Sat und Jupiter über Terebellum und Rückblick 1997

  • Ein Blick nach draußen etwa zur astronomischen Mitternacht zeigte zwei leuchtende Planeten tief im Südosten und einige schwache Sterne im Schützen, der gerade kulminierte. Und so fand ich mich kurz danach mit der Kamera am Bodenfenster wieder. Foto Nr. 1 um 01:49 MESZ zeigte dann die beiden Gasriesen, eingerahmt links oben von den beiden alpha-Sternen des Steinbocks, die wie eine „Eins“ aussehen, bis über das kleine Dreieck darunter hinunter in die linke Bildecke mit psi und omega Cap, und rechts vom Schützen. Und links unter Jupiter schwebt die kleine Vierergruppe über den Baumwipfeln, die viel zu selten erwähnte Konstellation Terebellum, festgehalten mit 35mm:






    So sieht sie aus, wenn man etwas näher herangeht:








    Schließlich noch eine Übersichtsaufnahme mit 25mm und einem Hauch von Sommermilchstraße:







    Viele Grüße
    Manfred


    <font color="green">letztes Foto überarbeitet</font id="green">

  • Hallo Manfred,


    Terebellum kannte ich nocht nicht. Habe mir gleich mal meine Nacht-Fotoserie angeschaut und bin fündig geworden. Danke für die Vorstellung dieser "Konstellation".


  • Hans, es freut mich, dass Du jetzt auch Bekanntschaft mit Terebellum gemacht hast. Für mich hat die Formation auch etwas Magisches, weil sie hier im Norden nur sehr knapp über dem Horizont steht und von meinem Standort aus auch größtenteils duch Bäume verdeckt ist. Also ein seltener Gast, ähnlich wie Kaus Australis, der in deinem Foto schon hoch oben über dem Bergkamm leuchtet, es hier aber nicht einmal zweieinhalb Grad über den geometrischen Horizont schafft.


    Und jetzt hat Terebellum auch noch prominenten Besuch in einer sonst recht leuchschwachen Gegend, in der ich vor ca 27 Jahren die Konjunktion von Uranus und Neptun wohl knapp verpasst hatte, und die nächste werde ich mir wohl von der anderen Seite aus ansehen dürfen ...


    Gruß,
    Manfred

  • Im vorigen Beitrag hatte ich ja Uranus und Neptun erwähnt. Das ließ mir keine Ruhe, und so habe ich gesucht, und erst einmal bei den Fotos. Davon habe ich zwei eingescannt


    Das erste ist vom 20. September 1997 und zeigt neben Uranus und Saturn auch den Jupiter, der sich zu der Zeit auch im Steinbock aufhielt. Die Abzüge im Format 13 x 18 waren doch nicht mehr die besten, und deshalb habe ich davon Negative angefertigt, auf denen auch die schwächeren Sterne noch gerade eben erkennbar sind:









    Direkt senkrecht über Uranus ist das schon erwähnte Dreieck zu erkennen mit alpha und beta Cap schräg rechts darüber, die wie die Zahl 1 aussehen. Und recht unten, direkt über der senkrechten Markierung von Neptun, sind die drei oberen Sterne von Terebellun zu sehen; der vierte mag noch auf dem Negativ zu finden sein - wenn ich es denn noch finde.


    Daraus ein Ausschnitt nur mit Uranus und Neptun, mit höherer Auflösung eingescannt







    Und schließlich als letztes der Versuch, Neptun noch irgendwie sichtbar zu machen:







    Das zweite Foto ist im Oktober 1997 aufgenommen worden, und wegen der längeren Brennweite zeichnet sich Neptun jetzt auch etwas besser ab:








    Wieder diente das kleine Dreieck links am Bildrand als Orientierung. Die Planeten sind wohl deshalb an den unteren Bildrand gerutscht, weil im Sucher kaum etwas zu sehen und ihre Position fast nur zu raten war. Die Nachführung erfolgte damals mit dem umgebauten Räderwerk eines Kinderspielzeugs, das an den Feintrieb der der RA-Achse angeklemmt war und dessen Motordrehzahl durch einen regelbaren Widerstand gesteuert wurde.



