsfieber stieg und noch eine schöne Ergänzung für die Mond- und Planetenbeobachtung angeschafft werden sollte, bin ich nach langem Hin und Her beim 8“ Dobson gelandet.
Dieser stellt für mich persönlich den bestmöglichen Kompromiss zwischen Leistung, Einsatzgebieten und Aufwand in der Handhabung dar. Also entschloss ich mich, mir das Teleskop so zusammen zu stellen, dass für mich keine Wünsche mehr offen bleiben. Als dann bei Zambuto ein bereits fertiggestellter 8“ f/7 Spiegel angeboten wurde, ging es los...
Zu den Eckdaten:
Der Hauptspiegel ist wie gesagt ein 8“ f/7 von Carl Zambuto mit 1417mm Brennweite. Als Sekundärspiegel habe ich mir einen Antares 1,52“ (38,6mm) mit 1/30 Wave PV geordert. Die Obstruktion liegt damit bei rund 19 %. Sicherlich wäre hier auch weniger machbar gewesen, aber Carl meinte aus eigener Erfahrung, solange die Obstruktion bei unter 20% bleibt, würde er immer den etwas größeren Spiegel bevorzugen wegen der besseren Ausleuchtung. Hab ich ihm einfach mal so geglaubt, ohne selbst groß zu recherchieren. Er meinte, unter 20 % wäre der Zugewinn an Kontrast eigentlich kaum noch merkbar und daher wählt er selbst auch immer den größeren FS. Dem hab ich mich dann einfach mal so angeschlossen [:D]
Als Tubus habe ich mich für den TS ONTC Carbontubus entschieden, den TS nach meinen Vorgaben samt der 9-Punkt HS-Zelle und der FS-Spinne gefertigt hat. Daran verbaut ist ein 2“ Moonlite Okularauszug. Für die Balance wäre sicherlich ein kleiner Helikalfokussierer sinnvoller gewesen, aber da an dem Dobson auch mein schweres Denkmeier-Bino zum Einsatz kommen soll, wollte ich schon eher einen tragfähigeren Okularauszug.
Die Rockerbox habe ich mir von Dieter Martini bauen lassen. Für meinen alten 12“ f/5 hatte ich mir seinerzeit ebenfalls dort eine Rockerbox gekauft und war von dem Design mit den Höhenrädern fest mit den Rohrschellen verbunden sehr angetan. Die aktuelle Rockerbox habe ich gleich mit 10000 Step Encodern ausrüsten lassen, um mein Nexus DSC zu verwenden. Zur Schwingungsdämpfung und besseren Fixierung des Tubus habe ich die Innenseiten der Rohrschellen mit Streifen aus robustem 4mm Schuhsohlengummi beklebt, ebenfalls die drei Füße der Rockerbox.
Da die bei mir verwendeten Okulare zwischen knapp 200 gr und fast 2 kg (Bino mit 2x 12mm Delos) wiegen, war natürlich die Balance noch so eine Sache... Die Rockerbox bietet zwar die Möglichkeit, das Teleskop in den Rohrschellen auszubalancieren, aber das ist mir in der Praxis während des Betriebs deutlich zu viel Aufwand. Daher habe ich mich entschieden, mit Laufgewichten zu arbeiten, die ich auch unmittelbar vor dem Okularwechsel bzw. währenddessen, mit einer Hand umpositionieren kann. Hier habe ich mich für das Laufgewichtsystem von Geoptik entschieden, welches eigentlich für 8“ SC Teleskope angeboten wird. Passt aber auch wunderbar auf den 8“ Newton Tubus.
Damit konnte die Rockerbox sehr niedrig gehalten werden (weil der benötigte Spielraum zum Ausbalancieren in den Rohrschellen nicht benötigt wird), was die ganze Konstruktion sehr stabil und schwingungsunanfällig macht. Am Heck des Tubus sind nun 3x 1kg Gegengewichte auf einer Laufschiene montiert. Bei voller Zuladung mit dem Bino reicht es, die drei Gewichte am unteren Ende der Laufschiene zu fixieren.
