M104 - Der Mexikaner mit seinen Kugelsternhaufen

  • Hola a todo el mundo!


    Als ich vor ziemlich genau drei Jahren frisch in die Astrofotografie eingestiegen bin, war die Sombrero Galaxie eines der ersten Motive, damals noch mit DSLR und ohne Nachführkontrolle. Ich erinnere mich gut an das coole Gefühl, das Staubband in den Bildern erkennen zu können. Mehr Details waren allerdings nicht drin, trotz 8“ EdgeHD.


    Die klaren Nächte letztes Wochenende wollte ich nutzen, das Objekt mit besserem Equipment (gekühlte CMOS-Cam, MGen) und etwas mehr Erfahrung noch einmal abzulichten. Dazu muss man sagen, dass M104 von meinem Standort wenige km nördlich von Würzburg ziemlich im Lichtsumpf der Stadt versinkt. Zum Glück war aber an beiden Tagen sowohl die Transparenz als auch das Seeing gut. So kamen in zwei Nächten insgesamt 6 Stunden zusammen. Die FWHM-Werte schwankten laut DSS jeweils zwischen 3“ und 5“. Durch’s Schärfen dürfte somit eine Auflösung von etwa 2“ erreichbar sein, oder?


    Bei der Nachbearbeitung in Photoshop habe ich versucht, behutsam Details aus dem Staubband und den Spiralarmen herauszukitzeln, ohne Artefakte zu erzeugen. Hätte im Vorfeld nicht gedacht, dass man unter den gegebenen Umständen tatsächlich schon einige Einzelheiten erkennen wird. Umso mehr freue ich mich über das Ergebnis!


    Bei der Recherche, was man denn so im Bild noch alles im Hintergrund sieht, bin ich auch auf die Kugelsternhaufen aufmerksam geworden. Etwa 16 Stück sind in der Aufnahme zu identifizieren (siehe Bild). Vielleicht sind es auch mehr, dazu fehlen mir aber die Daten. M104 ist ja bekannt für seine Vielzahl an Globular Clusters…


    Ich hoffe, dass auch euch die Zusammenstellung der Bilder gefällt, trotz Standardmotiv :)


    Aufnahmedetails stehen jeweils unten im Bild. Falls etwas fehlt, reiche ich es gerne nach.




    Hier der volle Bildausschnitt bei 1440 mm Brennweite:




    Die erkennbaren Kugelsternhaufen mit etwas aufgehelltem Himmelshintergrund:



    Viele Grüße oder passend zum Sombrero:
    Muchos saludos!


    Marco

  • Hallo Marco,
    Wirklich sehr schön anzusehen. Die Details im Staubband sind faszinierend. Wegen der geringen Horizonthöhe ist M104 nicht ganz einfach. Hatte den vor Jahren auch mal von unserer Vereinssternwarte mit einem größeren Gerät aufnehmen wollen, war aber von meinem Ergebnis damals recht enttäuscht. Du hast die Herausforderung hervorragend gemeistert.
    Gruß
    Jürgen

  • Hallo Marco,
    ich hatte vor kurzem das Vergnügen einen perfekten Sombrero gesehen zu haben. Aus Namibia, mit großem Gerät und besten Bedingungen. Was soll ich sagen, da kommst du natürlich nicht ran. ABER: Ich mag dein Bild lieber. Ich kenne das, da kreucht und fleucht die Galaxie knapp über dem Horizon herum, man hat vielleicht nur ein Zeitfenster von 2 oder 3 Stunden. Die Refraktion ist deutlich sichtbar, der Lichtsumpf und ganz einfach auch das schlechtere Seeing sind da und die x-Kilometer Luftweg, die das Objekt schwächer erscheinen lässt … und dann, wenn man das alles berücksichtigt, dann ist dein Ergebnis genial. Und wenn man sich dann auch noch mit seinem Bild beschäftigt und z.B. die Kugelsternhaufen heraussucht, dann ist das genau das, was ich unter Amateur-Astro-Fotografie verstehe. Mach weiter so, mir gefällt das richtig,richtig gut.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Marco,
    nachdem ich mir bei dem M104 einen abgebrochen habe und trotz guter Sicht kein vernünftiges Bild zustande gebracht habe(ATIK 383LRGB mit 10"/f4.8:
    Könntest Du was zur 071 sagen hinsichtlich Einstellungen(Gain usw.) und Bildbearbeitung. Sind Flats, Bias und Darks unbedingt notwendig?
    Dein e Aufnahme ist super und zumal unter den Bedingungen, die Jürgen schon geschrieben hat.
    LG Jochen

  • Vielen Dank für euer Feedback, Kollegen!


