Spiegelreinigung

  • Zurzeit fliegt wieder extrem viel Pollen durch die Luft und deshalb ist das Thema Spiegelreinigung wieder aktuell.


    Wie ich es mache:
    Ich weiche den Spiegel für ca. 5 Minuten in Spüliwasser ein (länger soll auch nicht optimal sein.) und gehe dann mit der Dusche ein paarmal darüber. Dann spüle ich ich mit der Dusche und klarem Wasser nach, damit keine Spülmittelrückstände darauf bleiben.
    Sollte der Pollen sehr hartnäckig darauf haften, nehme ich mir die Munddusche und gehe unter Wasser vorsichtig mit dem Sprühstrahl über die Oberfläche.
    Anschließen spüle ich mit der Dusche mit klarem Wasser nach und schütte destilliertes Wasser nach, damit keine Kalkrückstände bleiben. Anschließen stelle ich den Spiegel senkrecht (nicht mehr in der Duschtasse) und entferne die restlichen Tröpfchen mit Druckluft.


    Das hat imho bisher immer gut funktioniert und ist ja auch eigentlich kontaktlos, so dass keine Kratzer entstehen können.


    Die Druckluft hat auch bei mir noch nie irgendwelche sichtbare Ölrückstände o.ä. auf dem Spiegel hinterlassen, die vom Befüllen stammen könnten.


    Einige reinigen ihren Spiegel mit Spüli am Finger und reiben damit vorsichtig über die Oberfläche. Mir war das zu risikoreich, da beim Reiben immer mikrofeine Kratzer entstehen können.
    Um den Beweis anzutreten, habe ich die Mitte meines Spiegels mehrfach entsprechend mit dem Finger behandelt, da sie ja durch den Fangspiegel abgedeckt wird und ein kontrastverstärktes Foto (Kreis in der Mitte) davon angefertigt.
    Möge sich jeder sein eigenes Urteil bilden...

  • Hallo,


    mein 14,5" Spiegel ist nun gute 25 Jahre alt, liefert nach wie vor eine visuell sehr gute Abbildung, auch wenn die Spiegelbeschichtung inzwischen zu etwa 1 oder 2 Prozent durchsichtig geworden ist. Das sieht man im dunklen Raum bei Gegenlicht: Die undichten Stellen zeigen sich dann in Form eines feinen "Sternenhimmels". Diese undichten Stellen sieht man aus der Nähe auch tagsüber und sind folglich keine "Flecken", die man abwaschen könnte. Das sollte man vielleicht vorher auch überprüfen, bevor man versucht, undichte Stellen in der Beschichtung wegzuputzen. ;)
    Daneben gibt es immer wieder zahlreiche, hartnäckige Pollenfleckchen und insbesondere Tauflecken, die bereits in der ersten Nacht nach einer Reinigung zurückbleiben können!
    Auch wenn all diese Spuren insgesamt kaum merklichen Einfluss auf die visuelle Abbildung haben dürften - zumindest bei den allermeisten Beobachtungen nicht - wird es spätestens alle paar Jahre mal Zeit, den Spiegel einer Reinigung zu unterziehen.



    <i>Mein über 25 Jahre alter, 14,5" Spiegel bei Gegenlicht - die "Pünktchen" bzw. "Sternenhimmel" zeigt undichte Stellen in der Beschichtung, die auch bei jüngeren Spiegeln auftreten können und tagsüber leicht mit kleinen Taufleckchen verwechselt werden können. Reinigung ist hier natürlich unmöglich.</i>



    Wie wasche ich meinen Spiegel?