Bei monokularer Beobachtung nehme ich das untere Gewicht raus und die beiden verbliebenen wandern auf der Schiene möglichst nah an die Höhenachse der Rockerbox. Kommen nun schwere Übersichtsokulare zum Einsatz, wandert eines der beiden Gewichte wieder nach unten und die Balance passt wieder. Das alles ist mit einer Hand zu bewerkstelligen, während die andere Hand das Teleskop bei Bedarf am Höhenrad in Position hält und das Okular wechselt.
Trotz den drei Kilo „unnützem Balast“ der Gegengewichte ist alles noch so schön leicht, dass ich Teleskop samt Rockerbox in einem Gang nach draußen befördern kann.
Zur Tubusentlüftung habe ich mir eine Platte etwas größer als der Tubusdurchmesser aus einer 20mm Polstermaterial-Platte (Shorehärte 30 Grad) ausgeschnitten und darin zwei PC Hochleistungslüfter mit Regelung verbaut. Den Rand der Platte habe ich nach innen verjüngend zurechtgeschnitten, sodass man die Lüftereinheit quasi wie einen Korken auf das untere Tubusende aufdrücken kann. Versorgt werden die Lüfter mit einer Powerbank über USB. Durch das Polstermaterial werden die Schwingungen der Lüfter selbst bei voller Kraft absorbiert.
Wie es ja leider so üblich ist bei Neuanschaffungen, ist nun erstmal schlechtes Wetter angesagt. Ein erster Test der Mechanik am Tag hat jedenfalls offenbart, dass der Gewichtswechsel während der Beobachtung reibungslos funktioniert, die Rockerbox sehr solide steht und auch bei hoher Vergrößerung so gut wie nicht nachtschwingt. Die Gleitlager aus Teflon und Ebony Star brechen ohne spürbaren Widerstand los und bleiben sauber stehen, wo ich das Teleskop loslasse. So soll‘s sein!
Der Tubus ist sehr stabil und verwindungssteif bei niedrigem Gewicht, die HS-Zelle macht auf mich ebenfalls einen sehr guten Eindruck. Die FS-Halterung und Spinne wollte ich in der ersten Planung durch eine aus Carbon von Drehen und mehr ersetzen. Das erachte ich inzwischen aber als überflüssig, da die mit dem Tubus gelieferte wirklich solide ist und bereits über sehr dünne Streben verfügt. Alles in allem wird die Justage sehr stabil gehalten. Ich hatte den Tubus nun häufig auf dem Tisch liegen und immer mal wieder nach draußen getragen und aufgebaut, ohne dass sich etwas verstellt hätte. Justiert habe ich übrigens mit einem 2“ Concenter-Okular und einem Hotech Justierlaser.
Die optischen Qualitäten konnte ich bisher wegen des Wetters lediglich am Tag testen. Ein Baum in rund 500m Entfernung lies auf seinen Blättern die Blattaderungen erkennen, das Bild war im 6,7mm ES 82 Grad (mehr Vergrößerung als 212x geben meine Okulare aktuell nicht her) gestochen scharf.
Während ich diesen Text hier auf meiner Terrasse verfasst habe, bot sich zwischendurch einmal die Gelegenheit, in einer Wolkenlücke den Mond bei Tageslicht zu betrachten. Natürlich auch wenig aussagekräftig, aber es zeigt sich selbst am Tag schon, dass die Optik wohl einiges können wird! Ich fiebere also der ersten klaren Nacht entgegen... [:D]
Ich habe noch auf die Schnelle eine Handvoll Bilder vom Teleskop gemacht, die ich hier nachreiche, sobald sie freigeschaltet wurden. Ein ausführlicher Bericht zum First Light wird dann noch folgen, sobald das Wetter mitgespielt hat. Bei allem, was ich bisher von dem Teleskop so gesehen hab, bin ich jedenfalls guter Dinge, dass mir das Teil sehr viel Spaß machen wird!![:p]
Liebe Grüße,
Matthias
PS: über die Sinnigkeit der Anschaffung eines 8“ Newtons, für den man auch locker 20“ von der Stange hätte kaufen können, lässt sich natürlich vortrefflich streiten. Für mich sind 8“ jedoch das praktikable Maximum und das wollte ich dann einfach so gut es geht umsetzen. Klein aber fein eben[8D]