Kontraststeigerung Dobson mittels Lichtfalle

  • Hallo,


    bei der Recherche nach Möglichkeiten zur Kontrastoptimierung/Streulichtunterdrückung von (kleineren)Newton-Teleskopen mit Tubus bin ich neben den bekannten und bewährten Tipps wie Velour, OAZ-Blenden u.ä. auf das Konzept der Lichtfalle nach Turco - Turco Dark Bucket gestoßen.
    Grob beschrieben handelt es sich um eine Lichtfalle in Form einer ausgekleideten Tonne direkt gegenüber des OAZ, s. z.B. hier:
    https://www.cloudynights.com/t…ur-tdb-turco-dark-bucket/
    Das Konzept erscheint mir wunderbar simpel und hat wohl im amerikanischen Raum auch einige Anhänger. Bei uns konnte ich bisher noch kein Teleskop mit einer derartigen Modifikation sehen.


    Deshalb meine Frage: Hat jemand von euch konkrete, praktische Erfahrungen und kann über Effekt, Vor- und Nachteile berichten? Für ein anstehendes ATM-Dobson-Projekt ziehe ich das Ganze in Erwägung.


    Gruß,
    Stefan

  • Stefan,
    diese sog. Lichtfalle versucht ja das Konzept von Innenblenden, wie man es von Refraktoren kennt, auch am Newton für den querliegenden Lichtweg umzusetzen. Persönlich habe ich keine Erfahrung damit. Ich würde mir aber überlegen, ob man mit einer (verstellbaren) Blende direkt am Okularauszug , das nicht noch besser lösen kann. Die Lichtfalle dient ja dazu, Reflexionen von der dem OAZ gegenüberliegenden Stelle des Tubus/Huts am FS vorbei in den OAZ zu verringern; also die Gegenlichtblende selbst möglichst dunkel zu machen.


    Eine Blende am OAZ verhindert, dass überhaupt am FS vorbei Licht in den OAZ eindringt.


    Daneben verringert so eine "Falle" Sekundärreflexionen. Bei einem angenommenen Schwärzungsgrad von 95% aller Bauteile, geht es da um 5% von 5% = 0,25% (Menge, die nach zweimaliger Reflexion reflektiert wird).


    Es ist meiner Meinung nach effektiver sich zunächst um die Direktreflexion von Streulicht zu kümmern, dort lassen sich viel einfacher 0,25% Streulicht einsparen. Z.B. indem man besser schwärzt und statt 95% dann 95,25% erreicht, indem man FS-Kante und Rückseite, Schraubenköpfe, OAZ-Innenrohr etc. restlos erfasst. Das Blendenprinzip im OAZ-Rohr (Ringblende am OAZ-Rohr-Eingang) oder an den Fangspiegelstreben (T-Form**, so dass die eigentliche Strebe im eigenen Schatten liegt) halte ich für effektiver.


    PS: So eine Lichtfalle kann man auch mit einem Sägezahn- oder Lamellenmusster baulich flacher umsetzen. Nach der Logik, wie wenn man eine dicke Linse durch eine dünne Fresnelllinse ersetzt.


    PPS: Timm nutzt an seinem Dobson eine Gegenlichblende, die passgenau den FS umschließt und auf den FS-Spinnstreben in der Tubusmitte aufsitzt. Das spart ihm Gewicht und Windangriffsfläche, da nur noch halb so groß, wie eine Gegenlichtblende, die sonst doppelt so weit vom OAZ am Tubusrand sitzt.



    **
    Haltestreben der FS-Spinne werden gewöhnlich aus dünnen Blechstreifen gemacht. Ein Blickfeld, z.B. 1,5° im Übersichtsokular bewirkt, dass die Strebe +/- 0,75° für Randobjekte schräg im Strahlengang liegt. Da lohnt es sich, durch eine T-förmige Verdickung in passender Breite, die Strebe in den Schatten "unters T" zu bringen, zumahl kein Schwarzlack der Welt unter solchen Streiflichtbedingungen gut abschneidet. Einziger Pferdefuß, man erzeugt stärkere Spikes im Bildzentrum. Für Objekte am Bildrand ändert sich ja nichts, die Strebe erscheint auch ohne "T" dort so dick. Das Fiese an diesem Streiflicht ist, dass es im Strahlengang den Bildkontrast mindert, weil Lichtquelle ja die Sterne sind, teilweise sogar die, die man gerade anschaut.