    Natürlich auch zunächst einmal immer so schonend wie möglich.
    D.h., zunächst ein Vollbad mit komplett eingetauchtem Spiegel, idealerweise in einer sauberen, passenden Kunststoffwanne, damit nicht so wahnsinnig viel Wasser gebraucht wird. Dazu kann man einfaches <b>Spülmittel</b> geben, möglichst ohne unnötige Zusätze wie Parfüm oder Hautpflegemittel, die letztlich wieder zu einem neuen fettigen Belag führen! (Viel Spaß beim Suchen im Supermarkt...!) Viele von uns bevorzugen das "Fit" (Spüli in grüner Flasche).
    Wie lange der Spiegel nun in dieser Wasser-Spüli-Mischung verweilen soll - keine Ahnung! Ich ließ den Spiegel schon 10 Minuten drin, 30 Minuten, ja sogar 2 Stunden... einen Unterschied hinterher konnte ich daraus noch nie sehen! <b>Das Reinigungsergebnis war in etwa immer gleich schlecht</b>: Tauflecken bleiben meistens drauf und auch festgeklebte Pollenreste lassen sich so nach meiner Erfahrung nicht lösen. Das Einzige, was nach dem Bad und Abspülen mit der Brause fast vollständig verschwindet, sind festgeklebte Fusseln bzw. der lose Staub. Danach wird natürlich ausgiebig mit destilliertem Wasser nachgespült und der Spiegel möglichst senkrecht gestellt, damit das Wasser abtropfen kann. Bei größeren Tropfen kann man auch gut mit einem Blasebalg oder vorsichtig mit den Ecken eines saugfähigen Taschentuchs / Wattepads nachhelfen.
    Es mag viele geben, die sich vielleicht mit diesem Ergebnis bereits zufrieden geben. Ich denke halt immer auch an den gesamten Aufwand vom Ausbau des Spiegels, über die Zeit der Reinigung bis hin zum Wiedereinbauen und insbesondere Grundjustierung usw. Daher habe ich schon den Anspruch, die Sache so effektiv wie möglich durchzuziehen - wenn ich tatsächlich schon mal die Nerven gefunden habe, den Spiegel raus und in die Hand zu nehmen.


    <b>Meiner Erfahrung nach lassen sich - insbesondere ältere Spiegel mit schon ein paar mehr Spuren - einfach nicht kontaktfrei bzw. ganz ohne manuelle Arbeit reinigen.</b> Zumindest nicht mit einfachem Spülmittel und auch tonnenweise Leitungs- oder destilliertem Wasser! Es spielt auch wenig eine Rolle, ob mit weichem Strahl, hartem Strahl, 3-fach oder 7-fach geteiltem oder rotierendem Strahl! Höchstens eine wärmere Wassertemperatur hilft vielleicht.


    Nach ungefähr 5 Erfahrungen dieser Art und der großen Enttäuschung über das Reinigungsergebnis nach dem Wiedereinbau des Spiegels, hab ich mir dann irgendwann endlich ein Herz gefasst und den Spiegel nach oben beschriebenem Bad sowie mehrfachem Abspülen und Erneuern des Badewassers dann <b>unter Wasser rigoros mit Watte bearbeitet</b> (d.h. trotzdem vorsichtig! ;-)). Das sollte man natürlich erst tun, wenn man wirklich sicher ist, dass sämtlicher lose Staub bestmöglich vom Spiegel abgewaschen ist! Sonst nicht natürlich Kratzer vorprogrammiert - ganz klar.
    Bei der Berührung bzw. Bearbeitung mit den blanken Fingerkuppen wird immer ausdrücklich empfohlen, die Finger vorher gründlich zu reinigen, zu bürsten und sehr lange in Spülmittelwasser zu halten, bis die Haut eingeweicht ist. Auch das habe ich bereits stellenweise gemacht - ohne die von Dir gezeigten Kratzer als Ergebnis. Für mich persönlich ist diese Methode trotzdem nicht empfehlenswert, weil das Risiko doch sehr hoch ist und mir einfach zu umständlich, weil es dauert und immer nur punktuell gearbeitet wird. Deshalb vielleicht eine Möglichkeit, bestimmte, sehr schwierige Stellen zu reinigen.


    Nur mit der Reinigung mit Watte unter Wasser sowie anschließend noch druckfreien Reinigung mit Watte und der <b>Reinigungsflüssigkeit meines Vertrauens (Optical Wonder von Baader)</b> habe ich bislang am Ende ein Ergebnis bekommen, das für den Aufwand wirklich entschädigt: Keine Schlieren oder sonstige Rückstände in Form von Wasserflecken etc.


    Ich bin mir bewusst, dass diese Art der Reinigung für viele möglicherweise sehr radikal erscheint - und ich war anfänglich ebenfalls sehr zurückhaltend.
    Aber ich kann versprechen: Je dreckiger der Spiegel wird und wenn man irgendwann dann sogar einen komplett milchigen Schleier drauf hat, desto experimentierfreudiger wird man! ;)


    Ich habe auch bereits verschiedenen, <b>reinen Alkohol (Isopropanol, Isopropylalkohol usw.)</b> aus der Apotheke eingesetzt, den Spiegel teils sogar darin getränkt - <b>alles mit sehr ernüchterndem, teils sogar KATASTROPHALEM Ergebnis!</b> Der (angeblich) reine Alkohol verursachte bei mir <b>furchtbare Schlieren</b> über die gesamte Oberfläche, die sich nur mit mehrfachem, gründlichen Abspülen mit destilliertem Wasser endlich wieder entfernen ließen. <b>Von reinem Alkohol lasse ich seither die Finger!</b> :)


    Schließlich bin ich persönlich zu der Überzeugung gekommen:
    <b>Eine Spiegelreinigung bzw. Reinigung einer so empfindlichen Oberfläche ist IMMER mit einer gewissen Abnutzung, Erosion verbunden. Eine 100% schonende, spurlose Spiegelreinigung halte ich - insbesondere bei älteren und stärker verschmutzen Spiegeln - für eine ILLUSION!</b>
    Und die wenigsten von uns werden daheim über Sauberräume oder Laborbedingungen/-mittel verfügen, sondern einfach nur über die Möglichkeiten eines Badezimmers sowie verfügbaren Haushaltsmitteln.


