Venus(ring) am 03.06.2020

  • Hallo,


    nach den Venusbeobachtungen der letzten Tage wollte ich heute ein letztes Mal versuchen den Ring nachzuweisen. Allerdings war schon nach der gestrigen Beobachtung klar, dass es eher schwierig wird zumal Pollen und höhere Luftfeuchte als die Tage davor bekämpft werden wollten^^


    Zuerst wollte ich es am 110mm Refraktor versuchen aber da waren die Reflexe der nahen Sonne einfach zu heftig. Dann habe ich es am 150/2250mm Coude Refraktor versucht. Zur Sicherheit und um den Kontrast zu erhöhen wurde ein 130mm ERF Filter montiert und zusätzlich mit Hilfe des Kuppelspaltes die Öffnung meist auf etwa 25% reduziert. Als Kamera kam eine ASI174MM zum Einsatz, die zum Fokussieren an der Sonne noch mit einem 1nm H-Alpha Filter bestückt war. Nach dem der Fokus passte wurde der 1nm Filter wieder entfernt und die Venus per Differenzkoordinaten eingestellt. Leider war nix zu erkennen außer ein paar wenigen Pollen und Reflexen. Ich habe dann eine Weile rumprobiert aber es war unmöglich die Venus zu finden. Aber ich war mir sicher, dass sie irgendwo im Bildfeld ist und dann habe ich es mal mit der "Hellbildtechnik" versucht. Damit hatte ich schon mal vor einigen Jahren den Orionnebel bei 20° Sonnenhöhe nachgewiesen. Man nimmt quasi ein Bild auf, ändert die Koordinaten um ein Gesichtsfeld (oder die Objektgröße) und macht noch ein Bild. Dann dividiert man beide und der Quotient zeigt (sehr verrauscht natürlich) das was beide Aufnahmen unterscheidet.


    Bei der Venusbeobachtung kann das auch klappen auch wenn sich durch den Bildfeldversatz auch Reflexe und Streulicht deutlich ändern können. Aber einen Versuch war es wert. Ich habe dann jeweils Serien von 1000 Frames aufgenommen, als Flat gestackt und dividiert. Das sah dann so aus:



    Dann habe ich aus zwei Zeiträumen alle brauchbaren Quotientenbilder addiert und am Ende kam das hier raus:




    Gegen 11:42 gelang mir das letzte mal der Nachweis der Venus, dann kamen leider immer mehr Cirruswolken.



    Viele Grüße
    Martin

  • Meinen allergrößten Respekt vor deiner Leistung! Hätte nie gedacht, Venus so sonnennah bildlich fassen zu können!


    Beeindruckte Grüße
    Armin

  • Hallo Martin,
    Klasse Bilder! Dein Einfallsreichtum bringt den Erfolg, ich habe noch nie Venusbilder in solch geringem Sonnenabstand gesehen!
    Respekt!
    Gruesse
    Andreas

  • Hallo Martin,


    klasse Aufnahmen. Der Aufwand hat sich gelohnt.


    Ich frage mich allerdings wie Gert, ob bei solchen Events nicht ein klassisches Protuberanzenfernrohr mit Kegelblende und helleren Rotfilter leichter zum Ziel führt. Am Unigraphen dürfte das möglich sein. Allerdings ist die Brennweite sehr hoch, um die Venus leicht zu finden. Das dürfte fast aussichtslos sein, wenn man nicht exakt noch Koordinaten einstellen kann.


    Also Glückwunsch zur erfolgreichen Sichtung.


    cs Harald

  • Hallo Martin,


    Glückwunsch zum Nachweis des Ringes! Du hast es einfach drauf! Den Orionnebel am Taghimmel hattest du ja mal auf dem RBT präsentiert.
    Daher war ich mir eigentlich sicher, dass es Dir gelingen wird, die Venus sichtbar zu machen. Meine fotografischen Bemühungen werden sicherlich nicht zum gewünschten Ergebnis führen.
    Eine komplette Sichtung und die Bearbeitung meines Materials steht zwar noch aus, aber wenn ich Deinen Aufwand sehe, dann kann ich meine Zeit auch für etwas anderes verwenden[:D]
    Außer einer ausführlichen Dokumentation des Pollenfluges in Sonnennähe wird bei mir dabei nichts weiter herauskommen.


    Nochmals Gratulation und meinen Respekt für die Abbildung des Venusringes!



    Schöne Grüße!


    Stefan

  • Hallo Martin,


    wouuuuw ... [:0] ... wie geil is das denn?!! [:p] ... Hammer! Coole Idee mit bombastischer Umsetzung. Wahnsinn ...