    > Jürgen: Freut mich, dass es gefällt. Die Horizontnähe hatte mich in den letzten zwei Jahren auch daran gehindert, einen neuen Versuch an M104 zu starten. Ich dachte, mehr als das Staubband wie im ersten Anlauf vor drei Jahren sei eh nicht drin. Auf jeden Fall braucht es in unseren Breiten eine stabile Hochdrucklage mit gutem Seeing und einigermaßen Transparenz, damit es sich lohnt.


    > Ralf: Auch dir herzlichen Dank. Und du bringst es genau auf den Punkt, worum es auch mir geht: nicht um rekordverdächtige Resultate, die mit dem Equipment ohnehin nicht möglich sind. Allerdings ist es immer eine Herausforderung, unter den gegebenen Bedingungen (und die sind nunmal im Vergleich zu den Profis ziemlich bescheiden ;)) das Beste herauszuholen. Und wenn dabei sogar feine Details wie ein paar Kugelsternhaufen oder erste Strukturen in den Spiralarmen und dem Staubband sichtbar werden, ist das Ziel erreicht :)


    Letztendlich könnten wir doch alle aufhören, selbst die Reiseverrückten (im positiven Sinne), die viel Geld ausgeben, um an weit entfernten Orten geniale Fotos zu machen. Am Schluss kommt immer einer mit dem Hubble-Foto um die Ecke!


    > Jochen: Dankeschön! Ich denke, dass vor allem das Seeing hier der Schlüssel war. An den Einstellungen der ASI071 hab ich nicht viel verändert. Arbeite mit Unity Gain 90 und Offset 65 bei jeweils 180 Sekunden Belichtung und -15°C. Zwischen Reducer und der ASI sitzt noch ein IDAS HEUIB Filter, der UV und IR sperrt. Aufnahmesoftware ist APT.


    Anschließend wurde ein älteres Master-Dark und Master-Bias verwendet sowie ein aktuelles Flat. Ohne Flats ginge wegen dem Reducer gar nichts, die Randabschattung ist extrem und an eine Bearbeitung oder Farbkalibrierung wäre nicht zu denken. Da am Schluss trotz Flat noch ein paar Farbgradienten im Bild zu erkennen waren (dieses Problem werde ich irgendwie nicht los...), kam noch ein künstliches AstroFlat (von ProDigital Software) zum Einsatz, wobei vorher allerdings die Galaxie und hellere Sterne im Photoshop ausgeschnitten wurden, um sie nicht mit in das künstliche Flat einzubeziehen (sonst würden um die hellen Objekte dunkle Halos entstehen und schwache Details gingen verloren). Das AstroFlat hat den Hintergrund auch farblich optimal neutralisiert, so dass man viel entspannter weitermachen konnte. Ich hoffe das hat dir ein bisschen geholfen, ansonsten kann ich auch gerne auf die Bearbeitungsschritte im Photoshop genauer eingehen.


    Viele Grüße
    Marco

  • Hallo Marco,


    ich möchte dir ebenfalls zu der gelungenen Aufnahme gratulieren !
    Das Thema Kugelsternhaufen bei anderen Galaxien zu verfolgen ist eine tolle Idee. Bisher war mir das aufnahmemäßig nur bei M31 geläufig. Wie es aussieht darf man sich auch bei anderen Messier-Galaxien Chancen ausrechnen.


    Die Spikes finde ich diesmal ganz passabel - es sind halt nicht so viele arg helle Sterne im Bildfeld.


    Gruß Lars

  • Hallo Marco,


    Alle Achtung, was du alles mit dem entsprechenden Aufwand herausgekitzelt hast. Und soo gering ist die Höhe nun auch nicht ;)


    Alles Gute, Bruno

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