Hallo zusammen,
vor einigen Tagen ist mein zweiter Gitterdobson (bis auf einige fehlende Details) fertig geworden und ich möchte Euch gerne kurz darüber berichten. Über Verbesserungsvorschläge und konstruktive Kritik würde ich mich sehr freuen!
Zielsetzung war der Bau eines kleinen 8“-Dobson, der zum einen als kompaktes Grab & Go Teleskop zum Einsatz kommen soll und zum anderen auch tauglich für Flugreisen und den Familienurlaub mit dem PKW ist.
Meine Anforderungen waren daher:
• gute Alltagstauglichkeit, schneller Aufbau
• schwingungsarm und ausreichend schwer für gute Balance
• kompakt und leicht genug für Familienurlaub mit dem PKW und für Flugreisen
• die Transportkiste muss ins Flugzeug-Handgepäck passen
• OAZ und Fangspiegel können zum Transport am Hut verbleiben
• Stangen und Höhenräder müssen nicht in die Transportkiste passen
• Riegel Quickfinder und 6x30 Winkelsucher
Nach ein wenig Recherche im Netz habe ich mich für das bewährte Reisedobson-Konzept von Pierre Strock entschieden und mich im Detail primär an den Reisedobsons von Reiner Vogel orientiert. Vielen Dank an dieser Stelle an Reiner, für die Mühe, die er sich mit den exzellenten Beschreibungen auf seiner Webseite gemacht hat.
Ich habe keinen extremen Leichtbau angestrebt, sondern den Schwerpunkt eher auf Alltagstauglichkeit und Stabilität gelegt. Das Gesamtgewicht beträgt daher recht hohe 8,5kg. Da bei einer Flugreise die Höhenräder und die Stangen in den Reisekoffer kommen, liegt die verbleibende Transportkiste trotzdem noch deutlich unter der 8kg Handgepäck-Grenze der meisten Fluggesellschaften.
Insgesamt hat mir mein nun zweiter Teleskopbau wieder viel Spaß gemacht, wenn auch der Bau sich aus Zeitmangel und weil die Motivation zwischenzeitlich ein wenig abhanden gekommen war (Reisedobson in Corona-Zeiten), über einen recht längeren Zeitraum von drei Monaten erstreckt hat.
Die ersten Einsätze des Teleskops waren vielversprechend, der Dobson ist recht schwingungsarm und trägt meine Okulare (generell bis ~500g, primär kommen Baader Morpheus zum Einsatz) ohne Balanceprobleme. Eine Bremse für das Höhenlager ist nicht notwendig, der Dobson hält die Position (vermutlich durch die großzügig dimensionierten Höhenräder) auch beim Okularwechsel.
Der Dobson steht nun dauerhaft aufgebaut im Keller und kann dadurch in 3min mit einmal Laufen (OTA in der einen Hand, Rockerbox in der anderen Hand) in den Garten getragen werden. Daher ist der innere Schweinehund leichter zu überwinden und das Teleskop kommt öfter mal auf die Schnelle als Grab & Go für kurze Beobachtungssessions zum Einsatz. Für die Okulare und das andere Zubehör (inkl. kleinem Falthocker) nutze ich in diesem Fall einen kleinen Rucksack, so das tatsächlich mit einem Gang das ganze Equipment im Garten ist.
Da der Spiegel nur 25mm dick ist, kühlt er recht schnell aus und die offene Bauweise reduziert zudem das Tubusseeing auf ein Minimum. Daher steht die thermische Anpassung spontanen Beobachtungen kaum im Wege. Es verbleibt eigentlich nur noch das Problem der thermischen Grenzschicht direkt über der Spiegeloberfläche, der ich noch mit einer Querbelüftung über einen kleinen, ansteckbaren Lüfter zu Leibe rücken werde.
Optik:
• gebrauchter 203/1000 Pyrex Hauptspiegel von Skywatcher, 25mm dick, 1750g schwer
• aktuell kommt ein gebrauchter 50mm Fangspiegel von Skywatcher zum Einsatz, den ich aber noch durch einen 46mm Fangspiegel von Antares ersetzen möchte
• 25% Obstruktion bei 17mm zu 100% ausgeleuchtetem Feld mit dem 50mm Fangspiegel
• 23% Obstruktion bei 12mm zu 100% ausgeleuchtetem Feld mit dem 46mm Fangspiegel
Hut:
• Monoring aus 20x10mm Aluminium
• Innendurchmesser: 245mm
• OAZ: Kineoptics HC2
• Sucher an einem Ausleger montiert
• exzentrische Ross-Sackett Spinne
• Hutblende aus 0,8mm Verglasungsfolie mit Velours beklebt
Spiegelzelle:
• 6-Punkt-Zelle
• Dreieck aus 15mm Alu-Vierkantrohr
• 3 Wippen aus 10mm Alu-Vierkantrohr
• Laterallagerung gegen zwei Kunststoffschrauben bei jeweils 45° auf COG
• Justage gegen Federkraft an zwei langen M6 Schrauben von oben
Spiegelbox:
• 9mm Birke-Multiplex Korpus mit 6mm Ringblende
• Außenmaße BxHxT 290 x 110 x 290
Stangen
• 12mm Alurohre
• Enden mit 10mm Dübeln gefüllt
• mit Schrumpfschlauch ummantelt
• Obere Klemmung: Rändelschrauben und geschlitztes Winkelblech
• Untere Klemmung: Klemmblöcke (36mm) mit Spannhebeln statt Excenterhebeln
Höhenräder
• 50cm Kreisdurchmesser
• 165° Kreissegment
• 12mm Birke-Multiplex
• Höhenlager: Teflon auf Resopal Kantenumleimer
Rockerbox
• 12mm Birke-Multiplex für die Seiten und den Boden
• 9mm Birke-Multiplex für die Front und die Rückseite
• Außenmaße BxHxT = 364 x 122 x 316
Deckel der Rockerbox
• 9mm Birke-Multiplex
• Azimutallager: Teflon auf Formica Stardust
• Führung über drei Kugellager
• Krallen aus Alu-inkelblech an den vier Ecken
Viele Grüße,
Matthias