    Vielen Dank für‘s Zeigen. [:)]


    Gruß und klaren Himmel
    Heiko

  • Hallo Martin,


    Das sind tolle Bilder. Vor allem die Methode der Bildgewinnung über Differenzbildung fasziniert mich.


    Ich frage mich, ob man die Venus bei der Konjunktion auch durch ein Sonnenfilter sehen kann. Oder zumindest fotografisch nachweisen.
    Hintergrund: beim Venus-Transit habe ich mit einem 80mm Refraktor und ND5-Folie den Lomonossow-Ring sehen können. Und auch andere Beobachter haben ihn mit vergleichbarem Equipment erspäht. Nun saß die Venus in diesem Moment natürlich genau auf dem Sonnenrand und der Ring dürfte noch mal um einiges heller sein als in 2º Entfernung bei der diesjährigen Konjunktion. Aber einen Versuch könnte es wert sein. Und man hat nicht so gewaltig viel Sonnenlicht im Tubus, wenn man eine ND3,8 Folie vor den Tubus setzt oder durch einen Herschelkeil fotografiert.


    Ist nur so’n Gedanke. Was meint Ihr?


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • >>>> ob bei solchen Events nicht ein klassisches Protuberanzenfernrohr mit Kegelblende und helleren Rotfilter leichter zum Ziel führt



    Genau das hatte ich vor. Ich habe einen kleinen Koronagraphen mit 20mm Oeffnung und 1.5 Grad Gesichtsfeld.


    Fakt ist
    1. Ich kann bei guten Himmel Protuberanzen leicht mit einem Rot 29 (~RG 630) Filter sehen. Der Himmelhintergrund ist dabei relativ dunkel und blendet nicht (kein Graufilter noetig).
    2. Ich habe am 1.6. gegen 15Uhr UTC die Venussichel leicht im Koronagraphen sehen koennen (natuerlich ohne Sonne im Gesichtsfeld, da RA 3.5 Grad on DE 1.5 Grad entfernt, einfach per Teilkreis eingestellt), und zwar ohne und dann mit Rotfilter und Rot+Nd0.6.


    Mein Eindruck war, das es bei gutem Himmel sicher moeglich sein sollte, die Venus 15‘ vom Sonnenrand entfernt sehen zu koennen – es sei denn die Sichel wird noch viel schmaeler/schwaecher.


    Natuerlich war es dann die nechsten drei Tage (einschliesslich heute) entweder bewoelkt oder zumindestens so diesig, dass man Protuberanzen kaum mit dem 10A Filter erkennen konnte....



    Wann ist es denn das naechste mal soweit, d.h. wann ist Venus oder Merkur naeher and der Sonne als ca. 0.5 Grad?



    Clear skies,
    Klaus

    ---------------------------------------------------------


    Hallo Martin,


    klasse Aufnahmen. Der Aufwand hat sich gelohnt.


    Ich frage mich allerdings wie Gert, ob bei solchen Events nicht ein klassisches Protuberanzenfernrohr mit Kegelblende und helleren Rotfilter leichter zum Ziel führt. Am Unigraphen dürfte das möglich sein. Allerdings ist die Brennweite sehr hoch, um die Venus leicht zu finden. Das dürfte fast aussichtslos sein, wenn man nicht exakt noch Koordinaten einstellen kann.


    Also Glückwunsch zur erfolgreichen Sichtung.


    cs Harald


    Bearbeitet von: Unigraph am: 04.06.2020 07:59:40 Uhr

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Mettling</i>
    <br />Hallo Martin,


    Das sind tolle Bilder. Vor allem die Methode der Bildgewinnung über Differenzbildung fasziniert mich.


    Ich frage mich, ob man die Venus bei der Konjunktion auch durch ein Sonnenfilter sehen kann. Oder zumindest fotografisch nachweisen.
    Hintergrund: beim Venus-Transit habe ich mit einem 80mm Refraktor und ND5-Folie den Lomonossow-Ring sehen können. Und auch andere Beobachter haben ihn mit vergleichbarem Equipment erspäht. Nun saß die Venus in diesem Moment natürlich genau auf dem Sonnenrand und der Ring dürfte noch mal um einiges heller sein als in 2º Entfernung bei der diesjährigen Konjunktion. Aber einen Versuch könnte es wert sein. Und man hat nicht so gewaltig viel Sonnenlicht im Tubus, wenn man eine ND3,8 Folie vor den Tubus setzt oder durch einen Herschelkeil fotografiert.