    Auch wenn mir bewusst ist, wie sich Foto– und Nachführtechnik in den letzten 23 Jahren verbessert haben, so war ich doch sehr erstaunt über den Unterschied meiner Fotos damals und heute. Und ich freue mich schon auf die Zeit nach ca.24 Jahren, wenn Jupiter seinen zweiten Umlauf seitdem vollendet haben und wieder in derselben Gegend stehen wird.


    Viele Grüße
    Manfred


    P.S. Bei Tageslicht hatte ich erhebliche Mühe, Neptun in den ersten drei Fotos zu erkennen, jetzt bei Dunkelheit ist es fast problemlos ...

  • Hallo Manfred,


    da hast Du die Uranus-Neptun-Konkunktion ja wirklich knapp verpasst. Diese war zwar schon 1993, wenn man aber bedenkt, dass das nächste Aufeinandertreffen erst 2164 stattfindet, ist das ja eine sehr kurze Zeitspanne von 4 Jahren gewesen.
    Ich hatte auch schon mal nach Bildern der Konjunktion gesucht, bis jetzt aber nichts im Netz gefunden. Daher vielen Dank für Deine eingescannten Bilder. Ich mag ja gern mal etwas über Deine Selbstbau-Nachführung von damals erfahren.
    Vier Minuten mit 55 mm belichtet, und die Sterne immer noch punktförmig: Respekt!


    Und um auch noch mal zum Ausgangsthema zurückzukommen: Auf das Treffen von Jupiter und Saturn im Dezember können wir uns jetzt schon freuen. Beide Planeten als "Große Konjunktion" auf einen Blick im Okular. Das wird ein Highlight des Beobachtungsjahres 2020!



    Schöne Grüße!


    Stefan

  • Hallo Manfred,


    das sind ja historische Kostbarkeiten, die Du uns hier zeigst. Danke.
    Hast Du auch noch Fotos der dabei benutzten Plattenkamera?

  • Hallo Stefan und Hans,


    euer Interesse an den Fotos freut mich. Da werde ich auch noch einmal nach den Negativen suchen und einen zweiten Versuch beim Einscannen starten.
    Simon, Dein Beitrag hat dazu geführt, dass ich inzwischen das alte Teleskop, einen Apollo 60/910mm Refraktor, vom Dachboden geholt habe zusammen mit dem damals beutzen Antrieb und dem "Stativkopf", der die Kamera getragen hat. Nur die entsprechenden Verbindungsteile fehlen, aber da bin ich am Werkeln.


    Hans, die Plattenkamera war schon etwas modifiziert für "Platten" im Format 24x36 und war eine Revueflex sowieso; sie könnte auch noch hier sein, denn das eine oder andere M42 - Gehäuse hatte ich mal verschenkt. Und die aufrollbare Plattenreihe hieß (meistens) Kodak-Gold, 200 DIN. Davon war bis vor kurzem auch noch etwas im Kühlschrank, aber da gab es auch einen Abnehmer.


    Damals in 1997 hatte mich interessiert, in welchen Zeiträumen man die Bewegung der sonnenfernen Planeten bemerken könnte, und bei Neptun waren es zu meinem Erstaunen ganz wenige Tage. Und demnächst ist er ja wieder zusammen mit Uranus in Reichweite.


    Aber erst einmal wird weiter gebastelt.


    Grüße,
    Manfred

  • Hallo Manfred,


    ach so. Ich hatte "<u>Abzüge</u> im Format 13 x 18" überlesen, und dann die negativen Darstellungen. Das hat mich zu der Annahme des Aufnahmeformats 13 x 18 cm mit Plattenkamera getäuscht.
    Egal, nostalgisch bleibt es trotzdem.[;)]

  • So, es ist wieder gebrauchsfähig, mein erstes Teleskop mit parallaktischer Montierung und Motorantrieb zur Nachführung. Nach einigen Stunden an der Werkbank ist der Motor samt Getriebe wieder befestigt und, vor allem, es läuft immer noch!