  • Ich meine, ich hätte von John Dobson himself ein Sonnenteleskop mit Lichtfalle gesehen. Ich glaube, einer Spiegel war unverspiegelt. Dadurch ist das Verhältnis von Nutzlicht zu Streulicht am hellen Tag schlechter und lässt eine Lichtfalle sinnvoll erscheinen. Weiß jemand welches Teleskop ich meine? Ich finde kein Bild davon.


    Für Nachteleskope habe ich persönlich in der Selbstbauszene so etwas noch nie gesehen.


    Kommerziell gab es die Intes Micro Mak-Newtons mit Lamellen gegenüber dem OAZ, wie Kalle beschreibt. Siehe Bild unten auf der Seite:
    http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=197068&whichpage=2


    Ich hatte an meinem 17,5- Zöller die Hut Innenfläche mit groben Sägespänen aufgeraut. Enntspricht in der Wirkung ungefähr dem schwarzen Velour.

  • Hallo Stefan und Stathis.



    Stefan: Die meisten käuflichen Newtons mit Volltubus sind auf möglichst kurze Baulänge hin konstruiert, und haben keine "Taukappe", so wie sie bei Refraktoren aus guten Gründen immer noch üblich ist.
    Dadurch fällt von vornherein mehr Licht auf den Tubusbereich, der dem OAZ gegenüberliegt. Diese Tubuswand ist eine wichtige Streulichtquelle beim Newton. Nun mag unter stockdunklem Landhimmel diesr Streulichtanteil sehr klein sein. Für die meisten von uns sind solche extem dunklen Orte nicht erreichbar, und daher jede Verminderung des Streulichtes, und daher Verbesserung des Kontrastes, willkommen.


    Wenn du wirklich das Minimum an Streulicht willst, ist eine Streulichtfalle so wie auf CN beschrien aus meiner Sicht wirklich empfehlenswert. Kostet auch nicht viel. Man muss sich nur überwinden, den Tubus aufzuschneiden und die ordentlich dimensionierte Falle anzubauen.


    Stathis: Vielleicht meinst du den Einschub "Light Traps in Telescopes", in einem exzellenten Artikel über Streulicht in Newtons, von H.R. Suiter himself. Die Box ist auf S. 144 abgedruckt, in Sky & Telescope, Jan. 2001.
    Es geht dabei um ein Sonnenteleskop, Typ Newton, mit unbelegtem HS und, wenn ich das auf meiner schlechten SW Kopie richtig sehe, mit einem Herschelkeil (?) als Diagonalspiegel. Der Tubus ist zur Vermeidung von Tubusseeing innen weiß gestrichen! Gegenüber dem Okular befindet sich eine Streulichtfalle, ähnlich wie hier diskutiert. Suiter gibt an, dass die Streulichtunterdrückung so gut sei, dass die Feldblende des Okulares nicht sichtbar sei, wenn das Bild der Sonne auf eine angenehme Helligkeit eingestellt wird.


    Der gesamte Artikel: Suiter, Harold R., "Stray Light in Telescopes", Sky & Telescope, January 2001, p. 141 - 147. Der Artikel geht auch auf die Messung des Streulichtlevels in Teleskopen mittels CCD Kameras ein.
    Ein weiterer lesenswerter Artikel zum Thema: Seronik, Gary: "Newtonian Baffling Made Easy", Sky & Telescope, April 2001, p. 128 - 132. Dieser Artikel wendet sich mehr an diejenigen, die bereit sind, einige relativ kleine Umbaumaßnahmen an ihrem Newton vorzunehmen. Die Streulichtfalle gegenüber dem OAZ wird in diesem Artikel nicht erwähnt.




    Viele Grüße,


    Guntram

  • Hallo Leute,


    interessantes Thema. Ich werfe mal ungeordnet meine Gedanken in den Raum:


    Tatsächlich ist Licht, welches auf die Tubuswand fällt, mitunter ziemlich übel, was ich besonders am Balkon merke, wo auf die Innenseite meiner schwarzen Gegenlichtblende eine Laterne strahlt...


    Lichtfalle im Sinne einer Strukturierung der dem FS gegenüberliegenden Fläche halte ich daher für absolut sinnvoll. Fragt sich nur in welcher Art und Umfang.