    Ist nur so’n Gedanke. Was meint Ihr?


    Bis dann:
    Marcus
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Marcus,


    die Venus-Aureole (Lomonossow-Ring) ensteht durch Refraktion des Sonnenlichtes und ist damit quasi genau so hell wie die Sonne und damit durch den Filter zu sehen.


    https://www.europlanet-society…wilight-experiment-tanga/


    Der Venus-Ring entsteht durch Lichtstreuung und ist damit um Faktoren schwächer.


    Viele Grüße
    Jörg

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: klaus_160</i>
    <br />&gt;&gt;&gt;&gt; ob bei solchen Events nicht ein klassisches Protuberanzenfernrohr mit Kegelblende und helleren Rotfilter leichter zum Ziel führt



    Genau das hatte ich vor. Ich habe einen kleinen Koronagraphen mit 20mm Oeffnung und 1.5 Grad Gesichtsfeld.


    Fakt ist
    1. Ich kann bei guten Himmel Protuberanzen leicht mit einem Rot 29 (~RG 630) Filter sehen. Der Himmelhintergrund ist dabei relativ dunkel und blendet nicht (kein Graufilter noetig).
    2. Ich habe am 1.6. gegen 15Uhr UTC die Venussichel leicht im Koronagraphen sehen koennen (natuerlich ohne Sonne im Gesichtsfeld, da RA 3.5 Grad on DE 1.5 Grad entfernt, einfach per Teilkreis eingestellt), und zwar ohne und dann mit Rotfilter und Rot+Nd0.6.


    Mein Eindruck war, das es bei gutem Himmel sicher moeglich sein sollte, die Venus 15‘ vom Sonnenrand entfernt sehen zu koennen – es sei denn die Sichel wird noch viel schmaeler/schwaecher.


    Natuerlich war es dann die nechsten drei Tage (einschliesslich heute) entweder bewoelkt oder zumindestens so diesig, dass man Protuberanzen kaum mit dem 10A Filter erkennen konnte....



    Wann ist es denn das naechste mal soweit, d.h. wann ist Venus oder Merkur naeher and der Sonne als ca. 0.5 Grad?



    Clear skies,
    Klaus

    ---------------------------------------------------------



    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Klaus,


    am 01.06.2028 ist es wieder soweit.


    Viele Grüße
    Jörg

  • --------------
    Hallo Klaus,


    am 01.06.2028 ist es wieder soweit.


    Viele Grüße
    Jörg


    -------------------



    Danke!


    Ich habe es mittlerweile auch im "conjunction finder' bei "The Sky 6" gefunded. Abstand 30' vom Sonnenrand 2028, dann wieder 8 Jahre spaeter und 15' mehr, also 45'. Mehr Gesichtsfeld habe ich dann nicht mehr ...


    Der link zum Venus twilight experiment ist auch sehr interessant. Es scheint wohl so zu sein, dass Venus in einigen Minuten Abstand zu schwach ist. Nur wenn sie sehr nahe an der Sonne steht und man die Refraktion sieht, ist sie wohl wieder hell genug, wie Du schon schreibst.




    Clear Skies,
    Klaus

  • Hey Martin, gradioses Ergebnis. Ich wusste dass da was gehen wird!
    Hier haben am Tag der größten Annäherung (bei uns am 4.6. morgens) trotz guten Wetters am gewählten Standort (Napier, Nordinsel, 39°S) die tiefstehende Sonne, schlechtes Seeing und viel umherfliegendes Gedöns die Beobachtung des Ringes verhindert. Bilddaten muss ich noch auswerten, aber mache mir da keine Illusionen. Abstand zur Sonnenmitte war unter 40'. Allerdings haben wir dann am 5.6., ca. 24h später von Dunedin aus doch noch einen Blick auf die Sichel erhaschen können, und aus den Bilddaten davon ließ sich sogar noch ein fast vollständiger Ring quetschen. Abstand war so um die 100'. Dann gestern kamen endlich die Bedingungen zustande, die am Do nötig gewesen wären - klare Luft, gutes Seeing. Sehr sehr schöne Sichel gesehen im 8er dob, aber bei 5° Abstand eben kein Ring mehr. Na gut, habe ihn ja vor 8 Jahren schon mal live gesehen, nächster Versuch 2.6.28. Vermutlich aber dann aus einer Gegend, wo nicht gerade Spätherbst ist!

    CS & GS


    Mirko


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    Hauptstandorte: 51°N, 46°S

    Teleskop-Optiken: 40-300mm, f/2-f/13

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