    Hier eine kleine Fotoserie mit einigen eingefügten Kommentaren; zunächst eine Gesamtansicht, wobei nur die Ablageplatte nicht original ist:







    Die Montierung im Überblick:







    Für Fotos im Querformat …








    … und hochkant:







    Der Antrieb von der Seite gesehen …







    und … eine elementare Steuerbox:







    Für die Nachführung mit Leitstern ein selbst modifiziertes Okular mit minifeinem Kupferdraht – ich erinnere mich an diverse Fehlversuche, selbigen zu platzieren:







    Damit saß ich auf dem Dachboden hinter einem Veluxfensterrahmen mit ausgehängtem Fenster (das erste Mal hatte ich es nachts ausgehängt und die nachhaltige Erfahrung gemacht, wie schwer so ein Ding ist, wenn es einmal die Führungsschiene verlassen hat – fast wäre es runtergedonnert …) und habe dann über Minuten einen Leitstern verfolgt. So entstanden die Fotos von Uranus und Neptun, und ca. eine Woche nach der Aufnahme konnte ich dann sehen, ob es etwas geworden war und ich die Planeten auch wirklich erwischt hatte.


    Als kleines highlight gibt es hier noch einen kurzen Videoclip, der das System in Aktion zeigt – es läuft nach mehr als 15 Jahren Pause wieder oder besser – immer noch …



    https://www.dropbox.com/s/0bjranpcyfxnfur/MVI_4625.MOV?dl=1



    Viele Grüße
    Manfred

  • Manfred!


    Ganz große Klasse! Mir hätte ja die Beschreibung und ein Foto der ausgedienten Montierung zugereicht. Dass Du gleich alles wieder auf der Werkbank instandgesetzt hast, Respekt!
    Da wird einem eindrucksvoll vor Augen geführt, was es heißt, sein Hobby zu lieben. Aus Kinderspielzeug eine Nachführung basteln, diese dann mit einem Leitstern in der Kupferdrahtschlinge so laufen zu lassen,
    dass die Aufnahme verwertbar wird (an eine Kontrolle am Kamerabildschirm war ja noch nicht zu denken), das Ganze dann noch mit einem ausgehängten Dachfenster (ich nehme an, dass durch die
    niedrige Horizonthöhe von Uranus und Neptun ein anderer Beobachtungsort nicht möglich war) und durch das Nachführgeräusch vielleicht auch noch den Zorn der Schlafwilligen im Haus auf sich gezogen :)
    Da ziehe ich den Hut und bin doch froh, dass man heute deutlich einfachere Möglichkeiten zur Nachführung und natürlich auch zur Fotografie hat.


    Ich habe mir die ganze Situation von 1997 auch noch einmal in Stellarium angeschaut. Da war ja gegen Ende des Jahres richtig viel los am Westhorizont.
    Zu den äußeren Gasriesen gesellten sich neben dem schon gezeigten Jupiter noch Mars und Venus dazu. Saturn war ebenfalls mit etwas Abstand zu den anderen Planeten zu sehen.
    Und zum Jahreswechsel gab es eine enge Annäherung des Mondes mit der Venus, beide als wunderschöne Sichel zu beobachten. Das wäre ja was für mich gewesen!


    Vielen Dank noch einmal für Deine Bemühungen, Manfred!



    Schöne Grüße!


    Stefan

  • Hallo Stefan,


    herzlichen Dank für Deinen Beitrag. An diesem kleinen Refraktor hänge ich immer noch, schließlich hat er mich über viele Jahre begleitet und war auch 1999 bei der totalen Sonnenfinsternis in Baden-Württemberg dabei. Damals war als Foto-Optik ein geliehenes 300mm Takumar dabei und hat die Korona abgebildet.
    Die Position am Bodenfenster hatte es mir ermöglicht, das Teleskop über Tage und Nächte am selben Fleck stehen zu lassen, wenn es einmal gut eingenordet war. Statt Schwingfenster wurde das Loch im Dach mit einem Lattenrahmen bedeckt, der mit Bauplane bespannt war. Das war sogar mit einer Hand zu bewegen, und es klemmte während der Beobachtung hinter dem Schornstein.
    Der Versuch, das Negativ noch einmal einzuscannen, hat keine wesentliche Verbesserung gebracht. Momentan fehlt auch die Zeit und die Ruhe, denn seit letztem Mittwoch steht fest, dass hier im Haus ein größerer Wasserschaden vorliegt, und seitdem sind wir am Räumen. Ab Dienstag sollen dann die Aggregate laufen.
    Dafür ist das drittletzte Foto, das den Antrieb von der Seite zeigt, jetzt auch mit Beschriftung eingestellt.


    Viele Grüße
    Manfred

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