    An anderer Stelle, bei Reduzierhülsen, findet man desöfteren ein einfaches und effektives Prinzip: der der Hauptoptik zugewandte Teil der Reduzierhülse ist konisch/ wie ein Trichter ausgeführt. So wird die Fläche der Hülse superschwarz, weil nicht in Blickrichtung reflektiert wird. Ggf. könnte man, das Prinzip aufnehmend, zusätzlich zur Texturierung des dem OAZ gegenüberliegenden verwendeten Materials, die verlinkten Lamellen(Mak) so konzentrisch und um 45 Grad angewinkelt basteln.


    Aber: Kann nicht einfach eine "Taukappe" wie bei den Refraktoren helfen, wäre dies nicht einfacher? Windanfälligkeit mal außen vorgelassen.


    Der dem OAZ gegenüberliegende Teil müsste seeehr großzügig mit einer Lichtfalle versehen sein. Meinem Gefühl nach locker dem Durchmesser der Optik entsprechend. Ich denke auch, dass das keinen sinnvollen sichtbaren Effekt hat, wenn auf gängige Weise bereits verblendet ist.


    Schöne Grüße
    Norman

  • Norman,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... die verlinkten Lamellen(Mak) so konzentrisch ...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Die orientieren sich am Einfallswinkel vom Streulicht und weniger um das Bildfeld vom OAZ (ohne Okular). Stillschweigend wird ein geschlossener Tubus vorausgesetzt.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... zugewandte Teil der Reduzierhülse ist konisch<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Wie wärs, wenn man einfach zwei Filterfassungen entlang der gedachten konischen Linie zu Blenden umbaut und einschraubt? Sowas könnte man adhoc ausprobieren und testen. (Testweise einfach ein Stück geschwärzte Pappe als Ringblende 'einschrauben/eindrücken')


    und ... gegen eine Laterne im Rücken hilft ein Sonnenschirm o.ä.


    Gruß

  • Hi Norman, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> der der Hauptoptik zugewandte Teil der Reduzierhülse ist konisch/ wie ein Trichter ausgeführt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Das beschneidet aber den Strahlengang weit vor der Feldblende. Außerdem wir das offenbar von Herstellern anerkannt guter Okulare (Televue, Pentax) nicht als Problem gesehen, deren Steckhülsen sind innen blank, also nicht mal geschwärzt.


    Die Lichtfalle halte ich bei existierender Auskleidung mit Velours für die Hosenträger zum Gürtel. [:D]


    Gruß Stefan

  • Hi Stefan,


    doch, genau Televue sieht derlei Reflexionen anscheinend als Problem, denn genau von TElevue stammte meine seinerzeitige Reduzierhülse ;)


    Da wird der Strahlengang gar nicht beschnitten, die 1 1"4-Stutzen vom Okular war bündig mit der Feldblende bzw. lag ja gar noch außerhalb von der Blende. Doof zu beschreiben, aber da is nix mit Abschattung :)


    Und: TV hat das Problem erkannt mit den blanken Hülsen. Bei den Hybridokularen gabs seinerseit eine total blanke fläche (12er T4 Nagler). Mein 13er Ethos jetzt hat einen schwarzen Ring um die 1 1/4"Chromhülse.


    Ich meinte beim 12er T4 auch Reflexe gesehen zu haben, die auf diese blanke Fläche zurückzuführen waren. Am 4" TV NP 101, wo ja recht weit hinten okularseitig noch ein Linsenpaar sitzt...


    Schöne Grüße
    Norman

  • Vielen Dank für Eure zahlreichen Beiträge und Anregungen.
    Es wurde ja schon geschrieben, dass ein Hauptproblem von vielen Newton-"Chinakrachern" sicherlich der zu geringe Abstand zwischen FS/OAZ und Tubusende sowie die reflektive Innenwand des Tubus ist. Und meistens ist ja der Tubus auch viel zu eng. Dies deckt sich mit meinen Beobachtungen.
    Meine Gedanken beziehen sich auf den Bau eines 8" f/6, der viel am Planeten zum Einsatz kommen soll. Ausreichend großen Tubus kann ich leicht gewährleisten (250 mm bei 200 mm HS-Durchmesser), Taukappe mit 300 mm lässt sich auch realisieren und eine Feldblende/Irisblende vor dem OAZ ist auch kein großer Aufwand. Und gerade unter nicht optimalen Bedingungen (z.B. bei Beobachtungen) im Garten frage ich mich eben ob die Lichtfalle wie von stefan-h beschrieben der Hosenträger zum Gürtel ist.