    Daher <b>2 goldene Regeln</b>, die ich für mich gefunden habe und gerne weitergebe:
    1. Genaue Bewertung: Ist der Spiegel wirklich so "schmutzig", dass eine Reinigung unumgänglich ist bzw. ist zu erwarten, dass sie tatsächlich die Abbildungsleistung verbessern kann? Oder gefällt einem der Spiegel nur "optisch" nicht? (Letzte Frage "JA" -&gt; keine Reinigung)
    2. Jede Reinigung ist auch immer eine Abnutzung, wenn auch in geringerem Maße!



    Viel Erfolg beim Spiegelputzen! ;)


    Peter M.

  • Ich habe 2014 den Spiegel meines 8 Zoll GSO Dobson zum ersten Mal reinigen müssen, weil ich bei der Beobachtung an hellen Sternen hübsche Höfe hatte. Nach der Reinigung waren diese verschwunden. Nun nach 6 Jahren ist immer noch keine Reinigung notwendig, obwohl der Spiegel schon wieder etwas Staub angesammelt hat.


    Als Lösungsmittel hat sich bei mir Wasser, Isopropanaol und Spüli der Marke FIT grün etabliert. Dazu nehme ich eine Pumpflasche und fülle diese mit 7/10 Isopropanol auf. Hinzu kommt 3/10 destilliertes Wasser und ein Tropfen Spülmittel. Der Hauptspiegel wird horizontal in das Spülbecken gelegt und dessen Oberfläche mit der Lösung kräftig benetzt. In der Zwischenzeit wird eine Lösung aus 100 ml Isopropanol und 900 ml demineralisierten Wassers angerührt und diese mit einem Spritzer Spülmittel versetzt und der Spiegel ein paar Stunden eingeweicht. Abgezogen wird das ganze dann mit steriler Augenwatte aus der Apotheke. Dann verschwinden auch hartnäckigere Verschmutzungen.


    Hier mein Blogartikel von Damals: https://blog.aschnabel.bplaced…-meines-newton-teleskops/


    Haupt- und Fangspiegel sahen nach dieser Prozedur wieder wie neu aus.

    Gruß & cs

    Andreas


    Meade LXD55 10" f/4 | GSO Dobson 8" f/6 | TS PHOTOLINE 3" f/7 Apo | Fujinon 10x70 FMT-SX2 | Fujinon 16x70 FMT-SX | AstroTrac TT320X-AG | Canon EOS 1000Da / 600Dfs / 6D

  • servus zusammen,


    meine Erfahrung bislang:
    ich musste mal im Astrourlaub meinen 14.5" Spiegel reinigen. Die Landschaft war nach dem Sommer ausgetrocknet, und vom Boden hatte ich immer wieder Staub aufgewirbelt, den der böige Wind einer Nacht genau in die Rockerbox geblasen hat. Das Ergebnis war ein erheblicher Verlust an Qualität der Sterne und Tiefe beim Beobachten - es waren keine schwachen Galaxien mehr da!
    Am nächsten Tag: Spiegel ausgebaut, waagrecht gelegt, und mit einer Mischung aus Wasser und ein klein wenig Spülmittel ein paar Minuten eingeweicht. Anschließend die hartnäckigen Dreckflecken mit sehr weichem Klopapier, das klitschnass getränkt wurde, ohne reiben nur mit direktem senkrechten leichten Druck losgelöst.
    Dann den Spiegel fast senkrecht gestellt, und die ganze Brühe mit Wasser-/Spülmittellösung gut gespült. Eventuelle Schmutzreste hab ich nochmals mit sanftem Druck mittels nassen Klopapier gelöst.
    Abschließend nochmals spülen, direkt das Wasser abrinnen lassen und verbleibende Wasserflecken sofort mit Küchenpapier aufgesaugt.
    Funktionierte bestens, ohne Beeinträchtigung der Oberfläche, eine weitere Reinigung war später nicht nötig. Hält jetzt seit bald 3 Jahren.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

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