Hallo Matthias,
Die Empfehlung, das Glas erst sphärisch auszupolieren, stammt aus der Zeit, in der uns Amateuren keine Interferometrie zur Verfügung stand. Eine Sphäre kann der Focaulttest einfach und mit großer Genauigkeit prüfen, weil er dafür ein Nulltest ist, d.h. auch kleine Abweichungen werden sofort sichtbar. Zusätzlich kannst Du einen sphärischen Spiegel auf der optischen Bank leicht ohne Interferometrie auf Asti testen, nämlich per Pinhole als künstlicher Stern und Okular.
Außerdem ist die Sphäre prinzipiell ohne Messen und Korrigieren allein mit der Anwendung der richtigen Strichführung beim Polieren erreichbar, zumindest wenn man etwas Übung damit hat.
Wenn Interferometrie zur Verfügung steht und man auch mit kleineren Tool mit Tool oben polieren kann, gelten diese Bedingungen nicht oder nur eingeschränkt.
Priorität hat jetzt das Auspolieren, fast gleich wichtig ist das Einebnen der Kurve, und erst danach kommt das Annähern an die Parabel. Will heißen: Die größte Abweichung vom Sollzustand wird vorrangig bearbeitet, die kleineren Abweichungen erhalten entsprechend weniger Aufmerksamkeit.
Wenn der Strehlwert von knapp 0,2 stimmt, bist Du mit deinem 12" f/5 Spiegel wohl schon deutlich näher an der Parabel als an der Sphäre.
Wichtig ist jetzt neben dem fertig Auspolieren, dass keine der Zonen anfängt "wegzulaufen". Zumindest sollte bei Vorgabe CC=-1 keine Zone über 100% Korrektur liegen, sonst würde ich auf jeden Fall die Strichführung anpassen. Am schwersten zu korrigieren wäre dabei ein hängender Randbereich. Probleme nahe der Spiegelmitte sind dagegen meist sehr leicht behebbar.
Gruß,
Martin