    (==&gt;)Kalle66 Die Idee mit der T-förmigen FS-Streben klingt interessant, ich kann es mir aber noch nicht ganz vorstellen. Treibe ich da nicht den Teufel durch den Beelzebub aus indem ich mir weniger Reflexion durch mehr Abschattung erkaufe? Hättest Du dazu einen Link o.ä. für mich?


    (==&gt;)NormanG Hast Du weitere Informationen zu der Reduzierhülse von TV? Das klingt ebenfalls spannend und im Detail ist es mir noch nicht klar.


    (==&gt;)astrobaecker Bei dem Link von aokswiss zum Ninja Dobson ist erwähnt, dass der Tubus oberhalb des HS einen größeren Durchmesser hat, was eine Art Blendenwirkung hat. Das erschließt sich mir auf Anhieb nicht so ganz. Vielleicht kann mir hier jemand mit dem Prinzip auf die Sprünge helfen.


    Vielen Dank für Eure Hilfe bisher!

  • Hallo Stefan,


    eine verstellbare Irisblende (Beispiel, keine Werbung) am Eingang des Okularauszuges löst das Problem des hellen Hintergrundes vergleichsweise elegant und kann gleichzeitig wertvolle Dienste bei der Fangspiegelkollimation leisten. Möglicherweise sogar günstiger in der Anschaffung als ein Concenter.


    Tiefschwarzes Velours an der Tubuswand müsste bereits ausreichen. Lediglich bei der Sonnen- oder Mondbeobachtung könnte sich je nach Qualität das Velours durch die seitliche Anleuchtung als grauer und nicht mehr tiefschwarzer Hintergrund darstellen. Eine kleine Tubusringblende davor könnte die seitliche Anstrahlung verhindern.


    Viele Grüße, Reinhold

  • Servus Reinhold,

    eine verstellbare Irisblende (Beispiel, keine Werbung) am Eingang des Okularauszuges löst das Problem des hellen Hintergrundes vergleichsweise elegant

    Das ist nix Neues und ich habe schon lange eine Irisblende an der Stelle sitzen, hilft z.B. bei Beobachtungen von Jupiter, da der bei größerer AP noch recht hell ist und damit ein wenig blendet.


    Den hellen Himmelshintergund damit dämpfen zu wollen ist aber weniger gut. Die Blende beschneidet ja den Strahlengang und nimmt Öffnung weg. Da sollte man besser eine Okularbrennweite nutzen, die eine passende AP zur Grenzgröße liefert, dann macht sich der hellere Hintergrund auch nicht zu stark bemerkbar.


    Gruß Stefan

  • Servus Stefan,


    Was meinst du mit „hellem Himmelshintergrund“?


    Ich bezog mich auf die dem Okularauszug gegenüberliegende Tubuswand, die das Okular möglichst nicht „sehen“ sollte.


    Das war von mir so gedacht, dass die verstellbare Blende je nach eingesetztem Okular mehr oder weniger geöffnet wird. Die gibt es in verschiedenen Grundgrößen, so daß man die wählt, die bei maximaler Öffnung die größte eingesetzte Feldblende noch nicht beschneidet.


    Gruß Reinhold

  • Ich bezog mich auf die dem Okularauszug gegenüberliegende Tubuswand, die das Okular möglichst nicht „sehen“ sollte.

    Bei einer korrekten Auslegung eines Newton wirst du keine gegenüberliegende Tubuswand sehen. Und gegen mögliches Streulicht von dort hilft die Auskleidung des Tubusinneren mit Velours.

    Das war von mir so gedacht, dass die verstellbare Blende je nach eingesetztem Okular mehr oder weniger geöffnet wird. Die gibt es in verschiedenen Grundgrößen, so daß man die wählt, die bei maximaler Öffnung die größte eingesetzte Feldblende noch nicht beschneidet.

    Falsch gedacht, die Irisblende vor dem OAZ-Eingang bescheidet immer, auch bei einer viel kleineren Feldblende des genutzten Okulars. Damit wird die Abbildung immer abgedunkelt, abhängig von der Öffnung der Iris

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